Air France verschiebt Auslagerung von Arbeitsplätzen

Am Montagabend schlug der Vorstandsvorsitzende von Air France, Alexandre de Juniac, vor, die Schaffung einer Billigfluglinie Transavia-Europe auf Dezember zu verschieben. Daraufhin unterstützten auch andere Beschäftigte bei Air France den Streik der Piloten. Gestern demonstrierten streikende Piloten vor der Nationalversammlung in Paris. Sechzig Prozent der Flugzeuge der Airline blieben am Boden und fast vierzig Prozent der Flüge wurden gestrichen.

“Der Vorstand will Arbeitsplätze verlagern. Er spielt ein doppeltes Spiel. Wir liegen im Streit mit dem Management. Auch wir wollen die Qualität des Systems erhalten und der Dienste, die wir anbieten“, sagte ein Pilot WSWS-Reportern vor der Nationalversammlung. „Ich bin gegen einen Boss, der sich wie ein Diktator aufspielt.“

Er kritisierte die Medien, die streikende Piloten angreifen, weil sie privilegiert seien. „Ich verdiene gut, keine Frage. Ich muss nicht mit 17.000 Euro im Jahr auskommen, ich verdiene 7.500 Euro im Monat. Aber das ist genauso viel, wie Kapitäne in China, in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in ganz Europa verdienen. Wir verdienen genauso viel wie die anderen. Mindestens 25 Prozent der Piloten geben ihren Job auf. Ein Pilot muss viele Einschränkungen in seinem Privatleben hinnehmen.“

Besonders bei den Billigfliegern, fügte er hinzu, “ist mehr Arbeit zu bewältigen…Man bekommt Erschöpfungszustände. Es muss eine Balance geben zwischen Profitabilität und Müdigkeit.“

Mehrere Piloten betonten, sie wollten in allen Tochterfirmen von Air France-KLM arbeiten, auch in den Billigablegern, um nicht den sozialen Eliten zu dienen. „Geschäftsleute fliegen auf Air France, für Familien ist die Airline HOP und die dritte ist die Chartergesellschaft Transavia. Wir arbeiten gerne bei allen dreien“, sagte ein anderer Pilot.

Die Piloten befürchten, dass eine Tochtergesellschaft Transavia-Europe mit der Firmenzentrale in Portugal zu großen Arbeitsplatzverlusten in Frankreich führen würde. In Portugal angestellte Piloten bekämen geringere Gehälter und würden nicht in die Rentenkasse der Piloten in Frankreich einzahlen. Air France-KLM könnte seine Profite erhöhen, indem die Gesellschaft massiv Arbeitsplätze in die Billigfirma Transavia-Europe auslagert.

Die Piloten wiesen die Drohungen Juniacs vom Wochenende in einem Le Monde-Interview mit großer Mehrheit zurück. Er hatte gedroht, alle Vereinbarungen zwischen Air France-KLM und Transavia-France für null und nichtig zu erklären. Das war offensichtlich eine Drohung, die Boni der Air France Piloten zu kürzen, die sie bekommen, wenn sie für Transavia-France arbeiten, weil es dort niedrigere Grundlöhne gibt.

In der 20 Uhr Nachrichtensendung von France 2 am Montag Abend kündigte Juniac einen Rückzug an. „Wenn wir keine zufriedenstellende Verhandlungslösung erreichen können, werden wir das Projekt stoppen müssen. Ich bedaure das sehr.“

Aber er gab die Hoffnung nicht auf, eine Vereinbarung mit den Gewerkschaftsbürokratien zu erreichen. Er betonte, es „sei noch zu früh“ von einem völligen Scheitern des Projekts zu sprechen. „Wir hoffen unsere Partner überzeugen zu können, wir hoffen, dass wir noch zu einem Verhandlungsergebnis über die Ausweitung von Transavia kommen werden. Wenn es nicht gelingt, dann werden wir das Projekt mit Bedauern fallen lassen, weil es ein Projekt ist, dass Transavia France konsolidiert und Transavia Holland konsolidiert“, sagte er.

Am Montagnachmittag forderte der Vorsitzende der Pilotengewerkschaft SNPL-Air France den Premierminister auf, in dem Arbeitskampf zu vermitteln, weil er fürchtete, die Kontrolle über den Streik zu verlieren, obwohl Manuel Valls inzwischen den Vorschlag des Managements als „vernünftig“ gelobt hatte, und von den Piloten verlangte, „den Streik zu beenden“.

Die Piloten wiesen die Vorschläge zurück und forderten, das Transavia-Europe-Projekt schlicht fallen zu lassen. Andere Teile des Air France Personals unterstützen den Streik. Drei Pilotengewerkschaften -SNPL-AF ALPA, SPAF und Alter - und fünf andere Gewerkschaften in der Airline-Industrie, darunter auch die CGT, fordern „die bedingungslose Rücknahme des Transavia-Europe-Projekts, das zu einer Verlagerung vieler Arbeitsplätze führen würde.

Sichtbar geschockt üben die Regierung und die Gewerkschaftsbürokratie Druck auf Air France aus, nachzugeben. Sie fürchten den Ausbruch einer unkontrollierbaren Massenbewegung gegen die Regierung.

Verkehrsminister Alain Vidalies griff den Vorschlag von Air France auf und betonte in einem Kommuniqué, dass er „vorgeschlagen habe, das Transavia-Europe-Projekt aus den Plänen des Unternehmens zu streichen“. Der Staat übt Druck auf das Air France Management aus, den Streik zu beenden, um die Entwicklung einer breiteren Bewegung der Arbeiterklasse gegen die Offensive der regierenden Sozialistischen Partei zu verhindern, welche die Arbeitskosten, d.h. Löhne und Sozialleistungen der Arbeiter in ganz Frankreich zu senken versucht.

Aus Vidalies Umgebung verlautete: “Unsere Linie ist, das Transavia-Europe Projekt fallenzulassen. Wenn das Management erklärt, es werde das Transavia-Europe Prjekt fallen lassen, dann werden alle Seiten zufrieden sein.“

Bei dem Protest vor der Nationalversammlung sagte der Gewerkschaftsvertreter Antoine Amar der WSWS: „Am Anfang ging es nur um die Interessen der Piloten, aber wenn wir nachgeben, dann sind als nächstes das Kabinenpersonal und dann das technische Personal dran. Jeder befürchtet Auslagerungen und Arbeitsplatzverluste… Der Streik ist gerechtfertigt. Wenn wir untergehen, dann werden alle Arbeiter dafür bezahlen. In einem Flugzeug gibt es nicht nur Piloten.“

Die Frage, ob er einen breiteren Zusammenhang zwischen dem Kampf der Arbeiter Air France und dem Kampf gegen die generelle Politik der PS sehe, die Arbeitskosten zu senken, verneinte Amar: “Wir machen keine Politik. Wir verteidigen nur die Arbeiter gemeinsam.“

Tatsächlich arbeitet die Gewerkschaftsbürokratie eng mit Manuel Valls’ Austeritätsprogramm zusammen. „Die SNPL bat in einem Kommuniqué um ein Treffen mit Valls, aber er hat darauf nicht geantwortet“, beklagt Amar.

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