Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit auf über sieben Billionen Dollar gestiegen

Das gesamte Nettovermögen aller Milliardäre der Welt hat laut der jüngsten Forbes-Listevom vergangenen Montag mit 7,05 Billionen Dollar im Jahr 2015 ein neues Rekordhoch erreicht.

Die Anzahl der Milliardäre ist auf 1.826 gestiegen. Das sind mehr als jemals zuvor. Jeder von ihnen besitzt im Durchschnitt ein Vermögen von 3,8 Milliarden Dollar (oder 3,43 Milliarden Euro). Im Vergleich zum letzten Jahr konnten die Milliardäre der Welt ihr Gesamtvermögen um mehr als zehn Prozent steigern (2014 lag es noch bei 6,4 Billionen Dollar), und die Gesamtzahl der Milliardäre ist um elf Prozent angestiegen.

Forbes wies zu Beginn seines Berichts auf die deutliche Diskrepanz zwischen dem Zustand der Weltwirtschaft und der Tatsache hin, dass die Vermögen der Ultrareichen weiterhin zunehmen. „Obwohl die Ölpreise abstürzen und der Euro geschwächt ist, haben die reichsten Personen der Welt dem weltweiten Wirtschaftschaos getrotzt und sind noch reicher geworden“, schreibt das Magazin.

Dieser Vermögenszuwachs bei den Milliardären hängt damit zusammen, dass die Kapitalmärkte der Welt weiterhin ansteigen. Der FTSE All-World Index erreichte im letzten Monat mehrmals einen Höchststand, und die amerikanischen Märkte brachen erneut alle Rekorde. Die überwältigende Mehrheit der Aktien befindet sich in den Händen der Reichen, die auch die Hauptprofiteure der sogenannten „quantitativen Lockerung“, d.h. extrem tiefen Zinsen und anderen gesteuerten Maßnahmen sind.

Das Vermögen der Milliardäre der Welt

In den USA, der Heimat der Wall Street und dem Zentrum des globalen Finanzkapitals, leben mit großem Abstand die meisten Milliardäre, nämlich 536. Seit Beginn des sogenannten „Wirtschaftsaufschwungs“ im Jahr 2009 gingen 95 Prozent aller Einkommenszuwächse in den USA an das oberste Prozent. Gleichzeitig lebt ein Viertel aller Kinder des Landes in Armut.

An der Spitze der Liste der US-Milliardäre stehen bekannte Namen wie die des Microsoft-Gründers Bill Gates; allein sein persönlicher Reichtum ist um 3,2 Milliarden Dollar auf fast achtzig Milliarden Dollar (über 72 Mrd. Euro) gestiegen. Der zweitreichste Amerikaner ist Warren Buffet. Sein Vermögen wuchs am stärksten im Vergleich zum Vorjahr, nämlich um 14,5 Milliarden Dollar auf 72,7 Milliarden Dollar (knapp 66 Mrd. Euro).

Weiter unten in der Liste finden sich Individuen wie der Hedgefonds-Manager Steven Cohen, ein typischer Vertreter des kriminellen US-Kapitalismus. Cohens ehemaliger Hedgefonds, SAC Capital Advisors, bekannte sich vor einem Jahr schuldig, mit Insiderwissen gehandelt zu haben. Cohen selbst wurde nie angeklagt und verschob sein Vermögen einfach in eine neue Firma namens Point72 Asset Management. Letztes Jahr verdiente Cohen 1,3 Milliarden Dollar, wodurch sein Gesamtvermögen auf 11,4 Milliarden Dollar (über zehn Mrd. Euro) stieg.

Wäre Kalifornien ein eigenständiges Land, stünde es mit 131 Milliardären an dritter Stelle auf der Forbes-Länderliste, hinter den USA und China. Zu den neuen Milliardären in Kalifornien gehören Travis Kalanick und Garett Camp, die Gründer des Car-Sharing-Unternehmens Uber. Dieses hat sich auf die Koordinierung von Fahrern spezialisiert, die wenig verdienen und unsichere und unregelmäßige Arbeitszeiten haben. Diese Art von Arbeit wird in der gesamten amerikanischen Wirtschaft mehr und mehr zum Modellfall.

Der mexikanische Telekommunikationsmagnat Carlos Slim belegte mit über 77 Milliarden Dollar (knapp 70 Mrd. Euro) den zweiten Platz auf der internationalen Liste. Um dieses unglaublich Vermögen in Relation zu setzen: Die Hälfte der 122 Millionen Einwohner Mexikos lebt in Armut, d.h., sie haben 2.329 Pesos pro Monat oder weniger als sechs Dollar am Tag zur Verfügung. Slims persönliches Vermögen entspricht etwa dem Gesamteinkommen dieser sechzig Millionen verarmten mexikanischen Arbeiter.

Slim ist zwar der reichste Mann Lateinamerikas, aber das Land mit den meisten Milliardären in der Region ist Brasilien. Dort gibt es 54 Milliardäre. Gleichzeitig leben mehr als die Hälfte der sechzig Millionen Kinder Brasiliens in Armut.

Weltweit ist China das Land mit der zweitgrößten Zahl von Milliardären (213), gefolgt von Deutschland, Indien und Russland.

China, nach wie vor die Billiglohnregion des Weltkapitalismus, ist dieses Jahr mit 71 von 290 neuen Milliardären auf der Forbes-Liste vertreten. Mit anderen Worten: etwa jeder vierte neue Milliardär stammt aus China. Die reichste Person in China ist der Immobilienmagnat Wang Jianlin mit einem Vermögen von 24,2 Milliarden Dollar, gefolgt von Jack Ma, dem Gründer des Internethändlers Alibaba Group mit 22,7 Milliarden Dollar.

Vom Aufstieg der Kapitalmärkte in China haben letztes Jahr nicht nur chinesische Milliardäre profitiert. Forbes schreibt dazu: „Hätten Sie in die Unternehmen der zwanzig reichsten chinesischen Milliardäre investiert, könnten Sie jetzt zusehen, wie der Reichtum auf Ihr Maklerkonto fließt.“ Der Börsengang von Alibaba im letzten Jahr entwickelte sich zu einer Spekulationsorgie, die globalen Investoren zweistellige Milliardengewinne einbrachte.

Über Indien schreibt Forbes, die neunzig Milliardäre des Landes „verließen sich auf Premierminister Narendra Modis Versprechen, dass 'gute Zeiten' bevorstünden“. Der rechte Hindu-Fundamentalist Modi hatte letztes Jahr in kürzester Zeit mehrere wirtschaftsfreundliche Maßnahmen durchgesetzt und das Land der Welt als neuen „Sweatshop“ zur Verfügung gestellt.

Der reichste Inder ist Mukesh Ambani, der Vorsitzende und leitende Direktor von Reliance Industries Limited, mit einem Nettovermögen von 21 Milliarden Dollar. Gleichzeitig leben etwa 60 Prozent der indischen Bevölkerung oder 750 Millionen Menschen von weniger als zwei Dollar pro Tag.

In Russland ist die Zahl der Milliardäre deutlich zurückgegangen, von 111 auf 88. Das Land fiel insgesamt vom dritten auf den fünften Platz der Länderliste. Das ist ein Ergebnis der Wirtschaftskrise, hervorgerufen durch den starken Rückgang der Ölpreise und die verheerenden Wirtschaftssanktionen, die die USA und Europa gegen Russland verhängt haben. Diese Sanktionen zielen darauf ab, einen Flügel der russischen Oligarchen gegen die Regierung von Wladimir Putin aufzuhetzen, weil sie die Auswirkungen auf ihren Reichtum fürchten.

Aufschlussreich sind einige allgemeine Vergleiche. Die Schulden Griechenlands bei den europäischen Banken belaufen sich beispielsweise auf neunzig Milliarden Dollar. Das Vermögen der Milliardäre der Welt ist mehr als 77 mal so groß.

In den USA hat die Stadt Detroit 6,9 Milliarden Dollar Schulden. Das ist ein Tausendstel des Gesamtreichtums der Milliardäre der Welt.

Sowohl in Griechenland als auch in Detroit diktieren die Banken unter dem Applaus des gesamten Establishments ein katastrophale Kürzungsmaßnahmen, die zu Massenarmut führen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zerstören.

Die Forbes-Liste gibt einen Einblick in den parasitären Charakter des Weltkapitalismus als Ganzem. Unabhängig davon, mit welchem Sektor der Wirtschaft das Vermögen der Ultrareichen in Verbindung steht, ihr Vermögen ist unweigerlich mit den steigenden Aktienkursen verbunden.

Die Konzentration von solch enormen Summen in den Händen so weniger Menschen ist nicht nur das Ergebnis abstrakter ökonomischer Prozesse, sondern einer bewussten Regierungspolitik, die nach der Finanzkrise 2008 noch verstärkt wurde. Die World Socialist Web Site schrieb damals: „Die Krise ist die Form, in der eine grundlegende Neustrukturierung der amerikanischen und der Weltwirtschaft stattfindet.”

Seit 2009 wurden die Bankenrettungen und die „quantitative Lockerung“ in vollem Umfang umgesetzt. Seither hat sich der Reichtum der Milliardäre der Welt fast verdreifacht. Die herrschende Klasse der USA hat unter Führung der Obama-Regierung Billionen Dollar in die Finanzmärkte gepumpt und eine gnadenlose Offensive gegen die Arbeiterklasse begonnen.

Der allgemeine Charakter dieser Prozesse macht deutlich, dass das Wesen der bestehenden Wirtschaftsordnung selbst das Problem ist. Das außergewöhnliche Anwachsen sozialer Ungleichheit und die immense Umverteilung des Reichtums von unten nach oben sind Ausdruck eines bankrotten und verkommenen Gesellschaftssystems, des Kapitalismus. Seine Krise schafft die Voraussetzungen für seinen Untergang und wird zum Ausbruch offener sozialer Konflikte und Klassenkämpfe weltweit führen.

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