Volkswagen: In Zwickau verlieren 700 Arbeiter ihren Job

Leiharbeiter und befristet Beschäftigte sind beim Abbau von Arbeitsplätzen immer die ersten, die gehen müssen. Beim Volkswagen-Konzern ist das im Zuge des Diesel-Abgasbetrugs nicht anders. Im sächsischen Zwickau war Donnerstag für knapp 700 Leiharbeiter und Arbeiter mit befristeten Verträgen der letzte Arbeitstag bei Volkswagen.

Der VW-Vorstand nutzt die Krise des Konzerns, um schon lang geplante Einschnitte bei den Belegschaften vorzunehmen, und arbeitet dabei eng mit der IG Metall und den Betriebsräten zusammen. Die Aktionäre drängten schon vor dem Auffliegen des Diesel-Skandals im September 2015 darauf, die Rendite zu erhöhen, insbesondere bei der Kernmarke VW, wo sie zuletzt nur zwei Prozent betrug.

Der jetzt im Zwickauer Werk angekündigte Arbeitsplatzabbau hatte der Konzern schon im Dezember 2015 angekündigt. Der dortige Betriebsrat Jens Rothe erklärte daher lapidar: „Kein schöner Tag für Zwickau.“ Stefan Kademann von der IG Metall sprach von einer „bedauerlichen“ Entwicklung.

In Wirklichkeit spielen IG Metall und Betriebsrat die Leiharbeiter und die Stammbelegschaft gegeneinander aus. Rothe sagte, für die Leiharbeiter und Arbeiter mit befristeten Verträgen habe es neben dem allgemeinen Druck, Kosten einzusparen, auch keine Möglichkeit der Weiterbeschäftigung gegeben, weil die Phaeton-Produktion in Dresden als erste Folge des Abgasbetrugs eingestellt wurde. „Als erstes mussten wir unsere Kollegen in Dresden auffangen“, sagte Rothe. Rund 400 von ihnen seien in VW-Werke nach Zwickau oder Chemnitz versetzt worden.

Insgesamt beschäftigt VW in dem Bundesland rund 10.000 Mitarbeiter in der Stammbelegschaft – der Großteil von ihnen arbeitet in Zwickau. Ein Sprecher von VW Sachsen erklärte, 160 Betroffenen sei auch angeboten worden, in der Porsche-Fabrik im rund 100 Kilometer entfernten Leipzig zu arbeiten. Dort soll künftig der neue Porsche Panamera gefertigt werden.

Auch im VW-Getriebe-Werk Kassel in Baunatal bangen die zuletzt noch 930 Leiharbeiter um ihre Jobs. Baunatals VW-Betriebsratschef Carsten Bätzold sagte Ende April, dass 526 Zeitarbeitsverträge, die Ende September enden, zunächst um weitere sechs Monate verlängert würden. Für 404 weitere Zeitarbeiter forderte er eine Verlängerung der Verträge, die zum Jahresende auslaufen.

Ob dies so kommen wird, ist alles andere als gesichert. Der Leiter des dortigen Werks Thorsten Jablonski sagte damals, dass Werk sei derzeit zwar gut ausgelastet, aber wie es in den kommenden Jahren aussehe, sei unklar.

„Es lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie sich bis 2020 oder 2022 der Wandel vom Getriebebau hin zur E-Mobilität auf den Personalbestand im Werk auswirken wird“, sagte Jablonski. Habe man dann rein rechnerisch zu viel Personal an Bord, müsse man auch bei der fast 16.000-köpfigen Stammbelegschaft Abstriche machen.

Letzte Woche stellte der VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller die „Strategie 2025“ vor und wurde dabei vom Gesamtbetriebsratsvorsitzendem Bernd Osterloh unterstützt. Es ist klar, dass sie weltweit den Rahmen für massive Angriffe auf die VW-Belegschaften abgeben wird. Das hochtrabende Ziel, den Konzern bis 2025 zum führenden Mobilitätsdienstleister und Hersteller von Elektro- und selbstfahrenden Autos zu machen, wird den Abbau von Arbeitsplätzen, Löhnen und Sozialleistungen mit sich bringen.

Dabei wird auch kein Halt vor den Stammbelegschaften gemacht. Gerade sie mit ihrer sozialen Absicherung und relativ auskömmlichen Löhnen, sind den Managern ein Dorn im Auge. Die Leiharbeiter und befristet Beschäftigten, die jetzt in Zwickau ihren Arbeitsplatz verlieren, sind nur die ersten Leidtragenden der kriminellen Machenschaften des VW-Konzerns.

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