Explosion im Duisburger Hafen: Zwei Arbeiter tot, einer wird vermisst

Eine Explosion auf einem Tankschiff, das zu Reparaturarbeiten in der Neuen Ruhrorter Werft im Duisburger Hafen lag, schreckte am Donnerstagmorgen gegen 8:40 Uhr die Anwohner der benachbarten Stadtteile Duisburg-Meiderich und Duisburg-Ruhrort auf. Kurz danach stieg eine riesige schwarze Rauchwolke auf, die fast im gesamten Stadtgebiet zu sehen war.

Die Explosion war so gewaltig, dass mindestens zwei Arbeiter ihr Leben verloren, die sich wegen der Reparaturarbeiten auf dem Schiff befanden. Sie wurden mehrere hundert Meter durch die Luft geschleudert und von Hafenarbeitern tot auf dem Hafengelände gefunden. Ein dritter Arbeiter wird seit der Explosion vermisst. Von ihm gibt es trotz umfangreicher Suchaktionen mit Feuerwehrbooten, Rettungshubschrauber und Polizeitauchern im Hafenbecken bisher keine Spur. Laut Angaben der Rettungskräfte besteht keine Hoffnung, dass er das Unglück überlebt haben könnte.

Nach Informationen der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) handelt es sich bei den durch die Explosion getöteten und vermissten Arbeitern um drei Männer im Alter von 44, 46 und 58 Jahren, die in Duisburg lebten. Sie waren über ein polnisches Subunternehmen auf der Schiffswerft beschäftigt.

Die Wucht der Explosion sprengte auch zentnerschwere Stahlteile des Tankschiffs „Julius Rüttgers“ weg, die dann deformiert auf dem Hafengelände gefunden wurden. Drei Besatzungsmitglieder des Tankschiffs, der Kapitän und zwei Steuerleute, die sich während der Explosion auf einem hinteren Teil des Schiffes befanden, kamen mit dem Schrecken davon. Vier weitere Arbeiter, die sich zur Zeit der Explosion auf einem Nachbarschiff befanden, wurden mit Schnittverletzungen und Knalltrauma in ein Krankenhaus gebracht.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, wie es zu dem folgenschweren Unfall kommen konnte.

Nach Angaben der Reederei Jaegers, der das Tankschiff gehört, war das Schiff zu kleineren Reparaturarbeiten in der Werft. Die Schäden waren bei Wartungsarbeiten wenige Wochen vorher festgestellt worden.

Die Polizei geht von einer Gasexplosion aus. Tankschiffe dürfen eine Werft nur ohne Ladung anlaufen. Die „Julius Rüttgers“ hat nach Angaben der Reederei unter anderem heißen Bitumen und Schweröle transportiert. Möglicherweise kam es durch ein übrig gebliebenes Gasgemisch zu der Explosion. Der Treibstoff des Tankers sei nicht betroffen gewesen.

Nach Ermittlungen der Kriminalpolizei hatte das Schiff in den beiden explodierten Tankräumen zuletzt Pyrolyseöl und Teerpech geladen, wie die WAZ berichtete. Laut Angaben des Schiffseigners Jaeger wurde die Ladung in die Niederlande transportiert und dort gelöscht.

Eine Frage ist, ob das Schiff bei der Einfahrt in die Werft nicht eine so genannte Gasfreiheits-Bescheinigung hätte vorlegen müssen, also eine Bestätigung, dass das Schiff auf Gasrückstände überprüft worden ist. Der Reeder behauptet, dies sei nicht erforderlich gewesen, da keine feuertechnischen Arbeiten wie Schweißarbeiten vorgesehen gewesen seien.

Dass sich durch Frachtrückstände in den Tanks Gase gebildet haben und diese durch einen Funken entzündet wurden, ist möglicherweise die Ursache für die schwere Explosion. Die Feuerwehr hatte kurz nach dem Unglück erneut eine explosionsfähige Gaskonzentration gemessen. Offensichtlich waren die Tanks vor dem Einlaufen in die Werft nicht entlüftet worden.

Inzwischen wurde bekannt, dass die Polizei am Ausgangspunkt der Explosion ein Schweißgerät entdeckt hat. Es muss nun mit Hilfe von Brandsachverständigen geklärt werden, ob Arbeiten damit das Unglück ausgelöst haben oder ob eine andere Ursache in Frage kommt.

Der Reeder Jaegers bestand auf seiner Aussage, dass an dem Schiff keine Schweißarbeiten beauftragt gewesen seien. Der Geschäftsführer der Neuen Ruhrorter Schiffswerft wollte sich nicht zu dem Unglück auf seinem Betriebsgelände äußern.

Offenbar wurden elementare Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, wie die Überprüfung der Ladetanks des Schiffes auf Gasrückstände, vor Beginn der Reparaturarbeiten nicht eingehalten. Dies und der immer stärkere Druck, die Kosten zu senken, was auch im weit verbreiteten Einsatz von Subunternehmen zum Ausdruck kommt, haben zu dem folgenschweren Arbeitsunfall beigetragen, den drei Arbeiter mit ihrem Leben bezahlten.

Überregionale Medien nehmen nur selten von tödlichen Unfällen wie jetzt in Duisburg Notiz. Ein anderer bekannter Fall ereignete sich im vergangenen Jahr im Werk Baunatal von Volkswagen, wo ein 22-jähriger Arbeiter einer Fremdfirma aus Sachsen von einem Roboter getötet wurde. Er war mit dem Einrichten des Roboters beschäftigt, als dieser ihn erfasste und gegen eine Metallplatte drückte. Er konnte am Unfallort reanimiert werden, verstarb aber wenig später im Krankenhaus.

Nachdem die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle in Deutschland in den letzten 20 Jahren stark gesunken war, ist sie 2014 wieder leicht angestiegen. Mitte der 1990er Jahre kamen 1500 Männer und Frauen bei der Arbeit ums Leben, 2014 waren es 639, 33 mehr als 2013. Das sind fast zwei tödliche Arbeitsunfälle pro Tag. Auffällig war, dass der Anstieg fast ausschließlich Menschen betraf, die während der Berufsausübung auf der Straße umkamen. Hier gab es einen Anstieg um fast 24 Prozent auf 152 Fälle.

Im ersten Halbjahr 2015 gab es 340 tödliche Arbeitsunfälle. Hat sich diese Entwicklung fortgesetzt, dann ist die Zahl im letzten Jahr – aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor – erneut gestiegen.

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