Marxismus und Frankfurter Schule

Die politische und intellektuelle Irrfahrt des Alex Steiner

Teil 2

IV. Alex Steiner und die Socialist Equality Party

Als die Workers League im Herbst 1978 kurz vor der Verlegung ihres Hauptquartiers von New York nach Detroit lag, verließ Alex Steiner die Partei - ohne jede Erklärung oder Begründung. Schon einmal im Jahr 1973 hatte er die Bewegung verlassen, damals während einer politischen Krise der Workers League, die im Rücktritt ihres Nationalen Sekretärs Tim Wohlforth gipfelte. Im Sommer 1974 war er der Partei wieder beigetreten. Doch mit seinem zweiten Austritt im Jahr 1978 fand seine Karriere in der revolutionären Bewegung ihr Ende. In seiner letzten Diskussion mit mir vor seinem Austritt sagte Steiner: "Das Leben ist sehr bitter". Ich habe oft an diese Worte gedacht, da in ihnen nicht nur die persönliche Niedergeschlagenheit eines Individuums ihren Ausdruck fand, sondern der ganze Pessimismus und die Demoralisierung eines breiteren Milieus kleinbürgerlich-radikaler Intellektueller. Nichtsdestotrotz bedauerte ich Steiners Ausscheiden aus der Workers League. Besonders nach seinem Wiedereintritt im Jahr 1974 hatten wir zusammen an verschiedenen theoretischen Projekten gearbeitet. Steiners intellektuelle Fähigkeiten wurden jedoch unterminiert durch seine extreme emotionale Unbeständigkeit, seine Anfälligkeit für Entmutigung, wenn er auf Probleme stieß, sowie seine pessimistische Lebenseinstellung.

1985, inmitten der offenen Krise des Internationalen Komitees, die durch die politische Implosion der britischen Workers Revolutionary Party herbeigeführt wurde, wurden Steiner und andere ehemalige Mitglieder der Workers League zu einem Treffen in New York eingeladen. Dort gab ich einen Überblick über die politischen und theoretischen Fragen, die in der Kontroverse eine Rolle gespielt hatten. Steiner brachte seine Zustimmung zu dem von der Workers League eingenommenen Standpunkt zum Ausdruck, machte jedoch klar, dass er kein Interesse an einem Wiedereintritt in die Partei hatte. Er hatte eine berufliche Karriere und einen bequemen Lebensstil aufgenommen, die er nicht aufgeben wollte. Dennoch sprach er den Wunsch aus, etwas regelmäßigeren Kontakt zur Partei zu haben.

Erst in den späten 1990er Jahren ließ Steiner uns wissen, dass er ein Wiedereintreten ins politische Leben erwog. Er fragte oft an, ob ich ihn während meiner Aufenthalte in New York treffen wolle und brachte seine Übereinstimmung mit der theoretischen Arbeit der Partei zum Ausdruck, dies sowohl mündlich, als auch gelegentlich schriftlich, insbesondere mit ihrem Kampf gegen den Einfluss des Postmodernismus. Am 10. Juni 1997 erhielt ich beispielsweise den folgenden Brief von Steiner:

Lieber Dave,

mit Genuss habe ich Deine kürzlich gehaltene Rede über den Holocaust gelesen [Antisemitismus, Faschismus und der Holocaust: Eine kritische Besprechung des Buches Hitlers willige Vollstrecker von Daniel Goldhagen]. Sie ist gerade deswegen so brandaktuell, weil ein so großer Teil der Leugnung jedweder Gesetzmäßigkeit der Geschichte den Holocaust als Paradebeispiel nimmt. Besonders trifft dies auf jene Schriftsteller zu, die sich als Postmodernisten bezeichnen. Dabei machen die kontinentalen Poststrukturalisten (Derrida, Lyotard) gemeinsame Sache mit den amerikanischen Pragmatisten (Rorty), alles im Namen der "Befreiung" von "Metaerzählungen". Wie Habermas und andere dargelegt haben, steht ihr Angriff auf die Vernunft in einer direkten Linie mit Nietzsche und Heidegger; ihr Ziel ist die Überwindung Hegels und Marx’.

Die Zusammenarbeit der Nihilisten der letzten Tage mit den mehr traditionellen Pragmatisten und Empirizisten finde ich ziemlich faszinierend. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Dir sagen, dass der Geist der Postmodernisten in breiten Schichten von Mittelklasse-Intellektuellen seinen Nachhall findet. Erst kürzlich habe ich einen Kurs zu diesem Zeug belegt, und ich war der einzige, der zu zeigen versuchte, dass der postmoderne Kaiser keine Kleider anhat.[24]

Am Ende seines Briefes fügte Steiner eine Nachschrift an, in welcher er eine andere Vorlesung lobte, die ich gehalten hatte. "Ich habe Deinen Artikel über die Aufklärung [Gleichheit, Menschenrechte und die Geburt des Sozialismus] in meinem Hegel-Kurs verteilt als Beispiel für eine zeitgenössische Verteidigung der Aufklärung."[25]

Einige Monate darauf, im Oktober 1997, nahmen Steiner und Brenner an einem öffentlichen Treffen teil, das an den 20. Jahrestag der Ermordung eines jungen Führungsmitglieds der Workers League, Tom Heneham, erinnerte. Steiner, der Heneham gekannt und bewundert hatte, war sichtlich berührt von dem Treffen - wenn auch vielleicht mehr emotional denn politisch. Am Ende der Versammlung ließ mich Steiner wissen, dass er daran interessiert sei, sich im Rahmen einer systematischeren Zusammenarbeit mit der SEP an Schreibvorhaben zu marxistischer Theorie zu beteiligen. Im Februar 1998 begann das IKVI mit der Herausgabe der World Socialist Web Site. Während der folgenden Monate hatten Steiner und ich mehrere Diskussionen, die sich um die Frage drehten, ob es möglich sei, eine eigene Philosophie-Abteilung innerhalb der WSWS zu entwickeln. Nichts deutete darauf hin, dass Steiner im Aufbau der WSWS einen Rückzug zum "bloßen Journalismus" sehen könnte. Im Gegenteil: Er war begeistert von den Möglichkeiten, die sich hieraus ergaben, um mit Schriften zu marxistischer Theorie und Politik ein größeres Publikum zu erreichen.

Es gab jedoch Hinweise darauf, dass die vielen Jahre, die Steiner außerhalb der Bewegung verbracht hatte, Spuren in seinen theoretischen Auffassungen hinterlassen hatten. Ein Essay mit dem Titel Entfremdung und Revolution, den er mir im Herbst 1998 hatte zukommen lassen, handelte von der Behandlung des Themas Entfremdung durch den jungen Marx in den Ökonomischen und philosophischen Manuskripten von 1844. Die Art und Weise, in der Steiner das Thema anging, ähnelte derjenigen, die man in den Schriften der Frankfurter Schule und anderer westlicher marxistischer Theoretiker findet. Sein Essay unterschätzte sehr stark, in welchem Maße Marx’ spätere Schriften - besonders Die heilige Familie, Die Deutsche Ideologie und Das Elend der Philosophie - eine Weiterentwicklung und Vertiefung des materialistischen und wissenschaftlichen Charakters der marxistischern Theorie mit sich brachten. Auch nach mehreren Überarbeitungen war ich noch immer nicht einverstanden mit dem Essay und entschied mich, ihn nicht auf der WSWS zu veröffentlichen.[26] Unsere Diskussionen bleiben jedoch freundschaftlich, und zumindest an der Oberfläche behielt Steiner seine Begeisterung für die Arbeit der WSWS bei. Am 16. Februar 1999 schrieb er: "Einiges an der jüngsten Arbeit der WSWS war hervorragend."

Während derselben Zeit arbeitete Steiner auch an einem Entwurf zu einem Thesenpapier, das als Einführung in die neue Philosophie-Abteilung der WSWS dienen sollte. Von mehreren einander folgenden Entwürfen eignete sich keiner zur Veröffentlichung. Ihnen allen fehlte eine eindringlich formulierte theoretische Perspektive, die den marxistischen und dialektisch-materialistischen Standpunkt der neuen Rubrik klargemacht hätte. Die tiefere Ursache dieses Problems kam in der letzten Version des Papiers zum Vorschein, die ich im Mai 1999 erhielt. Der Entwurf begann mit der Feststellung, Ziel der neuen Rubrik sei

...eine Diskussion der grundlegenden philosophischen Fragen zu anzustoßen, die geklärt werden müssen, soll die Menschheit im neuen Jahrtausend nicht nur überleben, sondern auch neu erblühen.

Welches sind diese Fragen?

Es ist an dieser Stelle vielleicht angebracht, einen Blick zurück zu den Anfängen des spekulativen Denkens zu werfen - in die Welt des alten Griechenland. In der Republik Platos lautet die von Sokrates gestellte Frage: "Was ist Gerechtigkeit?" Aristoteles fragt in seiner Nikomachischen Ethik "Wie sieht das gute Leben aus?" In beiden Fällen liegt den so gestellten Fragen diejenige nach dem Sein zugrunde, nach dem, was existiert. Ohne eine Ahnung zu haben von dem, was ist, und in welchem Verhältnis es zu uns steht, können wir nicht an die Beantwortung der Frage herangehen, wie wir leben sollen. Die Erörterung dieser Frage führt zu einer weiteren: "Was ist Wissen?" Besteht alles angebliche Wissen aus bloßen Behauptungen, oder gibt es einige allgemeingültige Prinzipien? All diese Fragen hängen miteinander zusammen. Das Formulieren solcher Fragen und die fortlaufenden Bemühungen um ihre Beantwortung ist Aufgabe der Philosophie.

Es war etwas Aufgesetztes an dieser Eröffnung - ein selbstbewusster Versuch von Seiten des Autors, auf seine eigene Bildung hinzuweisen. Doch das war nur eine Stilfrage. Das ernstere Problem bestand darin, dass Steiners "Schritt zurück zu den Anfängen des spekulativen Denkens" eine Abkehr von der marxistischen Auffassung zur Philosophiegeschichte darstellte, in welcher dem Verhältnis zwischen Materie und Bewusstsein zentrale Bedeutung zukommt. Die Diskussion dieser Frage nahm notwendigerweise die Form des Kampfes zwischen den beiden unversöhnlichen Lagern in der Philosophie an: Den Materialisten, die auf dem Primat der Materie vor dem Bewusstsein bestehen, und den Idealisten, die in der ein oder anderen Form das Primat des Bewusstseins hochhalten. Da Steiner sich entschieden hatte, das Erbe der altgriechischen Philosophie anzusprechen, wäre es angemessen gewesen, darzulegen, dass der Konflikt zwischen Materialismus und Idealismus bis in jenes Zeitalter zurückverfolgt werden kann.[27] Marxisten haben traditionell den Aufbau einer philosophischen Zeitschrift als Mittel gesehen, die materialistische Weltsicht zu vertreten und zu verteidigen. Ich konnte mich nur fragen, warum Steiner eine andere, theoretisch doppeldeutige Herangehensweise gewählt hatte. Das Wort "Materialismus" tauchte in dem Entwurf überhaupt nicht auf.

Ich traf Steiner im Juni 1999während eines Besuches in New York. Er sagte mir, er sei beeindruckt gewesen von dem Standpunkt, den die SEP zu dem gerade abgeschlossenen Krieg der USA und anderer Staaten gegen Serbien eingenommen hatte, besonders von der Erklärung, die ich geschrieben hatte (auf der WSWS erschienen unter dem Titel "Nach der Schlächterei: Politische Lehren aus dem Balkankrieg"[28]). Das IKVI, so sagte er mir, sei als einzige sozialistische Tendenz zur Entwicklung einer - wie er es nannte - marxistischen "Theorie des Krieges" in der Lage gewesen. Die jüngsten Ereignisse hätten ihn ernsthaft darüber nachdenken lassen, einen Antrag auf Mitgliedschaft in der SEP zu stellen. Doch, so ließ er mich wissen, bestünden Fragen sowohl theoretischen, als auch praktischen Charakters, die der Klärung bedürften. Hierunter war die Ansicht Engels’, die Beziehung zwischen Materie und Bewusstsein sei die grundlegende Frage der Philosophie. Wir hatten beide nur wenig Zeit, und ich begriff unmittelbar, dass sich die von Steiner angesprochenen Differenzen in seinem Essay zur Entfremdung sowie seinem Entwurf zu einer Einführung angekündigt hatten. Es schien mir unwahrscheinlich, dass eine kurze Diskussion diese Differenzen beseitigen könnte. Ich bat Steiner, seine Position in einem Brief darzulegen. Er sagte, er werde diesen Vorschlag bedenken.

V. Steiners Brief vom 25. Juni 1999

Am 25. Juni 1999 erhielt ich Steiners Brief. Er begann wie folgt:

Lieber Dave,

dies ist ein privater Austausch zwischen uns; zeige diesen Brief bitte niemandem sonst.[29]

Zur eingehenden Untersuchung der diskutierten Fragen, wenngleich sie vieles angesprochen haben, war wenig Zeit. Ich würde nun gerne damit beginnen. Ich schreibe dies als sehr allgemeine Zusammenfassung meiner Gedanken, ich mache keinen Versuch, in Zitaten zu wühlen usw.

1. Materialismus/Idealismus

Ohne Zweifel ist dies eine der grundlegenden Fragen in der Geschichte der Philosophie. Und weiter gibt es auch keinen Zweifel daran, dass der Marxismus eine Art Materialismus darstellt (ein Punkt, der von westlichen Neomarxisten oft verdunkelt wird).

Ich bin dennoch nicht überzeugt, dass hierin die Frage besteht, welche die unterschiedlichen philosophischen Systeme voneinander scheidet.

Diese Erklärung konnte nicht anders gelesen werden, als ein bedeutender Einwand Steiners gegen die theoretischen Grundlagen des Marxismus’. Dadurch, dass Steiner seinen Brief mit diesen Bemerkungen begann, erkannte er ihre weitreichenden Implikationen an - und wie könnte es auch anders sein? Er stellte die marxistische Auffassung der Philosophiegeschichte in Frage, das Verständnis des Zusammenhangs materialistischer Logik, Erkenntnistheorie und der Theorie des Wissens.[30] Im Jahre 1975, noch als Mitglied der Workers League, hatte Steiner eine zentrale Rolle im theoretischen Kampf gegen die pragmatistischen Ansichten der Socialist Workers Party gespielt. Insbesondere griff er George Novack an, den Hauptttheoretiker der SWP. Novack, so schrieb Steiner, "hängt dem vorherrschenden Mythos an, die Frage nach dem Primat von Materie oder Bewusstsein sei 'bedeutungslos' und dass eine Art dritter Weg möglich sei"[31]. Ein Jahr danach, in einer Untersuchung der theoretischen Auffassungen Tim Wohlforths, klagte Steiner diesen für seinen Versuch an "die grundlegende Frage der Philosophie fallen zu lassen und als selbstverständlich abzutun: Materialismus oder Idealismus." Er fuhr fort, indem er Wohlforths Position als "idealistischen Müll" beschrieb.[32]

In seinem Brief vom Juni 1999 fuhr Steiner dann fort, die möglichen theoretischen Konfliktgebiete zu umreißen:

2. Das Primat des Seins vor dem Bewusstsein. Der Marxsche Materialismus stellt in der Tat das Sein vor das Bewusstsein, sowohl historisch, als auch logisch. Das Sein ist auch ohne Bewusstsein möglich (wenngleich wir dann freilich nicht hier wären, um darüber nachzudenken), doch ist es unmöglich, Bewusstsein zu haben ohne Sein. Damit ist es auch der Fall, dass das Bewusstsein in seiner Form als soziales Handeln das Sein umformen kann und zeitweise zu einem entscheidenden Einfluss werden kann.

Die reziproke Beziehung zwischen Sein und Bewusstsein ist für den Marxismus ebenso wichtig wie der logische Vorrang des Seins. Des weiteren bestehen viele Ebenen des Seins, von denen jede ihre ihr eigenen Kategorien und Bewegungsgesetze besitzt. Das komplexe wechselseitige Verhältnis zwischen und innerhalb jeder hierarchischen Ebene des Seins bleibt ein Gegenstand weiterer Untersuchung.

Wer denkt, durch die Wiederholung der Phrase vom Primat des Seins über das Bewusstsein könne man irgendetwas erreichen, offenbart nur intellektuelle Faulheit und spielt sich selbst etwas vor. (Natürlich sage ich nicht, dass Du dies tust - doch viele angebliche Marxisten tun genau das und denken, sie hätten irgendetwas 'analysiert'.)

Es erschien mir, als sei Steiner in das Schwerefeld theoretischer Tendenzen geraten, die dem Marxismus feindlich gegenüberstehen. Die zitierten Abschnitte erinnerten an diejenigen verschiedener Philosophen der "Praxis"-Gruppe, Anhängsel der Frankfurter Schule und anderer philosophisch eklektischer Strömungen, deren Gesamtheit den sog. "Westlichen Marxisten" ausmacht. Das philosophische Band, das diese diversen Strömungen zusammenhält, ist die Unzufriedenheit mit dem und Ablehnung des philosophischen Materialismus. Steiners Einschätzung: "Die reziproke Beziehung zwischen Sein und Bewusstsein ist für den Marxismus ebenso wichtig wie der logische Vorrang des Seins" (Betonung hinzugefügt) war ein bedeutendes Zugeständnis an den philosophischen Idealismus. Ein Verständnis der Interaktion zwischen Sein und Bewusstsein kann nur erreicht werden, indem man das Primat der Materie über das Bewusstsein anerkennt. Darüber hinaus betrachtet der Marxismus als wissenschaftliche Weltanschauung die Menschheit, das Denken und das Bewusstsein als Produkt der dialektischen Evolution der Natur. Vom Standpunkt der Wissenschaft - natürlich nicht der idealistisch angehauchten Philosophie - ist das Primat des Seins ein materielles und historisches, nicht bloß ein logisches Primat.[33]

Die folgenden Abschnitte lieferten eine bekannt klingende Litanei von Einwänden gegen den klassischen Marxismus. Darunter war die Ansicht, Engels habe zwar ein gewisses Talent besessen, aber dennoch gewissermaßen zu einer Vulgarisierung des Marxismus beigetragen: "Engels war nicht Marx... Im Grunde war Marx der Theoretiker und Engels der Popularisierer." Dieser Aussage über das angeblich zwiespältige Erbe Engels’ folgte eine nur allzu vertraute Kritik an Lenins Materialismus und Empiriokritizismus : "...die von Lenin in seinem Werk vertretene Version des Materialismus hat viel mehr mit dem Materialismus des 18. Jahrhunderts gemein als mit Marx’ materialistischer Dialektik." Steiners Argumente - das Gegenüberstellen des "vulgären" Materialisten Lenin in Materialismus und Empiriokritizismus und des "hegelianisierten" Lenin aus den Philosophischen Notizbüchern - waren solche, denen ich viele Male in der Vergangenheit begegnet war - in den Schriften idealistischer Opponenten des Marxismus.

Es gab einen Hoffnungsschimmer. Ungeachtet seiner scharfen Kritik an dem, was ihm als Grundelemente des philosophischen Erbes der trotzkistischen Bewegung vertraut ist, gab Steiner eine günstige Einschätzung der politischen Entwicklung des Internationalen Komitees.

Einige Ereignisse in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben günstigere Bedingungen für die Erneuerung des Marxismus geschaffen. Hierunter zu zählen sind die Spaltung von 1985 und die Klärung im Internationalen Komitee, der Zusammenbruch des Stalinismus in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, sowie die Entwicklung globalisierter Kommunikationsmethoden und Technologien. Der Einfluss der World Socialist Web Site während des vergangenen Jahres und besonders der vergangenen Monate mit ihrer wertvollen Berichterstattung zum Impeachment-Verfahren gegen Clinton und dem Krieg gegen Jugoslawien haben die enormen Möglichkeiten aufgezeigt, ein gewaltiges Publikum auf der ganzen Welt zu erreichen.[34]

Indem er seine Aufmerksamkeit dem Verhältnis zwischen "Philosophie und Partei" zuwandte, gab Steiner zu, dass "die marxistische Bewegung, organisiert als internationale politische Partei, eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung marxistischer Philosophie spielen kann und gespielt hat." Dies war eine erstaunliche Aussage; wo sonst und durch wen sonst ist der Marxismus entwickelt worden? Steiner bot kein Beispiel dafür, wie die marxistische Philosophie durch individuelle Theoretiker entwickelt worden wäre, die außerhalb der marxistischen Bewegung und ohne Verbindung zu ihr arbeiteten. Er merkte an, dass "Entwicklungen mit einiger Bedeutung für die Philosophie aus sehr unerwarteten Richtungen kommen können, wie zum Beispiel die Chaostheorie." Er fuhr jedoch fort: "Ich glaube natürlich, dass eine volle Integration und ein volles Verständnis dieser Entwicklungen nur im Rahmen des Marxismus möglich ist, doch das bedeutet nicht, dass 1. es eine Art privilegierter Position gäbe, die nur Marxisten haben und die sie befähigt, diese Entwicklungen zu begreifen, ohne dass sie das betreffende Thema beherrschen; und 2. dass Nicht-Marxisten nichts Bedeutsames zu jenen Entwicklungen zu sagen hätten."

Als ich diese in einem etwas kämpferischen Ton gehaltenen Zeilen las, schien mir Steiner eine Reihe rhetorischer Strohmänner aufzustellen, und zwar im Dienste einer noch nicht ganz klaren Agenda. Die Frage ist nicht die nach einer "privilegierten Position" - was immer das bedeuten soll - sondern nach der wesentlichen Rolle des Marxismus (der fortgeschrittensten und konsquentesten Form materialistischer Philosophie) bei der Entwicklung eines wissenschaftlichen Verständnisses von Natur, Gesellschaft und Bewusstsein. Welche Marxisten haben je bestritten, dass Entwicklungen wie die Formulierung der Chaostheorie, die notwendigerweise außerhalb der Sphäre revolutionärer Politik aufkommen, die allerernstste Aufmerksamkeit erfordern? Die theoretischen Traditionen des klassischen Marxismus, die zurückreichen bis zu der Pionierarbeit von Engels, haben der Naturwissenschaft immer eine kritische Rolle bei der Entwicklung des Materialismus zugesprochen. Doch die von Wissenschaftlern gemachten Fortschritte mindern nicht die entscheidende Rolle der Marxisten: Diese treten für die bewusste Anwendung der dialektischen Methode und eine konsquent materialistische Weltsicht in allen Bereichen wissenschaftlicher Forschung ein, vor allem aber für das Streben nach Schaffung eines politischen und intellektuellen Milieus, das für die Entwicklung der Kultur als ganzer günstige Bedingungen darstellt. Die kritische Bedeutung einer solchen Arbeit kann zu einer Zeit, da Antiintellektualismus und soziale Rückständigkeit Unterstützung durch die höchsten Ebenen des kapitalistischen Staates erfahren, kaum überbetont werden.

Steiner beendete diesen Abschnitt seines Briefes mit einer weiteren rätselhaften Bemerkung: "Wir sollten darüberhinaus in solchen Entwicklungen den Weg sehen, unser theoretisches Verständnis zu bereichern, und sie nicht nur als ein weiteres Beispiel nehmen für die Richtigkeit unserer (verknöcherten) Perspektive."

Wiederum gab er - mit Ausnahme des vagen Hinweises auf die Chaostheorie - nicht an, welche konkreten "Entwicklungen" er zum Beispiel meinte. Doch noch viel verstörender war seine Beschreibung der marxistischen Perspektive als "verknöchert". Das Wörtchen diplomatisch in Klammern zu setzen minderte den irritierenden Eindruck nicht im geringsten. Im Ganzen genommen scheinen die Argumente, die Steiner in diesem Teil des Briefes vorbrachte, trotz der Zweideutigkeit ihrer Formulierung gegen die Verteidigung marxistischer Positionen gegen andere philosophischen Standpunkte gerichtet zu sein.

Die irritierenden Implikationen seiner Kommentare kamen im letzten Teil seines Briefes nur allzu klar zum Vorschein; hier wendet sich Steiner der Frage der Parteimitgliedschaft zu. Er stellt fest:

...In einer Partei effektiv zu funktionieren, die eine dogmatische Einstellung zur Philosophie hat, werde ich nicht in der Lage sein. Ich glaube nicht, dass die SEP und das Internationale Komitee heute eine dogmatische Einstellung haben. In der WSWS habe ich eine sehr offene und erfrischende Einstellung gesehen. Einige der Ansichten, die ich ausdrücke, mögen manchen Genossen 'unorthodox' erscheinen. Ich verlange nicht, dass jedermann notwendigerweise mit diesen Ansichten übereinstimmen muss. Ich erwarte aber, dass ihnen ein Forum geboten und an sie mit einer offenen Einstellung herangegangen wird.

Warum beschwor Steiner in einem Brief zu Fragen der Philosophie und Mitgliedschaft in der SEP das Schreckgespenst des Dogmatismus - mit all seinen vorwurfsvollen Beiklängen? Eine dogmatische Einstellung ist gekennzeichnet durch blinden und unflexiblen Glauben, der, nicht unähnlich der Religion, durch auf Fakten und Vernunft basierende Argumente nicht zu erschüttern ist. Die Anklage des Dogmatismus wurde nur allzu häufig von Gegnern des Marxismus erhoben, um dessen Festhalten am Materialismus in Misskredit zu bringen.[35] Steiner hätte sich daran erinnern sollen, dass das Internationale Komitee während der frühen 1970er Jahre in ähnlichen Worten angegriffen worden war, als George Novack unsere Opposition gegen idealistische Schulen in der Philosophie als "Sektierertum" brandmarkte. Steiners Artikel "Marxismus, Pragmatismus und Revisionismus" von 1975, aus dem ich bereits zitiert habe, war nur eine in einer ganzen Reihe von Erwiderungen auf diesen Angriff Novacks.[36] Im Kontext seiner Einwände gegen die marxistische Auffassung vom Verhältnis zwischen Sein und Bewusstsein hatten Steiners Identifikation der Verteidigung elementarer materialistischer Konzepte mit intellektueller Faulheit, sein Hinweis auf "verknöcherte" Perspektiven und seine Worte über "eine dogmatische Einstellung zur Philosophie" den Charakter eines Warnschusses, den er als wahre Breitseite auf die Partei abfeuerte.

Sein Brief endete dann in einem ganz besonders ambivalenten Ton:

Es wäre jedoch nicht ehrlich von mir, wenn ich nicht zugäbe, dass ich noch immer einige Zweifel hege. Ich bin mir einfach nicht sicher, wie gut ich in die Organisation hineinpassen würde. Ich bin auch nicht sicher, ob das Maß an Engagement, das ich einzubringen gewillt bin (sowohl zeitlich, als auch finanziell), für eine Parteimitgliedschaft ausreicht. Auf der anderen Seite sehe ich keinen anderen Weg, die Antwort auf diese Fragen zu finden, als durch den Versuch einer Parteimitgliedschaft.

Wenn Du nach dem Lesen all meiner Vorbehalte noch immer der Meinung bist, ich solle mich der Partei anschließen, dann werde ich dies tun. Ich selbst werde es dann jedoch als eine Mitgliedschaft auf Probe verstehen.

Und mit dieser höchst bedingten Erklärung seiner persönlichen politischen Ergebenheit schloss Steiner seinen Brief. Er befand sich ganz eindeutig auf einer anderen theoretischen Linie als die SEP und das Internationale Komitee. Wenn er sich der SEP anschießen würde, dann unter seinen Bedingungen. Sein Interesse an einer Parteimitgliedschaft lag in erster Linie darin, mit der WSWS ein öffentliches Forum für eine theoretische Plattform zu bekommen, die den philosophischen Standpunkten der Vierten Internationale fremd war. Und im Austausch dafür, dass sie Steiner für seine Kritik am Marxismus ein weltweites Publikum bot, würde die SEP einen unbestimmt kleinen Anteil seiner Freizeit sowie seiner Ersparnisse bekommen, von denen er sich zu trennen gewillt war.

VI. Steiners Mitgliedsantrag

Einige Wochen später, im August 1999, erhielt das Politische Komitee der SEP von Steiner einen formellen Antrag auf Mitgliedschaft.[37] Dieses Dokument unterschied sich sehr stark von dem Brief, den er mir im Juni geschrieben hatte. Steiners Mitgliedsantrag erwähnte nicht die philosophischen Fragen, die er im Juni aufgeworfen hatte. Noch ließ Steiner durchscheinen, dass er der politischen Orientierung und Praxis der SEP kritisch gegenüberstand. Es war keine Rede von "Objektivismus", Enthaltsamkeit" oder gar "Degeneration" - die sich doch, glaubt man den Steiner/Brenner aus MWHH, schon seit 1993 anbahnten, also sechs Jahre vor Steiners Entschluss, in die Partei einzutreten! Weder kritisierte Steiner die Partei für ihre Unterlassung des Kampfes gegen den Pragmatismus, noch machte er ihr eine unkritische Sicht auf die Aufklärung zum Vorwurf.

Das Dokument, das Steiner dem Politischen Komitee übermittelte, war eine lange und bemerkenswert offenherzige autobiographische Erklärung. Ich werde nur aus den Abschnitten zitieren, die eine Verbindung zu den politischen Fragen aufweisen, in denen er und Brenner das IKVI angreifen.

Er begann seinen Essay mit einem Überblick über seinen intellektuellen Hintergrund. Er beschrieb, wie er sich schrittweise radikalisierte: "Als die politische Ruhephase der Nachkriegsperiode in den späten 60er Jahren endlich zu Ende ging, fühlte ich mich natürlicherweise von der neuen Studentenbewegung angezogen. Ich teilte die politischen Empfindsamkeiten der meisten in meiner Generation und sah mich als Teil der Neuen Linken." Er berichtete von seinem Studium an der New School for Social Research in New York, einem Institut, das intellektuell Horkheimers Institut für Sozialforschung nahe stand (der "Frankfurter Schule"). Obwohl er seine philosophischen Interessengebiete aufzählte, nannte er nicht die wichtigsten theoretischen Einflüsse, die in der New School auf ihn einwirkten - obwohl zu jener Zeit eine der wichtigsten Figuren dort Hannah Arendt war, wie Marcuse eine ehemalige Schülerin Martin Heideggers. Zu seiner politischen Tätigkeit gab Steiner zu, dass er

...einigermaßen unkritisch die halbgaren Mythen und Legenden akzeptierte, die in der Neuen Linken zirkulierten Typisch für den wilden Impressionismus, der in diesen Kreisen als 'Analyse' durchging, war die von der Black Panther Party verbreitete 'Theorie', Amerika sei ein faschistisches Land.[38]

Steiner schloss sich der Workers League im Jahr 1970 an. Er beschrieb den gewaltigen Einfluss ihrer historisch begründeten Perspektive auf seine eigene Entwicklung:

...Zum ersten Mal seit ich denken konnte, hatte ich es mit einer vernünftigen Erklärung der gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit zu tun, auf die ich bis dahin in emotionaler Weise reagiert hatte...

Es begann meine Erziehung zum Marxisten. Nach einigen Wochen der Lektüre, des Besuches von Vorträgen und vielen, vielen Stunden Diskussionen war ich überzeugt, dass der Marxismus tatsächlich eine lebendige Bewegung darstellte und Relevanz für die Probleme hatte, vor denen wir in den Vereinigten Staaten standen. Mein Studium der Geschichte der marxistischen Bewegung überzeugte mich, dass der Trotzkismus die einzige echte Kontinuität des Marxismus in unserer Zeit darstellte...

Ich las all die Klassiker des Marxismus: Marx, Engels, Lenin und Trotzki ebenso wie Plechanow, Mehring, Kautsky und Luxemburg.[39]

Steiners Brief wandte sich dann den Ereignissen der Jahre 1973-74 zu, als "die Workers League - und ich mit ihr - durch eine tiefe Krise ging, in die sie durch die impressionistische Perspektive ihres Nationalen Sekretärs Tim Wohlforth geführt worden war." Der Brief beschrieb den Einfluss von Wohlforths Handlungen auf die Workers League und Steiner selbst. Doch nahm seine Wiedergabe der Dinge an dieser Stelle einen extrem subjektiven Ton an und verriet Steiners eigene politische Schwäche: Er erinnerte sich an Wohlforths persönliche Angriffe auf ihn und wie er von diesem "mit einer nie enden wollenden Menge von bedeutungsloser Fleißarbeit überhäuft wurde. Ich sollte hierdurch isoliert, entmutigt und zum Austritt veranlasst werden. Nach ein paar Monaten hatte er Erfolg: Ich verließ die Bewegung." Wohlforths Verhalten war in der Tat oft grausam. Doch Steiner stellte nicht die Frage, warum er auf Wohlforths Provokationen politisch nachgab. Andere verweigerten sich Wohlforth und stellten sich ihm entgegen. Steiner versuchte auch nicht zu erklären, worin die tieferen politischen Ursachen für die Entwicklung der Krise in der Workers League gelegen hatten. Abgesehen von einem nebensächlichen Hinweis auf die Watergate-Affäre berührte Steiners Brief kaum irgendwelche großen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die sich zu jener Zeit in den Vereinigten Staaten und weltweit vollzogen. Sein Brief unterließ jede Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Veränderungen der objektiven Lage, ihrem Einfluss auf den Klassenkampf und ihre politische und theoretische Widerspiegelung innerhalb der Partei.

Nachdem Wohlforth vom Posten des Nationalen Sekretärs entfernt wurde, schloss sich Steiner 1974 wieder der SEP an. Er erinnerte sich: "Die Periode von 1974 bis 1977 war für mich eine Zeit intensiver theoretischer Arbeit." Doch neue Probleme tauchten im Internationalen Komitee auf. Bei der Diskussion der sich anbahnenden Krise in der Workers Revolutionary Party gestand Steiner seine eigenen Grenzen ein:

Ausgestattet mit über zwei Jahrzehnten besseren Wissens fällt es mir leicht, zu sehen, dass Healys "Praxis der Erkenntnis" das Gegenteil materialistischer Dialektik war. Sie wurde vielmehr zu einer Methode, unterschiedliche Arten von Mystizismus in die Bewegung einzuschleusen, die als philosophischer Deckmantel für die zu nehmend opportunistischen Manöver der WRP dienten. Unglücklicherweise schrieb ich - obwohl mir Healys subjektive Interpretation der marxistischen Erkenntnistheorie Verdruss bereitete - alle meine Zweifel meinen eigenen Unzulänglichkeiten zu.

Innerhalb kurzer Zeit begann Steiner abermals, politisch abzugleiten. "Meine eigene persönliche Krise", so schrieb er, "erreichte in den Jahren 1977-78 ihren Höhepunkt." Steiner zufolge lag die Schuld an seinen Schwierigkeiten mehr oder weniger vollständig bei der Workers League:

...Zum einen schien mir die tagtägliche Arbeit der Workers League zunehmend durch einen theroriefeindlichen Aktionismus bestimmt zu sein. Dies war die direkte Konsequenz der falschen Perspektive, die die Führung der WRP den Sektionen des Internationalen Komitees aufgedrängt hatte. Mehr und mehr arbeiteten wir in der Überzeugung, ein Bürgerkrieg stünde unmittelbar bevor. Es sei daher dringend notwendig, schnellstmöglich unsere eigenen Reihen auszubauen [sic]. Die Vorstellung, erzieherische Arbeit und Ausbildung zu leisten, wurde als ein verschwenderischer Luxus gesehen, der das vorherige, von Propaganda geprägte Stadium der Bewegung widerspiegelte. Unmögliche Aufgaben wurden Genossen auferlegt, was seinen Tribut fordern sollte: Einmal mehr, wie zur Zeit von Wohlforths vernichtenden Operationen, wurde das Privatleben der Parteimitglieder unglaublichem Stress ausgesetzt. In mancherlei Hinsicht war die Situation, der wir nun gegenüberstanden, schlimmer als die Periode von 1973-74. Der von Wohlforth verordnete frenetische Aktionismus hatte - wenngleich er die Partei an den Rand des Zusammenbruchs führte, zumindest zu Beginn die Rekrutierung einiger Jugendlicher aus der Arbeiterklasse zum Ergebnis. Vor allem hing dies mit den Bedingungen zusammen, die zu jener Zeit in der Arbeiterklasse vorherrschten. Die Periode von 1973-74 fiel mit einer Radikalisierung und zunehmenden Militanz breiter Schichten der Arbeiterklasse zusammen. Drei Jahre danach neigte sich die Welle der Streiks und die Radikalisierung der Jugend definitiv ihrem Ende zu. Trotz unserer heroischen Anstrengungen wurden in jener Zeit wenn überhaupt, dann nur wenige neue Kräfte rekrutiert.

Indem sie die Partei für seine eigene Krise verantwortlich macht, verzerrt Steiners subjektive Wiedergabe die Geschichte der Workers League von Mitte bis gegen Ende der 70er Jahre bis hin zur Verfälschung. Es wäre ein Leichtes, anhand der Parteidokumente aus jenen Jahren sowie dessen, was im Bulletin (der halbwöchentlich erscheinenden Zeitung der Workers League) veröffentlicht wurde, zu zeigen, dass die Periode von 1974 bis 1978 ganz außergewöhnlich produktiv war. Im breiteren Kontext der historischen Entwicklung der Workers League hin zu einer echt marxistischen Partei der Arbeiterklasse markiert das Ende der Ära Wohlforth den Beginn eines definitiven Bruchs mit den politischen Überbleibseln des amerikanischen kleinbürgerlichen Radikalismus, den Wohlforth personifizierte. In der Zeit nach seinem Rücktritt war die Workers League bestrebt, alle Aspekte ihrer Arbeit Übereinstimmung mit dem trotzkistischen Erbe der Vierten Internationale zu bringen. Besessen von seinen individuellen Empfindlichkeiten, schien Steiner diese zentrale Errungenschaft vollständig vergessen zu haben. So gesehen, ist es besonders bemerkenswert, dass die intensive Arbeit an politischen Perspektiven, die jene Periode charakterisiert, in Steiners Brief keine Erwähnung fand, ebenso wenig wie die historische Untersuchung unter Führung der Workers League zu den Begleitumständen der Ermordung Leo Trotzkis - die erste derartige Untersuchung, welche die Vierte Internationale durchführte und deren Ergebnisse später unter dem Titel Sicherheit und die Vierte Internationale veröffentlicht wurden.[40]

Die sich vertiefende Krise der britischen Workers Revolutionary Party bereitete auch der Workers League Schwierigkeiten. Doch die politischen und theoretischen Lehren, die sie aus dem Kampf gegen Wohlforths politischen Verrat gezogen hatte, und die Wiederaufnahme des Kampfes gegen alle Formen des Opportunismus in der Folgezeit bereiteten die Partei auf den Kampf gegen die Preisgabe des Trotzkismus durch die WRP vor.

Steiner war blind für diese Entwicklungen. Zu der Zeit, da er seinen Brief schrieb - über zwanzig Jahre danach! - schien er sich an nichts zu erinnern als seine persönlichen Schwierigkeiten. "Meine Liebe zum Leben war verschwunden," so schrieb er, "und mit ihr jede Begeisterung, die ich noch für die Parteiarbeit übrig hatte." Er erzählte dann von den Umständen, unter denen er die Workers League verließ:

...Der Tiefpunkt kam für mich zweifellos im Oktober 1978. Ich wurde eines Morgens von einem Anruf unseres Nationalen Sekretärs Dave North geweckt, der mich bat, sofort ins Büro der Partei zu kommen. Ich erinnere mich noch, wie ich dort ankam und mich fragte, was wohl der Grund für all die Aufregung sein möge. Mir wurde dann die schreckliche Nachricht unterbreitet, dass bei einer Tanzveranstaltung am Abend zuvor Genosse Tom Henehan ermordet worden war. Nichts hätte mich auf diese Nachricht vorbereiten können...

...Während der folgenden Tage und Wochen trieb ich politisch ziellos umher. Eine Tages - ich weiß nicht einmal mehr wann genau - verließ ich die Bewegung.

Es besteht kein Grund zum Zweifel, dass Steiner vom Tod Tom Henehans schockiert war. Doch findet sich hier ein großer Fehler in seinem Bericht: Henehan wurde nicht im Oktober 1978 ermordet, sondern exakt ein Jahr früher, im Oktober 1977. Diese Diskrepanz ist bedeutsam, da hieraus eine Darstellung von Steiners Austritt aus der Workers League resultiert, in der die tatsächlichen Umstände seines Abschieds von der revolutionären Tätigkeit fehlerhaft wiedergegeben sind.[41] In Wirklichkeit war es nicht der Tod Henehans, der Steiners Austritt unmittelbar vorausging, sondern die Entscheidung der Workers League - die mehrere Monate später getroffen wurde - das politische Zentrum der Partei nach Detroit zu verlegen. Absicht dieses Umzugs, der ebenfalls keine Erwähnung in Steiners Brief findet, war eine Stärkung der Identifikation der Partei mit den Kämpfen der Arbeiterklasse in den bedeutenden Industriezentren des mittleren Westens und ein stärkeres Eingreifen in diese. Die Vorbereitung des Umzugs, die im Frühjahr 1978 begannen, waren verbunden mit der intensiven Arbeit an dem Entwurf für eine neue Perspektivresolution.

Steiner war besorgt wegen der persönlichen Folgen der Umsiedlung nach dem Mittleren Westen und der Veränderungen für seine Arbeit. Er war im kleinbürgerlichen Milieu von New York verankert; er erkannte, dass der Aufbau des Parteizentrums in Detroit zu einer veränderten sozialen Zusammensetzung der Partei führen und eine weitaus intensivere Beteiligung an den tagtäglichen Kämpfen der Arbeiterklasse mit sich bringen würde. Die Aussicht auf eine Änderung seines Lebensstils behagte ihm mitnichten. Und obwohl Steiner in keiner Weise dazu verpflichtet war, New York zu verlassen, wurden seine Unzufriedenheit mit der bevorstehenden Umsiedlung und seiner Entfremdung von der Perspektive der Partei nur allzu offensichtlich. Als im Herbst 1978 die ersten Schritte der Umsiedlung vollzogen waren, verließ Steiner die Bewegung.[42]

Die Tatsache, dass Steiners Ausscheiden aus der revolutionären Bewegung letztlich ein Ausdruck seiner grundlegenden gesellschaftlichen Orientierung auf die Mittelklasse war, tritt noch deutlicher hervor in seiner Wiedergabe des Kampfes, den das IKVI im Jahr 1985 führte. Er schreibt:

Diese Ereignisse begeisterten mich, wie nichts anderes während der acht Jahre zuvor. Zu sagen, ich hätte die Entwicklungen im IK mit Interesse verfolgt, wäre eine gewaltige Untertreibung. Ich verschlang jedes Bisschen Information, das ich bekommen konnte. Und ich wurde zum aktiven Unterstützer des neu organisierten Internationalen Komitees.

Steiner vermerkte, der Kampf im IKVI sei "nicht nur um unmittelbare Meinungsverschiedenheiten zu politischen Perspektiven geführt worden, sondern um breitere Fragen marxistischer Theorie." Er nannte jedoch nicht den Inhalt der theoretischen Differenzen, was vor dem Hintergrund von Steiners Geschichte in der Bewegung eine bedeutsame Unterlassung darstellt. Mitglieder des Politischen Komitees empfanden es als besonders merkwürdig, dass er nichts über die umfangreiche Kritik des Internationalen Komitees an Healys Verzerrung der materialistischen Dialektik zu sagen hatte. Zurückblickend kann man sich des Schlusses nicht erwehren, dass Steiner dieses Thema ausließ, da er - 1999, als er seinen Brief schrieb - nicht mit dem zentralen Bestandteil der Kritik übereinstimmte, nämlich dass Healys "Praxis der Erkenntnis" auf einer idealistischen Revision des Marxismus fußte.

Obwohl er angab, er sei "versucht gewesen, mich einmal mehr der Bewegung zu verschreiben," zog er es am Ende vor, trotz seiner Übereinstimmung mit dem Kampf des Internationalen Komitees außerhalb der Partei zu bleiben. Die Erklärung, die er dem Politischen Komitee der SEP in seinem Brief lieferte, war überraschend offen:

Schlussendlich entschied ich mich, ein Unterstützer anstatt eines Mitglieds zu bleiben. Die Gründe hierfür waren komplex und sind nicht einfach zu benennen. Ich habe in der Tat bis zu diesem Moment niemals versucht, sie zu analysieren. Ich denke, was mich bewegte, war ein Zusammentreffen von Umständen. Zum einen leckte ich noch immer meine Wunden von meiner zurückliegenden Erfahrung mit der Bewegung. In meinem Geiste war die politische Fehlorientierung, die ich zuvor erlebt hatte, aufs engste verbunden mit meinem persönlichen Trauma der Jahre 1977-78. Hinzu kam die neue Lage, in der ich mich befand. Ich hatte mich Mitte der 80er Jahre etabliert, ich machte beruflich Karriere und war dabei ziemlich erfolgreich. Ich war in die bequemen Ränge der Mittelklasse aufgestiegen, und trotz all meiner Versuche, dies vor mir selbst zu verleugnen, wusste ich doch: Ich wollte diese bequeme Stellung nicht erschüttern.

Obwohl ich in politischer Solidarität mit der Bewegung stand, war mein tägliches Leben weit entfernt von den Belangen des revolutionären Sozialismus. Ich war ein Teil der New Yorker Mittelklasse.

Steiners Eingeständnis seiner eigenen bequemen und in ihrem tiefsten Grunde konservativen Lebenseinstellung ist nur wenig hinzuzufügen. Es spricht für sich selbst. Man konnte jedoch nur verwundert sein über seine Aussage, er habe, bis er im August 1999 diesen Brief an die SEP geschrieben hatte, niemals versucht zu analysieren, warum er außerhalb der Partei geblieben war. Zu jenem Zeitpunkt waren 14 Jahre vergangen seit der Spaltung von 1985. Was, so muss man fragen, hatte er in dieser langen Zeit mit seinem Hirn angefangen?[43]

Der letzte Teil von Steiners Brief war voll des höchsten Lobes für die Arbeit der Partei. Er stellte ihr Milieu der "verfaulten Atmosphäre" des sonst vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Klimas gegenüber und beschrieb die Veranstaltungen, an denen er teilnahm, als "frischen Wind" Er nannte seine Treffen mit Nadeshda Joffe und Wadim Rogowin und merkte an, die "bloße Existenz solcher Leute" sei "eine bleibende Peinlichkeit für all jene, die der Kultur der Selbstbeweihräucherung verfallen sind." Diese Treffen, die einen so tiefen Einfluss auf Steiner hatten, fanden im Jahr 1995 statt - was Steiners heutiger Version der Ereignisse zufolge gerade erst den Mittelpunkt der politischen Degeneration der Partei darstellte.

Steiner ging so weit zu sagen, sein Beisein bei Parteiveranstaltungen habe

mich inspiriert, mich wieder der Philosophie zuzuwenden. Im Laufe des Jahres 1996 begann ich mit einem intensiven Studium der Werke Hegels, Marx' und der gesamten westlichen Philosophie. Vermutlich war es auch kein Zufall, dass jener Abschnitt meiner jüngeren Biographie mit dem Aufbau der World Socialist Web Site und der Umwandlung der Workers League in die Socialist Equality Partei zusammenfällt. Wie immer man dieses Zusammentreffen auch erklären mag: Ich begann, das Potenzial zu schätzen, das sich aus der Anwendung der neuen globalen Kommunikationsformen ergab.

Gegen Ende seines Briefes betonte Steiner den immensen Einfluss der Versammlung zum 20. Jahrestag der Ermordung Tom Henehans. "Eben dort nahm ich mir fest vor, den Umfang meines Beitrages zur Arbeit der Bewegung auszuweiten. Mir schwebte eine Art journalistischer Zusammenarbeit vor, deren genauer Inhalt vorerst vage blieb."

Steiner schloss mit der Erklärung:

Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ich die Rolle eines Teilnehmers am Kampf für den Sozialismus spielen will. Nichts sonst wird mir die Befriedigung verschaffen, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Hierin liegt das wahre Wesen von Freiheit.

Steiners Brief warf unter Genossen des Politischen Komitees viele Fragen auf. Seine Einschätzung der Geschichte der Workers League in den 1970er Jahren traf auf scharfe Ablehnung. Seine Herangehensweise an die objektiven Erfahrungen der Partei verriet einen extremen, desorientierenden Subjektivismus. Woran er sich bei den von ihm genannten Ereignissen am besten erinnerte, schien ihr Einfluss auf... Alex Steiner! Darüber hinaus war seine Einschätzung des Konflikts in der Workers Revolutionary Party - trotz seiner Lobpreisung der Rolle des Internationalen Komitees - oberflächlich. Das Politische Komitee war weit entfernt von der Überzeugung, Steiner habe die theoretischen und politischen Fragen, die im Zentrum der Auseinandersetzung mit Wohlforth in den 70ern und mit der WRP-Führung in den 80ern gestanden hatten, sorgfältig und systematisch aufgearbeitet. Wenngleich wir Steiner nicht entmutigen wollten, so hatten wir doch das Gefühl, es sei zu früh, um ihn wieder in die SEP aufzunehmen. Weitere Diskussionen würden notwendig sein.

VII. Das Treffen vom Februar 2000 und Steiners Artikel über Heidegger

Ich zog es vor, Steiner die Entscheidung des Politischen Komitees persönlich mitzuteilen, da ich in ihm nicht den Eindruck erwecken wollte, der Weg zu einer möglichen zukünftigen Annahme seines Mitgliedsantrages sei verbaut. Aufgrund drängender Arbeiten war es mir über mehrere Monate hinweg nicht möglich, ein Treffen mit Steiner zu arrangieren. Um jedoch eine Diskussion in bestmöglicher Umgebung zu ermöglichen und das echte Interesse der SEP an einer prinzipiellen Basis für zukünftiges gemeinsames Arbeiten zu demonstrieren, lud ich Steiner als Gast zu einer nationalen Mitgliederversammlung nach Detroit ein. Er nahm die Einladung an und nahm an dem Treffen am 12. Februar 2000 teil.

Obwohl ich meinen Beitrag nicht mit Blick auf Steiner vorbereitet hatte, wurden darin doch Fragen angesprochen, die dieser in seinem Brief vom vorangegangenen Juni aufgeworfen hatte. Zu Beginn meines Berichts stellte ich fest:

Das 20. Jahrhundert ist an seinem Ende angelangt - doch werden wir seinem Erbe nicht so bald entkommen. Wesentlicher Bestandteil unserer politischen Vorbereitung auf die Erschütterungen des neuen Jahrhunderts wird daher eine peinlich genaue Aufarbeitung und Einschätzung der Geschichte des 20. Jahrhunderts sein. Diese Einschätzung kann nicht nur im Zusammentragen von Faktenmaterial bestehen, sondern wird in noch viel tieferer Weise eine Verteidigung und Wiederbelebung der großen intellektuellen Errungenschaften sein, die die theoretischen Grundlagen der internationalen sozialistischen Bewegung bilden.

Zu den entscheidendsten Punkten gehört dabei die marxistische - d.h. historisch-materialistische - Auffassung vom gesetzmäßigen Charakter der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung der Menschheit. Ich meine damit nicht eine Wiederbelebung der mechanischen Auffassung der Geschichte als Entfaltung einer vorhersehbaren Folge von Ereignissen (wie viele Theoretiker der Zweiten Internationale sie vertraten). Diese formalistische Handhabung des historischen Materialismus stellt einen theoretischen Rückschritt der Zweiten Internationale gegenüber den weitaus tieferen dialektischen Konzeptionen Marx' und Engels' dar. Ursache dieses Rückschritts war der Druck einer Umgebung, die vom politischen Gradualismus geprägt war.[44] Der historische Determinismus des Marxismus besteht nicht in der Annahme der "Unvermeidbarkeit" irgendeines Ereignisses. Sie sagt vielmehr aus, dass das gesellschaftliche Sein Gegenstand der objektiven Wissenschaften ist.

Warum eine Rückbesinnung auf die Grundbestandteile der marxistischen Theorie notwendig sei, erklärte ich wie folgt:

Philosophischer Kern der zeitgenössischen Angriffe auf den Marxismus ist die Ablehnung der historischen Notwendigkeit. Man sagt, der Anspruch der Oktoberrevolution auf historische Legitimität sei ohne jede Grundlage gewesen. Indem sie die Auffassung der Bolschewiki zurückweisen, nach der die soziale Revolution mit Notwendigkeit aus der Logik des sozioökonomischen Prozesses erwächst, stellen die Gegner des Marxismus sie als Irrtum dar - als einen Zwischenfall, der lediglich das Produkt eines Zusammenspiels böswilliger Absichten und besonderer Umstände war...

Welche theoretischen Grundlagen haben derartige Angriffe auf das Konzept der Notwendigkeit, die zur Zeit das historische Schrifttum durchziehen, ganz besonders in den Schriften der Postmodernisten? Sie drücken eine breite Strömung im bürgerlichen Denken aus, die weit zurück bis ins 19. Jahrhundert reicht: Zu den rechtsgerichteten Entgegnungen auf die historischen und sozialen Implikationen des Denkens von Hegel und Marx, wie sie Kierkegaard, Schopenhauer, später Nietzsche und Heidegger formulierten.

Ich betonte, dass der Marxismus den Hauptströmungen des bürgerlichen Denkens im 20. Jahrhundert ein Gräuel gewesen sei: "Der Auffassung der Geschichte als eines gesetzmäßigen Prozesses stellt die bürgerliche Philosophie eine gänzlich irrationale Welt entgegen, in der einzelne Individuen verzweifelt danach trachten, ihre einzigartige Identität zu entdecken und zu begreifen." Ich lenkte dann die Aufmerksamkeit auf die Schriften Martin Heideggers, eines der wichtigsten Vertreter des philosophischen Irrationalismus im 20. Jahrhundert.

Zum Ende meiner Eröffnungsrede stellte ich fest: "An all die kritischen Fragen politischer und sozialer Perspektive können wir ausschließlich auf der Grundlage eines Verständnisses der Geschichte herangehen - natürlich am unmittelbarsten der Geschichte des 20. Jahrhunderts, doch darüber hinaus auch in Hinblick auf den gesamten gesetzmäßigen Charakter der historischen Evolution des gesellschaftlichen Seins, angefangen bei dessen Ursprüngen in der Natur." Ich zitierte dann Trotzki, der 1922 schrieb:

Die materialistische Weltanschauung öffnet nicht nur ein Fenster zum gesamten Universum, sondern sie stärkt auch den Willen. Sie ist auch das Einzige, was den Menschen der Gegenwart zum Menschen macht. Es ist wahr, er hängt noch immer von schwierigen materiellen Bedingungen ab, aber er weiß bereits, wie sie zu überwinden sind und nimmt bewusst teil am Aufbau einer neuen Gesellschaft, die auf den höchstentwickelten technischen Errungenschaften und der stärksten Solidarität beruht. (Aus dem Englischen übersetzt, aus: Problems of Everyday Life, S. 272)

Steiner gab in keiner Weise zu erkennen, dass er Einwände gegen meine Bemerkungen hegte. Ganz im Gegenteil: Als er gebeten wurde, einige Worte zu sagen, brachte er seine Übereinstimmung mit dem, was ich gesagt hatte, zum Ausdruck.[45] Vor dem Hintergrund der philosophischen Fragen, die auf dem Treffen aufgeworfen worden waren, schlug ich Steiner vor, er solle eine Artikelserie zu der Kontroverse um Martin Heidegger schreiben und dabei besonders auf das Verhältnis seiner irrationalen Philosophie und seiner Unterstützung der Nazis nach deren Machtergreifung eingehen. Obwohl Steiner und Brenner an mehreren Stellen auf diese Artikel verweisen, sprechen sie doch nicht davon, wie es zu deren Abfassung kam. Ich muss gestehen, dass ich einen Hintergedanken hatte, als ich Steiner die Beschäftigung mit diesem Thema vorschlug. Ich hoffte, die Auseinandersetzung mit Heideggers subjektivem Idealismus werde Steiner helfen, die philosophische Ambivalenz gegenüber dem Materialismus zu überwinden, die er in seinem Entwurf über eine Philosophie-Abteilung der WSWS und in seinem Brief vom Juni 1999 ausgedrückt hatte. Anfang April 2000 wurden Steiners Artikel veröffentlicht.

Die Artikel, in denen der Bericht auf der nationalen Mitgliederversammlung und die darauf folgenden Diskussionen ihren deutlichen Niederschlag fanden, bildeten den Höhepunkt der Zusammenarbeit Steiners mit der SEP. Es lohnt sich, aus dem Schlussabschnitt des letzten Artikels zu zitieren:

Eine der merkwürdigsten philosophischen Tendenzen in der Nachkriegsperiode war die Umarmung Heideggers durch viele links-gerichtete Intellektuelle. Dies ist ein außergewöhnlich komplexer Gegenstand, dem wir im Rahmen dieser Darstellung kaum gerecht werden können. Wir wollen einfach, trotz der historischen Unterschiede, die epistemologische Verwandtschaft zwischen Heidegger und seinen heutigen Sympathisanten skizzieren.

Was die Nachkriegsintelligenz im Westen charakterisierte, war der pauschale Verzicht auf jegliche Identifikation mit dem Marxismus, dem Humanismus oder jeglichem Überrest der aufklärerischen Vernunft. Die Hoffnungen einer Generation radikaler Intellektueller wurden unter dem Gewicht der gescheiterten revolutionären Bewegungen in den späten 60-er und frühen 70-er Jahren zertrampelt. Man sollte insbesondere in Bezug auf die französische Intelligenz die Auswirkungen des Scheiterns des revolutionären Aufruhrs im Mai/Juni 1968 nicht unterschätzen. Legionen von vormals linken Intellektuellen begannen einen pauschalen Rückzug von der aufklärerischen Vision einer emanzipatorischen Vernunft...

Da sie versuchten, die schreckliche jüngere Geschichte als Versagen im Denken zu begreifen, war es kein großer Schritt für die Postmodernisten, sich die irrationalistische Tradition anzueignen, die sich von der Aufklärung abgewandt hatte. Hier finden die Heideggerianer, Postmodernisten, Dekonstruktivisten und Neopragmatisten ihre gemeinsame Basis. Alle diese Tendenzen lehnen das ab, was sie das traditionelle Begriffsdenken nennen, "Philosophie" oder "Wissenschaft" mit Großbuchstaben.[46]

Dies hatte Steiner sehr gut gesagt. Und doch würde es nicht lange dauern, ehe er sich eben jenen Positionen zuwenden würde, denen er in den Artikeln entgegengetreten war.[47]

VIII. Der Tod Jeff Goldsteins

Wie die Veröffentlichung der Artikel über Heidegger zeigte, war die WSWS gewillt, Artikel Steiners zu publizieren, die sich dem Kampf für den Dialektischen Materialismus widmeten. Trotz bestehender Differenzen zu politischen und theoretischen Fragen beweisen die vorhandenen Dokumente, dass ernsthafte und nachdrückliche Bemühungen um weitere Zusammenarbeit stattfanden. Doch diese Bemühungen wurden durch Steiners gesellschaftliche Orientierung erschwert. Sein Interesse am Marxismus war großenteils abstrakter Natur. In seinen Zielsetzungen und seinem praktischen Handeln bleib er, was er gewesen war, bevor er sich in den frühen 70er Jahren der Workers League angeschlossen hatte - ein kleinbürgerlich-radikaler linker Intellektueller. Auch in Zeiten enger Zusammenarbeit blieb unter der Oberfläche eine gewisse Spannung zwischen Steiner und der SEP bestehen, die in grundsätzlichen Fragen von klassenmäßiger und politischer Orientierung wurzelte.

Im Juni 2000 starb in Las Vegas das ehemalige Mitglieder der Workers League Jeff Goldstein im Alter von 58 Jahren. Er war bei der Gründung der Partei 1966 dabei gewesen. Unter dem Namen Jeff Sebastian hatte er zahlreiche Artikel zu ökonomischen Fragen für das Bulletin geschrieben. Auch zur Organisation der Parteiarbeit an der Westküste trug er in den 1960ern und 70ern in bedeutendem Maße bei. Wie Steiner, so verließ auch Goldstein die Workers League während der Krise um Wohlforth 1973 und kehrte nach dessen Entfernung zu ihr zurück. Im Herbst 1974 übernahm er den Posten des Herausgebers des Bulletins. Im März 1977 jedoch verließ er die Bewegung. Einige Zeit später zog er nach Las Vegas, wo er seine mathematischen Fähigkeiten mit seiner lebenslangen - im Allgemeinen ungesunden - Faszination vom Glücksspiel verband, um hauptberuflich als Buchmacher zu arbeiten. Er gab eine Zeitung über Rennsport heraus und erwarb sich eine kleine, aber ergebene Leserschaft. Nachdem Steiner die Workers League verlasen hatte, nahmen er und Goldstein ihre Freundschaft wieder auf.

Goldstein/Sebastian behielt freundschaftliche, wenn auch sehr begrenzte Beziehungen zur SEP bei. Natürlich waren wir betroffen von der Nachricht, dass unser ehemaliger Genosse verstorben war. Steiner fuhr nach Las Vegas, um beim Begräbnis seines engen Freundes zu sprechen Kurze Zeit später sandte er mir einen Durchschlag des Nachrufs, den er zur Erinnerung an Sebastians Leben verfasst hatte.

Eine Rede, die als Nachruf am Grab eines Menschen gehalten wird, hat selbstverständlich ihre eigenen Standards. Eine versöhnlichere Haltung gegenüber objektiven Fakten ist darin durchaus erlaubt. Und doch: Als ich Steiners Bemerkungen las, schien es mir, als habe er die zulässigen Grenzen weit überschritten. Er versuchte, Goldsteins Arbeit als Buchmacher als meisterhafte Anwendung materialistischer Dialektik hinzustellen, die sich auf die Errungenschaften Hegels und Marx' stützte:

Jeffs Art des Buchmachens war in hohem Maße philosophischer Natur, wenn auch vermutlich viele seiner Leser sich dessen nicht bewusst waren. Jeff war ein ernsthafter Schüler der Philosophie, wenngleich ich bezweifle, dass er selbst sich in diesen Worten beschrieben hätte. Am höchsten stand für ihn das Praktische. Wahrheit war für ihn immer konkret. Die Theorie wird lebendig in ihrer praktischen Anwendung. Gedanken über Jockeys, Trainer und Rennbahnen bereiteten ihm daher nicht nur Freude, ästhetisches Vergnügen und intellektuelle Herausforderung, sondern lieferten ihm Einsichten in tiefe philosophische Wahrheiten, und ich weiß sicher, dass es diese Einsichten waren, die ihm die höchste Befriedigung verschafften.

Als ich den Text erhalten hatte, sandte ich ihm ein kurzes Schreiben, in dem ich mein Beileid ausdrückte. Aus diplomatischen Gründen, die mir unter jenen Umständen angemessen schienen, vermied ich eine direkte Kritik an Steiners Anmerkungen. Ich machte jedoch darauf aufmerksam, dass "die dialektische Methode ein machtvolles Instrument zur Erkenntnis der objektiven Wahrheit in allen Bereichen von Natur und Gesellschaft [ist]; es gibt jedoch weitaus bessere Arten, auf die man von ihr Gebrauch machen kann, als die Herausgabe einer Zeitschrift über Pferderennen." Bedauernd merkte ich an: "Jeff hatte das Potenzial zu so viel mehr, das er mit seinem Leben hätte anfangen können."

Ich nahm an, hiermit sei diese unerfreuliche Angelegenheit zu einem Ende gebracht; doch dann schickte Steiner einen noch erweiterten politischen Nachruf auf Sebastian zur Veröffentlichung auf der World Socialist Web Site. Wir wiesen ihn ab. Ich erfuhr dann von Genossen in New York, dass Steiner unzufrieden mit dieser Entscheidung war. Am 13. August schrieb ich als Antwort hierauf den folgenden Brief:

Lieber Alex,

bitte entschuldige die Verspätung, mit der ich auf Deinen Nachruf auf Jeff Goldstein antworte. Man hat mir gesagt, Du seist unzufrieden mit unserer Entscheidung, ihn nicht auf der World Socialist Web Site zu veröffentlichen und damit, dass wir Dir nicht die Gründe hierfür mitgeteilt haben. Für letzteres entschuldige ich mich. Wir hätten Dir eher eine Erklärung zukommen lassen sollen, obwohl ich ja schon vor einiger Zeit in meinem Brief angedeutet habe, worin sich meine Einschätzung des Lebens unseres alten Freundes und ehemaligen Genossen von Deiner unterscheidet.

Jeder, der Jeff gekannt und mit ihm zusammengearbeitet hat, war betroffen von der Nachricht seines viel zu frühen Todes. Keiner von uns ist ganz frei von Sentimentalität, die uns dazu neigen lässt, uns beim Erhalten solcher Nachrichten die besten und angenehmsten Eigenschaften des Verschiedenen in Erinnerung zu rufen. Da Du jedoch eine Erklärung dafür erwartest, warum wir Deinen Nachruf nicht veröffentlicht haben, bin ich gezwungen, ganz offen zu sein. Ich denke und hoffe, dass Jeff dies gewollt hätte.

Es ist sinnlos, aus Jeff jemanden machen zu wollen, der er nicht war. Er begab sich auf den Weg, ein revolutionärer Marxist zu werden, doch war er unfähig, das Milieu und die Zielsetzungen kleinbürgerlich-radikaler Politik zu überwinden, die er in den Jahren seiner intellektuellen Prägung absorbiert hatte. Es spricht sehr für ihn, dass er sich Mitte der 1960er Jahre dem Trotzkismus zuwandte und dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale beitrat. Er leistete einen Beitrag zu der frühen Entwicklung der Workers League. Doch wie ein großer Teil der Generation von Radikalen, der er angehörte, geriet er in eine Krise, als die Bürgerrechts- und Antikriegsbewegungen sich auflösten. Die Stabilisierung des Kapitalismus unter Mithilfe von Stalinisten, Sozialdemokraten und Pablisten erforderte von Marxisten eine langfristige Perspektive und die Fähigkeit, für diese zu kämpfen. In dieser Situation kamen anstatt seiner Stärken Jeffs ernste Schwächen zum Vorschein, besonders seine Neigung zu Skeptizismus und selbst Zynismus.

Ich stimme nicht mit Deiner Aussage überein: "Jeff war eines der vielen alten Parteimitglieder, die von Wohlforth herausgedrängt wurden." Zweifellos verschärfte Wohlforths abstoßendes Verhalten die Krise in der Workers League. Doch die Schuld all der Ereignisse von 1973-74 auf Wohlforth abzuwälzen, übertreibt dessen Bedeutung. Man muss fragen, warum niemand unter den alten Parteimitgliedern - Jeff eingeschlossen - in der Lage war, den Kampf gegen Wohlforth aufzunehmen. Rückblickend ist klar, dass jene, die damals die Bewegung verließen, in weniger übler Form einen Ausdruck derselben politischen Krise boten, die den nationalen Sekretär der Workers League erfasst hatte.

In der Zeit nach Wohlforths Entfernung kehrte Jeff ebenso wie viele andere, darunter auch Lucy St. John, die 1973-74 die Workers League verlassen hatten, zu ihr zurück. Doch praktisch alle diese Leute verließen die Partei innerhalb von weniger als drei Jahren, so am Ende auch Jeff. Unter welchen besonderen Umständen auch immer dieses oder jenes Mitglied die Partei verlassen haben mag, war doch Jeffs Austritt Teil eines allgemeineren politischen Phänomens in den Vereinigten Staaten: Der Demoralisierung und des Zusammenbruchs der Protestbewegung der 1960er und frühen 70er Jahre.

Die verbleibenden 23 Jahre von Jeffs Leben müssen als eine furchtbare Verschwendung von Zeit und Talent gesehen werden. Ich konnte nicht anders, als vor Peinlichkeit zu erschaudern, als ich in Deinem Nachruf über Jeffs Umzug nach Las Vegas Mitte der 80er Jahre las, wo er "sich einen lebenslangen Traum erfüllen konnte: Hauptberuflich als Buchmacher für Pferderennen zu arbeiten. Für jemanden mit seiner politischen Vergangenheit sicherlich eine ungewöhnliche Beschäftigung." Das will ich meinen!

Es geht hier nicht darum, Jeff wegen seiner Faszination für Pferderennen und Glücksspiel zu verdammen. Doch ungeachtet, wie man auch zu einer Karriere als Buchmacher stehen mag, so stellte diese doch im Kontext von Jeffs politischer Geschichte eine furchtbare Degeneration dar. An einer früheren Stelle in Deinem Nachruf sprichst Du von Jeffs "Meisterschaft" in marxistischer Ökonomie. Wenn Du dann aber über die "Romantik des Glücksspiels" schreibst, lässt Du den Leser wissen, Jeff sei "nicht gegen die aus dem kapitalistischen System erwachsenden Illusionen gefeit" gewesen, "besonders nicht gegen die Illusion, man könne das System durch das eigene individuelle Talent besiegen." In anderen Worten: Jeffs Leben in Las Vegas war nicht ganz ohne Zusammenhang zum Niedergang seiner früheren revolutionären Ziele.

Auf den Tod eines Gründungsmitglieds der Workers League hinzuweisen wäre nicht unangemessen für die WSWS. Wir sind mit Sicherheit bereit dazu. Doch welche persönlichen Gefühle wir auch immer für Jeff hegen mögen, wäre es doch falsch, die Errungenschaften seiner politischen Karriere zu übertreiben oder die Tiefe seiner späteren politischen Degeneration herunterzuspielen. In der frühen Geschichte - in mancherlei Hinsicht der Vorgeschichte - der Partei spielte Jeff eine zweitrangige Rolle. Der größere Teil seines Erwachsenenlebens gehört zu der Zeit, nachdem er die Workers League verlassen hatte.

Es tut mir leid, dass ich in Worten schreiben muss, die Dir vielleicht grob erscheinen. Doch die Zuneigung, die ich und andere für diesen ehemaligen Genossen empfunden haben, befreit uns nicht von der Verantwortung, objektiv an die Geschichte unserer Bewegung heranzugehen.

Mit wärmsten Grüßen

David

Steiner antwortete nicht auf diesen Brief. Doch ich bin sicher er verstand sehr genau, dass vieles von dem, was ich über Jeff geschrieben hatte, auch über ihn selbst hätte gesagt werden können.

Wird fortgesetzt

 

Anmerkungen

24. Dieser Brief Steiners von 1997 stellt ein Beispiel für jene theoretischen Fragen dar, in denen seine und Brenners heutige Position der damaligen diametral entgegengesetzt ist. In dem oben zitierten Brief schätzt Steiner meine Vorlesung, die "so brandaktuell" sei, da sie die vorherrschenden und einflussreichen Positionen der Postmodernisten herausfordert. 2006 dagegen, in Objektivismus oder Marxismus, präsentieren er und Brenner eine vollkommen andere Einschätzung. Dort wird der Postmodernismus als "im Verschwinden begriffen" eingeschätzt, und verdiene daher kaum die Aufmerksamkeit von Marxisten. "Vor zwanzig Jahren", so schreiben sie, "hätte ein Angriff auf den Postmodernismus eine Bedeutung gehabt; heute dagegen ist es nur noch ein Herumreiten auf - zumindest beinahe - Vergangenem" (zitiert aus Marxismus, Geschichte und Sozialistisches Bewusstsein, S. 9).

Ebenfalls besondere Aufmerksamkeit verdient die von Steiner hinsichtlich Richard Rortys hergestellte Verbindung zwischen Postmodernismus und Pragmatismus. Doch sowohl in Objektivismus oder Marxismus, als auch in MWHH tadeln Steiner/Brenner mich, weil ich die Verbindung zwischen diesen beiden Formen subjektiv-idealistischer und irrationalistischer Philosophie herstelle!

Sie schreiben: "Wenn North behauptet, der Postmodernismus sei 'eine Spielart zeitgenössischer pragmatistischer Philosophie', dann sagt er damit im Endeffekt, durch seine Angriffe auf den Postmodernismus habe er daher auch den Pragmatismus mit abgehandelt, und wir müssten uns mit diesem nicht länger befassen. [MWHH, S. 88, Betonung im Original] Hier liefern Steiner und Brenner eine Fehlinterpretation dessen, was ich geschrieben habe, um die Bedeutung der Verbindung zwischen Postmodernismus und Pragmatismus kleinzureden, auf die Steiner 1997 noch selbst hingewiesen hat. Was ich tatsächlich in Marxismus, Geschichte und Sozialistisches Bewusstsein geschrieben habe, ist das folgende:

Erstens habe ich mit keinem Wort behauptet oder auch nur anklingen lassen, der Postmodernismus habe den Pragmatismus ersetzt. Er ist vielmehr eine Spielart pragmatischen Denkens, und zwar eine, die die subjektiv-idealistischen, voluntaristischen, ja irrationalen Elemente des klassischen Pragmatismus, wie er uns seit James überliefert ist, zu ihren extremsten und reaktionärsten Schlüssen treibt. Wenn man so wie du in deinem Dokument, nahe legt, der Postmodernismus stelle eine völlig eigenständige Art des theoretischen Denkens dar, macht man damit ein bedeutendes Zugeständnis an den Pragmatismus - man schützt ihn vor der intellektuellen Verlegenheit über die groben Exzesse seines postmodernistischen Sprösslings. (a.a.O., S. 9)

25. Steiners Begrüßung meiner Vorlesung über die Aufklärung steht in totalem Widerspruch zu seiner und Brenners Ablehnung meiner Verteidigung der Aufklärung in ihren Dokumenten neueren Datums.

26. Bei der erneuten Durchsicht von Entfremdung und Revolution im Licht von Steiners jüngerer Entwicklung wird augenscheinlich, dass sich darin seine gegenwärtigen Konzeptionen in ihrem Embryonalstadium finden. Der theoretische Rahmen des Essay ist abgeleitet aus Marcuses existenziellem und ahistorischem Konzept über "die essentielle Natur des Menschen", das Steiner unkritisch übernimmt. Wir stoßen daher in seinem Dokument auf die Behauptung, die "essentielle Natur des Menschen" bestehe in der "reziproken Interaktion zwischen den Bedürfnissen des Menschen und seinen Fähigkeiten." Später behauptet er, dass "Marx' Auffassung der Wesensnatur des Menschen leider für alle Kommentatoren mit wenigen Ausnahmen eine unverstandene Black Box geblieben ist." In diesem Zusammenhang bezieht sich Steiner auf die Arbeiten Horkheimers, Adornos und "ganz besonders Marcuses." Ebenso wie die Marcuses, so reißt auch Steiners Darlegung die Manuskripte Marx' von 1844 aus ihrem historischen und intellektuellen Zusammenhang. Steiner geht so weit, den Marxismus als Ausdruck der teleologischen Entfaltung der "essentiellen Natur des Menschen" zu deuten. Dies hat aber auch gar nichts mit dem Marxismus zu tun, der jedwede Teleologie entschieden ablehnt. Als Marx seine Kritik des Hegelschen Idealismus und der Anthropologie Feuerbachs vertiefte, hörte er auf, von einem "Wesen des Menschen" oder einer "Wesensnatur" zu sprechen, die über und außerhalb der historischen Entwicklung der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse bestünde. In den Thesen über Feuerbach stellt Marx daher 1845 fest: "... das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse" (Karl Marx und Friedrich Engels, Werke, Bd. 1, S. 199; Berlin 1987). In späteren Schriften unterwerfen Marx und Engels von der neu erarbeiteten materialistischen Geschichtsauffassung aus alle Versuche, den wirklichen, existierenden, historisch-spezifischen Menschen, wie er intellektuell und praktisch durch definite gesellschaftliche Produktionsverhältnisse bestimmt wird, in einen philosophisch definierten, "abstrakten" Menschen aufzulösen, der vernichtendsten Kritik. Ihre Kritik Max Stirners ("Sankt Sancho") ist hier besonders treffend:

Wir haben soeben die logische Formel dafür gegeben, wie Sankt Sancho Irgendein beliebiges Objekt oder Verhältnis als das dem Ich Fremde, die Entfremdung des Ichs darstellt; auf der andern Seite kann Sankt Sancho nun wieder irgendein Objekt oder Verhältnis, wie wir sehen werden, als ein vom Ich geschaffenes und ihm angehöriges darstellen. Abgesehen zunächst von der Willkür, mit der er jedes beliebige Verhältnis als ein Verhältnis der Entfremdung darstellt oder nicht darstellt (da Alles in die obigen Gleichungen passt), sehen wir schon hier, dass es [sich bei] ihm um weiter nichts handelt [als daru]m, alle wirklichen Verhältnisse, [ebenso wie] die wirklichen Individuen, [als entfre]mdet (um den philosophischen [Ausdruck] einstweilen noch beizubehalten) vorfinden [zu lass]en, in die ganz [abstrakte] Phrase der Entfremdung zu ver[wandeln; [Marx/Engels: Die deutsche Ideologie, S. 489. Marx/Engels, Werke. MEW Bd. 3, S. 262)]

Marx' historisch materialistische Kritik und Überarbeitung seiner Auffassung von Entfremdung wird in seinem Werk Grundrisse, geschrieben 1857-58, weiterentwickelt, wo er darauf besteht, dass die Individualität des Menschen und seine Entfremdung das Ergebnis eines historisch bestimmten gesellschaftlichen Prozesses ist.

Die universal entwickelten Individuen deren gesellschaftliche Verhältnisse als ihre eigenen, gemeinschaftlichen Beziehungen auch ihrer gemeinschaftlichen Kontrolle unterworfen sind, sind kein Produkt der Natur, sondern der Geschichte. Der Grad und die Universalität der Entwicklung der Vermögen, worin diese Individualität möglich wird, setzt eben die Produktion auf der Basis der Tauschwerte voraus, die mit der Allgemeinheit die Entfremdung des Individuum von sich und von anderen, aber auch die Allgemeinheit und Allseitigkeit seiner Beziehungen und Fähigkeiten erst produziert. (Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Frankfurt, o. J. [1970], S. 79f)

27. Die Gegnerschaft von Idealismus und Materialismus fand ihren Ausdruck in den Schriften Platos. Diogenes Laertius zufolge sprach Plato davon, er habe Lust alle Schriften des Demokrit zu verbrennen, dessen atomistische Theorie die Grundlagen für ein materialistisches Naturverständnis legte.

28. unter http://www.wsws.org/de/1999/jun1999/bila-j16.shtml

29. Die augenscheinlichen Veränderungen in Steiners politischen Beziehungen zum Internationalen Komitee und seine Fehldarstellung seiner früheren Verbindungen zur SEP erfordern von mir, diese und andere Korrespondenz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

30. Die zentrale Bedeutung dieser Frage und ihre philosophischen Implikationen wurden zuerst von Friedrich Engels in seinem ungeheuer einflussreichen Essay Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie herausgearbeitet. Engels schrieb:

Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Verhältnis von Denken und Sein...

Die Frage nach der Stellung des Denkens zum Sein, die übrigens auch in der Scholastik des Mittelalters ihre große Rolle gespielt, die Frage: Was ist das Ursprüngliche, der Geist oder die Natur? - diese Frage spitzte sich, der Kirche gegenüber, dahin zu: Hat Gott die Welt erschaffen, oder ist die Welt von Ewigkeit da?

Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geistes gegenüber der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen - und diese Schöpfung ist oft bei den Philosophen, z.B. bei Hegel, noch weit verzwickter und unmöglicher als im Christentum -, bildeten das Lager des Idealismus. Die andern, die die Natur als das Ursprüngliche ansahen, gehören zu den verschiednen Schulen des Materialismus. ? [Karl Marx und Friedrich Engels, Werke, Bd. 31, Berlin 1987, S. 274f]

31. aus dem Englischen, "Marxism, Pragmatism and Revisionism", in Fourth International, Herbst 1975, S. 109.

32. Trotskyism versus Revisionism, Vol. 7: The Fourth International and the Renegade Wohlforth (New York, Labor Publications, 1984), S. 93.

33. Wie Trotzki in seinem einführenden Essay zur ersten Ausgabe der sowjetischen theoretischen Zeitschrift Unter dem Banner des Marxismus schrieb:

Die menschliche Gesellschaft selbst reicht sowohl durch ihre historischen Wurzeln als auch ihre gegenwärtige Ökonomie hinein in die Welt der Naturgeschichte. Wir müssen den zeitgenössischen Menschen als Bindeglied in der gesamten Entwicklung verstehen, die mit der ersten organischen Zelle beginnt, die ihrerseits aus dem Laboratorium der Natur stammt, wo physikalische und chemische Eigenschaften der Materie zusammenwirken. (Problems of Everyday Life, New York: 1979, S. 272).

34. Vergleichen wir diese Einschätzung aus dem Juni 1999 mit Steiners/Brenners gegenwärtigen, bereits zitierten Behauptungen, wonach das, "was in den Jahren zwischen 1993 und 1998 geschehen ist, ein Zurückweichen der Führung im IK vor dem immensen Klassendruck der bürgerlichen Gesellschaft" war. Dem Leser wird auch der schreiende Widerspruch zwischen Steiners hoch günstiger Einschätzung der World Socialist Web Site und ihrem revolutionären Potenzial aus dem Jahr 1999 und dem verächtlichen Abtun der WSWS in den jüngeren Dokumenten Steiners/Brenners auffallen.

35. Man sollte daran erinnern, dass James Burnham den Marxismus in genau dieser Weise zu diskreditieren suchte. Zur Rechtfertigung seines Unwillens, mit Trotzki über Fragen des dialektischen Materialismus' zu diskutieren, erklärte er: "Ich habe schon lange aufgehört, über Religion zu streiten", worauf Trotzki antwortete: "Wie ich dies verstehe, unterstellen sie, dass die Dialektik von Marx. Engels und Lenin dem Bereich der Religion angehört." (Verteidigung des Marxismus, Berlin 1973, S. 111).

36. Die detaillierteste Antwort auf Novacks Vorwurf des philosophischen Sektierertums erschien im Jahr 1973 in einer Erklärung des IKVI:

"Doch was meint Novack mit Sektierertum in der Philosophie? Auf diesem Gebiet ist der Marxismus wahrlich nicht bereit zu Kompromissen. Auf dem Gebiet der Philosophie muss jede Differenz bis zum Ende analysiert und ausgefochten werden. Es geht hierbei um die Grundlagen der Bewegung...

Nur auf der Grundlage des dialektischen Materialismus kann es Flexibilität der Taktik geben und können für eine gewisse Zeit Änderungen der Strategie vorgenommen werden. In der Philosophie gibt es keine Frage der Taktik. Die Position des dialektischen Materialismus, nach der Theorie und Praxis eins sind im Kampf um die Veränderung der Welt und durch diesen Kampf - diese Position stellt die Kulmination aller Philosophie vor Marx dar, gleichzeitig aber auch einen Bruch mit ihr (eine Negation im Hegelschen Sinne). Alle Philosophie seit Hegel ist entweder ein Teil der sich entwickelnden marxistischen Theorie, oder aber bürgerliche Apologetik, die im Kampf gegen den dialektischen Materialismus entwickelt wird.

Die Frage des 'Sektierertums' kann hier nur von jenen aufgeworfen werden, deren Absicht die Verwischung der Linie zwischen dialektischem Materialismus und bürgerlicher Philosophie ist. (Trotskyism versus Revisionism, Vol. 6: [London, New Park, 1975], S. 191)

37. Sowohl in Marxismus oder Objektivismus, als auch in MWHH gibt Steiner fälschlicherweise 1998 als Jahr seines Antrages auf Mitgliedschaft in der SEP an. In einem Nachtrag zu MWHH vom 5. April 2008 wird dieser Fehler wiederholt. Es ist nicht ganz klar, warum Steiner das Datum wiederholt um ein Jahr falsch angibt, schließlich müssen wir annehmen, dass er Kopien seiner Korrespondenz mit der SEP besitzt. Man muss jedoch darauf hinweisen, dass Steiner wiederholt behauptet - zuletzt in dem Nachtrag vom April 2008 - er habe seinen Antrag übermittelt, bevor irgendwelche Differenzen zu philosophischen Fragen aufgekommen seien. Das Material zeigt dagegen, dass Steiner erst um Mitgliedschaft ansuchte, nachdem sich in seinem Brief vom 25. Juni 1999 bedeutende Differenzen gezeigt hatten. Man muss hieraus schließen, dass Steiner das Jahr seines Antrages geändert hat, damit es besser in die gegenwärtige Darstellung seiner politischen Geschichte passt.

38. Es trifft zu, dass die Black Panther Party "Amerika" als faschistischen Staat beschrieb. Doch weitaus mehr intellektuelle Glaubwürdigkeit verliehen dieser desorientierten "Theorie" die Reden und Schriften Herbert Marcuses. An der New School, an der Steiner studierte, hielt Marcuse eine Vorlesung, in der er behauptete, im amerikanischen Volk als ganzem weise "die Konfiguration politischer und psychologischer Bedingungen auf das Vorhandensein eines protofaschistischen Syndroms hin" (aus dem Englischen, in: Counter-Revolution and Revolt [Boston, Beacon Press, 1972], S. 25).

39. Vergleichen wir diese Worte, in denen Steiner sich an den Einfluss auf seine eigene Entwicklung erinnert, den "einige(...) Wochen der Lektüre, des Besuches von Vorträgen und vielen, viele Stunden Diskussionen" hatten, mit seiner heutigen verächtlichen Ablehnung der Bemühungen der SEP um die Erziehung der Arbeiter: "Wie soll ein Arbeiter zu einem Verständnis der historischen Rolle der Gewerkschaften gelangen?" fragt er sarkastisch. "Vermutlich dadurch, dass er die WSWS liest oder zu einem Vortrag der Partei geht... Diese sterile Form von Propaganda ist den Traditionen des Trotzkismus völlig fremd." (MWHH, S. 119). In anderen Worten: Vorträge, Lektüre und Diskussionen sind ausschließlich für Intellektuelle bestimmt.

40. Steiners Wiedergabe der praktischen Arbeit, die währenddessen geleistet wurde, stellt eine Travestie der wirklichen Tatsachen und Errungenschaften dar. Während genau jener Periode etablierte die Workers League eine spürbare Präsenz unter den militantesten Schichten der Arbeiterklasse, besonders den Grubenarbeitern von West Virginia und Kentucky, Unter diesen gewann die Partei eine breite Anhängerschaft während zweier großer landesweiter Grubenarbeiterstreiks. Der zweite dieser Streiks dauerte über 100 Tage (1977-78) und fand seinen Höhepunkt in dem erfolgreichen Widerstand gegen das gewerkschaftsfeindliche Taft-Harley-Gesetz, dessen Anwendung Präsident Carter angeordnet hatte. Teile des Gewerkschaftsarmes der Partei (der Trade Union Alliance for a Labor Party) waren im ganzen Land aktiv. In New York wurde Ed Winn, ein militanter Verkehrarbeiter und Mitglied der Workers League, im Dezember 1977 in den Vorstand der Gewerkschaft gewählt. Seine Kampagne fußte ausdrücklich auf einem sozialistischen Programm. Unter Jugendlichen gewann die Kampagne der Young Socialists für die Freilassung Gary Tylers (des Opfers eines Komplotts in Louisianna) im Mai 1976 beträchtliche Unterstützung im ganzen Land. Ohne Zweifel waren die an die Parteimitglieder gestellten Anforderungen erheblich. Vergessen wir aber nicht, dass die Workers League eine revolutionäre sozialistische Partei war.

41. Neben der Verwechslung von Tom Henehans Todesjahr verwundert auch die Aussage Steiners: "Nichts hätte mich auf diese Nachricht vorbereiten können." In Wirklichkeit hatten die Nachforschungen der Partei zu der Ermordung Leo Trotzkis und die Offenlegung der massiven Unterwanderung der Socialist Workers Party durch Regierungsspitzel zu einer stetigen Zunahme der Gewaltandrohungen gegen die Workers League geführt. In den Monaten vor Henehans Ermordung waren zahlreiche Diskussionen - an denen Steiner teilgenommen hatte - um die Notwendigkeit größerer Aufmerksamkeit für Sicherheitsfragen durch die Genossen geführt worden. Nach Henehans Tod am 16. Oktober 1977 wies die Workers League öffentlich die Behauptungen in den New Yorker Medien zurück, die Schüsse seien lediglich als "sinnloses Töten" zu werten gewesen . Wir schätzten die Schüsse vielmehr als politisch motivierten Mord ein und führten eine große Kampagne innerhalb der Arbeiterbewegung für eine Aufklärung des Verbrechens. Organisationen, die mehrere Millionen Mitglieder in den Vereinigten Staaten, Kanada und anderen Ländern repräsentierten, unterstützten diese Forderung. Drei Jahre lang schützte die New Yorker Polizei die Mörder. Doch die Kampagne führte1980 zur Verhaftung und in der Folge zur Verurteilung der Männer, die Tom Henehan bei einer öffentlichen Veranstaltung erschossen hatten.

42. Drei Monate später, im Januar 1979, verließ Frank Brenner die Partei ohne jede Erklärung. Er hatte weniger als eine Woche in Detroit verbracht.

43. Ein weiterer Punkt muss hier angeführt werden. Steiner betont in der Erklärung seiner Entscheidung, sich der Partei nicht wieder anzuschließen, korrekterweise den Einfluss des gesellschaftlichen Milieus auf seine allgemeine Weltsicht: "Ich war in die Ränge der bequemen Mittelklasse aufgestiegen, und ... ich wollte diese bequeme Stellung nicht erschüttern. "Wenn es also um seine eigene politische Entwicklung geht, dann betont Steiner das gesellschaftliche Umfeld und den Klassendruck. Man vergleiche diese Herangehensweise mit jener aus Marxismus oder Objektivismus und MWHH, wo er sich mit dem Zusammenbruch der Zweiten Internationale und dem Schicksal solcher Individuen wie Plechanow befasst. In jenen Fällen besteht Steiner darauf, die Hauptursache ihres politischen Versagens habe in ihrem fehlerhaften Verständnis der dialektischen Methode bestanden. Meine Position - die auf den Schriften Lenins und Trotzkis basiert - dass der wesentliche Grund für den Zusammenbruch der Zweiten Internationale und das beklagenswerte Verhalten so vieler ihrer Führer in den sozioökonomischen und politischen Widersprüchen ihrer Zeit zu suchen ist (die auch in hohem Maße den besonderen Charakter ihrer theoretischen Arbeiten bestimmte), verunglimpft Steiner als "Objektivismus".

44. In Steiners Beisein stellte ich also eine Verbindung her zwischen der Degeneration der Zweiten Internationale und den objektiven gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. Zu jener Zeit brachte er keinen Einwand dagegen vor.

45. Weder in Marxismus oder Objektivismus, noch in MWHH erwähnen Steiner / Brenner das Treffen vom Februar 2000, ganz zu schweigen von Steiners Teilnahme daran.

46. http://www.wsws.org/de/2000/mai2000/hei3-m02.shtml

47. Bezüglich Steiners späterer Ansicht, die reaktionären politischen Positionen einiger Vertreter der Frankfurter Schule sollten nicht unsere Wertschätzung ihrer theoretischen Arbeit mindern, lohnt es sich, an seine Antwort auf ähnliche Argumente zu erinnern, die zugunsten Martin Heideggers gemacht wurden:

Doch selbst wenn man zustimmt, dass es Fälle gibt - besonders in technischen Bereichen, die keine Nähe zu politischen und soziologischen Fragen aufweisen - in denen theoretische Arbeit unabhängig von der Biografie oder sozialen Stellung einer Person stattfindet, folgt daraus nicht, dass eine solche Dichotomie im Werk eines jeden einzelnen Theoretikers vorhanden ist. Es wäre sogar erstaunlich, eine solche Dissonanz zwischen den politischen Aktivitäten eines Menschen wie Heidegger und seinen theoretischen Überlegungen zu finden angesichts des Umstandes, dass seine theoretische Arbeit gründlich auf Fragen des persönlichen und politischen Handelns einging.

Diese Worte treffen um nichts weniger auf die Vertreter der Frankfurter Schule zu, besonders wenn man bedenkt, dass es sich bei diesen um politisch engagierte Theoretiker handelt.

Siehe auch:
Die politische und intellektuelle Irrfahrt des Alex Steiner - Teil 1
(3. Februar 2009)
Marxismus# Geschichte und sozialistisches Bewusstsein
( 11. September 2007)
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