Einseitige Berichterstattung der taz zum Fall Baberowski

Die taz hat sich im Konflikt zwischen dem Bremer Asta und Humboldt-Professor Jörg Baberowski auf die Seite des letzteren gestellt. Der rechte Professor hat gegen die Bremer Studierendenvertretung eine einstweilige Verfügung erwirkt, die ihr verbietet, reaktionäre und fremdenfeindliche Äußerungen von ihm zu zitieren und zu kommentieren. Am 15. Februar findet vor dem Landgericht Köln die Hauptverhandlung dazu statt.

Obwohl sich die den Grünen nahestehende Tageszeitung in der Vergangenheit kritisch über Baberowski geäußert hatte, ist in der taz bisher nur ein einziger Artikel über die juristische Auseinandersetzung mit der Bremer Studierendenvertretung erschienen. In der Ausgabe vom 4. Februar ergreift die Bremer taz-Korrespondentin Karolina Meyer-Schilf Partei für Baberowski, überschüttet den Asta mit Häme und unterschlägt und verfälscht grundlegende Tatsachen.

Meyer-Schilf, die für die Universität der Bundeswehr in Hamburg arbeitete, bevor sie beim Bremer Lokalteil der taz anheuerte, hatte bereits vorher völlig einseitig und verzerrt über den Protest des Asta gegen einen geplanten Auftritt Baberowskis an der Bremer Uni berichtet.

Schon die Überschrift von Meyer-Schilfs Artikel, „Volkskommissare für Wissenschaft“, ist ein unverhohlener Appell an rechte Vorurteile. Gemeint sind damit zwei Vertreter der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE), der Jugend- und Studentenorganisation der Vierten Internationale, die der Bremer Asta eingeladen hatte, um über die Auseinandersetzung mit Baberowski an der Berliner Humboldt-Universität zu berichten.

Sven Wurm, der Sprecher der IYSSE an der HU, nahm in einem Leserbrief an die taz zu dem Artikel von Meyer-Schilf Stellung. Die taz veröffentlichte ihn in der Ausgabe vom 13. Februar. Wurm musste sich kurz fassen und an die Platzvorgaben der Redaktion halten, die außerdem einige Spitzen gegen die Autorin herausstrich.

Der Leserbrief lautet:

„Mit Empörung haben wir zur Kenntnis genommen, dass sich die taz im Konflikt zwischen dem Bremer Asta und Jörg Baberowski auf die Seite des Letzteren stellt. Der HU-Professor will der Studierendenvertretung verbieten, seine Äußerungen zu zitieren und zu kommentieren. Sollte sein Beispiel Schule machen, müssten Studierende, die rechte Professoren kritisieren, mit juristischer Verfolgung rechnen.

Karolina Meyer-Schilfs Artikel behauptet wahrheitswidrig, Referenten der IYSSE hätten Zitate Baberowskis ‚aus dem Zusammenhang gerissen‘. Das Zitat, mit dem der Asta für die Veranstaltung warb, ist in jedem Zusammenhang aussagekräftig. Baberowski hatte dem Spiegel im Februar 2014 gesagt: ‚Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird.‘

Baberowskis Rolle als rechter Ideologe ist unbestreitbar. Die taz selbst hatte ihn 2015 als ‚Stichwortgeber für rechte bis rechtsextreme Kreise‘ bezeichnet. Seither hat Baberowski in Talkshows, Interviews und Artikeln gegen Flüchtlinge gehetzt, Kriege gerechtfertigt und für Polizeistaatsmaßnahmen geworben. Er ist ein Mann des öffentlichen Lebens, dem alle medialen Kanäle offen stehen und der rücksichtslos gegen seine politischen Gegner austeilt.“

Auch ein Leser der taz hat unter dem Namen SGTPEPPER in der Kommentarspalte und einem Leserbrief gegen Meyer-Schilfs Artikel protestiert. Er fordert die Autorin auf, vernünftig zu recherchieren, da es „Ihren sogenannten ‚Volkskommissaren‘ in diesem Fall auch um den grundsätzlichen Schutz Ihrer Meinung“ geht.

„Einige kurze Zitate von Baberowski reichen, um zu zeigen, um wen es sich hier handelt“, schreibt SGTPEPPER. Er führt dann mehrere mit Quellenangabe belegte Zitate an, in denen Baberowski den Vernichtungskrieg der Nazis verharmlost, gegen Flüchtlinge hetzt und erklärt, man solle „das Geld für die Berliner Sozialprogramme am besten ‚in die Spree kippen‘ und stattdessen lieber den Staat aufrüsten“.

„Und das ist nur eine kleine Auswahl“, schreibt SGTPEPPER. „Die Zitate können Sie drehen und wenden, wie Sie wollen. Im Zusammenhang wird es in den meisten Fällen eher nur noch haarsträubender.“

Er zitiert auch andere Historiker, die Baberowski in der Zeitschrift Osteuropa eine „Exkulpation der ideologisch geplanten Vernichtungspolitik im Osten“ vorwarfen und seine Forschung „apologetisch“ nannten, und folgert: „Das sind für einen Historiker vernichtende Urteile. Es gab eine Zeit, in der hätte Baberowski unter seinen Kollegen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Dass der Historikerstreit heute ausbleibt, obwohl ziemlich klar ist, was B. mit Zitaten wie ‚Hitler war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenverfolgung geredet wird‘ (s. Artikelfoto) meint, sagt mehr über die Historikerzunft als über Baberowski.“

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