Leiter der NATO-Schutztruppe im Kosovo war stellvertretender Kommandant beim "Bloody Sunday" in Nordirland

General Sir Michael Jackson ist kein Neuling in Sachen ethnischer Kriegführung

Der General Sir Michael Jackson ist britischer Kfor-Kommandant im Kosovo. Dies ist eine Position von großer strategischer Bedeutung für die Regierung Großbritanniens. Von einem kommandierenden General erwartet man, daß er sich bewährt hat und beim Establishment in großem Ansehen steht. Was sind Jacksons Qualifikationen für diese Position?

In den offiziellen Personenbeschreibungen, die seine Ernennung begleiteten, wurde er verschiedentlich als "Macho Jacko", "Darth Vader" oder "Prinz der Dunkelheit" bezeichnet; wobei die letzten zwei Beinamen aus seiner eigenen Truppe stammen. Jedoch findet sich in seiner offiziellen Biographie wenig, was die Herkunft dieser unheimlichen Spitznamen erklären könnte. Jackson wird darin als ein intelligenter und erfahrener Mensch geschildert, der fließend russisch spricht; jemand, der in jeder beliebigen Laufbahn hätte Karriere machen können.

Diese Biographie schildert seinen Universitätsabschluß und seine erste Arbeitsstelle beim Geheimdienst, ehe er 1970 zu den Fallschirmspringern (den "Paras") überwechselte. In diesem Regiment machte er dann eine derart steile Karriere, daß er 1984-86 Kommandant des Ersten Bataillons wurde. Er diente auch in Berlin und Nordirland.

All dies weist darauf hin, daß Jackson ein fähiger Soldat ist, aber es erklärt an sich noch nicht, warum er so hoch in der Militärhierarchie aufstieg, daß man ihm die Verantwortung für eine der empfindlichsten Operationen der letzten Jahre übertrug. Vor seiner Arbeit für die Kfor-Truppe kommandierte er 1995 und 1996 die UNO-Einsatztruppen in Bosnien-Herzegowina.

Nur dank einer politischen Krise, die im Nordirland-"Friedensprozeß" ausgebrochen ist, ist man jetzt in der Lage, die weißen Stellen in Jacksons Biographie zu füllen. Darin taucht auf einmal das berüchtigte Massaker vom "Bloody Sunday" ("Blutigen Sonntag") am 30. Januar 1972 in Derry, Nordirland, auf, als vierzehn Soldaten des Fallschirmspringer-Regiments das Feuer auf eine friedliche Kundgebung der nordirischen Bürgerrechtsvereinigung (Civil Rights Association) eröffneten, die gegen die Diskriminierung von Katholiken demonstrierten. In nur dreißig Minuten wurden dreizehn Personen erschossen und weitere dreizehn verwundet. Die Erschossenen waren durch jeweils eine einzige Kugel gestorben, woran man sehen konnte, daß gezielt auf sie geschossen worden war. Bei keinem der Toten wurde eine Waffe gefunden.

Der Blutige Sonntag wurde zum Wendepunkt in der britischen Besetzung Irlands. 1969 waren britische Truppen nach Nordirland geschickt worden, angeblich um die katholische Minderheit zu verteidigen, aber sehr schnell erwiesen sie sich als deren hauptsächliche Unterdrücker. Von da an führte die britische Armee systematisch Mißhandlung, Folter und Mord ein, um die Spaltung in der Bevölkerung zu verschärfen. Der Blutige Sonntag diente ebenfalls dazu, der direkten Herrschaft Londons den Weg zu ebnen, da er den Zusammenbruch des nordirischen Stormont-Parlaments beschleunigte.

Im Rahmen des "Friedensprozesses" in Nordirland stimmte die britische Regierung letztes Jahr zu, eine Untersuchung über diese Schießerei durchzuführen. Das neue Untersuchungskomitee gab den gefälschten Charakter des damaligen Widgery Tribunals zu, welches die Paras entlastet und die Identität der beteiligten Soldaten geheim gehalten hatte.

Lord Saville, der Verantwortliche für die neue Untersuchung, entschied im Mai, daß die 17 Mitglieder der Fallschirmspringertruppe, die an jener Demonstration wahllos in die Menge gefeuert hatten, mit Namen genannt und öffentlich befragt werden sollten. Nur zwei von ihnen haben bisher zugegeben, an jenem Tag geschossen zu haben. Aber einer der Beschuldigten ist der damalige Hauptmann Jackson.

Sofort gingen beim Obersten Gericht Beschwerden ein, in denen gegen die Veröffentlichung protestiert wurde, da die 17 Männer Racheakten der IRA ausgesetzt werden könnten. In Wirklichkeit allerdings sind ihre Namen schon vor Jahren in nationalistischen Kreisen genannt worden. Unter denen, die sich für die Soldaten einsetzten, waren der Verteidigungsminister George Robertson und der Premierminister Blair. "Es wäre seltsam, wenn wir unsere Soldaten in einer solchen Untersuchung nicht verteidigen und ihre Angelegenheit nicht unterstützen würden", sagte Blair.

Am Donnerstag entschied das Oberste Gericht, daß Lord Saville's Tribunal eine "fehlerhafte" Entscheidung getroffen habe, weil es darauf verzichtete, den "grundlegenden Menschenrechten der Soldaten" Priorität einzuräumen, und ihr Recht auf Anonymität aufhob. Dies konnte jedoch die schnelle Verbreitung ihrer Namen im Internet und sogar in der Presse nicht verhindern. Die Irish News veröffentlichte eine unvollständige Liste, in der die Familiennamen fehlten. Die einzigen Ausnahmen bildeten die Namen von Oberstleutnant Derek Wilford und seines Stellvertreters Hauptmann Mike Jackson, die beide für die Operation verantwortlich waren.

Jacksons Rolle am Blutigen Sonntag stellte für seinen weiteren Aufstieg auf der militärischen Karriereleiter kein Hindernis dar, sondern erleichterte sein Vorwärtskommen. Sie bewies, daß er ein Mann war, auf den man sich verlassen konnte, wenn es um rücksichtslose Unterdrückung sozialer und politischer Unruhe ging. Darin besteht seine Empfehlung für den Kosovoeinsatz.

Sein Werdegang widerlegt die offizielle Heuchelei, die mit der "Operation Joint Guardian" (Operation Gemeinsame Wacht) betrieben wird. Jemand, der auf höchster Ebene in eine der berüchtigtsten Episoden der neueren Geschichte verwickelt war, dessen Karriere darin bestand, im Interesse des britischen Imperialismus konfessionelle Spaltungen und Konflikte zu schüren, wird jetzt damit beauftragt, "ethnische Säuberungen" zu verhindern. Es ist also keine Überraschung, daß die gewaltsame Vertreibung der serbischen Minderheit direkt unter seinen Augen und mit seiner stillschweigenden Billigung stattfindet.

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