Die Weltwirtschaftskrise: 1991 - 2001

Diese Vorlesung hielt Nick Beams, der nationalen Sekretär der Socialist Equality Party (Australien) und Mitglied in der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site am 16. Januar 2002 im Rahmen einer internationalen Schulung der Socialist Equality Party in Sydney.

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) stellte vor zehn Jahren angesichts des Zusammenbruchs der Sowjetunion und der stalinistischen Regimes in Osteuropa die folgende Frage: Hat das Ableben dieser Regimes die Bedingungen für ein neues kapitalistisches Gleichgewicht geschaffen oder ist es der erste Ausdruck eines Prozesses, der die Stabilität des Weltkapitalismus als Ganzem unterhöhlt?

Aus den beiden möglichen Antworten ergeben sich sehr unterschiedliche Perspektiven. Wenn der Zusammenbruch der Sowjetunion bedeutete, dass dem Kapitalismus sozusagen neues Leben eingehaucht wurde, dann hätten wir sagen müssen, dass der Sozialismus vielleicht nicht tot ist, aber die Aussichten auf eine sozialistische Revolution auf unbestimmte Zeit in der Zukunft verlagert wurden.

Wir behaupteten aber ganz im Gegenteil, dass das Ableben der UdSSR in letzter Analyse der politische Ausdruck umfassender Veränderungen der Weltwirtschaft war - Veränderungen, die die politischen Strukturen unterhöhlt hatten, auf denen die Stabilität der bürgerlichen Herrschaft beruhte. Angesichts der Globalisierung der Produktion, verbunden mit weitreichenden technologischen Entwicklungen auf der Basis des Computerchips, hatte sich die nationale ökonomische Perspektive des Stalinismus, die in seinem Programm des "Sozialismus in einem Land" zusammengefasst war, als völlig ungangbarer Weg erwiesen.

Der Zusammenbruch der stalinistischen Regimes war lediglich der erste Ausdruck eines erneuten Aufbrechens der Widersprüche zwischen der Entwicklung der Weltwirtschaft - der globalen Ausdehnung der Produktivkräfte, die vom Kapitalismus vorangetrieben wird - und dem Nationalstaatensystem, auf dem die Herrschaft der Bourgeoisie beruht. Wir bestanden darauf, dass das erneute Hervortreten dieses Widerspruchs weitreichende ökonomische und politische Konsequenzen mit sich bringt.

Die theoretische und politische Arbeit des Internationalen Komitees im letzten Jahrzehnt konzentrierte sich darauf, die Konsequenzen dieser neuen Stufe der historischen Entwicklung des Kapitalismus gründlich zu studieren und auf der Grundlage dieser Analyse die notwendigen Veränderungen in der Form unserer eigenen Arbeit vorzunehmen.

Von Beginn an waren wir uns darüber im Klaren, dass der Zusammenbruch der stalinistischen Regimes - der größten und mächtigsten Bürokratien der Arbeiterbewegung - weitreichende Folgen für die Entwicklung der Arbeiterbürokratien in allen größeren kapitalistischen Ländern haben musste. Wir bestanden darauf, dass die Verwandlung der Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien nicht nur das Ergebnis der verräterischen Politik ihrer Führer war, sondern ein organisches Produkt ihrer Struktur selbst. Es war die Reaktion von nationalen Organisationen auf die neue Situation, die sich aus der Globalisierung der Produktion ergab.

Die Globalisierung der Produktion erforderte auch eine kritische Neuuntersuchung und eine Überarbeitung der Perspektive der nationalen Selbstbestimmung. Diese Forderung hatte zwar in einer früheren Epoche insofern einen historisch fortschrittlichen Charakter, als sie sich gegen den Imperialismus richtete. Doch die umfassenden Veränderungen in der Weltwirtschaft bedeuteten, dass sich dies nun geändert hatte. "Selbstbestimmung" war zur Forderung verschiedener Teile der nationalen Bourgeoisie und des Kleinbürgertums geworden, die damit ihre eigenen Beziehungen zum globalen Kapital zu etablieren versuchten.

Die Analyse des Internationalen Komitees entwickelte sich im Gegensatz zu den verschiedenen kleinbürgerlich-radikalen Tendenzen, die behaupteten, dass die Globalisierung in Wirklichkeit nichts anderes sei als eine Propagandakampagne der herrschenden Elite, dass der Nationalstaat so stark wie eh und je bleibe und daher die politischen Perspektiven auf ihn auszurichten seien. Der Angriff der Spartacist League auf unsere Analyse im Jahre 1994 fasste die Anschauung all jener zusammen, deren politische Perspektive letztendlich darauf beruht, den Nationalstaat unter Druck zu setzen.

Wenn der Nationalstaat nicht von der globalen Entwicklung der Produktivkräfte unterhöhlt worden ist, wie die Radikalen behaupten, und weiterhin die herausragende politische und ökonomische Einheit darstellt, dann wäre die gesamte marxistische Perspektive nichts weiter als eine ethische oder moralische Idee. Die sozialistische Perspektive, die auf der Abschaffung von Nationalstaat und Privateigentum beruht, wäre dann lediglich eine Utopie.

Dies war die wichtigste politische Frage, die sich aus der Protestbewegung gegen die Globalisierung ergab. Nach den Demonstrationen in Seattle 1999 erklärten wir, dass man eine Unterscheidung treffen muss zwischen der Globalisierung der Produktivkräfte - einer vollkommen progressiven Entwicklung und letztlich der Grundlage für die Errichtung des Weltsozialismus - und dem globalen Kapitalismus - dem veralteten und reaktionären politischen System, das sich auf das Privateigentum und den Nationalstaat stützt, die die Produktivkräfte in ihrer Entfaltung hemmen. Diese Unterscheidung lag unserer Polemik mit Professor Michel Chossudovsky vor zwei Jahren zugrunde.

Auf der Grundlage unserer Analyse hat das IKVI wichtige Veränderungen vorgenommen: in den Jahren 1995/96 die Umwandlung unserer Bünde in Parteien und im Jahre 1998 die Gründung der World Socialist Web Site.

Wir können nun die Frage stellen: Hat unsere Perspektive dem Test der Ereignisse standgehalten? Anders ausgedrückt: War es dem Kapitalismus möglich, ein neues internationales Gleichgewicht zu finden, auf das sich eine weitere globale Ausdehnung stützen kann? Weisen die Entwicklungstendenzen gegenwärtig darauf hin, dass dies in der Zukunft möglich sein wird? Sind die Stürme und Spannungen der letzten zehn Jahre lediglich die Geburtswehen, die einer neuen und stabilen internationalen Ordnung vorausgehen? Oder repräsentieren sie ganz im Gegenteil eine Verstärkung der Ungleichgewichte, was durch den Zusammenbruch der UdSSR bereits angedeutet wurde? Ich werde in meiner Vorlesung versuchen, auf diese Fragen einzugehen und sie zu beantworten.

Drei von den Vereinigten Staaten geführte Kriege

Die politische Ökonomie des vergangenen Jahrzehnts zeichnet sich durch zwei hervorstechende Merkmale aus: den Ausbruch von drei Kriegen, die vom amerikanischen Imperialismus geführt wurden, und wachsende Turbulenzen im internationalen Finanzsystem. Dem Golfkrieg von 1990/91 folgten 1999 der Krieg gegen Serbien und nun der Krieg gegen Afghanistan mit dem gleichzeitigen Versprechen von Bush, dass das Jahr 2002 das "Jahr des Krieges" würde. Mit dem Beginn des Jahres 2002 werden wir Zeuge der schwersten globalen Rezession des letzten Vierteljahrhunderts und möglicherweise der gesamten Nachkriegsperiode.

Der Golfkrieg von 1990/91 fiel nicht zufällig mit dem Zusammenbruch und Auseinanderbrechen der Sowjetunion zusammen. Beide waren Aspekte desselben Prozesses - des Zusammenbruchs des Nachkriegsgleichgewichts des Weltkapitalismus. Wir stellten damals fest, dass die Position der Vereinigten Staaten höchst widersprüchlich war. Zur gleichen Zeit, als sie ihren Sieg über die UdSSR feierten, kämpften die Vereinigten Staaten für die Aufrechterhaltung ihrer globalen Hegemonie über ihre Rivalen. Das Manifest des IKVI von 1991, Gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus, bemerkte: "Das Streben des amerikanischen Imperialismus, seine Vormachtstellung in der Welt zurück zu erlangen, [bildet] eines der explosivsten Elemente in der Weltpolitik." Für die USA war die Möglichkeit, ihre militärische Macht international zu demonstrieren, viel wichtiger als die "Befreiung" Kuwaits.

Die Stellungnahme des IKVI vom Mai 1999, Weltpolitische Macht, Öl und Gold, stellte heraus, dass die wahren Gründe für den amerikanischen Krieg gegen Jugoslawien im Kampf der kapitalistischen Großmächte um die Neuaufteilung der ehemaligen UdSSR und die Aneignung ihrer Ressourcen lagen.

"In den früheren Sowjetrepubliken am Kaspischen Meer (Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan) werden die größten unerschlossenen Ölreserven der Welt ausgemacht. Diese Ressourcen werden jetzt unter den wichtigsten kapitalistischen Ländern aufgeteilt. Das ist es, was den wiedererwachenden Militarismus befeuert und zwangsläufig zu neuen Eroberungskriegen der imperialistischen Mächte gegen Gegner vor Ort sowie zu immer stärkeren Konflikten unter den Imperialisten selbst führen muss.

Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der kriegslüsternen US-Außenpolitik während der vergangenen zehn Jahre. Die Bombardierung Jugoslawiens schließt sich an eine ganze Serie von Angriffskriegen rund um die Welt an. Obwohl jeweils gewisse regionale Erwägungen eine Rolle spielten, bildeten diese Kriege doch insgesamt gesehen die Antwort der USA auf die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich mit dem Ende der UdSSR auftaten. Washington betrachtet seine militärische Stärke als Trumpf und spielt sie aus, um sich im kommenden Kampf um Ressourcen gegen alle seine Rivalen durchzusetzen."

Die Analyse des IKVI sah den derzeitigen Krieg in Afghanistan voraus, der lange vor den Ereignissen des 11. September geplant worden war. Die terroristischen Anschläge lieferten der amerikanischen Regierung den Vorwand, um ihre lang gehegten Kriegspläne in die Tat umzusetzen.

Die Stellung der Vereinigten Staaten in der Welt war im letzten Jahrzehnt Gegenstand vieler Diskussionen. 1992 sickerte beispielsweise Material des Pentagons durch, in dem erklärt wurde, dass die Aufrechterhaltung von Amerikas globaler Hegemonie die Schlüsselfrage der amerikanischen Außenpolitik sei.

Im Jahre 1997 legte Zbigniew Brzezinski, ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater unter Präsident Carter, seine Position klar dar: "Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hat sich die Weltlage tiefgreifend verändert ... Mit dem Scheitern und dem Zusammenbruch der Sowjetunion stieg ein Land der westlichen Hemisphäre, nämlich die Vereinigten Staaten, zur einzigen und im Grunde ersten wirklichen Weltmacht auf."

Aber die Frage war, wie diese Dominanz aufrechtzuerhalten ist? Brzezinski schreibt dazu: "Inwieweit die USA ihre globale Vormachtstellung geltend machen können, hängt davon ab, wie ein weltweit engagiertes Amerika mit den komplexen Machtverhältnissen auf dem eurasischen Kontinent fertig wird - und ob es dort das Aufkommen einer dominierenden, gegnerischen Macht verhindern kann" (Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht, S. 15).

Brzezinski widmet ein Kapitel seines Buches dem, was er als "eurasischen Balkan" bezeichnet, wozu grob gesagt die Anrainerstaaten des Kaspischen Meers und deren Nachbarn gehören.

"Im Kampf um die Vormacht in Europa winkte der traditionelle Balkan als geopolitische Beute. Geopolitisch interessant ist auch der eurasische Balkan, den die künftigen Transportwege, die zwischen den reichsten und produktivsten westlichen und östlichen Randzonen Eurasiens bessere Verbindungen herstellen sollen, durchziehen werden. Außerdem kommt ihm sicherheitspolitische Bedeutung zu, weil mindestens drei seiner unmittelbaren und mächtigsten Nachbarn von alters her Absichten darauf hegen, und auch China ein immer größeres politisches Interesse an der Region zu erkennen gibt. Viel wichtiger aber ist der eurasische Balkan, weil er sich zu einem ökonomischen Filetstück entwickeln könnte, konzentrieren sich in dieser Region doch ungeheuere Erdgas- und Erdölvorkommen, von wichtigen Mineralien einschließlich Gold ganz zu schweigen" (ebenda, S. 182).

Brzezinski stellt fest, dass das Streben nach Weltherrschaft und Demokratie im Innern nicht miteinander zu vereinbaren sind. "Da Amerika im eigenen Land strikt auf Demokratie hält, kann es sich im Ausland nicht autokratisch gebärden. Dies setzt der Anwendung von Gewalt von vornherein Grenzen, besonders seiner Fähigkeit zu militärischer Einschüchterung. Nie zuvor hat eine volksnahe Demokratie internationale Vormachtstellung erlangt. Aber das Streben nach Macht wird kein Volk zu Begeisterungsstürmen hinreißen, außer in Situationen, in denen nach allgemeinem Empfinden das nationale Wohlergehen bedroht oder gefährdet ist" (ebenda, S. 59f).

Prägnanter könnte man die Rolle der Ereignisse des 11. September wie auch die treibende Kraft hinter den Angriffen auf demokratische Rechte innerhalb der Vereinigten Staaten selbst wohl kaum darlegen.

Ein Artikel, der am 7. Januar in der australischen Zeitung Sydney Morning Herald erschienen ist und sich auf die Los Angeles Times und die Nachrichtenagentur Reuters stützt, weist auf die Aufrüstung der amerikanischen Streitkräfte im vergangenen Jahrzehnt hin:

"Hinter einem Schleier von geheimen Abkommen haben die Vereinigten Staaten einen Ring von neuen und erweiterten Militärstützpunkten geschaffen, die Afghanistan umgeben und ihre Möglichkeiten verstärken, große Teile der muslimischen Welt ins Visier zu nehmen. Pentagon-Quellen zufolge sind seit dem 11. September provisorische Militärbasen an 13 Orten und in neun Ländern rund um Afghanistan entstanden, wodurch das Netz von Stützpunkten in der Region bedeutend erweitert wurde. Von Bulgarien und Usbekistan bis zur Türkei, Kuwait und darüber hinaus sind mehr als 60.000 US-Militärangehörige in diesen Außenstützpunkten stationiert."

Nach dem Krieg gegen den Irak, bemerkt der Artikel, bauten die Vereinigten Staaten ein Netz von Einrichtungen in sechs Staaten am Persischen Golf auf. Seit dem 11. September haben die Vereinigten Staaten neue Abkommen zur Stationierung von Truppen in Kirgisien, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan getroffen.

Die Ereignisse des 11. September haben zweifellos scharfe Veränderungen in der politischen Lage herbeigeführt. Hätten sie nicht stattgefunden, wäre der Krieg gegen Afghanistan bei einer anderen günstigen Gelegenheit begonnen worden.

Ein eigentümlicher zehnjähriger Konjunkturzyklus

Was die ökonomische Situation betrifft, so hatte die Rezession in den Vereinigten Staaten und der gesamten Welt bereits einige Zeit vor dem 11. September eingesetzt. Und ähnlich wie die militärischen Ereignisse war dies das Ergebnis von Prozessen, die sich über das ganze Jahrzehnt hinweg entwickelten.

Im November letzten Jahres verkündete das amerikanische Nationale Büro für Wirtschaftsforschung (NBER) auf der Grundlage einer Reihe von Statistiken und Arbeitsmarktdaten, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession getreten ist. Laut NBER begann die Rezession im ersten Quartal des vergangenen Jahres, exakt zehn Jahre nach dem Ende der letzten Rezession von 1990-91.

Es lohnt sich, diesen Zyklus einer gründlicheren Analyse zu unterziehen. Es handelt sich um die längste Expansionsperiode ohne Rezession der US-Wirtschaft. Nicht einmal während des Nachkriegsbooms der 1950er und 1960er Jahre gab es eine derart lange Periode anhaltenden Wirtschaftswachstums. Aber dieses zehnjährige Wachstum weist einige Eigentümlichkeiten auf.

Wie die Financial Times vom 1. November feststellte, schneidet der Zyklus der 1990er Jahre weit davon entfernt, den Beginn einer "New Economy" zu repräsentieren, im Vergleich zu vorangegangenen Perioden ziemlich schlecht ab. Während die durchschnittliche Wachstumsrate bei 3,1 Prozent jährlich lag, fiel das Pro-Kopf-Wachstum um etwa einen Prozent niedriger aus.

"Historisch gesehen war der letzte Zyklus keineswegs außergewöhnlich. Die Wachstumsrate der 1990er Jahre übertraf die der farblosen späten 1970er nur knapp: Im Wirtschaftszyklus zwischen 1973 und 1980 erzielte die US-Wirtschaft ein durchschnittliches Wachstum von 2,9 Prozent. Es war langsamer als im Zyklus der 1980er Jahre. Und verglichen mit dem Rekordwachstum der 1960er Jahre mit einem Durchschnitt von 4,4 Prozent fiel das jüngste Wachstum in den Vereinigten Staaten armselig aus. Die verbreitete Auffassung, dass die 1990er Jahre außergewöhnlich gewesen seien, kam nur deshalb zustande, weil das Muster des Wachstums im Gegensatz zu vorangegangenen Trends stand. Das Wachstum war am stärksten in der zweiten Hälfte des Aufschwungs. Es ist in jüngster Zeit zu oft vergessen worden, dass die frühen 1990er Jahre als ‚Expansion ohne Arbeitsplätze' charakterisiert worden waren" (Financial Times, 1. November 2001).

Eine andere Studie über den Zyklus der 1990er merkt an: "Selbst die oberflächlichste Überprüfung der Daten zeigt, dass die ‚New Economy‘ zum größten Teil eine Medieninszenierung war. Für den Geschäftszyklus als Ganzen lag die durchschnittliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 Prozent viel niedriger als in den Fünfzigern und Sechzigern und nur knapp über dem Tempo der Siebziger" (Dean Baker, The New Economy Goes Bust: What the Record Shows, Center for Economic Policy Research briefing paper).

Wie steht es mit der Weltwirtschaft als Ganzer? Wenn wir die G7-Länder untersuchen, stellen wir fest, dass nur die Vereinigten Staaten und Großbritannien in der Zeitspanne 1993-98 höhere Wachstumsraten vorweisen konnten als in der Periode 1983-93. Und alle G7-Länder liegen weit unter den Wachstumsraten der Zeit von 1964 bis 1973.

Wachstum in den G7-Ländern

Wachstum in den G7-Ländern in Prozent und pro Jahr

  1964-73 1983-93 1993-98 Kanada 5.6 2.8 2.5 Frankreich 5.3 2.3 1.7 Deutschland 4.5 2.9 1.5 Italien 5.0 2.4 1.3 Japan 9.6 4.0 0.8 Großbritannien 3.3 2.3 2.7 USA 4.0 2.9 3.0

( Tabelle entnommen aus: Eatwell und Taylor, Global Finance at Risk, Politiy Press 2000, S. 107)

Wies steht es mit dem Lebensstandard?

Die reichsten 20 Prozent der Welt ziehen heute 86 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts auf sich. Die ärmsten 20 Prozent erhalten nur ein Prozent und die mittleren 60 Prozent lediglich 13 Prozent. Die Einkommen der reichsten 200 Einzelpersonen der Welt haben sich zwischen 1994 und 1998 verdoppelt und betragen nun über eine Billion Dollar. Die reichsten drei Individuen der Welt verfügen über ein Vermögen, das größer ist als das addierte Volkseinkommen der 48 ärmsten Länder der Welt. Dem Weltentwicklungsbericht der Vereinten Nationen von 1999 zufolge bräuchte man 40 Milliarden Dollar, um dem gesamten unterversorgten Teil der Weltbevölkerung eine grundlegende medizinische Versorgung, Ernährung und Schulbildung, sauberes Wasser, Familienplanung und Fortpflanzungsmedizin zur Verfügung zu stellen. Ein jährlicher Beitrag von einem Prozent des Reichtums der 200 reichsten Personen (etwa 7 Milliarden Dollar) würde reichen, um allen Menschen den Zugang zu einer schulischen Grundbildung zu gewähren, und 5 Prozent wären genug, um alle grundlegenden sozialen Leistungen abzudecken.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie bemerkt: "In den Jahren 1998-99, als der Pro-Kopf-Ertrag im Weltmaßstab um 1,5 bis 1,8 Prozent wuchs, hatten mehr als 80 Länder ein niedrigeres Pro-Kopf-Einkommen als ein Jahrzehnt zuvor oder noch früher, und in mindestens 55 Ländern nahmen die Pro-Kopf-Einkommen beständig ab. Die Einkommenskluft zwischen dem Fünftel der Menschheit, das in den reichsten Ländern lebt, und dem Fünftel in den ärmsten lag 1997 bei 74 zu eins, verglichen mit 60 zu 1 im Jahre 1990 und 30 zu 1 im Jahre 1960. Die Ungleichheit beim Einkommen ist auch innerhalb der reichsten Länder stark angestiegen - vor allem in den Vereinigten Staaten und Großbritannien -, und die Armen der Welt sind heute ärmer als sie es im Jahre 1820 waren" (Heikki Patomäki, Democratising Globalisation, Zed Books 2001, S. 100).

Um zur amerikanischen Wirtschaft zurückzukehren: Es gibt ein Gebiet, in dem die 1990er Jahre alle vorhergehenden Jahrzehnte übertrafen - und zwar beim Wachstum der Schulden, insbesondere der Auslandsschulden.

Am Ende des Jahres 2000 betrugen die Nettoschulden der Vereinigten Staaten beim Rest der Welt 2,19 Billionen Dollar. Am Ende von 2001 beliefen sich die Nettoschulden auf ungefähr 2,60 Billionen Dollar. Dies entspricht etwa 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, angestiegen von 16,4 Prozent im Jahre 1999 und neun Prozent höher im Vergleich zu den 12,9 Prozent, die 1997 erreicht wurden. Dies bedeutet, dass die Vereinigten Staaten inzwischen etwa zwei Drittel der Ersparnisse der Welt absorbieren. Mit anderen Worten: Die Vereinigten Staaten sind zu einem gigantischen finanziellen Staubsauger geworden, der das Kapital vom Rest der Welt abzieht. Und dies muss wachsende ökonomische Spannungen hervorbringen, denn in die Vereinigten Staaten gesogenes Kapital kann nicht in anderen Gegenden der Welt für wirtschaftliches Wachstum eingesetzt werden.

Dies sind wirklich verblüffende Zahlen, wenn man sie im Zusammenhang mit der historischen Entwicklung des amerikanischen Kapitalismus betrachtet. Im Jahre 1917 wurden die Vereinigten Staaten erstmals zu einer Gläubigernation, als die britischen Investitionen liquidiert wurden, um den Krieg gegen Deutschland zu bezahlen, und amerikanische Banken und Finanzhäuser von der Kriegsverschuldung der europäischen Länder profitierten. Gläubigernation blieben die USA bis zum Ende der 1980er Jahre. Aber nun sind sie im Laufe von etwas mehr als einem Jahrzehnt zum größten Schuldner der Welt geworden.

Lasst uns einen Blick auf die Indexe dieser Verwandlung werfen. Von 1983 bis 1990 verdoppelten sich die Gesamtschulden des Nicht-Finanzsektors der Vereinigten Staaten von 5,36 auf 10,85 Billionen Dollar. In den 1990ern stiegen sie um 62 Prozent von 11,31 Billionen im Jahre 1991 auf 18,26 Billionen Dollar im Jahre 2000. In jedem Jahr seit 1992 haben die in die Vereinigten Staaten fließenden ausländischen Investitionen mehr als 10 Prozent zu der Gesamtsumme beigetragen, die auf den Kreditmärkten der Vereinigten Staaten zur Verfügung stand.

Die innere Verschuldung steigt ebenfalls an. Nach den Daten der Nationalbank, der Federal Reserve, über Geldbewegungen ist das Verhältnis aller ausstehenden Schulden zum verfügbaren Einkommen von 87 Prozent im Jahre 1990 auf mehr als 101 Prozent am Ende des Jahres 2000 angestiegen. Die Gesamtsumme der Kreditrückzahlungen erreichte ein Rekordhoch von 14 Prozent des verfügbaren Einkommens. Die Folgen der wachsenden Verschuldung können an den Statistiken über das Konsumverhalten in der amerikanischen Wirtschaft abgelesen werden. Der Anteil des Konsums am Bruttoinlandsprodukt stieg um 2,6 Prozent von 1989 bis 2000. Dies war verbunden mit einem Rückgang der Sparquote um fast 7 Prozent seit 1989. Die Sparquote ist in den letzten Jahren negativ geworden.

Die letzte Periode ist auch durch ein Anwachsen des Außenhandelsdefizits der Vereinigten Staaten geprägt, das nun etwa 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt. Die Vereinigten Staaten benötigen derzeit einen täglichen Zufluss von 1 Milliarde Dollar aus externen Quellen, um ihr Zahlungsbilanzdefizit zu finanzieren.

Das Niveau der internationalen Finanzierungen ist in den letzten anderthalb Jahrzehnten nicht weniger schnell angestiegen. Der weltweite Wertpapiermarkt lag 1970 bei etwa 1 Billion Dollar. 1980 hatte er sich auf 2 Billionen verdoppelt. Dann kam ein scharfer Anstieg: Er sprang 1990 auf 12 Billionen, auf mehr als 20 Billionen im Jahre 1995 und etwa 25 Billionen 1998.

In den späten 1990ern betrug der Umfang des Devisenhandels mehr als 1 Billion Dollar pro Tag. Dies bedeutete einen Anstieg um das Achtfache seit 1986. Im Gegensatz dazu lag der Umfang der globalen Exporte für das Jahr 1997 bei 6,6 Billionen Dollar oder 25 Milliarden Dollar pro Tag.

Der Umfang des Investitionskapitals ist ähnlich gewachsen. Mitte der 1990er Jahre addierten sich alle Investment- und Rentenfonds auf eine Gesamtsumme von 20 Billionen Dollar. Dies war das Zehnfache des Jahres 1980. Gleichermaßen kam es zu einem gewaltigen Anwachsen des Kapitalvolumens für Investitionen während der 1990er Jahre. Nach Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stieg der Wert des Finanzvermögens aller investierenden Unternehmen in den Mitgliedstaaten, zu denen hauptsächlich Versicherungen, Rentenfonds und Investmentunternehmen gehören, zwischen 1990 und 1995 um 9,8 Billionen Dollar oder 75 Prozent. Die jährliche Zunahme um 1,96 Billionen entsprach ungefähr 10 Prozent der addierten nationalen Einkommen in den OECD-Ländern in dieser Periode.

Wenn wir das Wachstum des Finanzkapitals mit den Zahlen des Wirtschaftswachstums in den Vereinigten Staaten und der kapitalistischen Weltwirtschaft vergleichen und zueinander in Kontrast setzen, dann zeigt sich eines der wichtigsten Merkmale des Wirtschaftszyklus der 1990er Jahre - die wachsende Divergenz zwischen fiktivem Kapital auf der einen und dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auf der anderen Seite.

Die Bedeutung dieser Divergenz liegt in der Tatsache, dass fiktives Kapital einen Anspruch auf Mehrwert repräsentiert, der aus der Arbeiterklasse gewonnen wird. Sicherlich können Teile des Finanzkapitals einen Profit aus rein finanziellen Operationen ziehen - und dieser Prozess kann eine beträchtliche Zeit anhalten, so lange weitere Gelder in die Märkte fließen. Aber an einem bestimmten Punkt muss sich das Finanzkapital einen gewissen Teil des Mehrwerts aneignen, der aus der Arbeiterklasse gewonnen wird. Mit anderen Worten: Um die Stabilität des Systems sicherzustellen, muss die reale Wirtschaft schnell genug expandieren, um die Ansprüche des fiktiven Kapitals zu erfüllen.

Was allerdings jetzt passiert, ist das genaue Gegenteil. Anstatt dass ein Wachstum in der realen Wirtschaft ausreichende Profite zur Verfügung stellt, um die zukünftigen Ansprüche des fiktiven Kapitals zu decken, können wir feststellen, dass Unternehmen in zunehmendem Maße von finanziellen Operationen abhängig sind, um ihre Profite aufrecht zu erhalten.

Wie eine Studie zu dieser Entwicklung bemerkt: "Ein wachsender Teil der gesamten Investitionserträge stammt seit Beginn der 1980er Jahre aus Kapitalgewinnen (eine Erhöhung des Marktwertes der betreffenden Wertpapiere) anstatt aus Erträgen (Dividenden oder Zinsen plus wiederangelegter Gewinne). Dabei machen erstgenannte mehr als 75 Prozent aller Erträge in den USA und Großbritannien aus - verglichen mit (durchschnittlich) deutlich weniger als 50 Prozent in der gesamten Periode 1900-79. Dies lässt klar vermuten, dass die Wertsteigerungen mehr von dem wachsenden Geldzufluss in die Märkte und von Spekulationen auf weiter hoch getriebene Preise angetrieben wurden - was die Beibehaltung (oder Wiederherstellung) günstiger wirtschaftlicher Bedingungen voraussetzt - als von dem tatsächlichen Einkommensfluss, den die Wertpapiere erbrachten" (Harry Shutt, The Trouble with Capitalism, S. 124).

Die Finanzstruktur des Weltkapitalismus der 1990er Jahre ähnelt in zunehmendem Maße einer umgekehrten Pyramide - eine wachsende Masse von fiktivem Kapital ruht auf einer wesentlich kleineren Masse an Mehrwert. Wie eine umgekehrte Pyramide ist eine solche finanzielle Struktur von sich aus instabil.

In diesem Fall ist es allerdings nicht die Schwerkraft, die sie aus dem Gleichgewicht bringen wird, sondern die Gier nach Profit, die dafür sorgt, dass Investmentfonds sich schnell von einem Markt zum anderen bewegen. Hierin liegt der Ursprung der finanziellen Stürme, die im vergangenen Jahrzehnt so charakteristisch für die kapitalistische Weltwirtschaft geworden sind.

Die 1990er Jahre wurden mit dem Börsenzusammenbruch von 1987 eingeleitet. Obwohl dieser Zusammenbruch von der Wall Street ausging, war er in jeder Hinsicht ein globales Phänomen. Konflikte zwischen US-Regierung und Finanzbehörden mit der Deutschen Bundesbank über die Festsetzung der Zinssätze hatten zu Ängsten vor einer rasanten Abwertung des Dollars geführt, die Geldabflüsse aus dem amerikanischen Finanzsystem nach sich zogen.

Nur die massive Intervention der amerikanischen Zentralbank und anderer Zentralbanken verhinderte eine globale Finanzkrise. Diese Institutionen pumpten enorme Geldmengen in das globale Finanzsystem - und das nach einem Muster, nach welchem während der gesamten kommenden Dekade immer wieder derartige Maßnahmen zur Bekämpfung von Krisen durchgeführt wurden, die jedoch gerade die Bedingungen für immer schwerwiegendere Probleme schufen. In diesem Fall führte die Zuführung von Liquidität zu einem weiteren Aufblähen der schon angewachsenen japanischen Finanzblase.

Die Entstehungsursachen für die japanische Finanzblase gehen auf den sogenannten Plaza-Akkord zurück. Während des Wirtschaftsgipfels der G-5 im September 1985 im New Yorker Plaza-Hotel hatten sich die Zentralbankvertreter auf eine Aufwertung der übrigen Weltwährungen gegenüber dem Dollar geeinigt. Die Dollar-Abwertung und die Aufwertung des Yen hatten zwei unmittelbare Konsequenzen zur Folge. Erstens verteuerten sich japanische Exporte, worauf japanische Hersteller mit einer Verlagerung ihrer Produktion in die Länder Ostasiens reagierten, in denen die Währungen an den abgewerteten Dollar gekoppelt waren. Zweitens bedeutete das eine Abwertung japanischer Geldanlagen, woraufhin es zu einer Explosion der japanischen Immobilienpreise und an der Tokioter Börse zu Kurssteigerungen nie dagewesenen Ausmaßes kam. Bis Ende 1989 kletterte der Nikkei-Index auf über 40.000 Punkte (er bewegt sich gegenwärtig um 12.000). Aber dieses Aufblähen konnte sich nicht endlos fortsetzen. Der Zusammenbruch Anfang der 90er Jahre löste in Japan eine Schuldenkrise aus, von der sich das Land nicht wieder erholt hat.

Das sollte tatsächlich eines der Hauptmerkmale der 1990er Jahre werden: die Unfähigkeit der zweitgrößten Wirtschaft der Welt, dem Teufelskreis zu entkommen, der Ende der 80er Jahre in Gang gesetzt worden war. Der Absturz der japanischen Immobilienpreise führte zu einem Anwachsen fauler Kredite in den Büchern japanischer Banken und zur Erosion deren Kapitalbasis. Das wiederum führte zu einer verringerten Kreditvergabe und zum Zusammenbruch von Finanzunternehmen. Der anschließende wirtschaftliche Abschwung führte zu weiteren Kurseinbrüchen an der Börse und Preisrückgängen auf dem Immobilienmarkt, was eine weitere Schwächung der Banken zur Folge hatte.

Vom Zusammenbruch des EWS zur US-Finanzblase

Die erste große Krise der 1990er Jahre war der Zusammenbruch des Europäischen Währungssystems (EWS) 1992. Das britische Pfund - unter massivem Druck von Hedgefonds - wurde aus dem EWS ausgekoppelt, und das skandinavische Bankensystem war mit Tagesgeldsätzen von über 100 Prozent konfrontiert.

1994 folgte der Zusammenbruch des mexikanischen Peso und die anschließende Rettung des Landes mit 50 Milliarden Dollar, die die Clinton-Regierung Anfang 1995 organisierte. "Rettung des Landes" ist allerdings eine etwas euphemistische Bezeichnung. Es hätte präziser eher als Rettung jener US-Finanzinteressen bezeichnet werden müssen, die in mexikanische Anleihen investiert hatten.

Diese Rettung erfolgte gerade noch früh genug, als sich bereits eine weitere Krise anbahnte. Der Plaza-Akkord von 1985 zielte auf eine Abwertung des US-Dollars und eine Ankurbelung amerikanischer Exporte ab. Ende der 1980er und in der ersten Hälfte der 1990er Jahre beruhte etwa ein Drittel des gesamten US-Wirtschaftswachstums auf dem Anstieg der Exporte. Der schwache Dollar übte jedoch starken Druck auf das internationale Finanzsystem aus und führte zu einer Krise der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Japan.

Bis zum April 1995 fiel der Dollar auf ein Rekordtief von 79 Yen pro Dollar. Der Yen stand gegenüber seinem Wert von 1991 um 60 Prozent und gegenüber seinem Wert Anfang 1994 um 30 Prozent höher. Aber der Anstieg des Yen war Gift für die exportabhängige japanische Wirtschaft. Bei diesem Stand des Yen deckten japanische Exporteure nicht einmal mehr ihre variablen Kosten, ganz zu schweigen von Profiten bei Verkäufen auf dem internationalen Markt. Die Clinton-Regierung konnte die Auswirkungen dieses Dollar/Yen-Kurses nicht ignorieren, obwohl sie eine extrem aggressive Politik gegenüber Japan betrieben hatte. Für die USA bestand die Gefahr darin, dass ein weiteres Absinken des Dollars zu einer Finanzkrise in Japan, einem massiven Abzug von japanischen Geldern aus dem US-Finanzmarkt und letztendlich zu einem Anstieg der US-Zinsen und einer Rezession in den USA hätte führen können. Das war gerade zu der Zeit, als sich die USA von der Rezession von 1990/91 erholt und einige wenige Jahre geringen Wachstums hinter sich hatten.

Im April 1995 wurde eine Einigung erzielt, wonach der Yen ab- und der Dollar aufgewertet werden sollte - eine Art Anti-Plaza. Aber diese Einigung, die eine unmittelbare Dollar-Yen-Finanzkrise abwendete, hatte langfristige Konsequenzen. Der Anstieg des Dollars löste das Entstehen der US-Finanzblase aus, die sich bis zum April 2000 immer weiter ausdehnte. Der Anstieg des Dollars und der US-Wertanlagen führte zu einem Liquiditätszufluss in die USA aus allen anderen Teilen der Welt. 1995 kaufte die übrige Welt US-Staatsanleihen im Wert von 197,2 Milliarden Dollar. Das war das Zweieinhalbfache der vorangegangenen vier Jahre zusammengenommen. 1996 wurden 312 Milliarden Dollar angelegt und 1997 186,9 Milliarden. Insgesamt wurden in nur drei Jahren mehr als eine halbe Billion Dollar angelegt!

Das hatte unmittelbare Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Der S&P 500 Index, der 1994 um nur 2 Prozent gestiegen war, stieg 1995 um 17,6 Prozent und 1996 um weitere 23 Prozent. Im Dezember desselben Jahres sprach Alan Greenspan seine Warnung vor "irrationalen Übertreibungen" aus. 1997 stieg der S&P 500 um weitere 30 Prozent.

Den Anstieg des Marktes nachzeichnend, vermerkt Robert Shiller in seinem Buch Irrational Exuberance [ Irrationale Übertreibung ]: "Der Dow Jones Industrial Average ... stand Anfang 1994 bei etwa 3.600 Punkten. 1999 hatte er sich mehr als verdreifacht und überschritt die Marke von 11.000 Punkten, ein Gesamtanstieg um mehr als 200 Prozent. Anfang 2000 überschritt der Dow Jones 11.700 Punkte. Jedoch erreichten die Indikatoren der wirtschaftlichen Fundamentaldaten für dieselbe Periode nicht einmal annähernd eine Verdreifachung ihres Wertes. US-Einkommen und Bruttoinlandsprodukt erhöhten sich um knapp 30 Prozent, wobei fast die Hälfte dieses Anstieges Inflation war. Unternehmensgewinne stiegen um knapp 60 Prozent, und das von einer rezessionsgeprägten Ausgangssituation" (Shiller, Irrational Exuberance, S. 4).

Es gab einen direkten Zusammenhang zwischen dem Anwachsen der Verschuldung, dem Steigen der Aktienmärkte und der Aufwertung des Dollars. Dies war tatsächlich eine Art Teufelskreis, der die US-Finanzblase immer weiter anheizte. Der Zustrom von Kapital, das vom steigenden Dollar angezogen wurde, finanzierte die Schulden, die wiederum zum Großteil für den Kauf von Aktien ausgegeben wurden. Das Ansteigen der Aktienkurse lockte immer mehr Kapital in die USA wegen der höheren Erträge der Finanzanlagen - diese Erträge rührten weniger von Einkommensströmen her als vom Anstieg der Kurse, die klassische Form einer Finanzblase.

Einige Zahlen illustrieren diesen Prozess. 1999 betrug das Verhältnis Schulden/Eigenkapital der Unternehmen des S&P 500 116 Prozent, verglichen mit 84 Prozent Ende der 1980er Jahre. Kreditaufnahmen von Unternehmen aus dem Nicht-Finanzsektor betrugen in der Zeit von 1994 bis 1999 1,22 Billionen Dollar. Davon wurden nur 15,3 Prozent für Kapitalanlagen eingesetzt, während 694,7 Milliarden Dollar davon zum Rückkauf von Aktien dienten.

Bis zum ersten Quartal 2000 - dem Höchststand der Aktienkurse - wuchs der Wert der Unternehmensaktien, deren Marktkapitalisierung, auf 19,6 Billionen Dollar an, von 6,3 Billionen 1994. Aber das war völlig losgelöst von der Realwirtschaft. Die Marktkapitalisierung als Prozentsatz vom Bruttoinlandsprodukt benötigte nur fünf Jahre - von 1995 bis 2000 -, um sich von 50 Prozent auf 150 Prozent zu verdreifachen. In der gleichen Zeit wuchsen die Gewinne nach Steuern um 41,2 Prozent. Zum Vergleich, es dauerte 13 Jahre - von 1983 bis 1995 -, bis sich die Marktkapitalisierung von 25 auf 50 Prozent verdoppelt hatte, während die Unternehmensgewinne in dieser Periode um 160 Prozent anstiegen.

Das "asiatische Wunder"

Die Dollaraufwertung hatte weitere Konsequenzen. Seit dem Plaza-Akkord von 1985 und der Aufwertung des japanischen Yen gerieten die so genannten ostasiatischen Tigerstaaten - Südkorea, Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien und in gewisser Weise die Philippinen - in den Focus japanischer Investitionen. Dann, seit Anfang der 90er Jahre, begannen US-Investitionen ihnen zunehmend Aufmerksamkeit zu schenken, auf der Suche nach neuen profitablen Anlagemöglichkeiten angesichts des schwachen Wachstums innerhalb der USA zu dieser Zeit. Das so genannte "asiatische Wunder" war das Ergebnis des Zustroms dieser Gelder und der Schaffung neuer Produktionsanlagen durch Unternehmen, die den Vorteil dieser Region, die billige Arbeitskraft, auszunutzen suchten.

Das war aber nicht nur eine asiatische Angelegenheit. Die Region begann eine immer wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft zu spielen. In der Zeit von 1990 bis 1997 zog sie zwei Drittel der weltweiten Investitionen auf sich und stand für ungefähr die Hälfte des weltweiten Wachstums. Sie wurde zu einem immer wichtigeren Stimulator für die Wirtschaften Amerikas und Europas.

Die folgenden Zahlen demonstrieren die Bedeutung dieser Region hinsichtlich des Zuflusses von Investitionen. Ende 1996 befanden sich drei der dortigen Länder unter den größten Empfängern privaten ausländischen Kapitals. Nach Indonesien floss der weltweit drittgrößte Anteil (17,9 Milliarden Dollar), Malaysia der viertgrößte (16 Milliarden) und Thailand den sechstgrößten (14,6 Milliarden).

Das "Wunder" hatte zweierlei Grundlage: die Fähigkeit der Region, dem Wettbewerb auf den Exportmärkten standzuhalten, und der kontinuierliche Zufluss ausländischen Kapitals. Diese Grundlagen gerieten jedoch mit der Anti-Plaza-Einigung von 1995 unter Druck, als der Dollar gegenüber dem Yen aufgewertet wurde. Die ostasiatischen Wirtschaften, deren Währungen an den Dollar gekoppelt waren, bekamen das sofort zu spüren. Ihre Probleme wurden durch die Tatsache verstärkt, dass die chinesische Währung, der Yuan, 1994 abgewertet worden war und China für Investitionen und die Errichtung ausländischer Produktionsstätten immer attraktiver wurde. Die Bindung an den Dollar zu lösen, war keine wirkliche Option für die ostasiatischen Tigerstaaten, obwohl es die Exporte verbilligt, andererseits jedoch zu einem Rückgang der Investitionen geführt hätte. Einer der Gründe für die Attraktivität der Region war deren Währungsstabilität gegenüber dem Dollar.

1996 begann sich das Exportwachstum der Region abzuschwächen und Probleme mit der Verschuldung kamen zum Vorschein. 1997 wurde die Krise von der Abwertung des thailändischen Baht und dem Zusammenbruch des Immobilienbooms in diesem Land ausgelöst. Zwischen 1994 und 1996 hatten sich die Kapitalzuflüsse in die vier am meisten betroffenen Länder mehr als verdoppelt, von etwa 40 auf 93 Milliarden Dollar. 1997 kam es jedoch zu einem Abfluss von 12 Milliarden Dollar. Dieser Umschwung in der Geldzufuhr von insgesamt 107 Milliarden Dollar 1997 entsprach einem Zehntel der Wirtschaftsleistung dieser vier Länder.

"Die Krise von 1997/98 ... bewirkte bis zum Jahr 2000 einen kurzfristigen Verlust von 10 bis 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Thailand, Indonesien, Korea und Malaysia (vorausgesetzt, dass das Wachstum von 1996/97 sonst hätte beibehalten werden können). Der langfristig kumulierte Verlust ist größer. Die Asienkrise war tiefgehender und schwerer als es Finanzkrisen normalerweise sind. ... Es wird geschätzt ..., dass die Asienkrise und deren globale Auswirkungen die internationale Wirtschaftsleistung 1998-2000 um 2 Billionen US-Dollar verringerten. Das sind vielleicht 6 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes; bei weitem die schwerste Krise bisher. Es wird auch geschätzt, dass die Asienkrise 10 Millionen Menschen offiziell arbeitslos gemacht hat. Darüber hinaus fielen etwa 50 Millionen Menschen in Asien unter die Armutsgrenze" (Democratising Globalisation, S. 31).

Als die Asienkrise ausbrach, wurde sie von Clinton als "Ausrutscher" abgeschrieben. Nicht viel später jedoch, mit der Zahlungsunfähigkeit Russlands im August 1998 und dem Zusammenbruch des amerikanischen Investmentfonds Long Term Capital Management (LTCM), bezeichnete die Clinton-Regierung die finanzielle Situation als die ernsthafteste der Nachkriegsperiode.

Die Rezession in den USA und die Überakkumulation des Kapitals

Das Eingreifen der US-Zentralbank zur Rettung von LTCM verhinderte ein "systemimmanentes Versagen" des Banken- und Finanzsystems. Aber nicht ohne Konsequenzen. Zinssenkungen Ende 1998 und bis 2000 trugen dazu bei, die US-Finanzblase noch weiter auszudehnen, bis sie ihren Höhepunkt im April 2000 erreichte. Ein Jahr später setzte in den USA eine Rezession ein.

Das wichtigste Merkmal dieser Rezession ist, dass sie anders ist als die vielen anderen der Nachkriegsperiode. Sie wurde nicht durch Zinserhöhungen der Zentralbank als Reaktion auf einen Anstieg der Inflation ausgelöst. Im Gegenteil, die allgemeine Tendenz der vergangenen Periode waren niedrigere Preise, wenn nicht sogar eine eigentliche Deflation, d. h. fallende Preise.

Der Hauptgrund der Rezession ist der Rückgang der Investitionen im Gefolge des Endes des Aktienbooms. Das führte zu wachsenden Ängsten, dass trotz elfmaliger Zinssenkungen im Jahr 2001, die es nicht vermochten eine Wende herbeizuführen, die US-Wirtschaft in eine Situation ähnlich der Japans geraten könnte, wo Geldpolitik keine Wirkung mehr hat, weil deflationäre Bedingungen entstanden sind. Diese Bedingungen andererseits sind ein Ausdruck für die Überakkumulation von Kapital.

Das Ausmaß dieser Überakkumulation des Kapitals kann anhand der Telekommunikationsindustrie gesehen werden. Die Telekommunikations-Blase war in Wirklichkeit viel bedeutender als die Dotcom-Blase. Ein Artikel in der Financial Times am 4. September 2001 wies auf das Ausmaß der Krise der Telekommunikationsindustrie und deren Auswirkungen hin.

"Für gescheiterte Internetseiten und Internetunternehmen wurden jeweils vielleicht einige Dutzend Millionen Dollar verschwendet, bevor sie bankrott gingen. Aber dem Jahrbuch für Europäische Informationstechnologie zufolge (herausgegeben von der EITO, dem European Information Technology Observatory) addierten sich die Ausgaben für im Telekommunikationsbereich in Europa und den USA für die Zeit von 1997 bis 2001 auf mehr als 4.000 Milliarden Dollar...

Zwischen 1996 und 2001 vergaben Banken, Thomson Financial zufolge, syndizierte Kredite in Höhe von 890 Milliarden Dollar. Weitere 415 Milliarden wurden über den Anleihemarkt aufgenommen und 500 Milliarden über Privateinlagen und die Aktienbörsen finanziert. Noch mehr kamen von profitablen Blue-Chip-Unternehmen, die sich damit an den Rand des Bankrotts oder darüber hinaus gebracht haben, in dem Glauben, dass die explosive Expansion der Internetnutzung eine nahezu unbegrenzte Nachfrage nach Telekommunikationskapazitäten auslösen würde...

Das globale Finanzsystem wurde süchtig nach einem ständigen weiteren Anheizen dieses Feuers. Fast die Hälfte der 1999 vergebenen Bankkredite in Europa ging an Telekommunikationsunternehmen. Moody's, die Kreditratingagentur, schätzt, dass etwa 80 Prozent aller hochprozentigen oder ‚Junk'bonds, die in den USA auf dem Höhepunkt des Booms aufgelegt wurden, zur Finanzierung von Telekommunikationsunternehmen dienten. An fünf der zehn größten Unternehmenszusammenschlüssen in der Geschichte waren Telekommunikationsunternehmen während dieses Booms beteiligt...

Das nachwirkende Erbe all dieses Geldes ist eine Flut an ‚Bandbreiten‘ - der Kapazität für die Übertragung von Daten, des wichtigsten Rohstoffes für alle Kommunikationsnetzwerke. Diese Flut ist so groß, dass, wenn alle 6 Milliarden Menschen der Erde das ganze nächste Jahr telefonieren würden, ihre Worte mit dieser potentiellen Kapazität innerhalb weniger Stunden übertragen werden könnten."

Der Artikel stellt weiter fest, dass der Zusammenbruch der Telekommunikations-Blase auf verschiedene Weise zu spüren war. Faule Kredite an Telekommunikationsunternehmen summierten sich auf 60 Milliarden Dollar; es kam zu Tausenden von überzähligen Stellen in den Investmentbanken; innerhalb von sechs Monaten wurden mehr als 300.000 Arbeitsplätze bei Herstellern von Telekommunikationsausrüstungen und etwa 200.000 Arbeitsplätze bei der Zulieferindustrie und anderen verbundenen Branchen zerstört.

"Der Aktienwert aller Telekommunikationsunternehmen und -hersteller fiel um 3.800 Milliarden Dollar seit dem Höhepunkt im März 2000. Um das ins Verhältnis zu setzen: Die gesamten Wertverluste an den asiatischen Börsen während der Asienkrise Ende der 1990er Jahre betrugen nur 813 Milliarden Dollar" (Dan Roberts, "Glorreiche Hoffnungen auf einer Billionen-Dollar-Müllhalde", Financial Times, 4. September 2001).

Das ist nur der anschaulichste Ausdruck der allgemeinen Überakkumulation von Kapital in der Weltwirtschaft. Im Februar 1999 warnte das britische Wochenmagazin The Economist, dass die Welt "aufgrund der enormen Überkapazitäten in überschüssigen Kapazitäten für Computerchips, Stahl, Autos, Textilien und chemische Erzeugnisse schwimmt". Es kam zu der Schlussfolgerung, dass die weltweite Kluft zwischen den industriellen Kapazitäten und der Nachfrage nahe an ihren Höchstständen der 1930er Jahre sei.

Derartige Ansichten kamen auch in dem Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vom Juni 1999 zum Ausdruck: "Die überschüssigen Kapazitäten in vielen Ländern und Branchen bleiben weiterhin eine ernste Gefahr für die finanzielle Stabilität. Ohne eine umsichtige Reduzierung oder Einstellung der Überkapazitäten werden die Kapitalerträge weiter enttäuschend sein, mit potentiell negativen und langanhaltenden Auswirkungen auf das Vertrauen und die Investitionsausgaben. Überdies wird die Zahlungsfähigkeit derjenigen Institutionen, die diese Kapitalexpansion finanziert haben, immer bedenklicher."

Man könnte mit der Auflistung von Indizien, die die Tiefe der rezessiven und deflationären Tendenzen innerhalb der Weltwirtschaft aufzeigen, fortfahren. Wir sollten auch feststellen, dass immer größere Zweifel an den angeblich steigenden Gewinnen in der "New Economy" aufkommen. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Gewinne als Anteil am Volkseinkommen seit 1997 in jedem Jahr gefallen sind. Der Zusammenbruch von Enron war symptomatisch für die "New Economy" als Ganzer.

Der wichtigste Punkt ist nicht, dass einfach eine Rezession eingesetzt hat, sondern das Wesen dieser Rezession. Sie stellt keinen Übergang zu einer stabileren Situation innerhalb der Weltwirtschaft dar, sondern ist der letzte Ausdruck eines anwachsenden Ungleichgewichts, das sich seit Anfang der 1990er Jahre entwickelt.

Lasst uns zurückblicken: Das Jahrzehnt begann mit einer Investitionsflut in die Länder Ostasiens - die 1993 von der Weltbank als "Wunderwirtschaften" freudig begrüßt wurden. Der asiatische Aufschwung hatte wesentlichen Anteil am Wachstum der Weltwirtschaft und der weltweiten Investitionen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts stützten die US-Finanzblase und der Investmentboom weitestgehend die Weltwirtschaft. Es wird geschätzt, dass allein von den USA zwischen 1996 und 2000 knapp die Hälfte der zusätzlichen weltweiten Nachfrage ausging. Das war nur mit der Schaffung einer der wohl größten Finanzblasen in der Geschichte des Kapitalismus möglich.

Das vergangene Jahrzehnt wurde von wachsendem Militarismus und einem sich verstärkenden Ungleichgewicht der kapitalistischen Weltwirtschaft geprägt. Zwischen diesen beiden Phänomenen existiert ein tiefgreifender Zusammenhang. Um das zu demonstrieren, müssen wir die historische Entwicklung der Weltwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts untersuchen: einer Periode, die durch die Hegemonie der Vereinigten Staaten gekennzeichnet ist.

Es gibt bestimmte Parallelen zwischen der gegenwärtigen Periode, die Mitte der 1970er Jahre begann, und derjenigen, die von 1870 bis 1913 währte und ihren Abschluss im Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand. Wir könnten die Zeit von 1870 bis 1913 als die erste Periode der Globalisierung bezeichnen - der Aufstieg der Weltwirtschaft zu einer unabhängigen Einheit. Die gegenwärtige Epoche ist die zweite Phase der Globalisierung, die nicht nur die Globalisierung des Kapitals in seiner Waren- und Geldform umfasst, sondern auch die Globalisierung des produktiven Kapitals - die Globalisierung des Produktionsprozesses selbst.

Diese Entwicklung hat verschiedene Aspekte. Wir interessieren uns besonders für die Beziehungen zwischen den kapitalistischen Großmächten und die Rolle der Vereinigten Staaten.

Das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI) hat sich in seiner Analyse der Globalisierung sowohl gegen jene gewandt, die behaupten, der Nationalstaat sei irrelevant geworden, als auch gegen diejenigen, die sagen, es habe sich kaum etwas verändert und der Nationalstaat sei weiterhin die grundlegende Wirtschaftseinheit.

Wir haben stattdessen versucht zu zeigen, wie diese zweite Epoche der Globalisierung den Widerspruch zwischen Weltwirtschaft und Nationalstaatensystem in jeder Phase zuspitzt. Sie ebnet nicht nur einer neuen Epoche von Kriegen den Weg, sondern schafft auch die objektiven Voraussetzungen für die Entwicklung der sozialistischen Weltrevolution.

1991 schrieben wir: "Die alten Unterschiede zwischen dem Binnenmarkt und dem Weltmarkt befinden sich im Prozess ihrer völligen Auslöschung. Der moderne transnationale Konzern führt, egal, wo er geographisch beheimatet ist, einen Kampf auf Leben und Tod um die Vorherrschaft auf dem Weltmarkt. Aber obwohl der Nationalstaat seine objektive wirtschaftliche Bedeutung verliert, nimmt seine Rolle als politisch-militärisches Instrument konkurrierender nationaler Kapitalistencliquen im Kampf um die Vormachtstellung auf der Welt in enormem Maße zu. Diese Tatsache findet ihren stärksten Ausdruck in den immer schnelleren Vorbereitungen auf einen neuen Weltbrand" (Gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus, Aufruf des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, in Vierte Internationale Jg. 18, Nr. 1, S. 14f).

Zwei Weltkriege

Die Ursachen der zwischenimperialistischen Konflikte wurzeln in den komplexen Beziehungen zwischen den kapitalistischen Großmächten und in der Entwicklung der Weltwirtschaft als Ganzer. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als das neu aufkommende kapitalistische System expandierte, erlebte Großbritannien seine Blütezeit. Großbritannien war die Werkstatt der Welt. Mit der Vereinigung Deutschlands 1871, der Etablierung eines sich ausdehnenden amerikanischen nationalen Marktes nach dem Bürgerkrieg und dem Beginn der Großen Depression Mitte der 1870er Jahre kam es zu weitreichenden Veränderungen. Am Ende des Jahrhunderts gab es in Deutschland und den USA neue Formen industrieller und unternehmerischer Organisation und neue Industriemächte waren auf die Bühne getreten. Der Aufstieg Deutschlands forderte Großbritanniens Vorherrschaft über den europäischen Kontinent heraus, die sich nach den Napoleonischen Kriegen herausgebildet hatte. Auf der anderen Seite des Atlantiks deuteten das Aufkommen des Industriekonzerns und das Entstehen eines riesigen inneren Marktes auf die künftige Dominanz der USA hin.

Sie wachsenden Konflikte zwischen den imperialistischen Mächten kamen im Ersten Weltkrieg zum Ausbruch. Großbritannien konnte zwar über Deutschland den Sieg erringen, aber nur zu einem hohen Preis - dem Verlust seiner vorherrschenden Finanzmacht. In den Jahren nach 1914 kam es zu einem massiven Geldtransfer von einer Seite des Atlantiks auf die andere, als französische und britische Vermögen und Investitionen zur Bezahlung des Krieges aufgelöst wurden. Dieser Vermögenstransfer innerhalb weniger Jahre tilgte nicht nur die Schulden, die die USA gegenüber Europa hatten, sondern machte die USA zu einer Gläubigernation. 1914 beliefen sich alle privaten amerikanischen Auslandsinvestitionen zusammengenommen auf insgesamt 2,5 Milliarden Dollar. 1919 betrugen sie mit 7 Milliarden mehr als doppelt so viel. In der gleichen Zeit gingen ausländische Investitionen in den USA von 7,2 auf 3,3 Milliarden Dollar zurück.

Im Laufe des Krieges vollzog sich ein grundlegender Wandel im weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnis. Das alte System des Welthandels, basierend auf dem Finanzzentrum London und dem Goldstandard, konnte nicht wiederhergestellt werden. Die Finanzmacht Großbritanniens, auf die sich das Vorkriegssystem gestützt hatte, war zu sehr geschwächt.

Nach dem Krieg machten sich die USA unter der Führung von Präsident Woodrow Wilson und dessen "Vierzehn Punkten" an die Reorganisation Europas. Sie waren allerdings mit der Oktoberrevolution in Russland und der damit verbundenen Herausforderung konfrontiert. Ein wirtschaftlicher Neuaufbau Europas hätte die Beseitigung der alten Mächte in Deutschland und Mitteleuropa erfordert. Sieger wäre dann möglicherweise nicht die USA, sondern der Bolschewismus geworden. Daher formten die USA im Versailler Vertrag eine Allianz mit den alten Mächten, was zur Folge hatte, dass das Wirtschaftsleben Europas starken Beschränkungen unterlag.

Erst 1926/27 - 13 Jahre nach dem Beginn des Krieges - erreichte die Produktion in Europa wieder das Vorkriegsniveau. Aber nicht nur Europa war betroffen. Durch den Krieg wurde offensichtlich, dass sich die Wirtschaftsmacht über den Atlantik verlagert hatte. Der Eintritt der USA in den Krieg und ihr darauffolgender Versuch, den alten Kontinent zu reorganisieren, demonstrierten überdies, dass die USA sich nicht mehr einfach nur noch auf ihren inneren Markt stützen konnten. Amerikanisches Kapital und amerikanische Produktionsmethoden mussten in internationalem Maßstab entwickelt werden, wenn das kapitalistische System als Ganzes weiter expandieren sollte. Das war aber nicht möglich in einem Europa, das von Staatsgrenzen, Zöllen, Kartellen und anderen Beschränkungen begrenzt und zerteilt war. Es war dieser widersprüchliche Zustand, der die Große Depression der 1930er Jahre herbeiführte.

In den 1930er Jahren erklärte Leo Trotzki in einem bemerkenswerten Artikel den Konflikt, der die Weltwirtschaft in seinen Fesseln hielt, und wies auf die zukünftige Entwicklung hin - den Ausbruch eines neuen Weltkrieges und die Rolle, die die USA darin spielen würden.

"Die Vereinigten Staaten stellten den vollendetsten Typ der kapitalistischen Entwicklung dar. Das relative Gleichgewicht des unerschöpflich scheinenden inneren Marktes sicherte ihnen ein gewaltiges technisches und ökonomisches Übergewicht über Europa. Doch die bloße Tatsache des Eingreifens Amerikas in den Weltkrieg war eine Äußerung des bereits gestörten inneren Gleichgewichts. Die Veränderungen, die der Krieg in der Struktur der Vereinigten Staaten verursachte, bewirkten, dass der amerikanische Kapitalismus in die Weltarena trat und dies zu einer Lebensfrage für das System wurde. Vieles spricht dafür, dass dieser Ausweg außerordentlich dramatische Formen annehmen muss.

Das Gesetz der Arbeitsproduktivität ist von entscheidender Bedeutung bei den gegenseitigen Beziehungen zwischen Europa und Amerika und überhaupt bei der Bestimmung der zukünftigen Stellung der Vereinigten Staaten in der Welt. Diese höchste Form, die die Yankees dem Gesetz der Arbeitsproduktivität verliehen, ist das Fließband, die standardisierte oder Massenproduktion. Es könnte scheinen, dass der Punkt, von dem der Hebel des Archimedes die Welt aus den Angeln heben sollte, gefunden war. Aber die alte Erde weigert sich, aus den Angeln gehoben zu werden. Jeder verteidigt sich gegen jeden mit einer Mauer von Zöllen und einem Zaun aus Bajonetten. Europa kauft keine Güter, zahlt keine Schulden und bewaffnet sich sogar noch. Mit fünf miserablen Divisionen eroberte das hungernde Japan ein ganzes Land. Die fortschrittlichste Technik der Welt scheint gegenüber den Hindernissen, die auf einer viel rückständigeren Technik beruhen, impotent zu sein. Das Gesetz der Arbeitsproduktivität scheint seine Kraft zu verlieren.

Aber das scheint nur so. Das grundlegende Gesetz der Menschheitsgeschichte muss an abgeleiteten und zweitrangigen Phänomenen unvermeidlich Revanche nehmen. Früher oder später muss sich der amerikanische Kapitalismus durch die Längen und Breiten unseres Planeten Wege eröffnen. Mit welchen Methoden? Mit allen Methoden. Ein hoher Koeffizient der Produktivität bedeutet auch ein hoher Koeffizient der zerstörerischen Kräfte. Predige ich Krieg? Nicht im geringsten. Ich predige gar nichts. Ich versuche nur die Weltlage zu analysieren und die Schlussfolgerungen aus den Gesetzen des Wirtschaftsmechanismus zu ziehen." (Leon Trotsky, "Nationalism and Economic Life", Writings 1933-34, S. 161f).

Die überlegene Arbeitsproduktivität, die der amerikanische Kapitalismus hervorgebracht hatte, trieb ihn nicht nur in den Krieg, sondern sicherte auch seinen Sieg. Auf der Grundlage dieses Sieges etablierten die USA eine neue Weltwirtschaftsordnung und einen politischen Rahmen, in dem das kapitalistische System insgesamt expandieren konnte.

Das System von Bretton Woods

In Bezug auf die Errichtung der Nachkriegsordnung - der finanziellen und monetären Mechanismen, die 1944 auf einer Konferenz in Bretton Woods im US-Staat New Hampshire beschlossen wurden - sind zwei wichtige Punkte hervorzuheben. Erstens berücksichtigte das System von Bretton Woods, auch wenn es unter der Hegemonie der USA organisiert wurde und dem US-Kapitalismus zweifellos Vorteile verschaffen sollte, die Bedürfnissen der anderen kapitalistischen Großmächte. Es handelte sich nicht um ein "Nullsummenspiel", in dem der US-Kapitalismus auf Kosten der anderen Mächte gewann. Es enthielt vielmehr eine Reihe von Mechanismen, die die Expansion des Kapitalismus insgesamt sicherstellen sollten. In der heutigen Terminologie ausgedrückt, handelte sich um eine bis dahin vergeblich angestrebte "win-win"-Situation.

Natürlich beruhte dies letztendlich nicht auf dem Altruismus oder der Weitsichtigkeit der amerikanischen Architekten des Nachkriegssystems, sondern auf der Tatsache, dass die Fließbandproduktion - oder die standardisierte Massenproduktion, wie Trotzki sie nannte - einen Fortschritt in der Arbeitsproduktivität repräsentierte. Sie sicherte die Ausdehnung der Masse des Mehrwertes, welcher aus der Arbeiterklasse gezogen wird - der Basis für die Akkumulation von Kapital.

Besonders wichtig ist, dass die US-Strategen erkannten, dass das amerikanische Produktionssystem die Schaffung einer neuen wirtschaftlichen und politischen Ordnung vor allem in Europa erforderlich machte. Die Alternative war ein Rückfall in die Zustände der 20er und 30er Jahre. Dieses Mal wären die herrschenden Klassen vielleicht nicht mehr in der Lage gewesen, die sozialistische Revolution zu verhindern.

Der zweite wichtige Aspekt der Nachkriegsordnung waren die Restriktionen, die dem Finanzkapital auferlegt wurden. Die Architekten von Bretton Woods hatten erkannt, dass wieder ein lebensfähiger Rahmen für den Welthandel geschaffen werden musste. Das System von Zollbarrieren und wechselseitigen Währungsabwertungen, von dem die 20er Jahre geprägt waren, musste beseitigt werden, wenn der Weltkapitalismus eine Zukunft haben sollte. Aber mit dem Nachkriegssystem konnten in keiner Weise die Bedingungen der Ära von vor 1914 wiederhergestellt werden. Im Gegensatz zu damals war die Freizügigkeit des Finanzkapitals stark eingeschränkt, damit es keine Ungleichgewichte zwischen den Währungen erzeugen, die zu Zollbarrieren oder anderen Einschränkungen führen, oder die Wirtschaftsprogramme der nationalen Regierungen unterhöhlen konnte.

Ich möchte diese beiden Wesensmerkmale des Systems von Bretton Woods betonen, weil sie im Mittelpunkt seines Zusammenbruchs standen.

Der Zusammenbruch der Nachkriegsordnung

Der Zusammenbruch des Nachkriegssystems der Regulierung war das Ergebnis des wechselseitigen Einflusses objektiver ökonomischer Tendenzen und der politischen Reaktionen der USA und der anderen imperialistischen Mächte auf sie. Der Eurodollarmarkt spielte eine zentrale Rolle beim Untergang des Systems fester Wechselkurse. Er hatte seinen Ursprung 1958 im Schritt Großbritanniens zu vollständiger Konvertibilität. Um einen Run auf die Währung zu verhindern, verfügten die britischen Behörden Beschränkungen auf Kapitalbewegungen. Die britischen Banken jedoch, bedacht, ihre Position auf den internationalen Märkten beizubehalten, fanden Wege, diese Regulierungen zu umgehen, indem sie ihre Dollarbestände zur Vergabe internationaler Kredite nutzten. Später, in den 1960er Jahren, als die US-Regierung Beschränkungen einführte, sahen amerikanische Finanzinteressen im Eurodollarmarkt ebenfalls einen nützlichen Mechanismus, diese zu umgehen.

Das System von Bretton Woods gründete auf einem Widerspruch, der letztlich dessen Untergang bewirken sollte. Es sollte die Ausdehnung der kapitalistischen Wirtschaft unterstützen, die vom Anwachsen internationaler Liquidität hauptsächlich in Form von Dollar abhing. Aber das Anwachsen der umlaufenden Dollarpools hatte zur Folge, dass die Golddeckung der Währung unterhöhlt wurde. In den 1960er Jahren wurde dies zu einem drängenden Problem, als der Dollarabfluss aus den USA als Ergebnis gestiegener Militärausgaben und des rasch anwachsenden Flusses von Investitionen in die rapide wachsenden europäischen Wirtschaften anstieg. US-Regierungen verfügten Beschränkungen auf Kapitalbewegungen mit dem Ziel, das Gleichgewicht zwischen Gold und Dollar aufrechtzuerhalten. Das führte allerdings nur zu einem weiteren Anwachsen des Eurodollarmarktes.

Die Ausweitung dieses Kapitalmarktes außerhalb der Kontrolle von Regierungsbeschränkungen führte genau zu der Konsequenz, vor der die Gründer des Systems von Bretton Woods gewarnt hatten: Währungsdestabilisierung. 1967 geriet das Pfund unter Druck, gefolgt vom Dollar 1968. Doch die Krise vertiefte sich weiter. Die USA hatten nicht nur ein Zahlungsbilanzdefizit zu verzeichnen, sondern Ende der 1960er Jahre wurde auch die Leistungsbilanz defizitär.

Innerhalb des Rahmes des Bretton Woods Systems bestand die einzige Möglichkeit für die USA, die wachsende Krise in den Griff zu bekommen, darin, die Auslandsausgaben zu reduzieren - vor allem durch eine Verringerung der Militärausgaben - und eine Rezession einzuleiten, um die Importe zu senken und die Exporte anzukurbeln. Anders ausgedrückt, mit dem Bretton Woods System fortzufahren, hätte eine Schwächung der internationalen Position der USA zur Folge gehabt. Das waren die USA auf keinen Fall bereit zu tun. Überdies hätte das Heraufbeschwören einer inländischen Rezession zusätzlich zu der wachsenden politischen Krise wegen des Vietnamkrieges Opposition vonseiten der Arbeiterklasse provoziert.

Letztendlich war der Zusammenbruch des Bretton Woods Systems die Widerspiegelung der zunehmenden Internationalisierung der Weltwirtschaft. Es brach unter dem Druck sich entwickelnder Kapitalmärkte und der Bewegung von Geldkapital rund um die Welt, außerhalb der Kontrolle nationaler Regierungen einschließlich der US-Regierung, zusammen.

Mit den Worten einer jüngeren Studie: "Es gibt wenig Zweifel daran, dass es zu der systemimmanenten Desintegration [des Bretton Woods Systems] irgendwann ohnehin einmal gekommen wäre. Es erforderte zu viel Koordination der nationalen politischen Vorgehensweisen. Die Staaten waren zunehmend dem nationalen Wachstum verpflichtet, während gleichzeitig die technologischen Kräfte, die das Wirtschaftswachstum vorantrieben, die Internationalisierung der Warenmärkte als auch des Kapitals benötigten. Die Krise des Bretton Woods Systems kann als ein besonderes und sehr dramatisches Beispiel für das Zusammenstoßen nationaler Wirtschaftsregulierung mit der Logik des Internationalismus gesehen werden. Unter den Bedingungen von 1971 ging die Auflösung des Systems sehr eindeutig und direkt von der Politik der Vereinigten Staaten aus" (Harold James, International Monetary Cooperation Since Bretton Woods, S. 207).

Der grundlegende Inhalt dieser Politik war die Beibehaltung der hegemonialen Stellung der Vereinigten Staaten.

"An die Europäer gewandt, stellte [US-Staatssekretär für Finanzen John] Conally die amerikanische Position folgendermaßen dar: ‚Der Dollar ist zwar unsere Währung, er ist aber Ihr Problem.‘ Das amerikanische Publikum bekam eine gröbere Version zu hören: ‚Die Ausländer wollen uns ausquetschen. Unser Job ist es, sie zuerst auszuquetschen‘" (ebenda, S. 210).

"Eine dem Kabinett untergeordnete Koordinierungsgruppe, allgemein bekannt als die ‚Volcker-Gruppe‘, in der das Finanzministerium, der Wirtschaftsrat, das State Department und der Nationale Sicherheitsrat vertreten waren, erarbeitete ein Papier mit dem Titel ‚Grundlegende Optionen in internationalen monetären Angelegenheiten‘. Es beinhaltete eine Zusammenfassung der Vergangenheit: ‚Die verfügbare Finanzierung unserer Defizite haben es den Vereinigten Staaten erlaubt, große überseeische Militärprojekte durchzuführen, anderen ausländischen Verpflichtungen nachzukommen und eine ausreichende Flexibilität bei der inneren Wirtschaftspolitik beizubehalten.‘ In Ergänzung stand aber, dass ein wichtiges Politikziel die ‚Befreiung ... der Außenpolitik von Beschränkungen aufgrund von Schwächen im Finanzsystem‘ sei. Es sei unangemessen, die Außenpolitik von einem bestimmten Währungssystem abhängig zu machen. Später, im Rückblick aus der Perspektive der 1990er Jahre, kam Volcker zu der Schlussfolgerung, dass die ‚Präsidenten - sicherlich Johnson und Nixon - nicht hören wollten, dass ihre Optionen durch die Schwäche des Dollars beschränkt würden‘. Wegen dieser Beschränkung konnten die USA ihre Politik nicht wesentlich ändern, ohne die Anforderungen des internationalen monetären Systems zu verletzten‘" (ebenda, S. 210f).

Innerhalb der USA kam man immer mehr zu der Überzeugung, dass der Weg zur Aufrechterhaltung oder sogar Verbesserung der Position der USA in der Abschaffung der Kapitalkontrollen und der Einführung des Prinzips des freien Marktes im internationalen Finanzsystem lag. Die Überlegung hinter dieser Argumentation war, dass das Finanzsystem weiterhin auf dem Dollar basieren würde und die anderen Beteiligten Dollar halten wollten. Der Vorteil der USA bestand darin, dass ihre Währung als internationale Währung funktionieren würde.

In der Nachkriegsordnung diente politische Macht zur Regulierung der Weltwirtschaft und vor allem der Finanzmärkte. Aber die Entwicklung der Produktivkräfte auf der Grundlage der stabilen Verhältnisse der Nachkriegszeit führte zu neuen Widersprüchen. Das Wachstum der Produktivkräfte erforderte die Entwicklung internationaler Finanzierungen, was größere Freiheiten für die Bewegung von Finanzkapital notwendig machte - und somit zum Konflikt mit dem alten Regime führte. In dieser neuen Situation erkannten die USA, dass sie ihre wirtschaftliche Position gegenüber ihren Rivalen nur über die Beseitigung der alten Ordnung beibehalten konnten.

Darin war aber die Unterhöhlung, wenn nicht sogar die totale Zerstörung, eines der zentralen Pfeiler des Nachkriegsgleichgewichts eingeschlossen. Wie wir feststellten, konstruierten die USA die Nachkriegsordnung in ihrem eigenen Interesse, während sie gleichzeitig die Position der anderen kapitalistischen Mächte verbesserten. Jetzt wurde das Geldsystem der Nachkriegszeit im Namen der Förderung amerikanischer Interessen gegen ihre Rivalen demontiert.

War das System fester Wechselkurse erst einmal beseitigt, war der Geist des Finanzkapitals sozusagen aus der Flasche. Kontrollen auf Kapitalströme konnten nicht länger aufrechterhalten werden, und es wurde immer schwieriger, nationale Wirtschaftsprogramme ohne das Einverständnis der Kapitalmärkte zu verfolgen. Die letzte Regierung, die das versuchte, war die Regierung Mitterrand in Frankreich Anfang der 1980er Jahre. Sie wurde angesichts einer sich zuspitzenden Finanzkrise gezwungen, dieses Unterfangen zu beenden.

Die Hinwendung zum Militarismus

Der Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods Anfang der 1970er Jahre leitete eine Periode globaler wirtschaftlicher Turbulenzen ein, die einen Wendepunkt in der historischen Entwicklung der kapitalistischen Weltordnung markierten. Dem rapiden Anstieg der Inflation von 1972/73 folgte 1974/75 die bis dahin schwerste Rezession der Nachkriegsperiode. Die Rezession war das Ergebnis bzw. der Ausdruck tiefgehender struktureller Veränderungen.

Der Nachkriegsboom basierte letztendlich auf der Ausdehnung der produktiveren Methoden des amerikanischen Kapitalismus auf den Rest der entwickelten kapitalistischen Länder. Auf diese Weise wurde der Rückgang der Profitrate, der hinter der Krise der 1920er und 1930er Jahre stand, überwunden und umgekehrt. Aber Ende der 1960er Jahre bewirkte gerade die Akkumulation des Kapitals, die durch die Nachkriegsexpansion ermöglicht worden war, dass der tendenzielle Fall der Profitrate wieder zum Durchbruch kam. Einer Schätzung zufolge ging die Profitrate in der Zeit seit Ende der 1940er bis Mitte der 1970er Jahre um fast 50 Prozent von 22 auf 12 Prozent zurück.

Obwohl auf die Rezession von 1974/75 ein Aufschwung folgte, gab es keine Rückkehr zu den Verhältnissen der 1960er Jahre. Die zweite Hälfte der 1970er Jahre war von einem Phänomen gekennzeichnet, das als "Stagflation" bekannt wurde - steigende Arbeitslosigkeit in Verbindung mit steigender Inflation. Die Stagflation besiegelte unter anderem das Ende der so genannten keynesianischen Rezepte, denen zufolge erhöhte Staatsausgaben die Arbeitslosigkeit reduzieren. In der neuen Wirtschaftssituation schienen Staatsausgaben die sich auftürmenden Wirtschaftsprobleme nur zu verstärken anstatt sie abzumildern. Das kam daher, dass diese nicht von vorübergehenden oder konjunkturellen Faktoren herrührten. Stattdessen wurzelten die Probleme in der Struktur des Produktionssystems selbst.

Die Carter-Administration scheiterte vollständig in ihren Bemühungen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, und endete in einer tiefen Krise des Dollars, dessen Wert 1978/79 einbrach. Die Dollarkrise bildete den Anlass für eine scharfe Wende der US-Politik, als 1979 Paul Volcker zum Präsidenten der amerikanischen Zentralbank, des Federal Reserve Board, ernannt wurde.

Volckers Programm und das der Finanzinteressen hinter ihm war brutal und direkt. Die Inflation sollte durch Rückführung des Geldangebotes und höhere Zinsen radikal reduziert werden. Von seinem Inhalt her repräsentierte sein Programm die Forderungen des Finanzkapitals nach einer vollständigen Umstrukturierung der amerikanischen Volkswirtschaft. Ganze Sektionen von Kapital, die nun nicht mehr konkurrenzfähig waren, sollten ausgelöscht werden. Die Industrie sollte innerhalb der USA und auch international reorganisiert werden. Das war der Beginn der "Globalisierung" - nicht einfach nur der Errichtung von ausländischen Produktionsstätten, sondern der Zerlegung des Produktionsprozesses und der Produktion von arbeitsintensiven Komponenten in Billiglohnländern.

Die hohen Zinsen waren das Instrument, einerseits die Reorganisation des Industriekapitals durchzusetzen und andererseits dem Finanzkapital höhere Erträge zu ermöglichen, nachdem die Realzinsen Ende der 1970er Jahre negativ geworden waren.

Das Volckerprogramm, das nachfolgend von der britischen Tory-Regierung unter Margaret Thatcher aufgenommen wurde, bedeutete einen Frontalangriff auf die Arbeiterklasse. 1981 entließ die Reagan-Administration 12.000 Fluglotsen und zerstörte deren Gewerkschaft, die PATCO (Professional Air Traffic Controllers Organization). In Großbritannien begann die Thatcher-Regierung eine Reihe von Angriffen gegen die Stahlarbeiter und später gegen die Bergarbeiter.

Die Abwendung vom keynesianischen Reformprogramm der Nachkriegsperiode und dessen Ablösung durch das Programm der freien Marktwirtschaft des Finanzkapitals bedeutete die Wende hin zu einer wesentlich aggressiveren Politik auf internationaler Ebene. Ein erstes Anzeichen für diese Wende war die Einmischung der USA in Afghanistan. Die Carter-Regierung unter dem maßgeblichen Einfluss ihres damaligen Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski leistete den antikommunistischen islamistischen Kräften der Mudschaheddin verdeckte Hilfe mit der ausdrücklichen Absicht, die Sowjetunion in einen langwierigen Krieg zu verwickeln und so zu schwächen.

Die USA wandten sich immer stärker dem Militarismus zu und intervenierten im Libanon, fielen in Grenada ein und unterstützten den Falklandkrieg Thatchers. Gegenüber der Sowjetunion verlegte man sich auf eine allgemeine Politik der Destabilisierung. Die Reagan-Administration initiierte ein Rüstungsprogramm mit der Absicht, die Sowjetbürokratie unter Druck zu setzen. Reagans Verteidigungsausgaben erreichten 1985 ihren Höhepunkt, als die Ausgaben für Waffenkäufe unter Berücksichtigung der Inflation frühere Rekorde brachen, inklusive Korea- und Vietnamkrieg. Auch Europa wurde militärisch unter Druck gesetzt. Eines der Ziele des Rüstungsprogramms war die Stationierung von Cruise-Missile-Raketen in Europa, um das Anknüpfen engerer Beziehungen zu der UdSSR zu verhindern.

1982 brach die Schuldenkrise aus und führte zu einem einschneidenden Wendepunkt für die Entwicklungsländer. Über den IWF unternahmen die USA einen Angriff auf die Entwicklungsprogramme der verschiedenen nationalen Regime. Die neuen "Strukturanpassungsprogramme" des IWF verlangten die Öffnung der Märkte, die Kürzung der Staatsausgaben, Währungsabwertungen, die Produktion von auf dem Weltmarkt gewinnbringenden Erzeugnissen und die allgemeine Abschaffung von Staatskontrollen und -regulierungen.

1991/92 schuf der Zusammenbruch der Sowjetunion eine neue Situation. Ganze Regionen der Erde, die Jahrzehnte außer Reichweite der kapitalistischen Großmächte lagen, wurden nun geöffnet. In den führenden Politikerkreisen der USA ging es nun hauptsächlich darum zu verhindern, dass kein anderer Konkurrent oder keine Gruppe von Konkurrenten aus dieser Situation einen Vorteil für sich ziehen kann und damit die USA und deren globalen Hegemonialanspruch herausfordert.

1990 etablierten die USA unter Ausnutzung eines Vorwandes, der irakischen Invasion in Kuwait, ihre militärische Vormachtstellung in der Golfregion, obwohl sie im ganzen Jahrzehnt davor das irakische Regime unterstützt hatten. Damit lieferten sie allen anderen potentiellen Rivalen eine anschauliche Demonstration ihrer militärischen Möglichkeiten.

Bei der Bombardierung Jugoslawiens waren die amerikanischen Kriegsziele sogar noch klarer: die Beseitigung aller Barrieren für die Reorganisation der Weltwirtschaft auf der Grundlage des freien Marktes zur Sicherung der Dominanz amerikanischer Unternehmen. Clinton drückte dies folgendermaßen aus: "Wenn wir enge Wirtschaftsbeziehungen wollen einschließlich der Fähigkeit, überall auf der Welt zu verkaufen, muss Europa ein Schlüssel dazu sein ... Darum geht es bei dieser Kosovofrage." Oder wie es Thomas Friedman formulierte: "Die unsichtbare Hand des Marktes wird niemals ohne die unsichtbare Faust arbeiten können - McDonald's wird niemals ohne McDonnell Douglas [ein Produzent von Kriegsflugzeugen] blühen können."

Wachsender Unilateralismus

Es gibt wichtige Unterschiede in der Art und Weise, wie die USA die drei großen Kriege des vergangenen Jahrzehnts geführt haben. Vor allem verdeutlichen sie die wachsende Tendenz hin zum Unilateralismus. Der Golfkrieg wurde in gewissem Grade noch im Rahmen der Vereinten Nationen geführt. Der Kosovokrieg wurde unter der Schirmherrschaft der Nato organisiert. Aber in Afghanistan bestanden die USA darauf, den Krieg unter ihren eigenen Bedingungen zu führen, und drängten die Briten und andere deutlich zur Seite.

Was wird die Politik der USA nach Afghanistan sein? Ein neuer Krieg. Wie Bush bemerkte: Afghanistan ist der erste Krieg des 21. Jahrhunderts. Oder, wie er es bei einer anderen Gelegenheit ausdrückte, werde 2002 das Jahr des Krieges sein. An einem bestimmten Punkt wird diese Politik die USA in Konflikt mit ihren Rivalen bringen.

Wenn wir die letzten 25 Jahre nehmen - die Periode seit dem Zusammenbruch von Bretton Woods und die Rezession 1974/75 - zieht sich durch alle konjunkturbedingten Schwankungen ein roter Faden durch die US-Politik: eine immer entschlossenere Durchsetzung ihrer Interessen und die Abwendung von jeglicher langfristigen Organisation der kapitalistischen Wirtschaft als Ganzer.

Hier könnte man die Tatsache anführen, dass die führenden Mächte weiter denn je von einer Einigung über die Regulierung des Weltfinanzmarktes entfernt sind, obwohl sie gerade ein Jahrzehnt finanzieller Stürme hinter sich haben, die eine Bedrohung der Grundlagen des globalen Systems darstellen.

Im zurückliegenden Jahrzehnt ist es zu einer beispiellosen Situation gekommen. Die dominierende Finanzmacht wurde vom Rest der Welt finanziell abhängig. Am Ende des Zweiten Weltkrieges sind die USA zur wichtigsten Kapitalquelle für den Rest der Welt aufgestiegen. Nun hängen sie vom Rest der Welt ab und benötigen täglich eine Milliarde Dollar, nur um zahlungsfähig zu bleiben. Auch in dieser Frage wird es an einem bestimmten Punkt zu Konflikten mit den anderen Mächten kommen.

Die USA sind eine Art Faustischen Pakt eingegangen. In den 1970er Jahren kündigten sie die Disziplin des Systems von Bretton Woods auf und drängten zu einem freien Markt, um ihre Hegemonie über ihre Rivalen in Europa und Japan zu behaupten. Das trug zum Erhalt der relativen Dominanz der USA bei. Gleichzeitig jedoch wurden die USA zum Spielball einer anderen mächtigen Kraft - der Weltfinanzmärkte, die der Kontrolle der USA und jeder anderen kapitalistischen Staatengruppe entwachsen sind. Mit anderen Worten haben sich die USA in ihrem Bemühen um die Aufrechterhaltung ihrer Hegemonie selbst zum Gegenstand all der Widersprüche der kapitalistischen Weltwirtschaft gemacht. Dies wird die Ursache rapider und explosiver wirtschaftlicher und vor allem politischer Umschwünge in der kommenden Periode werden.

Die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution

Zum Schluss möchte ich gern zwei Punkte hervorheben. Erstens ist das Aufbrechen des Militarismus nicht Ausdruck der Stärke des US-Imperialismus, sondern vielmehr seines allgemeinen Niedergangs und seiner Degeneration. Wir haben das mit Tatsachen und Zahlen dokumentiert.

Dieser Niedergang muss eine entscheidende Rolle in der Psychologie der Massen und der Entwicklung von politischem Bewusstsein spielen. Genau in dem Moment, in dem Bush versucht auf der Grundlage seines Kriegsprogramms Unterstützung zu gewinnen, kommt der Niedergang, der zum Anwachsen des Militarismus geführt hat, im Enron-Skandal zum Ausdruck. Diese Krise zeigt, dass die soziale Schicht, auf die sich die Bush Administration stützt, eine Bande von Hochstaplern und Betrügern ist. Und das wird weitreichende Auswirkungen haben, weil Enron kein Einzelfall ist. Es ist das Symbol der so genannten "New Economy", deren Hauptbeschäftigung, wie nun klar geworden ist, in dubiosen Finanzpraktiken besteht, mit denen die Aktienwerte aufgebläht werden sollen, um einen großangelegten Finanzraubzug möglich zu machen.

Bei der zweiten Frage geht es um unsere Perspektive. Unsere Strategie ist die sozialistische Weltrevolution. Man muss immer wieder darüber nachdenken, was das bedeutet. Die Gefahr besteht darin, dass die Weltrevolution als eine Art quantitatives Aufaddieren verschiedener nationaler Revolutionen verstanden wird. Aber festzustellen, dass unsere Strategie die Weltrevolution ist, heißt, dass wir für die Perspektive des Weltsozialismus eintreten - die internationale Vereinigung der Arbeiterklasse; wirklich internationale Planung entsprechend den Gesetzen der Vernunft und nicht die Anarchie des Marktes; gesellschaftliches Eigentum, um eine wirklich demokratische Kontrolle der Produktivkräfte zu ermöglichen. Die Perspektive des Weltsozialismus ist die konkrete Antwort auf die wachsenden Gefahren imperialistischer Kriege und auf das Absinken in wirtschaftliches Chaos, das sich aus den sich vertiefenden Widersprüche der kapitalistischen Weltwirtschaft ergibt.

In seiner berühmten Schrift Krieg und die Internationale schrieb Trotzki: "Der einzige Weg, über den das Proletariat den imperialistischen Verwirrungen des Kapitalismus begegnen kann, besteht darin, ihm das praktische Programm des Tages entgegenzustellen, die sozialistische Organisation der Weltwirtschaft." Das trifft heute mehr zu denn je zuvor.

Aber wie sind die Aussichten? Die Vierte Internationale beruht auf dem Verständnis, dass ihre Perspektive der bewusste Ausdruck objektiver Entwicklungstendenzen ist - des sich zuspitzenden Konflikts zwischen Weltwirtschaft und Nationalstaatensystem. Dieser Konflikt führte zum Untergang der Sowjetunion und findet nun seinen Ausdruck im globalen Kampf um Rohstoffe und der immer größeren Kriegsgefahr.

Wird dieses Verständnis jedoch einen Weg in das Bewusstsein der Arbeiterklasse finden? Diese Frage kann nicht getrennt von der Rolle beantwortet werden, die wir als Teil der objektiven Lage spielen.

Wie Marx es formulierte: "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muss der Mensch die Wahrheit, i.e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage" (Marx: Thesen über Feuerbach, MEW Bd. 3, S. 5).

Diese methodologische und philosophische Einsicht wurde durch die Entwicklungen in der modernen Physik - wo es einfach unmöglich ist, den Zustand eines Systems ohne aktives Eingreifen zu bestimmen - als auch in der Sphäre der Politik bestätigt.

Die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution war in der Lage Massenunterstützung in der Arbeiterklasse zu gewinnen. Unter welchen Bedingungen? Des Ausbruchs der imperialistischen Antagonismen und letztendlich des Krieges - in Verbindung mit der ersten Epoche der Globalisierung von 1870 bis 1913 und der darauffolgenden Periode größter Schwankungen. Unsere Perspektive in der zweiten Epoche der Globalisierung gründet sich auf diese historischen Erfahrungen.

Siehe auch:
Der Krieg in Afghanistan und die Krise der politischen Herrschaft in Amerika (14. März 2002)

Der Krieg in Afghanistan und das Dilemma des europäischen Kapitalismus ( 22. März 2002)

Loading