UN-Bericht: Irakkrieg erzeugt soziale "Tragödie"

Eine neue Studie des United Nations Development Program (UNDP) zeigt eine, laut den Worten des irakische Planungsministers Barham Salih, "ziemlich tragische Lebensqualität im Irak". Das katastrophale Lage ist größtenteils den pausenlosen Angriffen des US-Imperialismus während der letzten fünfzehn und mehr Jahren zuzuschreiben, was der Minister des Bagdader Marionettenregimes erwartungsgemäß verschweigt.

Der Iran-Irak-Krieg in den 1980er Jahren - eine militärische Auseinandersetzung, an der sich Washington die Hände wärmte -, der Golfkrieg von 1991, mehr als ein Jahrzehnt Sanktionen und zuletzt die US-Invasion und die anhaltende Besatzung brachten ungezählten Menschen in diesem Land den Tod; zudem zerstörten sie seine Infrastruktur, sein Gesundheits- und Erziehungssystem und senkten ganz allgemein den Lebensstandard von Millionen Menschen. Der ölreiche Irak leidet heute unter der höchsten Arbeitslosenquote der ganzen Region, an der Unterernährung von Kindern sowie an lähmenden Problemen bei der Stromversorgung, dem Abwassersystem und anderen öffentlichen Versorgungsleistungen.

Der Bericht listet unter anderem folgende soziale Missstände auf:

* annähernd ein Viertel der irakischen Kinder leiden an chronischer Unterernährung;

* die Wahrscheinlichkeit, vor dem 40. Lebensjahr zu sterben, ist für irakische Kinder, die zwischen 2000 und 2004 geboren sind, fast dreimal so hoch wie in den benachbarten Ländern;

* drei von vier irakischen Familien berichten über eine unregelmäßige Versorgung mit elektrischem Strom;

* vierzig Prozent der Familien in städtischen Gebieten leben unter Bedingungen, wo die Abwässer auf offener Strasse abfließen;

* mehr als 722.000 irakische Familien haben keinen Zugang zu einer sauberen und verlässlichen Trinkwasserversorgung;

* die Arbeitslosenrate für junge Männer mit Sekundar- oder höherer Ausbildung liegt bei 37 Prozent.

Die als Iraq Living Conditions Survey 2004 (ILCS) bezeichnete Studie wurde von der UN-Entwicklungsagentur in Zusammenarbeit mit dem irakischen Ministerium für Zusammenarbeit bei Planung und Entwicklung organisiert und von einem Team der Zentralen Organisation für Statistik und Informationstechnologie in Bagdad durchgeführt, das in Norwegen ausgebildet wurde,. Die Studie zieht ihre Schlussfolgerungen aus Interviews, die von April bis August 2004 mit Mitgliedern aus 21.688 Haushalten in den achtzehn Provinzen des Irak durchgeführt wurden.

Bei der Analyse der irakischen Infrastruktur, des Wohnungsbaus, der Umwelt, des Gesundheitssystems, der Bedingungen für Frauen, der Lage am Arbeitsmarkt und anderer Aspekte des Lebens greifen die Autoren des UNPD-Berichts immer wieder auf dieselben Wörter und Redewendungen zurück: "Alarmierend", "schlechter werdend", "zurückfallend", "in Auflösung" und "rückläufige Entwicklung". An diesen Worten und schlichten Zahlen in der trockenen (und zahmen) Sprache bürgerlicher Soziologen kann man das Ausmaß des menschlichen Leidens im heutigen Irak ablesen.

Die Ausgangsthese der Studie, die man sich aus verschiedenen Kommentaren zusammensuchen muss, lautet, dass die irakische Gesellschaft in den 1970er Jahren, als "die Öleinnahmen drastisch stiegen", beträchtliche Fortschritte machte. "Diese Zeit eines schnellen Wirtschaftswachstums führte auch zu einer starken Zuwanderung vom Land in die Städte... und zum Anwachsen der Beschäftigung im öffentlichen Sektor und in staatlichen Betrieben, was beides auf die Zunahme der Einkommen von Privathaushalten hindeutet".

Seit 1980 sank das irakische Bruttosozialprodukt jedoch ständig, was laut dem Bericht "einer Kombination aus Kriegen, Sanktionen und wirtschaftlichem Missmanagement" geschuldet war: "Die Privathaushalte haben in den letzten 25 Jahren ein ständig sinkendes Einkommen verzeichnet, eine Entwicklung, die man sonst bei Ländern mit mittlerem Einkommen kaum kennt." Dieser Niedergang ist besonders bemerkenswert, da der Irak über die zweitgrößten nachgewiesenen Ölreserven der Welt verfügt, (und über unentdeckten Reserven, die möglicherweise nahe an die Saudi-Arabiens herankommen).

Diese ungewöhnliche Situation kann nur als Ergebnis der Geopolitik erklärt werden, insbesondere der Entschlossenheit der USA, (durch diplomatische Manöver, einen brutalen Krieg, wirtschaftliche Strangulierung und eine Invasion) die Kontrolle über die Rohstoffvorkommen des Nahen Ostens zu erlangen. Nachdem es das Land besetzt hat, macht sich Washington zu allerletzt über die miserablen Lebensbedingungen der besiegten Bevölkerung Sorgen.

Was waren die Ergebnisse des amerikanischen Kriegs gegen die irakische Bevölkerung?

Was die Infrastruktur des Irak betrifft, haben laut ILCS die von den USA durchgesetzten Sanktionen, "fehlgeleitete wirtschaftspolitische Maßnahmen" und drei Kriege zu ihrem Niedergang beigetragen. Außerdem hat sich "die Situation nach dem jüngsten Krieg durch Plünderungen, Zerstörung von öffentlichem Eigentum und allgemeine Unsicherheit verschlimmert".

Die unsichere Stromversorgung ist nach wie vor ein zentrales Problem der Iraker. Besonders in Stadtgebieten haben die Wohnungen eine verminderte Versorgung und "eine drastische Verschlechterung der Stromqualität und -stabilität hinnehmen" müssen. In Bagdad leiden 92 Prozent aller Haushalte unter instabiler Stromversorgung.

Wie das ILCS herausfand, haben durchschnittlich 33 Prozent aller irakischen Haushalte eine instabile Trinkwasserversorgung (mehr als einmal wöchentlich Probleme mit der Versorgung), und 17 Prozent aller Haushalte haben weder regelmäßiges noch sauberes Trinkwasser. Volle siebzig Prozent aller ländlichen Haushalte finden es problematisch, das lebensnotwendige Trinkwasser zu beschaffen; in den südlichen Regionen erreicht die Zahl 76 Prozent. Ärmere Haushalte mit kleinen Kindern, bei denen das Familienoberhaupt jung und wenig ausgebildet ist, sind am schlimmsten dran, und es zeigt sich, dass "die generell verletzlichsten Gruppen auch hier am stärksten betroffen sind".

In dem Bericht heißt es: "Verglichen mit anderen Ländern in der Region und den früheren Kennziffern aus dem Irak... finden wir, dass eine sichere und stabile Trinkwasserversorgung nicht mehr gegeben ist.... Es ist schwerwiegend, wenn in den Städten der Zugang zu sauberem Trinkwasser von 95 auf 60 Prozent zurückgegangen ist. Verglichen mit anderen arabischen Ländern liegt der Irak weit zurück, und die beobachtete Verschlechterung der Situation ist alarmierend." Planungsminister Salih erklärte: "1980 hatten 75 Prozent der Familien Zugang zu sauberem Wasser."

Die sanitären Verhältnisse haben sich ebenfalls "stark verschlechtert". So weist das irakische Abwassersystem "eine Rückwärtsentwicklung" auf. Die Studie führt Berichte über alte und zerstörte Abwassersysteme an, die dazu führen, dass die Abwässer in die Erde sickern und eine Kontaminierung des Trinkwassersystems bewirken.

Die Sterblichkeit unter Kindern und Jugendlichen zeigt den gleichen allgemeinen Trend. Die Daten des ILCS legen eine "zunehmende Verschlechterung der Situation für Kinder" nahe. Sie entwickelt sich unter "Bedingungen, wo in den Nachbarstaaten die Sterblichkeitsrate unter Kindern und Jugendlichen rückläufig ist". Die Studie gibt eine Rate von Kindbett-Todesfällen von 193 gestorbenen Müttern bei 100.000 Geburten an, eine Zahl, die nur noch in Syrien und dem Jemen übertroffen wird. Auch hier "war der Irak an der allgemeinen Rückläufigkeit der Kindbett-Sterblichkeit, die in den letzten Jahrzehnten in den Ländern des Nahen Ostens erreicht wurde, nicht beteiligt".

Im ILCS-Bericht heißt es: "Die meisten irakischen Kinder haben ihr gesamtes bisheriges Leben unter Sanktionen und Krieg verbracht." Die unausweichlichen Konsequenzen für diese äußerst verletzlichen Mitglieder der Gesellschaft waren tragisch. Unterernährung bei Kleinkindern ist im Irak weitverbreitet. Fast ein Viertel der Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren leiden an chronischer Unterernährung; bei zehn Prozent herrscht akute, ernsthafte Unterernährung. Verglichen mit früheren Studien, so der Bericht, hat sich die Mangelernährung noch weiter ausgebreitet und "in den letzten vier Jahren auf hohem Niveau" eingependelt. Die Autoren finden dies "überraschend", da 96 Prozent der Bevölkerung regelmäßig Nahrungsmittelrationen erhalten.

1990 rangierte der Irak nach dem Index der Menschheitsentwicklung des UN-Entwicklungsprogramms (UN Development Program’s Human Development Index) an fünfzigster Stelle; im Jahr 2003 war er auf die 126. Stelle zurückgefallen. Damals nahm ein durchschnittlicher irakischer Bürger 3.300 Kalorien zu sich; infolge der UN-US-Sanktionen ist dieser Wert um über tausend Kalorien pro Person oder beinahe um ein Drittel gesunken.

Eine wichtige Todesursache bei Kindern ist Durchfall. Obwohl sie allein schon durch gute hygienische Verhältnisse und sauberes Trinkwasser vermeidbar ist, war die Durchfallkrankheit für 20 Prozent aller Todesfälle bei unter fünfjährigen Irakern vor 1991 verantwortlich. Dieser Prozentsatz stieg auf 40 Prozent nach dem Krieg an. Die Sterblichkeitsrate bei Durchfall stieg pro Tausend Fälle von 1,6 im Jahre 1990 auf 19,8 im Jahre 1998, ein Anstieg auf das Zwölffache. Es wird weithin anerkannt, dass die Sanktionen gegen den Irak Hunderttausenden Kindern das Leben gekostet haben.

Normalerweise gibt es eine direkte Beziehung zwischen als unbedenklich angesehenem Wasser aus Rohren und einem niedrigeren Auftreten von Durchfallerkrankungen. Im Irak war diese Beziehung in der letzten Zeit nicht mehr erkennbar. Die Autoren glauben, dass das mit der Unregelmäßigkeit der Stromversorgung im Irak zu tun hat. "Das hat zu Unterbrechungen der Funktion der Abwasserpumpen und zum Überlaufen der Kläranlagen geführt." Mit anderen Worten, "sicheres" Wasser im Irak ist oft genug unsicher.

Angesichts des erbärmlichen Zustands des irakischen Gesundheitssystems argumentieren die Autoren des ILCS in einer Weise, die es wert ist, ausführlicher zitiert zu werden:

"In den 1980er Jahren, so die verbreitete Auffassung, besaß der Irak eines der besten Gesundheitssysteme der Region mit hochentwickelter, technisch spezialisierter Versorgung und einem breiten Netz einfacher Gesundheitszentren. Aber nach vielen Jahren mit Kriegen und Sanktionen hat sich die Lage völlig umgekehrt. Zu den großen Problemen dieser Zeit gehören ein Mangel an medizinischem Personal, ein Mangel an Medikamenten, defekte medizinische Geräte und zerstörte Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Der Gesundheitsdienst ist auch stark von Infrastrukturproblemen beeinträchtigt, darunter von schwacher und unregelmäßiger Stromversorgung, sanitären Einrichtungen und Kommunikationsmitteln. Die Situation wurde folgendermaßen charakterisiert: ‚Irak ist ein Land der zweiten Welt, das an ein Gesundheitssystem auf dem Niveau er ersten Welt gewohnt war, jetzt aber das epidemiologische Profil eines Dritte Welt Landes hat (Garfield, Zaidi & Lennox).‘"

Vor dem Krieg von 1991 hatte Irak ein Netz von etwa 1.800 Gesundheitszentren; 2001 war ihre Zahl auf 929 zurückgegangen, von denen ein Drittel in Stand gesetzt werden musste. "Im Verlauf des Krieges, der Mitte März 2003 begann, wurden noch mehr Infrastruktureinrichtungen und Gesundheitszentren zerstört." In der Zeit von 1999 bis 2003 hatte der Irak nur noch ein Drittel der Ärzte pro hunderttausend Einwohner wie seine Nachbarn Jordanien, Syrien und Libanon.

Jahrzehnte Krieg haben ihren Tribut gefordert. Die Untersuchung des ILCS zeigt, dass mehr als 200.000 Iraker heute kriegsbedingte chronische Leiden haben. Die Zahl der Todesopfer, die der US-Krieg und die Besatzung seit 2003 gefordert haben, ist weiterhin unbekannt, in erster Linie, weil weder Washington noch sein Marionettenregime in Bagdad das geringste Interesse daran haben, die Zahl bekannt werden zu lassen. Eine Studie des Medizin-Journals The Lancet schätzte letztes Jahr, dass bis zu 100.000 Iraker in dem Konflikt umgekommen sein könnten. Der Bericht Die Lebensbedingungen im Irak 2004 setzt eine Zahl zwischen 18.000 und 29.000 an.

Bezeichnend ist, dass ein höherer Prozentsatz an Kindern, Frauen und alten Leuten als Folge des letzten Krieges chronisch behindert wurde als in den Konflikten der achtziger und neunziger Jahre, wie der Bericht aufdeckt. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Kämpfe in diesem Krieg fast ausschließlich in irakischen Städten geführt wurden. "In dem laufenden Krieg ist vor allem die Zivilbevölkerung betroffen. Dieser Eindruck wird durch die Tatsache verstärkt, dass es fast keinen Unterschied in der Zahl der invalid gewordenen Frauen und Männer gibt."

Für die Bereiche Ausbildung und Lage der Frauen in der irakischen Gesellschaft fallen die Kommentare der ILCS-Autoren ähnlich aus wie beim Thema Gesundheitswesen: Nach deutlichen Fortschritten in den 1970er und 1980er Jahren hat sich die Lage infolge der Sanktionen und Kriege klar verschlechtert.

"Iraks Bildungssystem," schreiben sie, "war eines der besten in der Region; einer der größten Reichtümer des Landes bleibt seine gut ausgebildete Bevölkerung. Die Folgen der Bildungsreformen der 1970er und 1980er Jahre ist die hohe Alphabetisierungsrate der erwachsenen Bevölkerung." 1978 z.B. startete die Baath-Regierung die Umfassende Nationale Kampagne zur Beseitigung des Analphabetismus, die auf die 15- bis 45-jährigen abzielte. "Spezielle Betonung wurde auf die volle Teilnahme und Emanzipation der Frauen gelegt."

Der Alphabetisierungsgrad der 15- bis 24-Jährigen ist heute niedriger als der der 25- bis 34-Jährigen, was darauf hinweist, dass die jüngere Generation hinter ihre Vorgänger zurückfällt. Das ist das Ergebnis des Verfalls des Bildungssystems in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren. Der Alphabetisierungsgrad der Frauen hat stagniert und ist in manchen Regionen sehr gering. Ungefähr 65 Prozent der erwachsenen Bevölkerung im Irak können lesen und schreiben, verglichen mit 86 Prozent in Jordanien und 75 Prozent in Syrien.

Der Schulbesuch ist in den letzten zehn Jahren auf allen Ebenen zurückgegangen. Der Irak ist weit hinter das Jahrtausend-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen zurückgefallen, das eine abgeschlossene Primarausbildung für alle Jungen und Mädchen und die Beseitigung von Unterschieden in der Primar- und Sekundarausbildung zwischen den Geschlechtern fordert. In ländlichen Gebieten haben 38 Prozent der 15- bis 24-jährigen Frauen keine abgeschlossene Grundschulausbildung.

Die allgemeine Lage der Frauen hat nach Ansicht des ILCS in der irakischen Gesellschaft nach Verbesserungen in den 1970er Jahren in den vergangenen fünfzehn Jahren zahlreiche Rückschläge hinnehmen müssen. In den späten sechziger Jahren startete die Baath-Partei eine ideologische Kampagne für die stärkere Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt und am Bildungssystem. Dieser "Staatsfeminismus" war typisch für bürgerlich nationalistische Regime in der Zeit nach der Entkolonisierung. 1978 wurde eine nationale Kampagne gegen den Analphabetismus unter Frauen gestartet; nach Angaben des Baath-Regimes wurden durch diese Kampagne 1,5 Millionen Frauen erreicht und der Analphabetismus in einigen Regionen überwunden. "Die Daten des ILCS für heute zeigen aber wieder einen hohen Analphabetismus bei Frauen." Die Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt und am Bildungssystem gehört wieder zu den niedrigsten in der Region.

Die Studie trifft ganz nebenbei die interessante Beobachtung, dass einer der Effekte des amerikanischen Drucks auf Hussein dessen Entscheidung war, sich nach 1990 religiösen Führern und weniger weltlich orientierten Nachbarländern anzunähern, wodurch konservative und patriarchalischere Tendenzen in der irakischen Gesellschaft gestärkt wurden.

Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse schätzt das ILCS die Arbeitslosenrate auf 18,4 Prozent. Darunter fasst sie auch diejenigen Arbeiter, die aufgegeben haben, Arbeit zu suchen. Die Arbeitslosenzahl unter jungen Leuten beträgt 33,4 Prozent und "erreicht erstaunliche 37,2 Prozent" unter jungen Männern mit höherer und mit akademischer Ausbildung - und dass in einem Land, in dem 39 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre sind.

Der Bericht ist der Ansicht, dass die Mehrheit derjenigen, die vor der US-Invasion schon beschäftigt waren, diese Arbeitsplätze auch behalten haben - mit der wichtigen Ausnahme der Armee - und dass die Mehrheit der Arbeitslosen Neuzugänge auf dem Arbeitsmarkt sind.

All die Tragödien der letzten zwei Jahrzehnte haben dazu geführt, dass der durchschnittliche irakische Haushalt 2004 wahrscheinlich ein niedrigeres reales Einkommen hatte, als 1980. Das ILCS setzt das durchschnittliche Einkommen eines Haushalts für 2003 mit 366.000 Dinaren (circa 255 US-Dollar) an. Knapp 16 Prozent der irakischen Haushalte sind unfähig, eine von sechs elementaren Warengruppen für das tägliche Leben zu kaufen (neue Kleidung, Heizung, etc.); 35 Prozent sind nicht in der Lage, in einer Notsituation 100.000 Dinare aufzubringen; 28 Prozent beschreiben sich selbst als "den Armen im Irak zugehörig". Die ärmsten 20 Prozent der Haushalte im Irak verfügen über weniger als sieben Prozent des Gesamteinkommens aller irakischen Haushalte, die reichsten 20 Prozent über 44 Prozent - die Einkommensungleichheit im Irak ist im Vergleich zu der übrigen Region aber immer noch recht niedrig.

Die vom ILCS erhobenen Zahlen enthüllen, dass weite Teile der Bevölkerung, die in einer relativ modernen, über Rohstoffreichtum verfügenden Gesellschaft gelebt hatten, in erster Linie durch die imperialistische Politik der Vereinigten Staaten zu Armut und Unterentwicklung verurteilt wurden. Die Lebensbedingungen haben sich währen der anhaltenden Besatzung noch verschlechtert. Die ökonomischen und sozialen Fakten widerlegen nachdrücklich die Behauptungen der Bush-Administration und der US-Medien, die amerikanische Besetzung diene der "Demokratisierung" und dem "nationalen Aufbau" des Iraks. Sie sind Anklage gegen die von Republikanern und Demokraten gleichermaßen verantwortete US-Politik.

Die Erleichterung des immensen Leidens der irakischen Bevölkerung erfordert als erstes den sofortigen Rückzug aller ausländischen Streitkräfte, Kriegsverbrecherprozesse gegen all jene, die für die Invasion von 2003 verantwortlich sind, sowie Dutzende von Milliarden Dollar an Reparationsleistungen.

Siehe auch:
Untersuchung über irakischen Ölhandel: Britischer Parlamentarier Galloway blamiert den US-Senat
(24. Mai 2005)
Selbstmordattentate im Irak: Eine reaktionäre Ablenkung vom politischen Kampf gegen den Imperialismus
( 9. März 2005)
Der verbrecherische Krieg gegen den Irak geht in das dritte Jahr
( 22. März 2005)
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