Diese Woche in der Russischen Revolution

14.–20. August: Die Kornilow-Bedrohung

Großgrundbesitzer, Kapitalisten und die alten zaristischen Militärs betrachten Kerenski zunehmend als schwankendes Element und als ineffektiv. Die Julitage und der krachende Zusammenbruch der militärischen Offensive hat diese Stimmung massiv verstärkt. In den Augen dieser Leute ist ein Militärdiktator nötig, der die Macht der Sowjets zerschlägt und Russland von allen „inneren Feinden“ säubert. Dabei machen sie keinen Unterschied zwischen den Bolschewiki, den Menschewiki und den Sozialrevolutionären. Ihr bevorzugter Kandidat für die Rolle des Diktators ist der fanatische zaristische General Kornilow, der Oberkommandierende der Armee.

Nach dem kurzfristigen Rückschlag der Julitage nimmt der Einfluss der Bolschewiki in Petrograd wieder zu. Die menschewistischen und sozialrevolutionären Führer stellen zu ihrem Schrecken fest, dass Arbeiter und Soldaten, die ihnen früher loyal folgten, zu den Bolschewiki überlaufen.

14. August: China tritt in den Krieg ein

Rekrutierung chinesischer Arbeiter in Weihai

 

Der Große Krieg zieht immer weitere Teile der Welt in seinen Strudel. Am 14. August stürzt sich auch China ins Getümmel und erklärt Deutschland den Krieg. Der Kriegseintritt wirkt in dem Land als Katalysator für soziale Konflikte. Die gesellschaftlichen Kräfte treiben rasch auseinander. China befindet sich seit dem Zusammenbruch der Manchu-Dynastie (1911–1912) und besonders seit dem gescheiterten Versuch im vergangenen Monat, die Monarchie wiederherzustellen, in einer tiefen Krise.

Seit der chinesischen Niederlage im Opiumkrieg gegen Großbritannien von 1839–1842 haben die Imperialisten China immer wieder aufgeteilt und neu aufgeteilt. Großbritannien, Frankreich, Deutschland, die Vereinigten Staaten und andere ausländische Mächte versuchen, die Region zu dominieren. Teile von großen Städten wie Schanghai, Tientsin und Dalian werden direkt von den Imperialisten regiert, während das übrige Land in wirtschaftlicher Rückständigkeit und Bürgerkrieg versinkt und dem Einfluss von Warlords ausgeliefert ist. Das mit Großbritannien verbündete Japan ergreift die Gelegenheit des Kriegsausbruchs, zehntausende Soldaten zu entsenden und Deutschland die Halbinsel Shantung, westlich von Korea, zu entreißen.

Hunderttausende chinesische Arbeiter werden in den Krieg hineingezogen. Großbritannien rekrutiert etwa 100.000 Arbeiter, Frankreich 35.000 und Russland mindestens 50.000. Diese Arbeiter werden nicht als Soldaten eingesetzt, sondern als Zwangsarbeiter in alle Welt verschleppt. Chinesische Arbeiter schuften in Fabriken und Bergwerken, heben Schützengräben aus, be- und entladen Waren in den Häfen und an Bahnhöfen, heben Gräber aus und errichten militärische Gebäude. Sie müssen oft in Reichweite der gegnerischen Artillerie arbeiten. Schätzungen über chinesische Todesopfer reichen von 3000 in Frankreich bis zu 30.000 in Russland.

Glasgow, 15. August: TUC-Kreisverband fordert Austritt der Labour Party aus der Regierung

Der Kreisverband der Gewerkschaften (Trades Council) in Glasgow, der in der Stadt auch als Ortsverband der Labour Party fungiert, stimmt einer Aufforderung an die Labour Party, aus der Regierung von Lloyd George auszutreten, einstimmig zu.

Der Grund für diese Resolution ist die Weigerung der Regierung, den Delegierten der Labour Party für die Stockholmer Friedenskonferenz Pässe auszustellen. Aber der Trades Council äußert auch allgemeinere Kritik an der Labour Party. Er weist darauf hin, dass ihre Regierungsbeteiligung sie zwingt, den „slavish Munitions Act“ durchzusetzen. Das Gesetz verbietet Maschinenbauern, zu streiken oder bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu kündigen. Der Trades Council kritisiert die Partei auch, weil sie der Wehrpflicht zugestimmt und demokratische Rechte angegriffen hat. Die Labour Party hat jedoch nicht die Absicht, ihre loyale Haltung gegenüber dem britischen Imperialismus aufzugeben, und sie wird auch im weiteren Verlauf des Kriegs Mitglieder in der Regierung haben.

In Glasgow und Umgebung finden während des Kriegs einige besonders militante Arbeiterkämpfe statt. Den Auftakt macht der Metallarbeiterstreik im Februar 1915, der zur Gründung des Clyde Workers Committee führt. Die Sorge der Behörden darüber, dass die Anti-Kriegshaltung und sozialistische Stimmungen in der Region derart stark ist, hatte sich in bereits in der Entscheidung vom 9. August gezeigt, die regionale Konferenz des Arbeiter- und Soldatenrats zu verbieten, die am 11. August stattfinden sollte.

Das Treffen des Trades Council bestätigt außerdem einen Bericht über dieses Versammlungsverbot, der verspricht, das Verbot zu kippen und die Konferenz zum schnellst möglichen Termin nachzuholen. Drei Tage später, am 18. August, verbietet die Regierung von Lloyd George mit Unterstützung ihrer Labour-Mitglieder einen Streik von Metallarbeitern und Feuerwehrleuten.

Petrograd, 16. (3.) August: Kornilow kommt mit Provisorischer Regierung zusammen

Kornilow in Petrograd, August 1917

 

Nach seiner Berufung zum Oberkommandierenden der russischen Armee am 31. Juli (18. Juli, greg. Kalender) wächst Kornilows Einfluss in bürgerlichen und reaktionären Kreisen, während Kerenski in wachsendem Maß als schwach und unfähig wahrgenommen wird. Offiziersgruppen, zaristische Beamte und Großgrundbesitzer wenden sich an Kornilow als notwendigen starken Mann. Für sie ist er der potentielle Militärdiktator, der bereit wäre, die Sowjets und die gemäßigten „sozialistischen“ Parteien mit Gewalt zu zerschlagen, anstatt wie Kerenski Verhandlungen mit ihnen zu führen.

Ein Zeitgenosse beschreibt Kornilow, den grausamen, rückständigen Sympathisanten der Schwarzhunderter, als „völlig ahnungslos in Sachen Politik“. Kornilow zeichnet sich durch keine besondere Militärkarriere aus. Zu Berühmtheit ist er hauptsächlich dadurch gelangt, dass er während der gescheiterten Kerenski-Offensive eigenmächtig befohlen hat, gnadenlos auf zurückweichende Soldaten zu schießen. Dies hat ihn unter Arbeitern und Soldaten zur verhassten und gefürchteten Figur gemacht, in reaktionären Kreisen aber für die Rolle des nationalen Helden qualifiziert.

Der rechtsextreme Kornilow betrachtet selbst die bürgerlichen Politiker der Provisorischen Regierung als halbe Verräter, hauptsächlich weil sie in einer Koalition mit den „sozialistischen“ Menschewiki und Sozialrevolutionären sitzen (die er als „innere Feinde Russlands“ und höchstwahrscheinlich „deutsche Spione“ betrachtet). Kornilows Programm, sofern er überhaupt eins hat, besteht im Gebrauch der Maschinengewehre und der Artillerie gegen jegliche Opposition, die sich der Regierung und dem Krieg in den Weg stellt.

Kornilow ist im Armeehauptquartier in Mogiljow stationiert, südlich von Petrograd, wo er sich mit einer Bande aus alten zaristischen Generäle, Intriganten und Rechtsextremisten umgibt. Als Kerenski ihn zum Oberbefehlshaber berief, hatte Kornilow öffentlich erklärt, er werde sich keiner zivilen Autorität beugen und mit der Armee nach eigenem Gutdünken verfahren.

Bei seinem Zusammentreffen mit dem Kabinett in Petrograd am 16. (3.) August hat er eine Reihe konterrevolutionärer Forderungen im Gepäck: Er verlangt die Rückkehr zur alten zaristischen Militärdisziplin, die Entmachtung der Soldatensowjets und die Befreiung von ziviler Kontrolle. Als die Presse Wind davon bekommt, bricht eine Kontroverse los. Kornilows Aufstieg diskreditiert einmal mehr die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, welche die Regierung, die Kornilow an die Spitze der Armee berufen hat, nach wie vor unterstützen.

Petrograd, 16. August: Lenin lehnt Lew Kamenews Vorschlag ab, an der Stockholmer „Friedenskonferenz“ teilzunehmen

Trotzki, Lenin und Kamenew in Diskussion auf einem Parteitag 1919

In der bolschewistischen Zeitung Prawda erscheint ein Artikel Lenins, in dem er den Bolschewiken Lew Kamenew kritisiert, weil dieser zehn Tage zuvor in einer Rede vorgeschlagen hatte, die Bolschewiki sollten an der Stockholmer „Friedenskonferenz“ teilnehmen.

Die Stockholmer Konferenz ist von den Sozialdemokraten der Niederlande und Skandinavien einberufen worden und die zentristische Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) unterstützt sie den ganzen Sommer über mit besonderem Enthusiasmus. Das Ziel der Konferenz besteht darin, Druck auf die Regierungen der kriegführenden imperialistischen Mächte auszuüben, damit diese den Krieg mit einem Verhandlungsfrieden beenden. Durch Gespräche in Stockholm wollen die sozialdemokratischen und zentristischen Delegierten einen solchen imperialistischen Frieden ausloten.

Seit Mai waren alle Versuche, die Konferenz in Gang zu bringen, gescheitert. Zu groß sind die Differenzen unter den Delegierten, von denen alle im Wesentlichen die Kriegsziele ihrer jeweiligen Regierung unterstützen. Dennoch wird ein letzter Versuch unternommen, die Konferenz nun für September anzusetzen.

Indem Kamenew dieses Unternehmen unterstützt und sogar die Teilnahme der Bolschewiki daran befürwortet, verletzt er den Parteibeschluss der Siebten Gesamtrussischen Konferenz der Bolschewiki, die drei Monate zuvor stattgefunden hatte. Er lautet, „dass unsere Partei weder an der Kommission noch überhaupt an der geplanten Konferenz, an der auf die Seite ihrer Bourgeoisie übergegangene ‚sozialistische‘ Minister teilnehmen, mitwirken wird“. Zu seiner Rechtfertigung behauptet Kamenew in seiner Rede, dass allein durch die Tatsache, dass die Regierungen in Paris und London die Stockholmer Konferenz ablehnten und sich weigerten, den französischen und britischen Delegierten Pässe auszustellen, die Konferenz und ihre Teilnehmer einen progressiven Charakter annähmen. Er erklärt, „dass Stockholm von diesem Augenblick an aufhört, ein blindes Werkzeug in den Händen imperialistischer Staaten zu sein“. Lenin antwortet unmissverständlich:

Es darf nicht geduldet werden, dass die Partei der Internationalisten, die vor der ganzen Welt die Verantwortung für den revolutionären Internationalismus trägt, sich durch Liebäugeln mit den Machenschaften der russischen und deutschen Sozialimperialisten, mit den Machenschaften der Minister der bürgerlichen imperialistischen Regierung der Tschernow, Skobelew und Co. kompromittiert.

Wir haben beschlossen, die III. Internationale zu schaffen. Das müssen wir allen Schwierigkeiten zum Trotz verwirklichen. Keinen Schritt zurück zu Übereinkünften zwischen Sozialimperialisten und Überläufern aus dem Lager des Sozialismus!
(Lenin Werke, Bd. 25, „Zum Auftreten Kamenews im Zentralexekutivkomitee in der Frage der Stockholmer Konferenz“)

Kamenews Haltung bleibt innerhalb der Partei nicht ohne Unterstützung. In seiner „Geschichte der Russischen Revolution“ berichtet Trotzki: „Lenin schreibt einen wütenden Artikel, der aber erst zehn Tage nach Kamenews Rede veröffentlicht wird. Es hatte des energischen Druckes seitens Lenins und anderer Zentralkomiteemitglieder bedurft, um bei der Redaktion, an deren Spitze Stalin stand, das Erscheinen des Protestartikels zu erreichen.“

Seit seiner Ankunft in Petrograd hat Lenin die überwältigende Mehrheit der Partei für seine Aprilthesen gewonnen, die zu einem scharfen Bruch mit den opportunistischen und zentristischen Parteien aufrufen und Kurs auf die internationale sozialistische Revolution und die Machtübernahme durch die Arbeiterklasse nehmen. Aber in der Führung widersetzt sich nach wie vor ein bedeutender Flügel dieser Linie. Trotzki erklärt:

Die revolutionäre Tradition der Partei, der Druck der Arbeiter von unten, Lenins Kritik von oben zwangen die führende Parteischicht während der Monate April–Mai, um mit Stalins Worten zu sprechen, „den neuen Weg zu betreten“. Doch müsste man von politischer Psychologie gar keine Ahnung haben, um anzunehmen, die bloße Stimmabgabe für Lenins Thesen habe die tatsächliche und völlige Preisgabe der „irrigen Position in den Kernfragen“ bedeutet. In Wirklichkeit blieben jene vulgär-demokratischen Ansichten, die sich in den Kriegsjahren organisch gefestigt hatten, wenn sie sich auch dem neuen Programm anpassten, zu ihm in dumpfer Opposition …

Eine Konvulsion von Schwankungen durchzitterte die Partei nach den Julitagen: Die Isoliertheit der proletarischen Avantgarde erschreckte viele Führer, besonders in der Provinz. In den Kornilow-Tagen versuchten diese Erschreckten, sich den Versöhnlern zu nähern, was wiederum eine warnende Zurechtweisung durch Lenin zur Folge hatte.
(S. 423–424)

Petrograd, 16. (3.) August: Parteitag der Bolschewiki verabschiedet Resolution über die Losungen

Einige Delegierte des Sechsten Parteitags der Bolschewiki. Oberste Reihe v.l.n.r.: Schumjatski, Joffe, Schotman, Bubnow, Osinski. Mittlere Reihe: Urizki, Selenski, Zemliaschka, Podbelski, Usjewitsch, Kokuschkin. Unterste Reihe: Worgow-Sergejew, Preobraschenski, Danilow, Schahumian, Ordschonikidse, Pjatnitski.

Nachdem die Bolschewiki auf ihrem Sechsten Parteitag über Lenins Vorschlag, die Forderung „Alle Macht den Sowjets“ fallen zu lassen, diskutiert haben, legt das Resolutionskomitee (bestehend aus Stalin, Sokolnikow, Bubnow, Miljutin, Nogin, Nikolai Bucharin und Georgi Lomow) nun einen neuen Resolutionsentwurf vor. Vermutlich ist er in Absprache mit Lenin entstanden, der sich noch in Rasliw verstecken muss und nicht am Parteitag teilnehmen kann.

Der neue Resolutionsentwurf übernimmt fast wörtlich Passagen aus dem früheren Resolutionsvorschlag (Siehe: „7.–13. August: Trotzkis Meschrayonzy schließen sich den Bolschewiki an“). Er bekräftigt Lenins Haltung, dass ein friedlicher Übergang zur Sowjetmacht jetzt unmöglich geworden sei. Statt der bisherigen Parole „Alle Macht den Sowjets“ festzuhalten, ruft die Resolution nun zur „Vollständigen Liquidation der Diktatur der konterrevolutionären Bourgeoisie“ auf. In den folgenden Wochen wird die bolschewistische Presse die alte Parole nicht mehr verwenden.

Petrograd, 17. (4.) August: Bolschewistisches Zentralkomitee beschneidet Unabhängigkeit des Petrograder Komitees und der Militärorganisation

Graphik über die Anzahl der bolschewistischen Mitgliedsausweise, welche die Bolschewistische Militärorganisation vom 12. März bis zum 2. Juli ausgegeben hat. Quelle: Konstantin Tarasov: Voennaia organizatsiia bol’shevikov i bor’ba za vlast’ v petrogradskom garnizone v 1917 g. („Die bolschewistische Militärorganisation und der Kampf um die Macht in der Petrograder Garnison, 1917“). Dissertation, eingereicht bei der European University of St. Petersburg, 2014.

In seiner ersten Sitzung beschließt das neu gewählte Zentralkomitee der Bolschewiki, auf eine stärker geeinte politische Organisation hinzuarbeiten, und infolge dessen, die Unabhängigkeit des Petrograder Komitees und der Militärorganisation der Partei einzuschränken.

Beide gehören dem radikaleren Flügel der bolschewistischen Partei an und haben in den Julitagen eine wichtige Rolle gespielt. Es sind Schichten der Partei, welche – entgegen anders lautender Resolutionen und Direktiven des Zentralkomitees – die rebellische Stimmung der Arbeiter und Soldaten ermutigt haben sollen. Insbesondere der Bolschewistischen Militärorganisation gehören zehntausende Soldaten und Matrosen an, die der Partei nach der Februarrevolution beigetreten sind. Bisher genießt diese Organisation relative Autonomie; sie hat ihre eigene Redaktion, die eine eigene Zeitung herausgibt.

Das Zentralkomitee beschließt, die Zeitung Rabotschi i soldat (Arbeiter und Soldat) zu übernehmen und mit ihr die von den Behörden verbotene Prawda zu ersetzen. Eine Redaktion mit fünf Mitgliedern wird gebildet, unter ihnen nur ein Vertreter der Militärorganisation.

Nur fünf Tage später, am 23. (10.) August, lässt die Provisorische Regierung Rabotschi i soldat ebenfalls verbieten, und die Militärorganisation und das Zentralkomitee gehen in Petrograd wieder dazu über, getrennte Publikationen herauszugeben. In einem Gespräch mit Jakow Swerdlow, dem Cheforganisator der Partei, rät Lenin: „Es ist notwendig, ihnen [der Militärorganisation] zu helfen, aber es sollte keinen Druck und keinen Tadel geben. Ganz im Gegenteil, sie sollten unterstützt werden: Wer kein Risiko eingeht, wird niemals gewinnen. Ohne Niederlage kann es keine Siege geben.“
(A. Rabinowitch, „Die Sowjetmacht. Die Revolution der Bolschewiki 1917, S. 108)

Die Militärorganisation wird später, in der bolschewistischen Machtübernahme, noch eine wichtige Rolle spielen.

New York, 17. August: John Reed bricht nach Petrograd auf

John Reed, 1917

John „Jack“ Reed und seine Frau Louise Bryant brechen nach Petrograd auf. Sie wollen Zeugen der Russischen Revolution sein und als Anhänger des Sozialismus ihre radikalsten Ziele unterstützen.

Reed stammt aus der Oberschicht, er wird in eine reiche Familie in Portland geboren. In seiner Jugend wird er auf ein Elite-Internat geschickt und besucht dann die Harvard-Universität, wo er sich als Dichter und Autor hervortut. Auch als Chef der Cheerleader-Gruppe ist er dort bekannt. Als der junge Journalist Harvard verlässt, stellt er sich nicht auf die Seite der reichen amerikanischen Elite, sondern auf die Seite der Unterdrückten.

Seine Schriften sind für die Zeitschriften The Saturday Evening Post und Collier’s, wo er seinen Einstand gibt, zu radikal. Das führt ihn schließlich zu Max Eastmans The Masses. 1913 landet er im Gefängnis, weil er versucht, einen Streik von eingewanderten Arbeitern unter Führung der IWW in Paterson zu unterstützen. Noch im gleichen Jahr reist er nach Mexiko und folgt den Spuren von Pancho Villas Armee. Er freundet sich mit Villa an und schreibt das Buch „Mexiko in Aufruhr“.

Reed lehnt den Ersten Weltkrieg ab. In der Zeitschrift The Masses schreibt er:

Kaum war die deutsche Note [die Zimmermann-Depesche] angekommen, hängte die Wall Street die amerikanische Fahne in den Wind, und die Broker auf dem Parkett der Stock Exchange sangen mit Tränen in den Augen [die US-Hymne] „The Star Spangled Banner“. Die Börse schoss hoch … Wessen Krieg ist das? Nicht meiner. Ich weiß, dass unsere großen Finanz-„Patrioten“ hunderttausende amerikanische Arbeiter beschäftigen und ihnen einen Lohn bezahlen, von dem sie nicht leben können. Ich habe gesehen, wie arme Kerle für lange Zeit ins Gefängnis gewandert sind, ohne Prozess, und häufig genug sogar ohne Anklage. Friedliche Streikende und ihre Frauen und Kinder wurden erschossen und verbrannt, von privaten Detektiven und Milizionären. Die Reichen werden immer reicher, die Lebenshaltungskosten steigen, und die Arbeiter verarmen immer mehr. Diese Malocher wollen keinen Krieg – nicht einmal Bürgerkrieg. Aber die Spekulanten, die Arbeitgeber, die Plutokratie – sie wollen ihn, hier genauso wie in Deutschland und England. Mit Lügen und Spitzfindigkeiten wollen sie uns aufpeitschen, bis wir wild werden und für sie kämpfen und sterben … („Wessen Krieg?” April 1917)

1916 reist er mit dem kanadischen Illustrator Boardman Robinson auf den Balkan und nach Russland, von wo die beiden über das Elend des Kriegs für die Arbeitermassen berichten. Das Ergebnis ist das Buch „Der Krieg in Osteuropa“.

Reed begrüßt die russische Februarrevolution und beschließt schon bald, dass er nach Petrograd reisen muss. Dafür verkauft er sein Haus, das Cape Cod Cottage, das er und seine Frau zusammen mit dem Dramatiker Eugene O’Neill bewohnt haben, an die Abtreibungsaktivistin Margaret Sanger. Er gelangt rechtzeitig nach Russland und wird eine der bekanntesten Chroniken der Russischen Revolution verfassen: „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“.

Italienisch-österreichische Front, 18. August: Beginn der elften Isonzoschlacht

Nachtangriffe auf Mrzli in Slowenien, 16.-20. August 1917

Die elfte Isonzoschlacht, die vierzehn Tage dauert, gehört zu insgesamt zwölf Feldschlachten entlang der italienisch-österreichischen Front. Der zweiwöchige Kampf fordert auf der italienischen Seite 160.000 Verluste, davon 20.000 Tote, und 120.000 Verluste mit 20.000 Toten auf der österreichisch-ungarischen Seite. Zehntausende werden vermisst oder sind gefangen.

Zum ersten Mal setzt die italienische Armee Arditi ein. Diese entsprechen den deutschen Sturmtruppen. Es sind speziell ausgebildete Soldaten, welche die Linien des Feindes infiltrieren und sich brutale Nahkampfgefechte liefern. Das Banjšice Plateau, das heute an der italienisch-serbischen Grenze liegt, verwandelt sich in ein menschliches Schlachthaus. Die Schlacht endet offiziell am 31. August, aber in den ersten drei Wochen des September finden weitere brutale Kämpfe in der Gegend statt, die noch einmal zehntausende Tote fordern. Die österreichisch-ungarischen Kräfte erleiden einen Rückschlag. Das veranlasst die Zentralmächte schließlich zur Entscheidung, sich auf die italienische Front zu konzentrieren.

Der MG-Schütze der Infantrie, Agostino Tambuscio, beschreibt die höllische Lage: „Ich bin erschöpft, meine Glieder schmerzen. Ich liege auf dem Boden. Es kommt mir so vor, als läge ich auf einem weichen Federbett … Im ersten Morgengrauen erkenne ich einen menschlichen Umriss … Ich habe auf einer österreichischen Leiche geschlafen … Meine Hände, meine Kleidung, überall menschliches Blut …“ Und in einem anderen Brief: „Durst quält uns … Ein Eimer ist voll mit einer dickflüssigen milchähnlichen Flüssigkeit … Es ist Urin eines Mulis …. Ich überwinde mich mit Gewalt und stille meinen Durst …“

Über die gleiche Schlacht schreibt Korporal Duilio Faustinelli: „Viele 1898 Geborene waren zum ersten Mal an der Front. Einer schien zu knien und zu beten: Sein Kopf war zerschmettert, sein Hirn war über meine Uniform und mein Gesicht verteilt …“

Finnland, 18. August (5. August): Provisorische Regierung setzt Truppen gegen Unruhen ein

In den finnischen Städten lösen die hohen Lebensmittelpreise und der Nahrungsmangel Proteste, Streiks und Unruhen aus. Die Provisorische Regierung schickt russische Soldaten zu ihrer Unterdrückung. Die Anwendung militärischer Gewalt folgt weniger als zwei Wochen auf die Entscheidung der Provisorischen Regierung, das finnische Parlament einseitig aufzulösen, nachdem die Kammer mit ihrer sozialdemokratischen Mehrheit ein Gesetz verabschiedet hatte, das Finnland eine erweiterte Autonomie gewähren sollte.

Die bürgerlichen Parteien Finnlands unterstützen die Auflösung des Parlaments. In deren Unterstützung drückt sich die politische Schwäche der finnischen herrschenden Elite und ihrer Furcht vor der sozialen Revolution aus. Die Unterstützung der russischen Menschewiki und Sozialrevolutionäre für die Unterdrückung der finnischen Proteste steht im Zusammenhang mit ihrem Bündnis mit der russischen Bourgeoisie und ihrer Entschlossenheit, das nationale Interesse Russlands im imperialistischen Krieg hochzuhalten. Von den russischen Parteien unterstützen nur die Bolschewiki das Recht unterdrückter Nationalitäten in dem ehemals zaristischen Reich auf Selbstbestimmung. Im Mai schreibt Lenin in der Prawda über die finnische Situation:

Genossen, Arbeiter und Bauern! Findet euch nicht ab mit der Annexionspolitik der russischen Kapitalisten, der Gutschkow, Miljukow, der Provisorischen Regierung gegenüber Finnland, Kurland, der Ukraine usw.! Fürchtet euch nicht, das Recht auf Lostrennung für alle diese Nationen anzuerkennen. Nicht durch Gewalt soll man die andern Völker für einen Bund mit den Großrussen gewinnen, sondern nur durch ein wirklich freiwilliges, wirklich freies Übereinkommen, das ohne das Recht auf Lostrennung unmöglich ist.

Je freier Russland sein wird, je entschiedener unsere Republik das Recht auf Lostrennung für die nicht großrussischen Nationen anerkennt, desto stärker werden die anderen Nationen nach einem Bündnis mit uns streben, desto weniger Reibungen wird es geben, desto seltener wird es zu einer tatsächlichen Lostrennung kommen, desto kürzer wird die Zeitspanne sein, für die sich einige Nationen lostrennen werden, desto enger und fester wird im Ergebnis das brüderliche Bündnis der proletarisch-bäuerlichen Republik Russland mit den Republiken beliebiger anderer Nationen sein.
(Lenin Werke, Bd. 24, „Finnland und Russland”)

Thessaloniki, 18. August: Großbrand macht 70.000 Menschen obdachlos

Nach dem Großbrand

Um etwa drei Uhr nachmittags gerät ein Heuhaufen neben einem Haus in Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, durch einen Funken in der Küche in Flammen. Das Feuer breitet sich schnell aus, da es durch starke Winde angefacht wird. In den nächsten dreißig Stunden wird etwa ein Drittel der Gebäude der Stadt vernichtet. Mindestens 70.000 der 150.000 bis 200.000 Einwohner der Stadt werden obdachlos.

Das Stadtzentrum inklusive Geschäftshäusern, religiösen Gebäuden und Denkmälern wird praktisch vollständig zerstört. Der Dichter Yiorgos Vafopoulos wird in seiner Autobiographie schreiben: „Wo sich einst die verschlungenen Alleen des jüdischen Viertels ausbreiteten, gab es nur noch Steine und rauchende Glut. In einem anderen Viertel, wo große Läden und Hotels aufgeragt hatten, erinnerten nur noch tragische Ruinen an den vergangenen Ruhm. Alle diese traurigen Überbleibsel einer großen, reichen Stadt waren in schwere Wolken von Rauch gehüllt.“

Die Folgen des Feuers werden noch durch einen Mangel an Feuerwehrleuten verstärkt. In der Gegend gibt es nur private Feuerwehren, denen es an Ausrüstung und Ausbildung mangelt. Darüber hinaus ist Thessaloniki in den letzten beiden Jahren zur Garnisonsstadt für große Kontingente britischer und französischer Truppen geworden, die an der mazedonischen Front kämpfen. Sie nehmen einen großen Teil der Wasserversorgung der Stadt für ihre militärischen Zwecke in Beschlag. Das führt zu Wassermangel, der noch durch die Dürre dieses Sommers verstärkt wird.

Thessaloniki hat sich zu einer der modernsten Städte auf dem Balkan entwickelt, obwohl die Bedingungen in ihren armen Stadtbezirken schrecklich sind. Die Stadt war Stützpunkt der Rebellenregierung von Venizelos von September 1916 bis Juni 1917. Zu diesem Zeitpunkt kehrte der mit den Alliierten verbündete Premierminister nach der Abdankung von König Konstantin nach Athen zurück. Konstantins Sympathien für Deutschland hatten Griechenland bis dahin einen neutralen Status erhalten.

Die Bevölkerung von Thessaloniki ist multikulturell. Es leben dort sephardische Juden, griechisch-orthodoxe Christen und Muslime türkischer und anderer Abstammung. Die jüdische Bevölkerung ist von dem Brand besonders stark betroffen. Mehr als 50.000 Juden werden obdachlos. Die Hälfte der jüdischen Bevölkerung wird nach dem Feuer emigrieren. Sie haben den größten Teil ihres Besitzes verloren. 16 von 33 Synagogen und mehr als 4000 von etwa 7000 Geschäften sind zerstört.

Spokane, Wilmington, New York, Birmingham: Streiks und Unterdrückung in den USA

Holzfäller von Washington posieren für eine Postkarte (Photo Clark Kinsey, UW Special Collections [Neg. CKK0088])

Arbeitskämpfe breiten sich in den USA in dieser Woche wie ein Buschfeuer aus. Regierung, Konzerne und Gewerkschaften versuchen, sie unter Kontrolle zu halten.

Die IWW plant einen Generalstreik der Holzfäller, Bauarbeiter und Erntehelfer, der sich über Washington, Oregon, Idaho und Montana erstrecken soll. In Spokane, einer Stadt in Washington, greift der Staat zu vorbeugenden Unterdrückungsmaßnahmen, und Soldaten der Nationalgarde von Idaho verhaften in Spokane unter Bundesbefehl die gesamte Führung der Organisation. 27 Mitglieder, darunter auch der Regionalsekretär James Rowan, werden festgenommen. Der kommandierende Major der US Army erklärt den Gefangenen: „Sie sind militärische Gefangene und unterliegen in der Haft nicht den zivilen Gesetzen.“

Die IWW führen schon seit dem Frühsommer einen Streik der Holzfäller. Sie fordern einen Zehn-Stunden-Tag auf den Weizenfeldern und die Freilassung von Gefangenen, die schon in der Unterdrückungswelle der Regierung gegen die syndikalistische Gewerkschaft verhaftet worden waren.

Ein Werftstreik von etwa elftausend Arbeitern, der sich von New York bis Wilmington erstreckt, gewinnt derweil an Stärke. Weitere Arbeitskämpfe drohen in Massachusetts, Pennsylvania und New Jersey, und sie könnten das schnelle Wachstum der amerikanischen Marine und der Handelsschifffahrt untergraben. Führer mehrerer Gewerkschaften versammeln sich in der Tammany Hall, dem Organisationszentrum der Demokratischen Partei in New York City, um die Wilson-Regierung zu bitten, auf die Schiffsbauer einzuwirken, damit diese auf die Forderungen der Arbeiter eingehen.

In Birmingham (Alabama) wird ein geplanter Streik von 25.000 Bergarbeitern von Funktionären der Minenarbeitergewerkschaft UMW sabotiert. Sie erzählen den Bergarbeitern, der Präsident der Gewerkschaft und ihr Sekretär, John White und William Green, hätten das Ohr von Arbeitsminister William Wilson gewonnen. Wilson ist der erste Arbeitsminister überhaupt und wird von den Gewerkschaften als „Freund des arbeitenden Mannes“ verkauft. In Wirklichkeit wird jedoch am 17. August bekannt, dass die Wilson-Regierung sich darauf vorbereitet, die Kohleindustrie der Kontrolle der Bundesregierung zu unterstellen. Sie will damit die Inflation kontrollieren – was bedeutet, die Löhne niedrig zu halten und Streiks zu unterdrücken.

Auch in dieser Woche: Leonhard Frank veröffentlicht unter dem Titel Der Mensch ist gut eine Sammlung von Anti-Kriegs-Erzählungen

Leonhard Frank

In Zürich erscheint der Novellenzyklus „Der Mensch ist gutdes deutschen Schriftstellers Leonhard Frank (1882–1961). Frank gehörte zu den wenigen Künstlern, die sich 1914 nicht von der patriotischen Kriegsbegeisterung haben mitreißen lassen. 1915 muss er, um politischer Verfolgung durch die Justiz zu entgegen, in die Schweiz fliehen. Voll Empörung hatte er einen sozialdemokratischen Journalisten öffentlich geohrfeigt, als dieser die Torpedierung des britischen Luxusschiffes Lusitania durch ein deutsches U-Boot bejubelte. Fast 1200 Menschen wurden mit in die Tiefe gerissen.

„Der Mensch ist gut“ wird in Deutschland – angesichts der revolutionären Gärung in der Bevölkerung – sofort verboten. Doch der Autor lässt 500 Exemplare zur Tarnung in die Einbanddecken des Schweizer Zivilgesetzbuches binden und auf Schleichwegen nach Deutschland schmuggeln, wo es von Kriegsgegnern heimlich verbreitet wird. Auf Zeitungspapier werden von einer sozialistischen Druckerei 500.000 Exemplare nachgedruckt und an Soldaten an der Front geschickt.

Die Wirkung auf die Leser ist gewaltig. Die fünf miteinander zusammenhängenden Novellen „Der Vater, Die Kriegswitwe, Die Mutter, Das Liebespaar und Die Kriegskrüppel schildern Einzelschicksale, in denen die Menschen sich oder ihre Angehörigen, Freunde und Nachbarn wiedererkennen. So gibt es in der ersten Erzählung den Vater, einen einfachen Kellner. Er hat seinen Sohn streng im militaristischen Geist des Kaiserreichs erzogen. Erst der Schock über die Nachricht von dessen „Tod auf dem Feld der Ehre“ lässt ihn über seine eigene Verantwortung nachdenken. Er kommt zu dem Schluss, dass er seine Mitmenschen wachrütteln, zur Menschenliebe und zum Widerstand gegen das Morden aufrufen muss. Er beginnt mit allen Leuten, denen er begegnet, zu reden und sie zu einem Demonstrationszug zu mobilisieren:

Unser Volk, wie wir es sehen, besteht nur noch aus Krüppeln und elend aussehenden Kindern, Frauen und Greisen. Wenn man jetzt noch die Arme und Beine, die losgetrennten Körperteile, die Millionen zerrissener Leichen, unter denen auch eure Söhne und Männer sind, von den Schlachtfeldern holen und auf eure Straßen werfen würde, euch vor die Augen, würdet ihr auch dann noch sagen: man muss sich halt damit abfinden?

Einfühlsam schildert Leonhard Frank dann, wie die „Kriegswitwe den Tod ihres Mannes verarbeitet. Sie begreift zunächst und versucht sich damit zu trösten, dass ihr Schicksal das von Millionen Frauen ist: „Ich habe meinen Mann auf dem Altare des Vaterlandes geopfert … wie alle andern Kriegswitwen auch.“ Nur mit den Worten „Er starb den Heldentod fürs Vaterland“ gelingt es ihr, den noch unerträglichen Schmerz über den Tod ihres Mannes von sich zu halten.

Erst allmählich gelingt es ihr, Rachegelüste gegen den „Feind“ inmitten ihrer Alltagserfahrungen hinter sich zu lassen und wirklich um ihren Mann zu trauern. Am Ende schließt sie sich, dem Aufruf und Beispiel eines Zwanzigjährigen folgend, dem zur Massenbewegung gewordenen Protestzug des Kellners an.

Von schockierendem Realismus sind die Schilderungen aus der „Metzgerküche“, dem Operationssaal des mobilen Feldlazaretts, in dem der Stabsarzt bis zur eigenen Ohnmacht ununterbrochen Amputationen durchführt, um Menschenleben zu retten. Mit den Krüppeln, Blinden und dem Irrsinn verfallenen Kranken fährt er im Zug in die Heimat. Er fährt durchs Land und stellt fest:

„Hat die alte Ordnung, Zucht und Meinungslosigkeit Risse bekommen? Ist auf unkontrollierbaren Wegen der neue Geist schon bis zu den Bauern gedrungen? … Sie beginnen, zu denken. Das ungeheure Leid hat die Verkalkung zerbrochen. Der Geist zieht über das Land. Das Alte bricht auseinander, getroffen vom Leide und von der wilden Sehnsucht nach Freiheit. Der Einzelne will sein Schicksal selbst gestalten. Der Einzelne beginnt, zu denken.“

Auf den Einwurf des Kellners „Uns alle wird man hinrichten … vorher“, sagt der Stabsarzt: „Sehen Sie, … das können die Herren heute nicht mehr wagen; sie wissen, dass für jeden Platz, der heute auf diese Weise frei wird, sofort hundert Anwärter da sind, hinter denen Millionen Anhänger stehen. Heute ist das so … Auch der mutige Sozialdemokrat [Karl Liebknecht] sitzt nicht umsonst im Zuchthause; dieses Ereignis bohrt in hunderttausend Köpfen.“

„Das Buch wurde ein europäisches Ereignis“, schreibt später der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. In den 1920er Jahren wird es in großen Auflagen mehrfach neu gedruckt und massenhaft gelesen. 1933 werden die Nazis das Buch wie die anderen Werke von Leonhard Frank verbrennen, und der Autor wird erneut emigrieren müssen.

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