Marines in Kuwait, Türkei tritt amerikanischer Koalition bei

Neue Schritte zu einem größeren Krieg im Nahen Osten

Wie das Pentagon am Mittwoch enthüllt hat, hat das US-Militär eine schnelle Eingreiftruppe von 2.300 Marines in den Nahen Osten entsandt. Dies ist der aktuellste Schritt in einer sorgfältig geplanten Stärkung der amerikanischen Militärpräsenz in der Region.

Der Kommandant des Marine Corps, General James Amos, erklärte in einem Interview mit dem Wall Street Journal, die Hälfte der Truppe befinde sich bereits in ihrem Stützpunkt in Kuwait, der Rest sei auf dem Weg. Laut der Lokalpresse kommen die meisten Soldaten von Marine Corps-Stützpunkten in Südkalifornien.

Die Marines bilden nur die Speerspitze einer viel größeren amerikanischen Streitmacht in Kuwait, die bereits 15.000 Soldaten umfasst, darunter eine ganze Panzerbrigade, die nur flaches Wüstenterrain von dem Kriegsgebiet in Ostsyrien und dem Westirak trennt. Weitere 1.100 Marines der 11. Marine Expeditionary Unit sind auf Kriegsschiffen im Persischen Golf stationiert.

Wie Regierungsvertreter erklärten, wurde die Entsendung der Marine Air Ground Task Force (MAGTF), wie die neue Einheit genannt wird, bereits vor Beginn des derzeitigen Luftkrieges gegen den Islamischen Staat im Irak und in Syrien (Isis) beschlossen.

Die Entscheidung fiel im Rahmen einer Überprüfung der Sicherheit amerikanischer Einrichtungen im ganzen Nahen Osten und Nordafrika nach dem Anschlag am 11. September 2012 auf amerikanische Einrichtungen im libyschen Bengasi, bei dem der amerikanische Botschafter Christopher Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurden.

Letztes Jahr richtete das Pentagon die erste MAGTF ein, deren Hauptquartier im spanischen Moron liegt. Ein Teil davon wurde nach Sigonella auf Sizilien verlegt, sodass sie näher an Libyen, Ägypten und anderen Punkten im östlichen Mittelmeer sind. Diese Truppe besteht aus 1.200 Soldaten, die bereit sind, überall in Afrika eingesetzt zu werden.

Die zweite MAGTF, die doppelt so groß ist wie die erste, wird ihr Hauptquartier in Kuwait haben, ihre Truppen werden jedoch über mehrere, noch nicht genannte Orte im Nahen Osten verteilt werden. "Die 2.100 Soldaten werden über das ganze Operationsgebiet verteilt werden, das Hauptquartier wird in Kuwait sein“, erklärte Marine Corps Colonel Kenneth DeTreux der halboffiziellen Militärzeitung Stars and Stripes.

General Amos lehnte es ab, näher auf die Aufgaben einzugehen, die die neue Einheit der Marines zu erfüllen hat. "Ich versuche lediglich, ein weiteres Werkzeug für den Werkzeugkasten zu liefern," sagte er dem Wall Street Journal. "Diese Truppe wird für unterschiedliche Missionen bereit sein."

Eine der wahrscheinlichen Missionen wird eine Intervention in Syrien oder dem Irak sein. Diese könnte beispielsweise aus einer gewaltsamen Rettung von Piloten abgeschossener amerikanischer Kampfflugzeuge über von Isis kontrolliertem Gebiet in Syrien oder dem Irak bestehen, der Verstärkung der Marines-Garnisonen, die die amerikanische Botschaft in Bagdad bewachen, oder die amerikanische Mission in Erbil, der Hauptstadt der irakischen Kurdenregion.

Die Marines sind mit Kampfflugzeugen, Transporthubschraubern und Senkrechtstartern vom Typ V-22 Osprey ausgerüstet, mit denen sie innerhalb von Stunden ein Zielgebiet erreichen können.

Die Ankündigung der Entsendung von Marines erfolgte am Ende der zweiten Woche des amerikanischen Luftkrieges in Syrien, der sich offiziell gegen die fundamentalistische Gruppe Isis richtet, die im Sommer einen Großteil des West- und Nordiraks erobert hatte.

Wie Sprecher der Obama-Regierung jedoch mehrfach erklärt haben, ist das letztendliche Ziel der amerikanischen Intervention der Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der mit dem Iran und Russland verbündet ist, zwei Hauptzielen des amerikanischen Imperialismus in der Region.

Während die Obama-Regierung die Verbrechen des Isis, darunter die Enthauptung von Gefangenen und Massaker an religiösen Minderheiten, benutzt hat, um die öffentliche Meinung in den USA für sich zu gewinnen, haben die Verbündeten der USA wie Saudi-Arabien und andere despotische Regimes am Persischen Golf deutlich gemacht, dass ihr Hauptanliegen der Sturz von Assad ist.

Der neueste Rekrut in der "Koalition" unter amerikanischer Führung, die türkische Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan, bekannte sich sogar noch deutlicher zu diesem Ziel, als das türkische Parlament am Donnerstag dafür stimmte, türkischen Truppen den Einmarsch in den Irak und Syrien zu erlauben und ausländischen Truppen die Benutzung von türkischem Staatsgebiet zu erlauben.

Das neue Gesetz würde türkischen Truppen erlauben, eine Pufferzone in Syrien zu schaffen, um zu verhindern, dass Flüchtlinge die Grenze überschreiten. Es würde den USA außerdem erlauben, ihren Luftwaffenstützpunkt in Incirlik nahe der syrisch-türkischen Grenze für Luftangriffe auf Syrien und den Irak zu nutzen.

In einer Rede vor der Abstimmung bezeichnete Erdogan die Bombenangriff unter Führung der USA als ineffektiv und sinnlos und erklärte: "Tonnen von Fliegerbomben werden die Bedrohung und die Gefahr von Terrorismus nur verzögern." Er erneuerte seine Forderung nach dem Sturz Assads. Dieser Forderung schloss sich der türkische Verteidigungsminister Ismet Yilmaz an, der im Parlament erklärte: "Die Hauptquelle von Isis ist das syrische Regime."

Das Parlament verabschiedete die Ermächtigung zum Einsatz des türkischen Militärs mit 298 zu 98 Stimmen. Viele derjenigen, die dagegen stimmten, forderten ein noch aggressiveres Vorgehen und kritisierten Erdogan dafür, keine Grenzkontrollen gegen den Zustrom islamischer Aufständischer durch die Türkei auf dem Weg nach Syrien durchgesetzt zu haben.

Der türkische Stabschef Necdet Ozel nannte einen weiteren Vorwand für eine mögliche Militärintervention in Syrien: er erklärte, das Militär sei bereit, eine kleine türkische Einheit zu verteidigen, die im Norden Syriens stationiert ist, um das Grab eines Vorfahren des Gründers des Osmanischen Reiches zu bewachen. Das Grab von Süleyman Shah wurde gemäß eines seit langem bestehenden Abkommens mit der syrischen Regierung als türkisches Staatsgebiet betrachtet und wird von einer kleinen Ehrengarde bewacht, die jetzt von Isis-Truppen umzingelt ist.

Während diese militärischen und diplomatischen Manöver stattfanden, gab es in Syrien schwere Kämpfe rund um die von Kurden bewohnte Stadt Kobani an der türkischen Grenze, sowie in der Stadt Hit am Euphrat, die größtenteils von Isis erobert wurde. Hit liegt 184 Kilometer nordwestlich von Bagdad und ist ein Knotenpunkt für Ölpipelines.

In Homs, der drittgrößten Stadt Syriens, wurden etwa 39 Menschen bei zwei Autobombenanschlägen nahe einer Schule in einem regierungstreuen Stadtviertel getötet, die meisten davon waren Kinder. Das Viertel, das den Namen Akrama trägt, ist größtenteils von Alawiten bewohnt, der schiitischen Sekte, zu der Assads Familie und ein Großteil des inneren Kreises des Regimes gehören. Es wurde bereits mehrfach Ziel von Anschlägen der al Nusra-Front und anderer syrischer "Rebellen"gruppen.

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