Lehrer machen ihrer Wut über GEW Luft

Auf der Website der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) finden sich mittlerweile insgesamt rund 60 Seiten Kommentare von Lehrerinnen und Lehrern zur Tarifeinigung für die Beschäftigten der Länder. Die überwiegende Mehrheit äußert sich wütend und enttäuscht. Viele machen sich erbittert über die Rechtfertigungen der Verhandlungsführer lustig, schreiben die GEW ab und kündigen ihren Austritt an.

Anfang März haben die Tarifkommissionen der Gewerkschaften ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) und GEW einer Tarifeinigung zugestimmt, die die Interessen der angestellten Lehrer auf der ganzen Linie missachtet. Deren mehr als berechtigte Forderung nach gleicher und einheitlicher Bezahlung auf gleicher Höhe wie die verbeamteten Lehrer im Rahmen einer Lehrkräfte-Entgeltordnung (L-EGO) bleibt seit inzwischen mehr als 20 Jahren unerfüllt.

Besonders übel ist, dass mit der Einigung die Lehrer von den übrigen Beschäftigten abgespalten wurden und nun mit ihren Forderungen isoliert dastehen.

Wir dokumentieren an dieser Stelle typische Reaktionen auf die Tarifeinigung, die auf der Website der GEW gepostet wurden.

Hier einige Originaltöne:

Rechtfertigung der GEW unglaubwürdig

„‘Arbeitgeber wollten Lehrkräfte demütigen‘. Ja klar ,das haben sie doch wohl erreicht mit eurer Unterschrift und eurem jämmerlichen post-festum-Rumgeheule. Volenti non fiat iniuria!! [Dem Einwilligenden geschieht kein Unrecht, WSWS]

Wen interessieren die minimalen Lohnerhöhungen – angesichts der Ungerechtigkeiten, die in der Lehrerbezahlung seit Jahren eigentlich widerstandslos hingenommen werden. Alle Jahre wieder künden die GEW-Verhandlungsführer ihre Entschlossenheit an und knicken am Ende stets jämmerlich ein. Was für eine Schande!“

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„Wenn ich die Rechtfertigungsversuche von Ulf Rödde [Pressesprecher der GEW] und Ilse Schaad [Verhandlungsführerin] lese, wird mir schlecht.

1. Es hätte niemals passieren dürfen, L-Ego und Tarifverhandlungen zu trennen…

2. Das Herumgejammer der GEW über die bösen, nicht verhandlungsbereiten Arbeitgeber geht mir auf die Nerven. Was habt ihr denn bitteschön erwartet???.. Dass sie die Taschen aufmachen und sagen: ‚Bitte, liebe GEW, bedient euch‘?...

3. Diese Schönfärberei nach den Verhandlungen ist unerträglich. 5,6% ist schon mal Quatsch. Da die zweite Stufe erst ab dem zweiten Jahr greift, also über den vereinbarten Zweijahreszeitraum nur zur Hälfte wirkt, sind es 4,16% Gehaltszuwachs. Und das ist lächerlich genug…

Gesamtfazit: Wie schon 2011 habt ihr die Steilvorlage, die wir euch mit unseren massiven Streiks (ich kann nur für Magdeburg im Speziellen und den Osten im Allgemeinen reden) gegeben haben, jämmerlich verschossen. Ihr könnt es einfach nicht!“

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„Leider hat der wsws Reporter dies genau vorhergesehen, warum wurden keine flächendeckenden Streiks ausgerufen bis sich was bewegt? Ein Narr, wer da noch an Zufall glaubt, es werden viele austreten.

Der Reporter der wsws behauptet folgendes:

‚Doch Verdi und die GEW werden alles dafür tun, dass am Ende der Verhandlungen ein fauler Kompromiss steht, der den öffentlichen Kassen nicht allzu weh tut. Schon jetzt unternehmen Verdi und GEW alles, um eine breite Mobilisierung zu vereiteln. Die Warnstreiks organisieren sie bewusst vereinzelt und isoliert.

Ob die Entgeltordnung für Lehrer überhaupt kommen wird, ist unklar. Wenn, dann wird sie, wie Bullerjahn schon angedeutet hat, mit einer geringeren Lohnerhöhung erkauft werden. Die Laufzeit wird vermutlich wie letztes Jahr bei den Beschäftigten von Bund und Kommunen zwei Jahre betragen.‘

von hier: http://www.wsws.org/de/articles/2013/feb2013/stre-f20.shtml

Ist er ein Prophet oder sagt ihm dies seine Erfahrung? Ich hoffe doch, dass er daneben liegt mit seiner Einschätzung?“

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„Wer diesen Ergebnissen als Verhandlungsführer der Gewerkschaften zustimmt, unterscheidet sich bezüglich Scheinheiligkeit und Lügen in nichts von den Politikern, die uns seit Jahren Anerkennung und ehrliches Bemühen um eine Bildungspolitik, die sich an den Interessen der Kinder orientiert, versagen!“

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„Das beschämende Tarifergebnis müssen wir bei der Mitgliederbefragung ablehnen! Das gebietet schon unser Stolz! Nach der arroganten und demütigenden Behandlung seitens der Arbeitgeber können wir uns nicht noch selber lächerlich machen, indem wir diese Almosen annehmen! Wir müssen eben alles auf eine Karte setzen, auch, wenn wir dann gegebenenfalls erst einmal gar nichts haben.“

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„Ich bin es echt Leid, mir diese Weicheierei der GEW noch länger anzuhören. Die Ungleichbehandlung der angestellten Lehrer schreit ja nicht erst heute zum Himmel. Und was wird dagegen seit Jahrzehnten de facto unternommen? Ich bin seit 20 Jahren im Schuldienst angestellt. Zeit meines arbeitsreichen Lebens gehen mir jeden Monat Hunderte von Euros durch die Lappen, von der Ungleichheit der Rente/Pension ganz zu schweigen. Von Solidarität keine Spur. 2,65 % in diesem Jahr – das soll ein toller Erfolg sein? Und nächstes Jahr das Ganze nochmal? Das heißt, bis 2015 ist der Fall gelaufen. Die lachen sich doch angesichts der Inflationsrate einen weg.“

Abschreiben der Gewerkschaft

Besonders diejenigen Lehrkräfte, die nun schon zum wiederholten Male bei Tarifrunden im Regen stehen gelassen worden sind, machen ihrem Ärger Luft. Viele treten aus der GEW aus bzw. gar nicht erst ein. Andere sind wütend, weil sie für die Warnstreiks mobilisiert haben und sich jetzt im Kollegium blamiert fühlen. Hier einige Kommentare:

„An die Adresse des Pressesprechers der GEW:

Du besitzt echt die Frechheit, nach so einem lausigen Ergebnis so plump Werbung für die GEW zu machen? Wenn ich das, dazu die plumpen Erklärungsversuche von Ilse Schaad, dein Eingangsposting etc. lese, kann man nur zu der Erkenntnis kommen: Ihr habt wirklich nicht kapiert, was Ihr mit diesem Tarifabschluss angerichtet habt.“

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„Ein derart schlechtes Verhandlungsergebnis sofort wieder mit Schönfärberei (ordentliches Gehaltsplus / für LEGO könne man ja nach Ostern streiken) zu verbinden kann man nicht entschuldigen. Die GEW-Führung vertritt einfach nicht mehr die Interessen aller angestellten Lehrkräfte.“

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„Das war doch wohl nichts!!!! Wenn die Gewerkschaft das annimmt ,frage ich mich wofür man eine solche braucht! Die LEgo war die Pflichtaufgabe, nicht die 50 € mehr im Monat! Ja genau das bedeutet dieser Abschluss. Soll ich mal schreiben, wie sich meine Strom und Heizungskosten entwickelt haben? Von den Bedingungen in den Schulen ganz zu schweigen! Danke Herr Bullerjahn für ihre geleistete Arbeit in Sachsen Anhalt. Danke GEW für so ein Ergebnis! Das war weniger als Nichts! !“

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„Jetzt wissen wir es endlich. Eine solche Gewerkschaft brauchen wir nicht, denn diese hat ihren Namen ‚Gewerkschaft......‘ nicht verdient. Zum Glück bin ich schon beim letzten Mal ausgetreten.“

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„Nicht zu glauben: Ich war am Donnerstag in Düsseldorf und die Woche zuvor in Köln bei den Streiks und hörte die Reden der GEW-Funktionäre (oder besser -Bonzen?).

Und jetzt gehen die Funktionäre ohne Gegenwehr vom Verhandlungstisch und die uns versprochene Lego ist vom Tisch. Sehr handzahm für die Arbeitgeber. Lächerlich und armselig.“

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„Das wars GEW. Ich trete aus. Auf mein Geld und meine Streikbeteiligung müsst ihr in Zukunft verzichten. Alles Verarschung!!!“

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