Amerikanische Nazi-Website lobt Humboldt-Professor Jörg Baberowski

Nachdem sich in Deutschland bereits die rechtsextreme Tageszeitung Junge Freiheit und die faschistische Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) hinter Humboldt-Professor Jörg Baberowski gestellt haben, propagieren nun auch amerikanische Neo-Nazis seine Thesen zur Flüchtlingspolitik. 

Am 8. Dezember veröffentlichte das Magazin „The Daily Stormer“ einen Artikel mit dem Titel: „Deutscher Professor sagt, die Massenimmigration werde die deutsche Identität völlig zerstören“. Darunter befindet sich eine Bild Baberowskis mit dem Kommentar: „Immer mehr Leute wagen es, das Offensichtliche zu sagen.“

Screenshot des "Daily Stormer" vom 8.12.2015

„The Daily Stormer“ heißt nicht nur so, er liest sich auch wie eine moderne Version des antisemitischen Nazi-Hetzblatts „Der Stürmer“, das zwischen 1923 und 1945 von Julius Streicher herausgegeben wurde. Unter den Rubriken „Judenproblem“ und „Rassenkrieg“ finden sich abstoßende rassistische und antisemitische Artikel mit Überschriften wie: „Die Juden rufen die Welt dazu auf, sich gegen Le Pen zu vereinen“, und „Gorilla metzelt 6-jährigen weißen Jungen in seinem Bett nieder (natürlich ohne jeden Grund)“.

Laut Wikipedia hat der „Daily Stormer“ mittlerweile Stormfront.org als meistgelesene „hate site“ im Internet abgelöst. Redakteur des „Daily Stormer“ und Autor des Artikels über Baberowski ist der Neo-Nazi und Antisemit Andrew Anglin. Vor der Gründung des „Daily Stormer“ 2013 betrieb Anglin den Blog „Total Fascism“, auf dem er u.a. Adolf Hitler verherrlichte und Propaganda für die faschistische, griechische „Goldene Morgenröte“ verbreitete. Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf in den USA unterstützt Anglin den faschistoiden republikanischen Bewerber Donald Trump, seit dieser ein komplettes Einreiseverbot für Muslime gefordert hat.

Anglins Unterstützung für Baberowski ist ebenso wenig ein Zufall wie seine Unterstützung für Trump. Dem amerikanischen Faschisten imponieren offensichtlich Baberowskis Hetze gegen Flüchtlinge, seine Bezugnahme auf das christliche Abendland und sein Eintreten für eine neue deutsche Kriegspolitik.

Hier sind einige Passagen aus einem aktuellen Interview Baberowskis (Huffington Post vom 7. Dezember), die Anglin positiv zitiert:

• „Auch 9/11 haben die Menschen nicht sofort als Zeitenwende wahrgenommen. Ich glaube aber schon, dass etwas grundsätzlich Neues geschieht, das unser Land sehr verändern wird. Deutschland wird sich nicht mehr aus Kriegen und Konflikten raushalten können. Und das Deutschland, das wir kennen, wird durch die Masseneinwanderung verschwinden […]. Es ist das Deutschland, das auf einem christlichen Wertefundament beruht.“

• „All das, was uns lieb und teuer war, womit wir unserem Leben bislang einen Halt gegeben haben, muss sich ändern, weil Menschen aus einem anderen Kulturkreis kommen und auch andere Vorstellungen davon haben, wie wir leben sollen.“

• „Es ist absurd, dass ein russischer Akademiker nur mit Mühe ein Visum erhält, einem pakistanischer Wanderarbeiter, der ohne Pass nach Deutschland kommt, aber alle Möglichkeiten offen stehen sollen. Wir steuern Einwanderung nicht.“

• „Man kann nicht einfach die Grenzen öffnen [...]. Dafür werden wir einen hohen Preis zahlen müssen.“

• „Die Grenzen müssten jetzt geschlossen werden. Das wäre ein klares Signal an die europäischen Nachbarn, sich an der Bewältigung der Krise zu beteiligen. Aber wird es dazu kommen? Ich bezweifle es.“

Anglin unterstützt auch Baberowskis Kritik an der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Mainstream-Medien. Er zitiert unter anderem folgende Aussagen des Humboldt-Professors:

• „Diese Kritik bezieht sich vor allem auf die Fernsehmedien. Journalisten treten auf wie Hofberichterstatter, sie stellen keine kritischen Fragen, sondern verstehen sich als verlängerter Arm der Kanzlerin und ihrer Strategie.“

• „Es war nicht klug, Selfies mit Flüchtlingen zu machen, die in alle Welt verschickt wurden, und es war auch nicht klug, in die Welt hinauszurufen, es könne jeder nach Deutschland kommen, weil es eine Obergrenze nicht geben dürfe.“

Am Ende des Artikels hat Anglin einige der „Selfies“ veröffentlicht, die Merkel mit ankommenden Flüchtlingen zeigen, und sie mit folgendem Kommentar versehen: „lol @ selfie queen. What a narcisstic bitch“.

Die Frage, warum ein Neonazi wie Anglin Gefallen an Baberowski findet, lässt sich leicht beantworten. Die internationale Bekanntheit des Humboldt-Professors beruht weniger auf seiner wissenschaftlichen Arbeit (keines seiner Bücher ist bislang im Englischen erschienen), als auf seiner Verharmlosung der Nazi-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg.

Baberowski hatte sich im Februar 2014 in einem langen Artikel im Spiegel, der auch in der internationalen Ausgabe von Spiegel Online veröffentlicht wurde, explizit hinter den wohl bekanntesten Nazi-Apologeten unter den deutschen Historikern, Ernst Nolte, und dessen Thesen gestellt. „Nolte wurde Unrecht getan. Er hatte historisch recht“, sagte er dem Magazin. Im gleichen Artikel versuchte er selbst den Führer in einem günstigen Licht darzustellen: „Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird.“

Es ist ein Skandal, dass ein Professor, der derartige Standpunkte vertritt und dafür in rechtsradikalen Kreisen Unterstützung findet, eine so prominente Stellung an einer der führenden deutschen Universitäten innehat, nahezu täglich in den Medien eine Plattform bekommt und von der Universitätsleitung gegen jede inhaltliche Kritik an seinen Auffassungen verteidigt wird.

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