Perspektive

USA:

Massenentlassungen widerlegen die Mär von der Wirtschafts-“Erholung”

Die amerikanische Post und die Großkonzerne Procter & Gamble und Archer Davis Midlands kündigen Massenentlassungen an, und Fuller Brush und American Airlines haben Insolvenz angemeldet. Dies alles zeigt, wie grotesk die Behauptung ist, die USA befänden sich inmitten einer „wirtschaftlichen Erholung“.

In Wahrheit steckt die amerikanische Wirtschaft tief im Sumpf von Massenarbeitslosigkeit, fallenden Reallöhnen und wachsender Armut. Kleinere und mittlere Unternehmen gehen angesichts des enormen Kostendrucks zu zehntausenden bankrott.

Den schlimmsten Abbau von Arbeitsplätzen nimmt die Regierung selbst vor: Die amerikanische Post kündigte letzte Woche an, sie werde bis Ende September 35.000 Arbeitsplätze streichen und plane langfristig den Abbau von insgesamt 150.000 Stellen.

Ein prominenter Firmenname nach dem anderen reiht sich in die endlose Schlange von Insolvenzen und Entlassungen ein, die tausende von Arbeitsplätzen kostet: Sears, Procter & Gamble, American Airlines, Kodak, Fuller Brush Company, Archer Daniels Midland und IBM.

Als die Arbeitsmarktzahlen für den letzten Monat bekannt gegeben wurden, bejubelten Regierung und Medien sie als großartige Verbesserung und ein Zeichen für die wirtschaftliche Erholung. Das Weiße Haus behauptete in seinem Blog, der Bericht beweise, dass „die Wirtschaft weiter gesundet“.

Die Wahrheit sieht anders aus. 2011 hat die US-Wirtschaft zwar 1,5 Millionen Jobs geschaffen, doch die Bevölkerung wuchs um 2,2 Millionen, und etwa ebenso viele junge Leute traten ins Arbeitsleben ein. Das Missverhältnis von Beschäftigung zu Bevölkerung verbleibt auf Rekordniveau, nachdem es zwischen 2008 und 2010 um etwa fünf Prozentpunkte gefallen war.

Nach wie vor herrscht schlimme Massenarbeitslosigkeit. Offiziellen Zahlen zufolge sind fast dreizehn Millionen Menschen ohne Arbeit. Fünfeinhalb Millionen von ihnen sind seit mehr als sechs Monaten arbeitslos, vier Millionen seit über einem Jahr. Die Anzahl „unterbeschäftigter“ Menschen, – die Gesamtheit aller Arbeitslosen und all derer, die nur Teilzeitarbeit leisten, obwohl sie eine Vollbeschäftigung suchen –, liegt bei 24 Millionen.

Die massenhafte Langzeitarbeitslosigkeit hat dazu geführt, dass die Armut so stark wächst wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Zahl der US-Haushalte, die von zwei Dollar pro Tag pro Person leben, hat sich nach Angaben des Nationalen Armutszentrums seit 1996 mehr als verdoppelt, und zwar von 636.000 auf 1,46 Millionen. Die Studie belegt, dass etwa vier Millionen Menschen in den USA jetzt von weniger als sechzig Dollar im Monat leben.

Trotz dieser Bedingungen sind beide großen Parteien entschlossen, die Unterstützung für Arme und Arbeitslose weiter zu kürzen. In diesem Monat haben die Obama-Regierung und die Republikaner sich darauf geeinigt, die maximale Dauer von Arbeitslosenbezügen in den am härtesten getroffenen Staaten von 99 Wochen auf 73 Wochen und in den übrigen Staaten von 79 auf 63 Wochen zu begrenzen.

Die Gesetzesvorlage verlangt auch, dass Arbeitslose ihre Bemühungen um eine Arbeitsstelle nachweisen müssen. Darüber hinaus erlaubt sie den Behörden, Antragsteller einem Drogentest zu unterziehen. Politiker haben diese erniedrigenden und einer Bestrafung gleichkommenden Forderungen verteidigt. Sie behaupten, nur Drogensucht und Faulheit seien die Ursache, warum so viele Menschen keine Arbeit finden können.

Aber selbst die geringe Anzahl von Arbeitsplätzen, die seit dem Crash entstanden (etwa ein Viertel der vernichteten Arbeitsplätze) werden erheblich schlechter bezahlt und gehen mit wesentlich geringeren Sozialleistungen einher.

Die Obama-Regierung hat für diesen Prozess in der Restrukturierung der Autoindustrie ein Exempel statuiert. Sie machte die Rettung der drei großen Autokonzerne von der Bedingung abhängig, dass immer mehr Neueingestellte für einen Stundenlohn von vierzehn Dollar schuften müssen.

Dies deutet auf den grundlegenden Charakter der Krise, die von der herrschenden Klasse benutzt worden ist, um Löhne zu senken und Sozialausgaben zu kürzen und gleichzeitig Konzernprofite und die Einkommen der Superreichen in die Höhe zu treiben.

Fast drei Jahre nach dem offiziellen Ende der Rezession im Juni 2009 wird deutlich, dass es sich bei der Krise von 2008 nicht nur eine weitere Rezession handelte, sondern um den Übergang zu einem neuen „Normalzustand“. Heute gehört eine hohe Arbeitslosigkeit, immer niedrigere Reallöhne und selbst Armut wie in der Dritten Welt für viele zum Alltag.

Das liegt daran, dass es sich bei dem gegenwärtigen Abschwung nicht einfach um ein konjunkturelles Phänomen handelt, sondern um die generelle Krise des Weltkapitalismus. Sie spiegelt den Zusammenbruch der ökonomischen Nachkriegsordnung und insbesondere die historische Krise des amerikanischen Kapitalismus wider.

Die herrschende Klasse reagiert auf die Krise, indem sie Einkommen und Lebensstandard der arbeitenden Menschen entschlossener denn je zerstört.

Die Arbeiterklasse muss dieser Krise mit gleicher Entschlossenheit begegnen. Die Socialist Equality Party (SEP) nimmt an der Präsidentschaftswahl 2012 teil und stellt mit Jerry White und Phyllis Scherrer eigene Kandidaten. Sie mobilisiert die Arbeiterklasse gegen das Amerika der Konzerne und ruft zu einer Gegenoffensive der arbeitenden Menschen auf. Sie müssen ihre sozialen Rechte auf der Grundlage eines sozialistischen Programms gegen die Kapitalisten verteidigen.

Die einzige Möglichkeit, Menschenrechte für alle zu garantieren, besteht darin, dass diese Gesellschaft von Grund auf neu organisiert wird. Im Mittelpunkt muss die Befriedigung sozialer Bedürfnisse und nicht die Vermehrung des Reichtums von Milliardären stehen. Wir fordern alle Arbeiter und jungen Menschen auf, die Kampagne von Jerry White and Phyllis Scherrer zu unterstützen.

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