Dutzende Kältetote in Osteuropa und auf dem Balkan

Eisige Temperaturen und massive Schneefälle haben in den vergangenen Tagen und Wochen in Osteuropa und auf dem Balkan Dutzende Tote gefordert. Besonders dramatisch ist die Situation in den Flüchtlingslagern entlang der sogenannten Balkanroute.

In Polen starben in den vergangenen zwei Wochen 19 Menschen bei Temperaturen von minus 25 Grad. In der Slowakei sind bislang vier Todesopfer zu beklagen. Hier fielen die Temperaturen teilweise unter minus 30 Grad, so kalt wie zuletzt 1985.

Das Nachrichtenportal Pravda.sk hatte am Montag unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, dass in den Städten Nitra und Bratislava zwei vermutlich obdachlose Kältetote gefunden worden seien. In einem Dorf hatte man bereits am Freitag einen Rentner erfroren vor seiner Haustür entdeckt. Im nordslowakischen Bezirk Namestovo starb eine 54-Jährige auf ihrem nächtlichen Heimweg von der Arbeit.

Dramatisch ist die Lage auch in Lettland, wo seit dem Jahreswechsel bereits 14 Menschen erfroren. Seit September 2016 stieg die Zahl der Kältetoten dem staatlichen forensisch-medizinischen Institut zufolge auf 54.

Weiter östlich sind die Temperaturen ebenfalls extrem. In der russischen Hauptstadt fiel das Thermometer auf minus 30 Grad. Im Durchschnitt ist es zu dieser Jahreszeit in Moskau 15 Grad wärmer. In der Ukraine und Weißrussland sind ebenfalls Menschen der extremen Kälte zum Opfer gefallen. In Bulgarien erfroren seit Jahresbeginn nach offiziellen Angaben 9 Menschen. Schneestürme schnitten etwa 650 Dörfer von der Stromversorgung ab.

In Rumänien mussten vergangene Woche über 130 Straßen wegen Schneestürmen geschlossen werden. Krankenhäuser wurden evakuiert und der öffentliche Verkehr brach zusammen. Im Osten Rumäniens schloss Moldawien die Grenze zur Ukraine wegen der Schneemassen. Im Norden Albaniens fiel über ein Meter Schnee. Zahlreiche Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Hier gibt es keine verlässlichen Zahlen über Todesopfer.

In Bosnien und Serbien sind 10 Menschen erfroren. Auch hier sind neben eisigen Temperaturen massive Schneefälle und Eisstürme zu beklagen. In Italien starben zwei Menschen. Ein 82-Jähriger wurde erfroren aufgefunden, in dessen Wohnung es keine Heizung gab. Ein weiterer Rentner fiel durch die Kälte in Ohnmacht und stürzte zu Tode.

In Ungarn erfroren in diesem Winter bereits mindestens 80 Menschen, doppelt so viele wie im letzten Jahr. Dabei sind hier die letzten Tage, in denen das Thermometer auf über minus 20 Grad fiel, nicht eingerechnet.

Hier zeigt sich deutlich, welche Auswirkungen die zunehmende Armut und die Zerstörung der sozialen Infrastruktur haben. Betroffen waren den Daten des Ungarischen Sozialforums zufolge nicht nur Obdachlose. Rund 30 Menschen seien in ihren Häusern und Wohnungen erfroren, weil sie sich wegen ihrer Armut keine Heizung mehr leisten konnten.

Vor allem Roma-Familien leiden unter den ärmlichen Bedingungen. Die Washington Post berichtete jüngst über eine Roma-Familie, die bei einem Einkommen von umgerechnet 200 Euro im Monat über die Hälfte für Feuerholz ausgeben müsste, um nicht zu frieren.

Im Winter 2011/2012 hatte extreme Kälte über einen Monat hinweg etwa 600 Menschen das Leben gekostet. Sollte die gegenwärtige Kältewelle ähnlich lange andauern, könnte die Zahl der Toten noch weit darüber liegen.

Katastrophal ist die Kältewelle für die zahlreichen Flüchtlinge in Europa. In Serbien leben rund 2000 Flüchtlinge auf der Straße oder in Lagerhallen. Eine dieser „Unterkünfte“ befindet sich in maroden Lagerhäusern hinter dem zentralen Busbahnhof in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Männer, Frauen und Kinder leben dort ohne Heizung und sanitäre Anlagen. Um nicht zu erfrieren, zünden sie offene Feuer an. Dies führt zu Rauchvergiftungen und schweren Atemwegerkrankungen.

Nur durch Helfer privater, gemeinnütziger Organisationen erhalten die Menschen Decken und warmes Essen. „Die Regierung hat hier teilweise versagt“, sagt Petar Bogovic von der privaten Hilfsorganisation Refugee Aid Serbia. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen macht zurecht die EU für die Zustände verantwortlich: „Die zynische Gleichgültigkeit der europäischen Politik, die eisigen Temperaturen und die mangelhafte Vorbereitung auf den Winter haben eine schon unerträgliche Situation für Tausende Männer, Frauen und Kinder noch verschlimmert.“

Im vergangenen Jahr schlossen Serbien und Mazedonien auf Druck der EU-Staaten die Grenzen für Flüchtlinge. Rund 80.000 sind seither gestrandet und leben unter unmenschlichen Bedingungen, davon 7600 in Serbien. Ungarn und Bulgarien schotten ihre Grenzen brutal ab. Mehrere Flüchtlinge sind in einem bulgarischen Waldgebiet nahe der türkischen Grenze erfroren, durch den der einzige passierbare Weg in den EU-Mitgliedsstaat führt.

Ungarn verschärft während der Kältewelle gezielt sein Grenzregime. Rund 500 zusätzliche Grenzschützer, ausgestattet mit Pfefferspray und scharfer Munition, wurden jüngst an die serbische Grenze beordert.

Ähnlich ist die Situation in Griechenland, wo über 15.000 Flüchtlinge auf den Inseln leben. Hier hat die Syriza-Regierung keinerlei Vorkehrungen für den Wintereinbruch getroffen. Laut Ärzte ohne Grenzen haben die Mehrzahl der Flüchtlinge auf der Insel Lesbos nur Zelte, um sich vor dem Schnee und der klirrenden Kälte zu schützen. Unter ihnen seien auch Kleinkinder und Schwangere.

Es sei „abscheulich“, dass die Menschen „trotz der Versprechungen und Ankündigungen der EU bei eisigen Temperaturen immer noch in Zelten leben“, sagt Clement Perrin, Griechenland-Koordinator von „Ärzte ohne Grenzen“.

Die Liste der Verbrechen der Regierung von Alexis Tsipras gegen die Flüchtlinge wird damit immer länger. Die Räumung des Flüchtlingslagers Idomeni, die brutale Abschiebung und Inhaftierung von Flüchtlingen sind Bestandteil der Politik der pseudolinken Regierung, die damit in völligem Einklang mit den anderen EU-Staaten steht.

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