Pentagon bereitet Eskalation des Kriegs im Jemen vor

Das Pentagon hat das Weiße Haus offiziell aufgefordert, die Saudi-Monarchie in ihrem brutalen Krieg gegen die verarmte Bevölkerung des Jemen wieder uneingeschränkt zu unterstützen. Die Obama-Regierung hatte diese US-Militärhilfe Ende letzten Jahres geringfügig eingeschränkt.

Wie die Washington Post am Montag berichtete, hat Verteidigungsminister James „Mad Dog“ Mattis, Ex-General des US Marine Corps, vor Kurzem ein entsprechendes Memo bei Trumps nationalem Sicherheitsberater, Generalleutnant McMaster eingereicht. Darin ersucht er um verstärkte Unterstützung der Militäroperationen, die Saudi Arabien gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, seinem wichtigsten Verbündeten, im Jemen durchführt.

In diesem Memo, so die Post, werde betont, dass eine solche US-Militärhilfe der Abwehr einer „gemeinsamen Bedrohung“ diene.

Diese „Bedrohung“ gehe vom Iran aus, also der Regionalmacht im Nahen Osten, die der Vorherrschaft des US-Imperialismus über die Ölreserven der Region am gefährlichsten werden kann. Sowohl die Saudi-Monarchie als auch die Trump-Regierung haben wiederholt den Vorwurf erhoben, der Iran habe die Huthi-Rebellen bewaffnet, ausgebildet und angeleitet, die 2014 die Hauptstadt und einen großen Teil des Jemen eroberten und das Marionettenregime von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi stürzten, das von den USA und den Saudis unterstützt wurde.

Die angestrebte Eskalation der US-Intervention im Jemen zielt in erster Linie darauf ab, eine militärische Konfrontation mit Teheran zu provozieren, um den Einfluss des Iran in der Region zu schwächen. Trump hat bereits im Wahlkampf 2016 der Obama-Regierung vorgeworfen, sie sei zu „weich“ gegenüber dem Iran und hätte nicht gemeinsam mit den anderen Großmächten das, so Trump, „katastrophale“ Atomabkommen mit Teheran aushandeln sollen. Seine Berater, insbesondere der mittlerweile abgesetzte erste nationale Sicherheitsberater General Michael Flynn und Verteidigungsminister Mattis, taten sich mit kriegerischen Posen gegen den Iran hervor.

Unmittelbarer Anlass für Mattis‘ Forderung sind dem Vernehmen nach Pläne für eine Operation, mit der die Vereinigten Arabischen Emirate die strategisch wichtige Hafenstadt Hodeida am Roten Meer erobern sollen. Dadurch würde ein großer Teil des von den Huthi kontrollierten Landes und seiner Bevölkerung von der Außenwelt abgeschnitten. Mindestens 70 % aller Einfuhren erreichen den Jemen über diesen Hafen. Schon vor dem Krieg musste der Jemen 90 % seiner Lebensmittel importieren. Hilfsorganisationen warnen, dass ein Militärangriff auf den Hafen von Hodeida eine Massenhungersnot auslösen könnte.

Die vom US-Verteidigungsminister angestrebte Eskalation fällt mit dem zweiten Jahrestag des Kriegs zusammen, den das Saudi-Regime am 26. März 2015 mit einer Dauerbombardierung vorwiegend ziviler Ziele aus der Luft und einer stockenden Bodenoffensive begann.

Hunderttausende demonstrierten aus Anlass dieses Jahrestags in der Hauptstadt Sanaa und anderen Städten des Jemen gegen das mörderische Vorgehen der saudischen Armee. Der weit verbreitete Hass auf die Saudi-Monarchie und ihre Verbrechen hat den Huthi weit über ihre ursprüngliche Basis, die religiöse Minderheit der Zaiditen, hinaus Unterstützung eingebracht.

Zu Beginn des dritten Kriegsjahrs droht in Jemen eine Massenhungersnot und eine der schlimmsten humanitären Krisen der Gegenwart. Die Ölmonarchien am Golf, deren Herrscherfamilien sich in obszönem Reichtum suhlen, haben in diesem Krieg gegen eines der ärmsten arabischen Länder bislang etwa 12.000 Jemeniten getötet und mindestens 40.000 weitere verletzt, die meisten von ihnen Zivilisten.

Krankenhäuser, Schulen, Fabriken, Lagerhallen für Lebensmittel und sogar Viehherden wurden aus der Luft beschossen. Nimmt man die Seeblockade hinzu, die de facto verhängt wurde, ergibt sich das Bild eines totalen Kriegs gegen die Zivilbevölkerung, die durch Hunger zur Kapitulation gezwungen werden soll. Mit einer von den USA unterstützten Eroberung des Hafens von Hodeida würde dieser Würgegriff verstärkt.

In einer Erklärung vom Montag warnte das UN-Hilfswerk aus Anlass des beginnenden dritten Kriegsjahres, dass „nahezu 19 Millionen Jemeniten – mehr als zwei Drittel der Bevölkerung – humanitäre Unterstützung brauchen. Sieben Millionen Jemeniten hungern.“

UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, meldete, dass rund eine halbe Million Kinder unter akuter Mangelernährung leiden, 1546 Kinder in den Kämpfen verwundet wurden und 2450 bleibende Behinderungen erlitten. Die Todesrate unter Kindern sei im Laufe des letzten Jahres um 70 Prozent gestiegen, und die Rate der akuten Mangelernährung seit 2014 um 200 Prozent.

Infolge der gezielten Bombardierung von Krankenhäusern haben 15 Millionen Menschen keinerlei Gesundheitsversorgung mehr. Aufgrund der Zerstörung von Wasserwerken und Kläranlagen breiten sich Cholera und andere Durchfallerkrankungen aus. Schätzungen zufolge sind seit 2015 bis zu 10.000 Kinder gestorben, weil sie kein sauberes Trinkwasser und keine medizinische Versorgung bekamen.

Washington war sowohl unter Obama als auch unter Trump tief in die Kriegsverbrechen des Saudi-Regimes und seiner Verbündeten verstrickt. Unter der Obama-Regierung erhielt das saudische Königreich Waffen im Wert von 115 Milliarden US-Dollar aus den USA – ein ständiger Nachschub an den Bomben und Raketen, die auf Wohnhäuser, Krankenhäuser und Schulen im Jemen niedergingen. Außerdem wurde ein gemeinsames Logistik- und Geheimdienstzentrum der USA und Saudi-Arabiens eingerichtet, um den Krieg zu koordinieren, und US-Flugzeuge tankten saudische Kampfjets in der Luft auf, damit rund um die Uhr bombardiert werden konnte.

Nachdem im Oktober 2016 mehr als 150 Menschen bei der Bombardierung einer Bestattungszeremonie ums Leben gekommen waren, wurde die US-Militärhilfe etwas zurückgefahren, um die Öffentlichkeit zu beruhigen. Doch noch im selben Monat trat die US-Navy direkt in den Krieg ein, indem sie Huthi-Stellungen mit Tomahawk-Raketen beschoss, nachdem diese angeblich auf US-Schiffe geschossen hatten.

Wenn Mattis‘ jüngste Forderung erfüllt würde, käme dies einer qualitativen Eskalation der US-Intervention gleich. Eine Anfrage der Vereinigten Arabischen Emirate, ob sich US-Sondereinsatztruppen direkt an dem Angriff auf Hodeida beteiligen könnten, war der Post zufolge nicht Bestandteil von Mattis‘ Vorschlag. Allerdings gab die Zeitung zu bedenken, dass das Militär des Golfscheichtums „eine so große Operation, bei der das zurückeroberte Gebiet auch gehalten und stabilisiert werden müsste, womöglich gar nicht durchführen kann, ohne dass US-Truppen hineingezogen werden.“ Tatsächlich handelt es sich bei der Armee des Emirats im Wesentlichen um eine Söldnertruppe, in der ehemalige Angehörige der Armeen Kolumbiens, El Salvadors und Chiles für die Königsfamilie die Drecksarbeit machen.

Weiter berichtet die Post: „Regierungsvertretern zufolge enthält der Plan des US Central Command zur Unterstützung der Operation andere Bestandteile, die nicht Gegenstand von Mattis‘ Ersuchen sind. Schon seit etwa einem Jahr liegen Schiffe des US Marine Corps vor der Küste Jemens, obwohl nicht klar ist, welche Rolle ihnen zukommen könnte.“

Wie aus zahlreichen Berichten hervorgeht, hat das Weiße Haus unter Trump Mattis und dem US-Oberkommando im Wesentlichen freie Hand für bewaffnete Operationen gegeben. Das Ergebnis ist, dass sich die Anzahl der Bodentruppen in Syrien mehr als verdoppelt hat und auch die US-Intervention im Irak verstärkt wurde. Außerdem liegt ein Antrag auf die Entsendung weiterer 5000 Soldaten nach Afghanistan vor.

Im Jemen soll die amerikanische Bevölkerung in einen weiteren verbrecherischen Krieg gegen eine der schwächsten Bevölkerungen der Welt gezerrt werden, der zum baldigen Hungertod von Millionen führen könnte. Das strategische Ziel hinter diesem ungeheuerlichen Kriegsverbrechen besteht darin, die Hegemonie des US-Imperialismus im Nahen Osten durch eine militärische Konfrontation mit dem Iran zu sichern und zugleich einen globalen Konflikt mit den Hauptrivalen Washingtons, Russland und China, vorzubereiten.

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