Selbstmordanschlag von Tel Aviv: Gräueltat, die nur dem Zionismus und dem Imperialismus nützt

Die World Socialist Web Site verurteilt kategorisch den Selbstmordanschlag vom letzten Montag in einem Schnellrestaurant in Tel Aviv, der mindestens neun Menschenleben forderte, den jungen Mann nicht gerechnet, der sich dabei das Leben nahm. Solche Massaker an Unschuldigen tragen nichts zum Kampf des palästinensischen Volkes gegen die Unterdrückung und Besatzung Israels bei. Im Gegenteil, terroristische Aktionen verwirren die Massen nur und führen sie in die Irre. Sie stärken das israelische Regime und seinen imperialistischen Sponsor in Washington und erschweren die Entwicklung eines gemeinsamen Kampfs jüdischer und arabischer Arbeiter gegen das kapitalistische System.

Ein Sprecher der Hamas, die heute an der Spitze der Palästinensischen Autonomiebehörde steht, verteidigte den Anschlag mit den Worten: "Dies ist das natürliche Ergebnis der ständigen israelischen Aggression und Eskalation und kann nur als eine Art Selbstverteidigung verstanden werden." Ein anderer Politiker, Innenminister Saeed Sijam, sagte Reportern: "Wir sind keine Großmacht, die es mit den Flugzeugen und Raketen der Besatzung aufnehmen kann, aber unser Volk hat den Willen und das Recht, sich zu verteidigen und sich der Arroganz der Besatzung so gut als möglich entgegenzustellen."

Es stimmt natürlich, dass der unausgesetzte Druck der zionistischen Besatzung auf die palästinensische Bevölkerung der Westbank, wie auch die ständige Umzingelung von Gaza nach dem Rückzug Israels große Not und Verzweiflung für die Massen hervorbringt, und dass sich dies in den Selbstmordanschlägen ausdrückt. Aber die Aufgabe einer wirklich revolutionären politischen Führung besteht darin, eine Alternative und wirkungsvolle Kampfmittel anzubieten, aber nicht solche selbstzerstörerischen Aktionen zu fördern oder zu rechtfertigen.

Wie kann die "Verteidigung" des palästinensischen Volkes darin bestehen, neun unschuldige Menschen zu töten - einen französischen Touristen, zwei rumänische Einwanderer, einen jungen jüdischen Mann, der wegen der Geburt eines Kindes auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus war, eine jüdische Frau, die vor den Augen ihres Ehemannes und ihrer Kinder getötet wurde, einen Wachmann mittleren Alters (der nach mehreren Selbstmordanschlägen im Januar angestellt worden war), einen älteren Mann und zwei weitere jüdische Arbeiter, die für einen kurzen Imbiss in dem Falafel- und Schawarma-Lokal eingekehrt waren?

Dies war kein militärisches Objekt, auch keine Gruppe faschistischer Siedler, die gerade dabei war, palästinensisches Land mit Waffengewalt zu besetzen. Laut einem Pressebericht war das Zielobjekt "ein Restaurant, in dem israelische Arbeiter und Immigranten verkehren", und der Anschlag erfolgte um die Mittagszeit, um möglichst viele Opfer hervorzubringen.

In einem Times- Bericht wurden zwei Jugendliche zitiert, die in dem Restaurant arbeiten: Jachun Ismailov und David Manschirov, beide 17 Jahre alt, beide mit ihren Familien aus der ehemaligen Sowjetrepublik Asarbeidschan nach Israel eingewandert. Beide waren schon bei einem Anschlag im Januar verletzt worden, aber wieder zur Arbeit gekommen; sie wurden am 17. April erneut und noch schlimmer verletzt. Die Times befragte sie, als sie nebeneinander im Krankenhaus lagen, und beide sagten, sie würden nach der Genesung wieder dorthin arbeiten gehen, weil, wie Ismailov erklärte, "die wirtschaftliche Situation zu Hause nicht gut" sei. Manschirov, der Koch ist, fügte hinzu: "Wenn ich nicht arbeite, wer bezahlt dann die Miete?"

Dann ist da noch das Schicksal des Selbstmordattentäters selbst. Auf welche Weise soll die Selbstzerstörung von Sami Hammed, wie auch der Selbstmord eines anderen jungen Palästinensers drei Monate davor, der Verteidigung des palästinensischen Volkes nützen? Niemand kann sagen, welchen Beitrag diese jungen Männer, die erst am Beginn ihres Lebens standen, zur Entwicklung der palästinensischen Gesellschaft und der Menschheit als Ganzer hätten leisten können. Stattdessen wird man zweifellos das Haus von Hammeds Familie in der Nähe von Jenin niederwalzen, Dutzende Palästinenser werden verhaftet werden und der zionistische Polizeistaat wird seinen Würgegriff um die Westbank verstärken.

Die Reaktion aller großen Palästinenserorganisationen bestätigte in unterschiedlicher Weise, dass 13 Jahre nach dem Abkommen von Oslo, das die zynisch "Friedensprozess" genannte Entwicklung einleitete, alle bürgerlich-nationalistischen Bewegungen in einer Sackgasse stecken. Unabhängig davon, ob sie Oslo ablehnen oder unterstützen, hat keine dieser Gruppen eine Lösung für die palästinensischen Massen.

Der Islamische Dschihad, die Organisation, die sowohl Oslo als auch den aktuellen Waffenstillstand mit Israel ablehnt, hat in einer Erklärung die Verantwortung für den Anschlag übernommen, den der 21-jährige Hammad aus Qabatijah bei Jenin, nördliche Westbank, ausgeführt hat. Wenige Stunden nach der Explosion verteilten Mitglieder des Islamischen Dschihad Videobänder des Selbstmordattentäters und nutzten so die Selbstzerstörung des Jungen, um ihre reaktionäre islamistische Ideologie zu verbreiten.

Hamas, die wichtigste islamisch-fundamentalistische Partei, hat nur taktische Differenzen mit dem Islamischen Dschihad. Sie lehnt Oslo ab, zieht es aber seit einem Jahr vor, einen taktischen Waffenstillstand mit den israelischen Behörden aufrechtzuerhalten, um ihre Organisation vor Ort aufzubauen und die Sozialprogramme zu betreiben, die ihr im Januar den Wahlsieg über die Fatah, die säkulare nationalistische Partei, die lange die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) dominiert hatte, einbrachten.

Weit davon entfernt, unversöhnliche Militanz zu verkörpern, nutzt die Hamas Selbstmordattentäter als Verhandlungsmasse in ihren Bemühungen, einen Deal mit dem Zionismus und dem amerikanischen Imperialismus abzuschließen. So sagte Ghazi Jamad, ein Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde, die von Hamas geführt wird, am Mittwoch der CNN: "Wenn Israel jetzt bereit ist, alle Arten von Angriffen und Aggression gegen unser Volk einzustellen, können wir die Situation ebenfalls ruhig halten."

Er beschuldigte die israelische Regierung, sie mache die Bemühungen der Hamas zunichte, die Kämpfer von Selbstmordanschlägen abzubringen. "Wir sind nicht gegen politische Kompromisse", sagte er. "Wenn unsere Probleme mit friedlichen Mitteln gelöst werden können, sind wir nicht dagegen.... Das Problem ist die israelische Seite. Sie wollen sich nicht überzeugen lassen, dass es einen palästinensischen Partner gibt, mit dem man sprechen kann."

Fatah bietet ebenfalls keine gangbare Alternative an. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas verurteilte den Anschlag von Tel Aviv und gelobte, jene zu verhaften, die etwas damit zu tun haben, obwohl er politisch mitverantwortlich ist für die Kapitulation vor der zionistischen Unterdrückung und Besatzung, die solche Verzweiflungstaten nährt.

Abbas ist der politische Vertreter jener Schicht der palästinensischen Bourgeoisie, die sich durch Ausbeutung der von Oslo geschaffenen Strukturen bereicherte, als die Palästinensische Autonomiebehörde von der Europäischen Union, den USA und verschiedenen internationalen Agenturen Milliardenbeträge erhielt. Die Fatah-Führung hofft, an die Macht zurückzukehren, wenn sie sich mit der EU, den Vereinten Nationen und der Bush-Regierung verbündet.

Unterdessen geht das Blutbad in der besetzten Westbank und im Gazastreifen weiter. Letzte Woche wurden in Gaza mindestens 16 Personen durch israelischen Artilleriebeschuss und Luftschläge getötet, und alle Angriffe wurden von der israelischen Regierung als Vergeltung für Raketenangriffe auf Südisrael rechtfertigt, bei denen nicht eine Person getötet wurde.

Die israelische Regierung hob außerdem die Aufenthaltsgenehmigungen von vier Funktionären der Hamas auf, die Wahlbezirke in Ost-Jerusalem vertreten. Sie werden deshalb ihre Papiere verlieren, die sie zum Besuch der besetzten Stadt brauchen und gezwungen sein, im Westjordanland zu bleiben.

Es hat Warnungen gegeben, dass dieser Schritt ein Präzedenzfall für noch umfassendere Maßnahmen ist, mit denen die Palästinenser ihrer Aufenthaltsrechte beraubt und das zionistische Projekt verwirklicht werden soll, die palästinensische Bevölkerung aus Ost-Jerusalem und Teilen des Westjordanlandes zu vertreiben und durch jüdische Siedler zu ersetzen.

In Washington hat die Bush-Regierung den Anschlag von Tel Aviv vorhersehbar Weise verurteilt. Das ist eine Regierung, die zehntausende Iraker beim Kampf gegen den irakischen Widerstand abgeschlachtet hat, und die regelmäßig Bomben auf irakische Städte wirft, deren Vernichtungskraft die primitiven Waffen der palästinensischen Selbstmordattentäter bei weitem in den Schatten stellt.

Israels Botschafter Dan Gillerman hat bei der UNO auf Bushs berüchtigte Rede von der "Achse des Bösen" angespielt und Syrien, Iran und die Hamas-geführte palästinensische Autonomiebehörde als "Achse des Terrors" bezeichnet. In Israel und den USA versuchte die rechte Presse den Iran mit dem jüngsten Bombenanschlag in Verbindung zu bringen - ohne dafür den geringsten Beweis anzuführen - um den Angriff für ihre Kampagne gegen den Iran auszunutzen.

Die World Socialist Web Site verurteilt die Verbrechen des Imperialismus und Zionismus gegen das palästinensische Volk. Israel besetzt illegal palästinensisches Land, und zwar nicht nur das im Krieg von 1967 eroberte, sondern auch das bei der Gründung des zionistischen Staates geraubte. 700.000 Palästinenser wurden aus ihren Häusern vertrieben und 400 Dörfer niedergebrannt. Dazu kommen die Verbrechen der arabischen Bourgeoisie, die den Kampf der Palästinenser immer verraten und als Verhandlungsmasse bei ihren Manövern mit den imperialistischen Mächten missbraucht hat.

Die Verteidigung der Palästinenser kann aber nicht auf ein nationalistisches Programm gestützt werden, das die Wurzel ihrer Unterdrückung, das kapitalistische System, akzeptiert. Sie kann sich auch nicht auf Methoden und Taktiken stützen, die die arbeitende Bevölkerung verwirren und spalten, wie wahllose Terrorattentate. Der einzige Weg vorwärts ist die Entwicklung eines vereinten Kampfs der Arbeiter aller Nationalitäten und Religionen - Araber und Juden, Christen und Moslems, Kurden und Türken - gegen die bürgerlichen Herrscher in all diesen Ländern und deren imperialistische Hintermänner, auf der Grundlage eines sozialistischen Programms.

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