Sri Lanka: Plantagenarbeiter kämpfen gegen Schließung von Teefabrik

Etwa 850 Arbeiterinnen und Arbeiter der Park-Plantage in der Nähe von Nuwara Eliya, einem Zentrum für Teeanbau in Sri Lanka, streiken seit dem 28. Mai für die Wiederaufnahme der Teeproduktion auf der Plantage. Die Geschäftsleitung stellte die Teeverarbeitung Anfang Januar unter dem Vorwand ein, ein Boiler müsse repariert werden.

Wie auf dem Transparent steht, wollen die Arbeiter bis zur Wiedereröffnung des Betriebs streiken.

Die Arbeiter befürchten, dass die Geschäftsleitung den Betrieb vollständig schließen, die Arbeitsplätze zerstören und auf dem Gelände ein Luxushotel bauen will. Die Plantage gehört zu den Udapussella-Plantagen des multinationalen Konzerns Finlays, Besitzer von Tee-, Gummi- und Kokosnuss-, sowie Nutzholz-Plantagen in Sri Lanka.

Die Arbeiter der Park-Plantage haben sich zum Streik entschlossen, weil die Gewerkschaften seit Schließung des Betriebs überhaupt nichts gegen die drohende Zerstörung der Arbeitsplätze unternommen haben. Auf Grund ihrer früheren Erfahrungen beschlossen die Arbeiter, die Gewerkschaften nicht darüber zu informieren, da sie wussten, dass diese sich jedem Arbeitskampf widersetzen würden.

Wie vorhersehbar weigert sich der Arbeiterkongress Ceylons (CWC, Ceylon Workers Congress, führende gewerkschaftliche Dachorganisation), die Plantagenarbeiter zu unterstützen und kritisiert die Arbeiter, weil sie den Streik nicht vorab angemeldet hatten. Der CWC, der gleichzeitig auch Parteienstatus hat, ist Teil der Regierungskoalition, und sein Führer, Arumugam Thondaman, ist Minister im Kabinett. Der CWC ist überhaupt gegen Arbeitskampfmaßnahmen und lehnt auch die Streiks ab, die jüngst in einigen Teeplantagen wegen höherer Produktionsvorgaben ausbrachen.

Zum 1. Juni hat der Stellvertreter des Arbeitsministers in Nuwara Eliya Verhandlungen zwischen der Plantagen-Leitung und den Gewerkschaften UPF, CWA und LJEWU anberaumt. Als sich das Management kategorisch weigerte, den Betrieb wieder aufzumachen, reagierten die Gewerkschaften bloß mit der Forderung, die Gespräche mit Unternehmensleitung und Arbeitsminister müssten fortgesetzt werden.

Am 2. Juni pflückten die Arbeiter Tee, brachten die Ernte in die Fabrik, besetzten daraufhin die Anlage und forderten ihre Wiedereröffnung. Die Betriebsleitung wandte sich umgehend an die Polizei, und Dutzende Polizisten aus den Polizeistationen in Nuwara Eliya und Kandapola wurden eingesetzt. Ein hochrangiger Polizeibeamter erklärte, die Fabrik sei Eigentum des Unternehmens, und die Arbeiter wurden ausgesperrt.

Plantagenarbeiterinnen und –Arbeiter mit ihrer Teeernte

Trotz der Polizeibesetzung des Betriebs setzen die Plantagenarbeiter ihre Aktion fort. Vor kurzem holten sie einen Warencontainer aus der Plantage heraus, da sie vermuteten, dass das Management ihn zum Abtransport von Maschinen aus der Fabrik nutzen könnte.

Eine Arbeiterin sagte der WSWS: „Ich habe bis zur Schließung in der Fabrik gearbeitet. Der Boiler funktionierte mit Feuerholz oder Elektrizität. Er war in einem guten Zustand. Das Management wollte uns jedoch weismachen, es schließe die Fabrik, weil der Boiler repariert werden müsse. Das war schlicht gelogen. In der Fabrik waren siebzig Arbeiter beschäftigt.“

Seit der Schließung werden die Arbeiter zur Feldarbeit geschickt, und die bisher gepflückten Teeblätter sind in eine andere Fabrik transportiert worden. Vor drei Jahren war schon einmal eine andere Abteilung der Park-Plantage geschlossen worden, und etwa fünfzig Hektar Anbaufläche wurden an einen Geschäftsmann für den Anbau von Gemüse verpachtet.

Arbeiter diskutieren ihre Forderungen mit WSWS-Reportern

Die Arbeiterin erzählte auch, dass die Park-Plantage neue Produktionsverfahren und niedrige Entlohnungsgruppen eingeführt habe. “Die Leitung stellt aber neue Arbeiter nicht ein, sondern viele werden mit Werkverträgen beschäftigt“, sagte sie. „Für ein Kilogramm gepflückten Tee bekommen sie nur 17 Rupien.“

Dies bedeutet, dass Arbeiterinnen, die am Tag (kaum zu erreichende) zwanzig Kilo Tee pflücken, nur 340 Rupien dafür erhalten, was gerade mal zwei Euro entspricht. Das sind 175 Rupien weniger als der Tageslohn einer Plantagenarbeiterin nach dem letzten Tarifabschluss.

„Tag für Tag beschneidet die Firma unsere Rechte. Wir können nicht zulassen, dass sie diese Fabrik schließen“, sagte die Arbeiterin.

Eine weitere Arbeiterin erzählte der WSWS, die Fabrik sei ursprünglich 1931 gebaut, jedoch einige Male modernisiert und renoviert worden, und 2005 habe sie eine ISO-Zertifizierung erhalten.

„Die Arbeiter trugen viel zum Aufbau dieser Fabrik bei“, führte sie aus. „1985 versuchte die Betriebsleitung, die Fabrik zu schließen, wir aber protestierten und verhinderten das. Auch am 17. Januar dieses Jahr haben wir gestreikt. Aber jetzt heißt es, die Fabrik solle durch ein Luxushotel ersetzt werden.“

Hatten die Manager anfangs noch behauptet, das Fabrikgebäude solle wegen Reparaturen geschlossen werden, schlagen sie jetzt ganz andere Töne an. Plötzlich behauptet die Unternehmensleitung, die Plantage mache wegen fallender Teepreise Verluste und müsse deshalb geschlossen werden.

Die Plantagenarbeiter sagen, die Gewerkschaften seien „nutzlos“, und ihre Vertreter kämen nur vor Wahlen auf Besuch, um ihre Stimmen zu kriegen. „Wir werden diesen Kampf mit Unterstützung der anderen Plantagenarbeiter fortsetzen“, sagen die Arbeiter dazu. „Die Udapussellawa-Plantage hat noch vierzehn weitere Niederlassungen.“

Auf der Website von Finlays wird behauptet, das Unternehmen übernehme „soziale Verantwortung“ für seine Beschäftigten. Viele Arbeiterinnen berichteten der WSWS allerdings, das Management habe in seinem Krankenhaus die Entbindungsstation geschlossen und stelle praktisch keine Medikamente mehr zur Verfügung. Früher wurden Arbeiterinnen bei einer Geburt mit kostenlosen Medikamenten aus dieser Einrichtung versorgt, während sie jetzt 250 Rupien dafür bezahlen sollen.

Außerdem haben die Beschäftigten keinen angemessenen Zugang zu Trinkwasser und keine vernünftigen Unterkünfte. Letztes Jahr wurden mehrere Reihenunterkünfte auf der Plantage durch Feuer zerstört. Die Überlebenden sind immer noch in der Schule der Plantage untergebracht.

2010 stiegen die Profite der Finlays-Teeplantage um 352 Prozent, die Produktion wurde gleichzeitig um 22 Prozent erhöht. Da die Profite im letzten Jahr wieder fielen, erklärte der Generaldirektor von Finlays, Dayan Madiwela, am 22. Mai den Medien gegenüber, das Unternehmen werde seine Produktivität nochmals steigern, und er nannte dabei als Methoden zur Profitmaximierung den Maschineneinsatz bei der Teeernte sowie die Diversifizierung der Produktion.

Die Schließung der Park-Plantagenfabrik ist Teil eines andauernden und umfassenden Angriffs der srilankischen und internationalen Teeproduzenten auf die Plantagenbelegschaften.

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