Ein Leserbrief zu den Abschiebungen nach Sri Lanka

Der folgende Leserbrief erreichte uns zum Artikel "Jährlich werden 50.000 Menschen aus Deutschland abgeschoben".

Sehr geehrte Frau Zimmermann,

Ich habe Ihren Artikel von 24. September 2003 mit großem Interesse gelesen. Sehr zutreffend und direkt, Klasse.

Ich selbst bin (Ende 2006) nach 23 Jahren aus Deutschland nach Sri Lanka abgeschoben worden. Die Situation hier in Sri Lanka dürfte bekannt sein. Ich wurde bereits zwei Mal verhaftet und misshandelt, weil ich ein "Tamile" bin. Es wird mich Jahre kosten, wenn überhaupt, mich davon zu erholen.

Man hat mir mein rechtes Bein, die Nase und drei Finger gebrochen - warum? "Keine Ahnung" - abgesehen von den Schwellungen und Wunden, die mir mit der Rückseite der Waffen am ganzen Körper zugefügt wurden. Als nächstes wäre Erschießen dran gewesen. Mit ein wenig Geld konnte ich mich freikaufen und mir selbst das Leben retten.

Der Witz an der ganzen Sache ist, ich spreche nicht einmal die Sprache hier, da ich bereits mit acht Jahren nach Deutschland eingereist war. Heute bin ich 31 Jahre alt.

Na ja, ich muss gestehen, dass es ein par Missverständnisse zwischen der Justiz und mir gab. Aber wegen eines Steuerdelikts zum Tode verurteilen? Zumal ich hier ganz alleine bin, meine gesamte Familie residiert in Deutschland. Die Justiz wurde auf die Folgen aufmerksam gemacht, dass man mich hier unter Umständen erschießen wird. Die Antwort war schlicht: "Da hätte ich vorher darüber nachdenken sollen".

Wie auch immer, ich bin nach Indien geflohen und mal wieder ohne Heimat. Aber ich bin eben nur einer von vielen. Es gibt andere, die die Abschiebung - wie im Artikel erwähnt - nicht überlebt haben und nicht so viel Glück hatten.

Mit den Besten Grüssen aus Indien,

CM

Siehe auch:
Jährlich werden 50.000 Menschen aus Deutschland abgeschoben
(24. September 2003)
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