Weitere Entlassungen in der Druckmaschinenindustrie

Die Welle von Entlassungen, Kurzarbeit und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in den Betrieben des Druckmaschinenbaus bricht nicht ab. Die Gewerkschaft IG Metall und die Betriebsräte arbeiten dabei eng mit dem Management zusammen.

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Nach der Insolvenz der Firma Ende 2011 und dem Verkauf ihrer Standorte an die Lübecker Possehl-Gruppe (Bogenoffsetmaschine, Offenbach) und den britischen Investor Tony Langley (Rollenoffsetmaschinen, Augsburg) sind weitere Entlassungen angekündigt worden.

Im Werk Augsburg sollen 225 Stellen gestrichen werden. Den Entlassenen stellt die Gewerkschaft eine zwölfmonatige Transfergesellschaft in Aussicht. Es soll auch Abfindungsangebote geben, über die aber keine genauen Angaben gemacht werden.

Die verbleibenden Arbeiter werden sich alle einer individuellen Neueingruppierung unterziehen müssen, was nichts anderes heißt, als dass Löhne gekürzt werden. Die IG Metall gibt vor, dadurch eine allgemeine Lohnsenkung von 13 Prozent verhindert zu haben.

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Im Bogenoffsetbetrieb Offenbach ist seit Januar 2015 wieder Kurzarbeit angesetzt. Drei Arbeitstage pro Monat werden bis Mitte des Jahres entfallen.

In einem Telefoninterview mit der WSWS erklärte der Betriebsratsvorsitzende Andreas Firle: „Wegen sinkender Nachfrage am Markt und entsprechendem Auftragsrückgang, der aber hoffentlich vorübergehend ist, haben wir in Offenbach zunächst für das erste Halbjahr 2015 der Einführung von Kurzarbeit zugestimmt. Das sind drei Tage im Monat, die wegfallen und entsprechende Lohneinbußen mit sich bringen.“

Auf die Frage, welche Maßnahmen die IG Metall gegen diese neue Kurzarbeit und die Entlassungen in anderen Betrieben unternehmen will sagte er: „Die Möglichkeiten der Gewerkschaften und Betriebsräte, dagegen vorzugehen, sind beschränkt. Wir Betriebsräte in der Druckmaschinenindustrie treffen uns schon einmal im Jahr, um unser Vorgehen abzustimmen, aber letztlich ist jeder Betriebsrat darum bemüht, die Arbeitsplätze in seinem Betrieb zu erhalten, was manchmal auch zu Lasten andere Betriebe geht. Wir informieren uns gegenseitig, aber es kommt zu keinen gemeinsamen Aktionen, weil jeder zuerst für sein Werk verantwortlich ist.“

Auf den Hinweis, dass die Gewerkschaft sich mit dieser Politik dem Diktat der Märkte unterwirft und praktisch jedem Abbau von Arbeiterrechten zustimmen muss, meinte er: „Der Wille, gemeinsam mit anderen Betrieben gegen Entlassungen zu kämpfen, ist schon da, aber es hapert an der Umsetzung. Man kann ja das markwirtschaftliche System nicht einfach abschaffen, das ist eine Utopie, die zwar schön klingt, aber unrealistisch ist. Wir müssen uns an das halten, was möglich ist.“

König & Bauer, Würzburg (KBA)

Im letzten Jahr wurden zwischen 1100 und 1500 Arbeitsplätze vernichtet. Auch hier haben die IG Metall und der Betriebsrat den Entlassungen zugestimmt.

Heidelberger Druckmaschinen (HDM)

Das Heidelberger Postpress Werk in Leipzig wird ganz geschlossen. Ende März 2015 sollen die letzten 220 Arbeiter das Werk verlassen. Insgesamt wurden damit seit Oktober 2014 etwa 650 Arbeitsstellen im Postpress Bereich vernichtet. Die IG Metall hatte sich geweigert, den Kampf gegen Entlassungen auszuweiten und alle Arbeiter der Industriebranche im Kampf zur Verteidigung der Arbeitsplätze zu vereinen.

Außerdem verhandelt die IG Metall seit Oktober 2014 mit der Geschäftsführung von HDM über weitere Entlassungen von über 700 Arbeitern, die der Vorstandsvorsitzende Gerold Linzbach am 7. Oktober in einer E-Mail an die Beschäftigten angekündigt hatte.

Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft des Werkes Wiesloch, wo bisher noch etwa 5150 Arbeiter beschäftigt sind. Bisher ist nichts aus diesen Verhandlungen an die Öffentlichkeit gelangt. Betriebsrat und IG Metall verhandeln hinter verschlossenen Türen mit der Geschäftsführung und planen, wie der Arbeitsplatzabbau mit möglichst geringem Widerstand durchgesetzt werden kann.

Das System ist das gleiche wie bei KBA und Manroland: Zuerst wird die Belegschaft in Angst versetzt, große Entlassungen werden angekündigt, die angeblich nötig seien, weil der Absatz geschrumpft ist und der Markt das verlangt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Danach finden geheime Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und der Gewerkschaft statt. Schließlich verkünden Betriebsräte und IG Metall, man habe einen „hart errungenen Kompromiss“ erzielt, es fielen weniger Stellen weg als geplant, die Entlassenen würden für einige Monate in einer Transfergesellschaft beschäftigt, die oft auch noch der Gewerkschaft gehört, und man habe auch andere Kürzungen abgemildert.

Aus den Gewerkschaften, die die Arbeiterbewegung von 150 Jahren aufgebaut hat, ist eine Organisation von Co-Managern geworden, die gut bezahlt dafür sorgen, dass sich kein Widerstand gegen das kapitalistische System entwickelt und alle Entscheidungen dem Diktat der Märkte unterworfen werden.

Nur in einer sozialistischen Wirtschaft können technologische Neuerungen so eingeführt werden, dass sie eine Verbesserung des Lebensstandards der Arbeiter mit sich bringen, da die Produktion sich nicht an den Profiten orientiert sondern an den Bedürfnissen der Bevölkerung.

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