Imperialismus und Irak: Lehren aus der Vergangenheit

Teil 3

Dies ist der dritte und letzte Teil der Artikelserie zur Geschichte des Iraks und des Imperialismus im Nahen und Mittleren Osten. Teil 1 erschien am 14. und Teil 2 am 17. Juni.

Großbritannien stattete Faisal mit Bombern der britischen Luftwaffe, mit gepanzerten Fahrzeugbataillonen und Führungsoffizieren für die Wehrpflichtigenarmee aus, die auf jedes Aufbegehren der örtlichen Bevölkerung reagieren sollte. Jedem Aufstand wurde mit Bombern begegnet, die zunächst warnende Flugblätter auf die analphabetische Dorfbevölkerung abwarfen und dann ihr Eigentum und ihre Viehherden bombardierten. Es wurde sogar auf Bombenabwürfe zurückgegriffen, um die Bauern durch Einschüchterung zum Zahlen von Steuern zu zwingen.

Eine der größten offensiven Operationen, die von der britischen Königlichen Luftwaffe (RAF) durchgeführt wurde, fand in den Jahren 1923/24 im südlichen Irak statt. Die Stammesführer, die für die Eintreibung der Steuern von den - durch die Aufteilung der Wasserkanäle unter den mächtigsten Scheichs zunehmend verarmten - Halbnomaden und Bauern zuständig waren, verweigerten die Zahlung. Die RAF wurde angewiesen, die Gegend zu bombardieren, um "Gehorsam gegenüber der Regierung zu fördern".

In einem Zeitraum von zwei Wochen wurden 144 Menschen getötet und viele mehr verletzt. Dies war bei weitem kein Einzelfall. Die RAF wurde in den Jahren 1923/24 wiederholt gegen die Kurden in der Provinz Mosul eingesetzt, die gegen Besteuerung und Zwangsaushebung rebellierten.

Ein Offizier, der an der Nordwestgrenze gedient hatte und die britische Brutalität aus eigener Erfahrung kannte, äußerte seine Angst, dass die Lufteinsätze die Situation nur verschlimmern würden: "Zwangsläufig kommt es zu unnötiger Grausamkeit, die oftmals die Stammesleute nicht einschüchtert, sondern bei ihnen einen unsterblichen Hass und den Wunsch nach Rache weckt. Die Maßnahmen schwächen das Vertrauen der Stammesleute in die britische Gerechtigkeit."

Die Briten waren alles andere als gerecht. Ein Bericht an das Kolonialamt beschreibt einen Luftangriff, bei dem Männer, Frauen und Kinder mit Maschinengewehren beschossen wurden, als sie aus einem Dorf flohen. Die Politiker sorgten dafür, dass die britische Öffentlichkeit nie von dem Vorfall Kenntnis nahm.

Ohne die RAF, so die Einschätzung des Kolonialministers Leo Amery, hätte das irakische Regime nicht lange Bestand gehabt. "Wenn König Faisals Befehl effektiv im ganzen Königreich gilt, so ist dies gänzlich britischen Flugzeugen zu verdanken. Würden die Flugzeuge heute zurückgezogen, zerbräche unvermeidlich die gesamte Struktur", sagte er.

Aber weil die RAF die normale innere Sicherheit nicht gewährleisten konnte und die Briten verlangten, dass der Irak eigene Mittel zur Unterdrückung der Bevölkerung einsetzen müsse, benötigte Faisal eine Armee. Die Armee wurde zu einem wichtigen Instrument des sozialen Aufstiegs und entwickelte sich zu einer gesellschaftlichen Machtbasis, die der Regierung oder demjenigen, der sie kontrollierte, enorme Macht verlieh. Das Ausmaß der gesellschaftlichen Unzufriedenheit kann an der Tatsache abgelesen werden, dass die Regierung Ende der 1920-er Jahre, als die RAF die aufständischen Stämme im Südirak bereits weitgehend unterworfen hatte, immer noch 20 Prozent der Staatseinnahmen für die Armee und 17 Prozent für die Polizei ausgab.

Nachdem Großbritannien ein Regime installiert hatte, dass die Öllieferungen sicherstellte, konnten die Briten auf die Mandatsherrschaft verzichten und zu einer auf Verträgen basierenden Beziehung übergehen, die substanziell auf das Gleiche hinauslief. Der englisch-irakische Vertrag gab dem Irak die formale Unabhängigkeit, während Großbritannien die Kontrolle über Außen-, Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik, die Militärbasen und ein System von Regierungsberatern behielt. Der Irak wurde im Jahre 1930 "unabhängig" und wurde 1932 als volles Mitglied in den Völkerbund aufgenommen. Obwohl das Ende der Mandatsherrschaft der herrschenden Clique freiere Hand gab, im Innern das Land nach eigenem Gutdünken zu walten, blieb die wirkliche Macht bei Großbritannien. Die irakische Bevölkerung war sich dessen durchaus bewusst.

Großbritannien stürzt eine nationalistische Regierung

Im Laufe der 1930-er Jahre ließ sich die Abhängigkeit der herrschenden sunnitischen Clique von Großbritannien immer weniger mit der Stimmung der Bevölkerung in Einklang bringen. Die irakischen Nationalisten waren darüber empört, dass die Iraqi Petroleum Company (IPC, ein britisch-amerikanisch-französisches Konsortium) die Kontrolle über das irakische Öl ausübte, während die Bauern und städtischen Arbeiter zunehmend verarmten. Die britische Politik in Palästina - ihre Unterstützung für eine jüdische Heimstatt, jüdische Einwanderung und die Unterdrückung der arabischen Revolte 1936-39 - verstärkte die Spannungen nur noch mehr.

Dies führte dazu, dass sich einige irakische Politiker und das Militär, das mehr und mehr über Gedeih und Verderb einer Regierung entschied, an Nazideutschland orientierten. Zum Teil ging dies auf den Glauben zurück, der Irak könne sich so von den verhassten Briten befreien, zum Teil drückte diese Orientierung auch politische Sympathie mit dem Faschismus und dessen Antisemitismus aus. Der Antisemitismus erhielt durch die Situation in Palästina und die britische Förderung von jüdischen Financiers im Irak Auftrieb und wurde durch die Ankunft des nationalistischen palästinensischen Führers Hajj Amin al-Husseini in Bagdad, der vor den Briten geflohen war, noch weiter verschärft.

Der prominenteste Vertreter der pro-deutschen Fraktion war der panarabische Nationalist Raschid Ali al-Gaylani und eine Gruppe von Armeeoffizieren, die als das Goldene Quadrat bezeichnet wurden, während die prominentesten Unterstützer Großbritanniens Nuri al-Said und der Regent des vierjährigen Faisal II waren. Der Regent, ein Onkel von Faisal II, war ernannt worden, nachdem der britenfeindliche König Ghazi bei einem Autounfall im Jahr 1939 ums Leben gekommen war. Viele vermuteten, dass Großbritannien bei dem tödlichen Unfall die Hand im Spiel hatte.

Nach den Bedingungen des englisch-irakischen Vertrags von 1930 musste der Irak die Briten unterstützen und durfte keine Beziehungen zu ihren Feinden unterhalten. Als Großbritannien 1939 Deutschland den Krieg erklärte, brach Premierminister Nuri al-Said umgehend alle Beziehungen zu Deutschland ab - ein zutiefst unpopulärer Schritt. Aber er konnte das Kabinett nicht überzeugen, Deutschland den Krieg zu erklären oder die Beziehungen zu Italien abzubrechen. Im März 1940 trat er als Premierminister zurück, saß aber in der Regierung seines pro-deutschen Rivalen Raschid Ali.

Um 1940 gerieten die britischen Stellungen im Mittleren Osten zunehmend unter Druck. Die faschistischen Achsenmächte bedrohten Ägypten und den Suezkanal. Mit der Niederlage Frankreichs standen die französischen Streitkräfte im Libanon und in Syrien unter der Kontrolle der Vichy-Regierung. Da die Truppen der Achse so nah am Irak standen, fürchtete Großbritannien, dass Deutschland in den Irak und Iran einmarschieren und die Briten damit von den Öllieferungen und dem Reichtum dieser Länder abschneiden könnten.

Die Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Irak verschlechterten sich rapide, als Raschid Ali den Irak im Krieg eine neutrale Position einnehmen ließ, Waffen aus Italien und Japan kaufte und den britischen Militärkräften die Lande- und Transitrechte verweigerte, die Großbritannien vertraglich garantiert worden waren. Die Briten zwangen ihn im Januar 1941 zum Rücktritt und riefen damit einen politischen Aufschrei hervor. Die Offiziere des Goldenen Quadrats führten im April desselben Jahres einen Staatsstreich durch und brachten Raschid Ali an die Macht zurück. Nuri al-Said und der Regent flohen nach Transjordanien.

Die neue irakische Regierung weigerte sich, die Briten in Basra landen zu lassen, erklärte damit effektiv den Vertrag für ungültig und verlautbarte, sie würde einen "Befreiungskrieg" gegen Großbritannien führen. Dies wurde als Teil eines größeren panarabischen Bestrebens angesehen, nach dem auch die Franzosen aus Syrien und dem Libanon geworfen und die Pläne für einen zionistischen Staat in Palästina vereitelt werden sollten.

Großbritannien bezeichnete das Vorgehen der irakischen Regierung als Revolte, sandte Truppen aus Transjordanien und Indien nach Basra, stürzte Raschid Ali und brachte wiederum Nuri al-Said und den Regenten an die Macht. Nach diesem Coup hielten britische Truppen den Südirak besetzt und die neue Regierung kooperierte vollkommen mit der britischen Kriegsführung. In den folgenden Jahren konnte Großbritannien den Irak als Basis nutzen, um in Syrien und Persien einzumarschieren, wo pro-britische Regierungen installiert wurden. Im Jahre 1943 erklärte Nuri al-Said den Achsenmächten den Krieg.

Obwohl Großbritannien relativ leicht mit Raschid Ali und dem Goldenen Quadrat fertig wurde, war das kurzlebige Regime von Bedeutung, weil es zeigte, wie wenig Unterstützung die Briten, ihr Erzkollaborateur Nuri al-Said und die Königsfamilie in der Bevölkerung genossen. Fortan wurden die pro-britischen Politiker von der irakischen Bevölkerung verachtet, da ihnen der unvergängliche Makel anhaftete, durch britische Bajonette wieder an die Macht gelangt zu sein. Wie der Historiker Louis in seinem Werk The British Empire in the Middle East erklärt: "Das Jahr 1941 stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der britischen Ära im Irak dar. Es ist von wesentlicher Bedeutung für ein Verständnis der nationalistischen Zurückweisung des Allianzvertrags mit den Briten im Jahre 1948 und das Ende der haschemitischen Dynastie zehn Jahre später."

Großbritannien Niedergang im Mittleren Osten 1946-1958

Obwohl das britische Empire im Mittleren Osten nach dem Zweiten Weltkrieg noch intakt war, war Großbritannien doch mit gänzlich anderen Bedingungen konfrontiert als 1939. Die Verhältnisse der Ölproduktion hatten sich dramatisch verändert, und im Jahre 1951 kam 70 Prozent des Öls, das der Westen verbrauchte, aus dem Mittleren Osten. Der Großteil der Weltölreserven wurden in Saudi Arabien und am Persischen Golf vermutet.

Doch gleichzeitig mit dem steigenden Wert der Region sah sich Großbritannien einer wachsenden politischen Gärung in der entstehenden Arbeiterklasse gegenüber. Sowjetische und amerikanische Unterstützung für einen zionistischen Staat in Palästina, den sie als Mittel zur Unterhöhlung des britischen Einflusses in der Region betrachteten, und der weit verbreitete Schrecken über die Tragödie, die das jüdische Volk unter den Nazis erfahren hatte, ebneten den Weg für den Beschluss der Vereinten Nationen, Palästina zu teilen und den Staat Israel zu gründen. Dies brachte die arabische Welt in Aufruhr. In Ägypten, im Irak und Iran, wo Großbritannien 1942 ähnlich selbstherrlich eingriff wie gegen Raschid Ali, drängten fast alle gesellschaftlichen Schichten darauf, die imperialistische Herrschaft über ihre Länder abzuschütteln.

Im Irak, wo ihre Kollaborateure ganz und gar diskreditiert waren, suchten sich die Briten eine angeblich fortschrittlichere Marionette in Gestalt des ersten schiitischen Premierministers Saleh Jabr. Großbritannien hoffte, dass er Reformen durchführen und dafür sorgen werde, dass die soziale Unzufriedenheit nicht der Irakischen Kommunistischen Partei Auftrieb verlieh und das Regime zum Wanken brachte. Die Briten versuchten auch, die englisch-irakischen Beziehungen in einem neuen Vertrag zu fassen, der ihnen die Beibehaltung der Militärbasen und den Zugang zu den Ölquellen sichern sowie als Modell für die Erneuerung der Beziehungen in der Region dienen sollte.

Die neue Labour-Regierung unter Clement Attlee konnte die politische Entwicklung in Bagdad auch nicht besser einschätzen als die Regierung des Erzimperialisten Winston Churchill. Als die Bedingungen des Vertrags mit Großbritannien bekannt wurden, denen Saleh Jabr und Nuri al-Said im Januar 1948 zugestimmt hatten und die den verhassten englisch-irakischen Vertrag von 1930 um weitere 20 Jahre verlängert hätten, zogen Studenten, Arbeiter und die verarmte Stadtbevölkerung auf die Straße und protestierten. Die Polizei konnte die Aufstände nur durch eine Orgie der Brutalität unterdrücken und tötete an einem einzigen Tag beinahe 400 Menschen. Dennoch sah sich der Regent gezwungen, den Vertrag für nichtig zu erklären. Saleh Jabr trat zurück, die neue Regierung verhängte das Kriegsrecht und leitete eine grausame Periode der Unterdrückung ein. Das britische Modell für die Erneuerung der Allianzen im Mittleren Osten lag in Scherben.

Im Jahre 1950 kam es im Zuge der nationalistischen Welle zu einer Übereinkunft zwischen dem amerikanischen Konzern Aramco und Saudi Arabien, wonach die Ölprofite je zur Hälfte beiden Seiten zufallen sollten. Dies löste im gesamten Mittleren Osten eine Kettenreaktion aus. Im folgenden Jahre unternahm die Mossadeq-Regierung im Iran Schritte, um die Anglo-Persian Oil Company zu verstaatlichen, und zwang damit die britischen Unternehmen, denen die IPC gehörte, der irakischen Regierung eine gleichmäßige Teilung des Profits anzubieten oder Gefahr zu laufen, sowohl das Öl wie auch die Marionetten, Nuri al-Said und seine Minister, zu verlieren.

Im Jahre 1952 beruhten die imperialen Interessen Großbritanniens im Mittleren Osten auf einer noch unsichereren Basis. Der haschemitische König Abdullah von Jordanien war 1951 ermordet worden und sein mental instabiler Sohn hatte den Thron an seinen 17-jährigen Sohn Hussein übergeben. Im Juli 1952 hatten die Freien Offiziere unter der formalen Führung von General Muhamed Naguib und der tatsächlichen Führung von Leutnant Gamal Abdel Nasser die ägyptische Monarchie gestürzt und den englisch-ägyptischen Vertrag für nichtig erklärt.

Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse wurde Nuri al-Said wegen seiner Unterstützung für Großbritannien in der arabischen Welt als Verräter betrachtet. Er sah sich daher gezwungen, eine beispiellose Repressionswelle durchzuführen, verbot alle oppositionellen Parteien und die freie Presse und wählte sich ein handverlesenes Parlament, dass seine Dekrete guthieß.

Unter diesen Bedingungen zog die Ölproduktion schließlich an. Sie verdoppelte sich in den fünf Jahren nach dem Krieg, während gleichzeitig die Einnahmen aus der Ölproduktion aufgrund der iranischen Krise 1951-53 und dem Abkommen über gleichmäßige Teilung der Profite mit der IPC um das Zehnfache anwuchsen. Sie stiegen von 10 Prozent des Bruttosozialprodukts und 34 Prozent der Deviseneinnahmen im Jahre 1948 auf 28 Prozent beziehungsweise 59 Prozent im Jahre 1958. Aber anstatt die Lebensbedingungen der einfachen arbeitenden Bevölkerung zu verbessern, wurden die Einnahmen in die landwirtschaftliche Entwicklung investiert und kamen den Großgrundbesitzern und den Bankkonten der korrupten Politiker zugute.

Im Februar 1955 spielte Nuri al-Said den Gastgeber für den Bagdad Pakt. Diese von den Briten organisierte regionale Sicherheitsallianz, bestehend aus der Türkei, Pakistan, dem Iran und Irak, vervollständigten ein Netzwerk von Bündnissen, die sich um den südlichen Rand Eurasiens spannten und die Sowjetunion eindämmen sollten. Sie stellte zudem einen Versuch der Briten dar, ihrer schwindenden Macht entgegenzuwirken und ihr Gewicht in regionalen Angelegenheiten zu erhöhen. Für die Irakis war er nicht akzeptabler als der Vertrag von 1948. Die anderen arabischen Länder wollten nichts damit zu tun haben. Ägyptens Präsident Nasser, der aufgrund seiner Opposition gegen Großbritannien zu so etwas wie einem Helden in der arabischen Welt geworden war, lehnte den Pakt vehement ab und bezeichnete ihn als einen britischen Versuch, die eigene Vorherrschaft über die Region geltend zu machen und die arabische Welt zu spalten.

Als England und Frankreich die israelische Invasion in Ägypten 1956 militärisch unterstützten, um Nasser loszuwerden und die englisch-französische Kontrolle über den Suezkanal wieder herzustellen, war die irakische Bevölkerung empört. Im ganzen Irak fanden antibritische Demonstrationen statt. Es stand allerdings nie in Frage, dass Nuri al-Said und der Regent Großbritannien unterstützten. Trotz einiger formaler Protestnoten gegenüber Großbritannien, die wohl dazu dienen sollten ihr Gesicht zu gewahren, ging die Regierung gewaltsam gegen die Demonstrationen vor und verhängte wieder einmal das Kriegsrecht.

Die Amerikaner verfolgten ihre eigenen nationalen Interessen und zwangen die Briten zum Abzug aus Ägypten. Die Suezkrise markierte einen Wendepunkt. Sie bedeutete das schmachvolle Ende der britischen Hegemonie über die Region. Sie ereignete sich kurz nach dem Staatsstreich der CIA gegen Mossadeq im Iran und macht die Vereinigten Staaten zur unangefochtenen westlichen Macht im Mittleren Osten. Das wiederum bereitete dem britischen Marionettenregime im Irak ein Ende.

Die Oppositionsparteien, darunter die Nationalisten der Istiqlal, die Nationaldemokratische Partei, die Irakische Kommunistische Partei und die kleine Baath-Partei (der irakische Ableger der in Syrien gegründeten panarabischen Partei), schlossen sich zu einer nationalen Oppositionsfront zusammen. Im Juli 1958, als sich die Spannungen und die Massendemonstrationen gegen das Regime häuften, stürzte eine Militärgruppe mit dem Namen Freie Offiziere in einem Staatsstreich die politischen Handlanger Großbritanniens, die haschemitische Dynastie von Faisal II und die Regierung von Premierminister Nuri al-Said. Die königliche Familie und Nuri al-Said wurden ermordet. So groß war der Abscheu gegen das alte Regime, dass sein nackter Körper durch die Straßen von Bagdad geschleift wurde, bis er zur Unkenntlichkeit entstellt war.

Vierzig Jahre der brutalen Ausbeutung und politischen Unterdrückung durch die Briten und ihre Kollaborateure waren zu Ende gegangen.

Der britische Imperialismus beruhte auf der politischen Unterwerfung der Kolonialbevölkerung, der Kontrolle des politischen Systems und der Fähigkeit, sich gegen die imperialistischen Rivalen durchzusetzen oder sie zum Stillhalten zu bewegen. Wie der geschichtliche Überblick zeigt, konnte Großbritannien in den 1920-er und 1930-er Jahren nur unter größten Schwierigkeiten seine Herrschaft über den Irak aufrecht erhalten. Obwohl Großbritannien aus dem Zweiten Weltkrieg als die stärkste unter den zweitrangigen Militärmächten hervorgegangen war, war das Land in den späten 1940-er Jahren bankrott und vollkommen abhängig von amerikanischer Unterstützung, um seinen imperialen Interessen Geltung zu verleihen. Als in den 1950-er Jahren die amerikanischen Interessen von denen Großbritanniens abwichen, wurde Großbritannien aus Palästina, Ägypten, Jordanien, dem Iran und Irak gedrängt oder herausgeworfen.

Fünfundvierzig Jahre später bedeutet die Niederwerfung Saddam Husseins und des baathistischen Regimes durch die Vereinigten Staaten und Großbritannien als Juniorpartner, dass der direkte Imperialismus und die brutalsten Formen der Unterdrückung und Ausbeutung zurückkehren, von denen sich die irakische Bevölkerung im Jahre 1958 befreit zu haben glaubte. Es springt ins Auge, dass viele Ereignisse der vergangenen Monate direkt der Phase der ersten imperialistischen Besetzung des Iraks entsprungen sein könnten.

Die Geschichte lehrt erstens, dass die Vereinigten Staaten mit Billigung der Vereinten Nationen ein militärisches Besatzungsregime errichten werden, dem einige korrupte Exilanten, ehemalige Baathisten und andere käufliche Elemente als Tarnung dienen und das die amerikanischen Konzerne in die Lage versetzt, die irakische Ölindustrie zu übernehmen. Zweitens wird die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten, die strategisch wichtigsten Ressourcen der Welt zu kontrollieren, zu weiteren Invasionen und Besetzungen führen.

Das erneute Auftreten von Kriegen und Kolonialismus belegt eindringlicher als je zuvor die Notwendigkeit, eine breite internationale Bewegung gegen Imperialismus und Militarismus aufzubauen. Die internationale Arbeiterklasse kann als einzige gesellschaftliche Kraft die Krise lösen, vor die der imperialistische Kapitalismus die Menschheit stellt. Die internationale Arbeiterklasse muss für ihr eigenes, unabhängiges Programm kämpfen: Die Neuordnung der Welt auf der Basis einer sozialistischen Perspektive.

Bibliografie:

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Siehe auch:
Imperialismus und Irak - Teil 1
(14. Juni 2003)
Imperialismus und Irak - Teil 2
( 17. Juni 2003)
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