Schweizer Arbeiter unterstützen Online-Maifeier des IKVI

Unterstützer der World Socialist Web Site haben am 1. Mai in Zürich für die internationale Online-Maikundgebung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale geworben und sind damit auf lebhafte Resonanz gestoßen. Der Handzettel mit dem Aufruf zur Maikundgebung, die am Sonntag den 4. Mai stattfindet, löste Interesse, Diskussionen und viele zustimmende Kommentare aus.

Die Gewerkschaften, die die Maifeier in Zürich organisierten, gingen mit keinem Wort auf die Kriegsgefahr in Osteuropa und die Aufrüstung der Nato gegen Russland ein. An ihren Mai-Kundgebungen beteiligen sich seit Jahren immer weniger Arbeiter. Sie betrachten die Gewerkschaftsbürokraten und vor allem die größte Gewerkschaft UNIA als enge Partner der Sozialdemokratie, die mit vier weiteren bürgerlichen Parteien, darunter der rechtsextremen SVP, die Schweizer Regierung bildet. Gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden setzt sie dort Privatisierungen durch, demontiert die Renten-, Sozial- und Krankenversicherung und greift die soziale Existenz der Arbeiter an.

Die Schweiz, eins der reichsten Länder der Welt, erlebt eine starke Polarisierung. Während über eine Million Menschen von Armut bedroht sind und fast 600.000 als arm gelten, verfügen in dem Land mit acht Millionen Einwohnern fast vierhunderttausend Haushalte über ein Privatvermögen von mehr als einer Million US-Dollar. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten für die arbeitende Bevölkerung extrem an.

An diesem 1. Mai hatten die Gewerkschaften den Präsidenten der Sozialdemokratischen Partei Christian Levrat als Hauptredner eingeladen und die Feier unter das nationalistische Motto „Starkes Land. Faire Löhne“ gestellt. Viele Arbeiter und Jugendliche, die am Stand der World Socialist Web Site vorbeikamen, waren davon abgestoßen.

Sie freuten sich, einen Stand gefunden zu haben, an dem ernsthaft politisch diskutiert wurde und wo die Kriegsgefahr ein Thema war. So sagte Margrit, eine junge Sachbearbeiterin: „Ich ärgere mich schon die ganze Zeit darüber, dass uns keiner richtig informiert. Auch unsere Journalisten üben eine richtige Freund-Feind-Propaganda. Offenbar wird der Konflikt in der Ukraine bewusst angeheizt.“ Sie versprach: „Ich werde mir eure Website genau anschauen, so etwas habe ich gesucht.“

Adrian, ein junger Mann aus Zürich, sagte: „Meiner Meinung nach geht es wie bei den meisten Konflikten in erster Linie um wirtschaftliche Interessen. Die Großmächte sind aus der Krise von 2008 nie richtig herausgekommen. In der Ukraine sehen sie nun offenbar die Chance für eine Neuaufteilung der Welt, da wollen alle dabei sein, auch Deutschland, das sich in Libyen noch rausgehalten hatte. Das hat den Faschisten in Kiew Auftrieb gegeben.“

Ismail mit Familie

Antonio sagte: „Ich bin grundsätzlich gegen Krieg. Wir werden hier in der Schweiz sehr wenig damit konfrontiert. Es wird der Eindruck erzeugt, wir seien hier völlig geschützt und abgeschottet. Aber wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, dann ist es grauenhaft und fast surreal, dass tatsächlich Kriegsvorbereitungen getroffen werden, und dass es zu einem dritten Weltkrieg kommen könnte. Jetzt kommt alles darauf an, das Bewusstsein zu wecken. Eure internationale Online-Maifeier finde ich interessant, ich höre zum ersten Mal, dass es so etwas gibt.“

Ismail blieb mit seiner ganzen Familie am Stand der World Socialist Web Site stehen. Er machte darauf aufmerksam, dass auch die Schweizer Armee aufrüstet und gerade dabei ist, neue, extrem teure Kampfflugzeuge des Typs Saab „Gripen“ anzuschaffen.

„Es ist schon pervers, wie viel Geld unsere Gesellschaft für eine derartige Aufrüstung ausgibt, während es Menschen gibt, die hungern und unsern Schutz nötig hätten“, sagte Ismail. „Besonders in den USA wird offenbar mehr Geld für die Rüstung als für alles andere ausgegeben, während die Arbeiter verarmen. Sie haben schon in Afghanistan, im Irak und in Libyen Krieg geführt.

Es gibt wohl keinen vernunftbegabten Menschen, der den Krieg will, es sei denn, er hat ein materielles Interesse daran und ist mit seiner Familie selbst ganz weit weg von so einem Krieg. Die Ursache ist der Kapitalismus, es sind materielle Interessen, die zum Krieg führen. Und dann wird ein künstlicher Feind geschaffen, um das zu verschleiern, wie zum Beispiel die Moslems. Marx hatte Recht: Es geht in Wirklichkeit um soziale Interessen, es geht um Klassenfragen.“

Markus

Ein junger Mann namens Markus stimmte zu: „Es geht um wirtschaftliche Interessen, aber uns wird es als ideologischer Konflikt um Demokratie dargestellt. Dafür lassen sich die Politiker und die Medien einspannen. Die Leute werden manipuliert. Und dann sollen sie für die wirtschaftlichen Interessen von einigen Wenigen in einem Krieg geopfert werden, obwohl die meisten überhaupt nicht verstehen, worum es eigentlich geht. Wenn sie es wüssten, würden sie sicher nicht mitmachen!“

Markus fand es „total gut“, dass es eine Website gibt, die die wirklichen Motive analysiert und erklärt. „An Eurer internationalen Maifeier gegen Krieg werde ich auf jeden Fall teilnehmen, das ist eine gute Sache“, sagte er.

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