500 Teilnehmer auf Veranstaltungen des Mehring Verlags zur Leipziger Buchmesse

Der Mehring Verlag war in diesem Jahr wieder mit gut besuchten Veranstaltungen und einem Stand auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Im Zentrum stand die Russische Revolution und ihre Bedeutung für heute. Auf einer Großveranstaltung an der Universität zeigte der Verlag den Film „Tsar to Lenin“ und auf dem Sachbuchforum der Buchmesse stellte Peter Schwarz die Übersetzung von David North‘ Buch „Ein Vierteljahrhundert Krieg – Amerikas Griff nach der Weltherrschaft 1990-2016“ vor.

Die Filmvorführung von „Tsar to Lenin“ gehörte zu den Highlights der Messe und war eine der am besten besuchten Veranstaltungen. Schon im Vorfeld hatten Unterstützer der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP) und Mitglieder der IYSSE vor Betrieben und an der Universität für das Ereignis geworben. „Tsar to Lenin“ ist eine beeindruckende Dokumentation der Russischen Revolution, die 1937 von Herman Axelbank und Max Eastman veröffentlicht wurde.

Zur Vorstellung des Films kamen am Freitagabend 400 Menschen in den Hörsaal 3 der Universität Leipzig. Christoph Vandreier, der Sprecher der IYSSE in Deutschland und Vertreter des Mehring Verlags, leitete die Filmvorführung mit einem Vortrag zur Entstehung des Films und zur aktuellen Bedeutung der Oktoberrevolution ein.

Christoph Vandreier spricht zur Veranstaltung

Vandreier betonte, dass die Oktoberrevolution das wichtigste Ereignis des 20. Jahrhunderts gewesen sei. „Erstmalig in der Menschheitsgeschichte griffen die Massen unabhängig ins politische Geschehen ein, beendeten den Weltkrieg und bauten den ersten Arbeiterstaat auf.“ Und „Tsar to Lenin“ sei einer der wichtigsten Filme des 20. Jahrhunderts, „weil er dieses historische Ereignis lebendig werden lässt“.

Der Film zeige nicht nur die Geschichte, er sei selbst ein Stück Geschichte. „In ihm reflektiert sich die Begeisterung, die die Oktoberrevolution unter Arbeitern und fortschrittlichen Intellektuellen auf dem ganzen Erdball auslöste.“ Doch nicht nur seine Entstehung und die große Resonanz auf seine Uraufführung seien ein Stück Geschichte, sondern auch, wie er unterdrückt und zensiert worden sei. Sowohl die Stalinisten, die in der Sowjetunion den großen Terror organisierten und Millionen Kommunisten töteten, als auch die Antikommunisten der McCarthy-Ära verhinderten die Aufführung des Films.

Nachdem Vandreier die bewegte Geschichte des Films skizziert hatte, ging er auf die Geschichtsfälschung ein, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelt hat. „Professoren, Historiker und Journalisten greifen auf die stalinistischen Lügen zurück, um die Oktoberrevolution zu diskreditieren“, sagte er und erläuterte dies an den Beispielen der Trotzki-Biografie von Robert Service, dem Antikommunisten Gerd Koenen und dem rechten Professor Jörg Baberowski, der die Oktoberrevolution als „Pogrom“ verleumde.

Diese postsowjetische Fälschung der Geschichte beweise, „dass sich auch die herrschenden Eliten sehr bewusst darüber sind, welche Kraft und welches Potential in der Oktoberrevolution steckt“.

Vandreier ging dann ausführlich auf die Analyse ein, die David North in dem Buch „Die Russische Revolution und das unvollendete 20. Jahrhundert“ geliefert hat. Die Probleme, auf die die Revolution eine Antwort gegeben habe, beherrschten auch heute wieder die Lage. Auf der ganzen Welt wüchsen Nationalismus, Militarismus und soziale Ungleichheit.

Schließlich ging Vandreier darauf ein, wie die Bolschewiki in der Lage waren, die sozialistische Revolution zum Erfolg zu führen. Er zitierte ausführlich aus dem Vortrag „Warum die Russische Revolution studieren?“, den David North zwei Wochen zuvor gehalten hatte. Lenin und Trotzki hätten sich auf ein Verständnis der objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung gestützt. Auf dieser Grundlage hätten sie größte Aufmerksamkeit auf die Klärung theoretischer und politischer Fragen gelegt. „Sie verstanden, dass der Kampf gegen Opportunismus die notwendige Voraussetzung für das unabhängige Eingreifen der Arbeiter in den historischen Prozess darstellt.“ Besonders wichtig sei die Perspektive der Weltrevolution und des sozialistischen Internationalismus gewesen.

Peter Schwarz und Christoph Vandreier

Nach dieser Einleitung schauten die 400 Zuschauer gebannt den Film, der erstmals mit deutschen Untertiteln aufgeführt wurde. Anschließend diskutierten Vandreier und Peter Schwarz, der internationale Sekretär des IKVI und Chefredakteur der deutschen Ausgabe der WSWS, mit dem Publikum über den Film und die Ereignisse, die er dokumentiert.

Ein Zuschauer erklärte, dass er in der DDR aufgewachsen sei und deshalb von vielen Namen im Film noch nicht gehört habe. Insbesondere wisse er wenig über Leo Trotzki. „Deshalb frage ich mich, was denn anders gewesen wäre, wenn Trotzki und nicht Stalin in der Auseinandersetzung gesiegt hätte.“

Schwarz erklärte, dass es bei der Auseinandersetzung zwischen der Stalin-Clique und der linken Opposition um den Kampf sozialer Kräfte gegangen sei. „Stalin vertrat die Interessen der Bürokratie, Trotzki stützte sich auf die Arbeiterklasse“, sagte Schwarz. Dementsprechend fundamental seien die politischen und theoretischen Differenzen gewesen.

Stalin habe mit der Theorie des Sozialismus in einem Land eine nationalistische Politik vertreten und der Revolution in anderen Ländern zunehmend feindlich gegenübergestanden. „Trotzki hingegen vertrat den sozialistischen Internationalismus. Er kämpfte für die Weltrevolution“, betont Schwarz.

Ein Student der Universität Leipzig fragte, welche Relevanz der Film für die Geschichtswissenschaft habe. Schwarz antwortete, dass der Film wertvolles Dokumentationsmaterial enthalte, das viele Geschichtslügen widerlege. So zeigten die Szenen von Massendemonstrationen, dass es sich bei der Revolution nicht um einen Putsch, sondern um einen Massenbewegung gehandelt habe. Auch zeigt „Tsar to Lenin“ die herausragende Rolle, die Leo Trotzki neben Lenin in der Revolution gespielt habe.

Buchvorstellung auf der Leipziger Buchmesse

Auf der Buchmesse stellte Peter Schwarz vor rund hundert Zuhörern das Buch „Ein Vierteljahrhundert Krieg – Amerikas Griff nach der Weltherrschaft 1990-2016“ von David North vor, das in diesem Sommer in deutscher Sprache erscheint.

„Das Buch, das ich Ihnen heute vorstelle, ist von brennender Aktualität. Um zu verstehen, wie Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte, muss man es studieren“, eröffnete Schwarz seinen 25-minütigen Beitrag. Trumps Aufstieg sei keine Fehlentwicklung in einer ansonsten gesunden Gesellschaft, sondern das Ergebnis einer langen Entwicklung. Der Umstand, dass sich die USA seit nunmehr 26 Jahren praktisch ununterbrochen im Krieg befänden, habe dabei eine wichtige Rolle gespielt.

Schwarz ging dann auf die vier Schwerpunkte des Buches ein: den ersten Golfkrieg von 1990-1991, den Balkankrieg von 1999, die Anschläge von 9/11 und Bushs Kriege in Afghanistan und dem Irak sowie Obamas Kriege von 2009-2016. Lese man das Buch im Zusammenhang, falle es einem wie Schuppen von den Augen: „Es wird offensichtlich, dass zwischen all diesen Kriegen ein innerer, logischer Zusammenhang besteht, dessen Ergebnis der Aufstieg von Trump ist, der die Welt mit einem nuklearen Krieg bedroht.“

Nach der Auflösung der Sowjetunion, fasste Schwarz eine der Kernthesen des Buchs zusammen, hätten die USA versucht, „den langjährigen Verfall ihrer globalen wirtschaftlichen Machtposition durch den Einsatz ihrer enormen Militärmacht rückgängig zu machen“. Aber auch alle anderen imperialistischen Mächte, einschließlich Deutschlands, hätten wieder auf Militarismus gesetzt.

„Keine einzige imperialistische Macht kann es sich leisten, dem neuen kolonialen Raubzug fernzubleiben“, zitierte er aus einem der ersten Beiträge im Buch, der bereits vor 26 Jahren geschrieben wurde. „Es geht um entscheidende Rohstoffe, Märkte und billige Arbeitskräfte, die kein imperialistischer Staat ruhig seinen wirtschaftlichen Rivalen überlassen kann.“

Schwarz beendete seinen Vortrag, der auf großes Interesse stieß, mit einem Zitat aus dem letzten Beitrag im Buch, der im Mai 2016 entstand. North betont dort, „dass dieselben Widersprüche, die imperialistische Kriege hervorbringen, auch die Arbeiterklasse radikalisieren und auf den Weg der sozialistischen Revolution treiben“.

Daraus ergebe sich die Strategie für den Kampf gegen Krieg: „Krieg kann nicht verhindert werden, ohne das Wirtschaftssystem abzuschaffen, das ihn hervorbringt: den Kapitalismus. Die Arbeiterklasse und Jugend aller Länder muss sich gegen kapitalistische Ausbeutung und imperialistischen Militarismus zusammenschließen.“

Loading