Der zynische Umgang des Weißen Hauses mit dem Holocaust

Die Stellungnahme, die US-Präsident Obama am Montag anlässlich der jährlichen weltweiten Gedenkveranstaltungen für den Holocaust, eines der größten Verbrechen der jüngeren Geschichte, abgab, ist an schierer zynischer Doppelzüngigkeit schwer zu übertreffen.

Die Erklärung endet mit der Aufforderung: „Bekräftigen wir unsere Aufgabe, zu erinnern, zu gedenken und den Antisemitismus immer und überall" zu bekämpfen und "gemeinsam... die dauerhafte Bedeutung der Worte ‘Nie wieder’ [zu] verteidigen."

Der Text, der aus zwei Absätzen besteht, ist auf der Webseite des Weißen Hauses erschienen. Direkt darüber findet sich eine weitere Stellungnahme vom gleichen Tag zur Politik der USA in der Ukraine, in der neue Sanktionen gegen Moskau angekündigt werden, da Russland öffentlich Widerstand gegen die von den USA unterstützte Machtübernahme in der Ukraine durch rechte nationalistische Kräfte leistet, die den ukrainischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera verherrlichen.

Der Putsch am 22. Februar wurde angeführt von Schlägern und Bewaffneten des Rechten Sektors, einer offen faschistischen Organisation. Er hat außerdem Vertreter der faschistischen Partei Swoboda in Regierungsämter gebracht.

Oleg Tjagnibok, seit zehn Jahren Führer von Swoboda, fordert einen offenen Kampf gegen die "jüdisch-russische Mafia" in der Ukraine (d.h. gegen Juden und russischsprachige Ukrainer). Diese Aussage fiel in einer Rede am Grab eines Führers von Banderas Ukrainischer Aufstandsarmee, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite der deutschen Wehrmacht gekämpft hatte.

Tjagnibok erhielt in Kiew Besuch von mehreren hohen Persönlichkeiten, darunter den US-Senatoren John McCain (Republikaner) und Christopher Murphy (Demokraten), Außenminister John Kerry (in der Kijiw Post erschien ein Foto, das die beiden zeigt), und vor kurzem von Vizepräsident Joe Biden.

Keiner dieser amerikanischen Besucher hat das geringste Unbehagen darüber geäußert, mit einem faschistischen Antisemiten in Verbindung gebracht zu werden. Der amerikanische Botschafter in Kiew, Geoffrey Pyatt, erklärte sich "positiv beeindruckt" von Swobodas Verhalten in Opposition und Parlament. Er erklärte, die Partei habe ihren Willen zur Demokratie gezeigt.

In der Ukraine wurden während dem deutschen Einmarsch und der dreijährigen Besetzung Millionen von Sowjetbürgern ermordet, darunter eine Million Juden. Jetzt arbeiten die politischen Erben des nationalsozialistischen Völkermordes Hand in Hand mit dem amerikanischen Imperialismus.

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