Perspektive

Washingtons “humanitärer” Krieg und die Verbrechen der UCK

Die Enthüllungen der faschistischen Verbrechen der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) vor, während und nach dem Krieg der Nato gegen das ehemalige Jugoslawien sollten eine Warnung sein, wenn Washington humanitäre Gründe zur Rechtfertigung seiner kriegerischen Raubzüge anführt.

In einem Bericht des Europarates wird das Kosovo von heute als ein von „mafiaähnlichen Strukturen und organisierter Kriminalität“ geknebeltes Land beschrieben. Der Kommandeur der UCK und derzeitige Premierminister Hacim Thaci wird beschuldigt, ein kriminelles, in Morde, Prostitution und Drogenhandel verwickeltes Kartell anzuführen.

Wenn man seinen Aufstieg vom terroristischen Rambo zum Kopf des neuen „unabhängigen“ Staates verfolgt hat, war man nicht überrascht. Trotzdem ist es schockierend, auf welch ungeheuerliche Art die UCK ihre Operationen finanziert hat – durch Entnahme von Körperorganen gefangen genommener Serben und kosovo-albanischer Zivilisten. Diese Praktiken erinnern die an die barbarischen Menschenversuche des „Todesengels“ der Nazis, Josef Mengele, im Konzentrationslager Auschwitz.

Die Verbrechen der UCK kamen überhaupt nur ans Licht, weil ein Verschleierungsversuch der USA, der Vereinten Nationen und weiterer Großmächte aufgedeckt wurde. Als UCK-Kämpfer im Jahr 2000 berichteten, dass serbische Zivilisten 1999 im Kosovo und hinter der Grenze zu Albanien gefangen gehalten, ihre Organe entnommen, und für Transplantationen ins Ausland verkauft wurden, erhielt das Internationale Rote Kreuz zum ersten Mal überhaupt Informationen darüber, dass die UCK dort Gefangenenlager unterhielt. Die Anschuldigungen bekamen letztes Jahr im April im Zusammenhang mit einer Recherche der BBC und der Veröffentlichung der Memoiren der Chefanklägerin des Haager Kriegsverbrechertribunals, Carla Del Ponte, wieder neue Nahrung. Eine Ermittlung wegen „Organbeschaffung“ wurde aber wegen wahrscheinlicher „Undurchführbarkeit“ fallengelassen.

Jedwede strafrechtliche Verfolgung der UCK wurde von ihrem Hauptsponsor Washington seit mindestens 1998, „undurchführbar“ gemacht. Nach dem Bosnienkrieg von 1995 konnte die UCK auf die allgemeine Ablehnung des serbischen Milosevic-Regimes unter den albanischen Kosovaren setzen und verfolgte im Kosovo in Erwartung einer Intervention des Westens eine Destabilisierungsstrategie durch terroristische Aktionen.

Die Nato sah sich gezwungen einzugestehen, dass die UCK “Hauptinitiator der Gewalt” war und ihre Operationen „eine bewusste Provokationskampagne“ darstellten. Washington änderte seine Einschätzung der UCK als terroristische Organisation aber und ging zu ihrer verdeckten Unterstützung über. Während der Verhandlungen von Rambouillet kürte die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright Thaci zum legitimen Vertreter des kosovarischen Volkes und verhalf ihm zur Position des Führers der kosovarischen Delegation. Der Sprecher des Außenministeriums James Rubin wischte alle Bedenken hinsichtlich des verbrecherischen Charakters des neuen Partners Washingtons beiseite und behauptete: „Wir haben schlicht keine Informationen, die die Beschuldigungen über ein von der Führung angeleitetes Tötungs- oder Exekutierungsprogramm belegen würden.“ Außerdem habe das Außenministerium keine „glaubwürdigen Hinweise“ auf eine Verwicklung der UCK in Drogengeschäfte.

Washington verfolgte eine Strategie der Auflösung Jugoslawiens in seine Teilrepubliken, um so durch seine Vorherrschaft auf dem Balkan die geo-strategischen Interessen Russlands stören zu können. Dabei benutzte es die UCK als Verbündeten. Deutschland, Großbritannien und alle anderen Nato-Verbündeten arbeiteten daran mit, die UCK als Befreiungsbewegung für ein von serbischer Unterdrückung freies unabhängiges Kosovo zu verherrlichen. In diesem Sinne erklärte der amerikanische Senator Joseph Liebermann: „Ein Kampf für die UCK ist ein Kampf für Menschenrechte und amerikanische Werte“. Der britische Premierminister Tony Blair tat den berühmten Ausspruch: „Es ist ein gerechter Krieg, der auf Wertvorstellungen und keinerlei territorialen Ambitionen basiert.“

Die USA protegierten Thaci und seine kriminelle Bande auch noch, als diese ihre Perspektive des ethnischen Separatismus weiter trieben. Im Juni 2007 trat der Sondergesandte der UN, Martti Ahtisaari, erstmals für die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien ein. Nur elf Monate später, am 17. Februar 2008, erklärte das kosovarische Parlament die Unabhängigkeit. Jetzt ist das Kosovo ein US-Protektorat und vollkommen von internationaler Hilfe abhängig. Alle wichtigen Entscheidungen über Wirtschaft, öffentliche Ausgaben, Sozialprogramme, Sicherheit und Handel werden von den USA getroffen, die in dem Land mit Camp Bondsteel ihre größte Militärbasis auf dem Balkan eingerichtet haben.

Es gab am Internationalen Gerichtshof insgesamt nur zwei Gerichtsverfahren gegen UCK-Mitglieder, ganz im Gegensatz zu der hohen Anzahl von Verfahren gegen Serben. Als der damalige Premierminister Ramusch Haradinay wegen Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen wurde, beklagte der zuständige Richter die „außerordentlichen Schwierigkeiten“, an verwertbare Zeugenaussagen zu kommen. Dies war Anlass für Del Ponte, sich darüber zu beschweren, dass Haradnay den Schutz westlicher Regierungen und Vertreter genieße. In Folge des Verfahrens gegen Haradinay, bei dem zum ersten Mal Berichte über den Organhandel ins Spiel kamen, versuchte Del Ponte den Europäischen Rat zu bewegen, eine Untersuchung einzuleiten.

Verantwortlich für die kriminellen Machenschaften der UCK sind jedoch genauso verschiedene ex-liberale und „linke“ Personen und Gruppen, die sich hinter die Bombenangriffe der Nato stellten. Es wurde behauptet, es gehe um eine humanitäre Intervention zur Unterstützung des Kampfes der UCK für „Selbstbestimmung“.

Damals wandte sich der ultra-konservative Gegner des Krieges und britische Ex-Verteidigungsminister Alan Clark mit einer Frage an den Observer: „Was mich an der jugoslawischen Krise erstaunt, ist die Naivität der Linken und der Progressiven, die anscheinend einen lustvollen Kick beim Aufstieg der B52 Bomber in Fairford verspüren. Ich frage sie: Wie konntet ihr die ganze CIA-Propaganda zur Dämonisierung der Serben eigentlich schlucken? Wisst ihr nicht, wie doppelzüngig die Außenpolitik der Vereinigten Staaten ist und wie sehr sie auf Einschüchterung setzt? Wie Botschafter Walker, der den Auftrag hatte, die Streitkräfte in Bosnien zu beobachten, die Contras finanzierte? Keine Erinnerung bei euch an den ‚Freie Welt’-Plunder mit dem das Zusammengehen mit [den Diktatoren] Batista, Noriega, Syngman Rhee, Bao Dai, Lee Van Thieu und Sukarno begleitet wurde?“

In einem Begleitkommentar mit der Überschrift “Zu diesem Krieg gibt es keine Alternative” reagierte der Observer eilends auf Kritik an seinem „angeblich inkonsequenten Standard“. Er schrieb: „Wir sagen so etwas?...Wir müssen in der Welt leben, so wie sie ist und nicht in irgendeiner Utopie.“

Die Gleichgültigkeit gegenüber den wirklichen politischen Zielen des Imperialismus, die Unterstützung der UCK und des ethnischen Separatismus war nur eine weitere Etappe in der Entwicklung dieser sozialen Schicht seit dem ersten Balkankrieg 1991 – als man zum ersten Mal präzise kalkulierend „humanitäre“ Erwägungen zur Rechtfertigung der Versöhnung mit dem Imperialismus in den Diskurs einführte. Auch nach den jüngsten Enthüllungen wird sich daran nichts ändern. Die liberalen Medien hüllten sich über die Anschuldigungen gegen Thaci weitgehend in Schweigen. Mea culpa Bekenntnisse gibt es überhaupt keine – und Radio Free Europa/Radio Liberty gab seine Übereinstimmung mit den Propagandalosungen des US-Imperialismus kund, als es hervorhob: „Unbeschadet des Wahrheitsgehaltes hinter den Beschuldigungen gegenüber Thaci und weiteren UCK-Mitgliedern sollte man eine umfassendere Perspektive nicht aufgeben, so wie es üblicherweise zuverlässigen Kommentatoren unterlaufen ist.“

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