Professor Sean McMeekin bastelt eine Geschichtslüge (Teil II)

Am 3. Juli 2017 veröffentlichte die World Socialist Web Site meinen Essay „Professor Sean McMeekin wärmt längst widerlegte Diffamierung Lenins wieder auf“. Es handelte sich um eine Replik auf einen Artikel von McMeekin, der am 19. Juni in der New York Times erschienen war. Darin hatte der Professor, der am Bard College Geschichte lehrt, die Behauptung aufgestellt, Lenin sei im April 1917 als Agent der deutschen Reichsregierung nach Russland zurückgekehrt. Wie ich in meinem Essay vom 3. Juli erklärte:

Hätten sich antikommunistische Diktatoren wie Franco (Spanien) und Pinochet (Chile) oder der Hexenjäger J. Edgar Hoover (USA) als Hobby-Geschichtsschreiber versucht, dann wäre wohl etwas Ähnliches herausgekommen. McMeekins Schrift kann nicht als Geschichtsbuch bezeichnet werden, da es dem Autor an Wissen, fachlicher Kompetenz und Respekt vor den Tatsachen mangelt. Es ist bloße antikommunistische Propaganda, aus der niemand irgendetwas lernen kann.

Inzwischen habe ich mich eingehender mit der Frage des „deutschen Golds“ beschäftigt, die seit Jahrzehnten historisch erforscht wird. Insbesondere wollte ich McMeekins Behauptungen mit den Befunden ernsthafter Historiker vergleichen.

Bei der Durchsicht von McMeekins Buch fiel mir folgender Absatz in Kapitel 8 auf, in dem der Professor seine Anschuldigungen gegen den bolschewistischen Führer zusammenfasst.

Oberst B. W. Nikitin, der in der Spionageabwehr für die Provisorische Regierung tätig war, gibt in seinen Memoiren mehrere belastende Telegramme wieder. Zugleich behauptet er darin, dass eine bolschewistische Agentin, Jewgenija Sumenson, in einem Verhör zugegeben habe, Geld (das sie über eine deutsche Importfirma gewaschen hatte) an einen polnischen Rechtsanwalt namens Mieczyslaw Koslowski weitergeleitet zu haben, der Mitglied des bolschewistischen Zentralkomitees war. Nachdem Kerenski Russland Ende 1917 verlassen hatte, berichtete er den Geheimdiensten der Alliierten (und schrieb später in seinen Erinnerungen) von Dokumenten, die ihm zu Gesicht gekommen seien. Darunter habe sich auch ein Beleg über die Abhebung von 750.000 Rubel von Sumensons Konto bei einer sibirischen Bank gefunden. Bislang waren die meisten Historiker der Ansicht, dass diese umstrittenen Fragen im Dunkeln bleiben müssen, da sie nicht durch Dokumente aus den russischen Archiven belegt werden. [1]

Sean McMeekin

McMeekin hat diesen Absatz mit einer Fußnote (Nr. 21) versehen, die den Leser auf eine weitere Fußnote auf Seite 372 verweist. Dort heißt es: „Zu dieser Schlussfolgerung gelangte Semion Lyandres in The Bolsheviks‘ „German Gold“ Revisited (1995). McMeekin beruft sich also auf einen anderen Historiker, Semion Lyandres, um seine Darstellung zu untermauern, dass „im Dunkeln bleiben“ müsse, ob Geldüberweisungen der deutschen Regierung auf Konten der Bolschewiki durch Telegramme bewiesen sind.

Aufgrund meiner Erfahrung mit abgefeimten Geschichtsklitterern wie Robert Service und Ian Thatcher war mir klar, dass man sich das von McMeekin angeführte Werk von Lyandres genauer anschauen musste. Der Fußnote auf Seite 372 stank buchstäblich zum Himmel. Man konnte nicht davon ausgehen, dass McMeekin die Forschungsergebnisse von Lyandres richtig wiedergab.

Semion Lyandres ist Professor für Geschichte an der University of Notre Dame. Seine Fakultät fasst seine berufliche Laufbahn folgendermaßen zusammen:

Semion Lyandres während einer Vorlesung

Semion Lyandres ist der Gründer der internationalen Reihe Modern and Contemporary Russian History: Monographs and Documents und leitet deren Redaktion in Nordamerika. Außerdem gehört er zu den Gründern und Herausgebern des Journal of Modern Russian History and Historiography. Ausgewählte Publikationen von Lyandres sind: The Bolsheviks’ „German Gold“ Revisited: An Inquiry into the 1917 Accusations (1995); The Memoirs of Alexander Guchkov, President of the State Duma and a Minister of War in the Provisional Government (1993), mit A. V. Smolin; A Chronicle of the Civil War in Siberia and Exile in China: The Diaries of Petr Vasil’evich Vologodskii, 1918-1925 (2002), in 2 Bänden (mit Dietmar Wulff), und vor Kurzem: The Fall of Tsarism: Untold Stories of the February 1917 Revolution (Oxford University Press, 2013, überarbeitete Auflage 2014). Er war an Forschungsprojekten der German-American Academic Council Foundation, der John M. Olin Foundation, der NEH und der Earhart Foundation beteiligt; des Weiteren veröffentlichte er Artikel und Essays in The Slavic Review, Kritika, The Soviet and Post-Soviet Review, Russian History, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, Zmanim, The Journal of Modern Russian History and Historiography, und Otechestvennaia istoriia. [2]

Die an dieser Stelle relevante Arbeit, The Bolsheviks’ „German Gold“ Revisited, ist eine 132-seitige Monografie, die 1995 im Rahmen der Carl Beck Papers in Russian and East European Studies erschienen ist. Detaillierter als in jeder anderen Studie werden darin die Dokumente analysiert, die der Provisorischen Regierung als Grundlage für ihre Anklage gegen Lenin dienten. Lyandres übersetzte und untersuchte die 66 Telegramme, die von der französischen Regierung abgefangen und an die russische Regierung weitergeleitet worden waren, weil sie als Beweis für Geldtransfers zwischen der deutschen Regierung und den Bolschewiki dienen sollten.

In der Einführung zu seiner historischen Studie gibt Lyandres wesentliche Hintergrundinformationen:

Am Abend des 4. Juli 1917, auf dem Höhepunkt des Aufstands gegen die Regierung [die „Julitage“] gab der Justizminister der Provisorischen Regierung, Pawel Perewersew, eine Pressemitteilung heraus, in der den Führern der Bolschewiki Landesverrat vorgeworfen wurde. Am nächsten Tag erschien der dazugehörige Bericht. Darin hieß es, dass Lenin von der Deutschen Regierung nach Russland geschickt worden sei, um einen Separatfrieden mit Deutschland auszuhandeln und „das Vertrauen des russischen Volkes in die Provisorische Regierung zu untergraben“. Das Geld für diese Tätigkeit sei ihm von Berlin über Stockholm nach Petrograd geschickt worden. In Stockholm hätten der Bolschewik Jakub Fürstenberg (Hanecki) und der russisch-deutsche Sozialdemokrat Alexander Israel Helphand (Parvus) den Transfer abgewickelt. In Petrograd hätten der bolschewistische Rechtsanwalt Mieczyslaw Koslowski und Jewgenija M. Sumenson, eine Verwandte von Fürstenberg-Hanecki, das Geld entgegengenommen. Sumenson und Koslowski hätten eine Handelsfirma betrieben, die als Deckmantel für die Finanzgeschäfte mit Fürstenberg gedient und die deutschen Überweisungen als rechtmäßige geschäftliche Transaktion getarnt habe.

In besagtem Bericht wurden zwei Arten von Beweisen für die Vorwürfe angeführt. Die erste Anschuldigung – dass Lenin für die Deutschen gearbeitet habe – stützte sich auf die recht zweifelhafte Aussage eines Fähnrichs namens Dmitri S. Jermolenko, der behauptete, er habe dies als Kriegsgefangener von deutschen Geheimdienstlern erfahren. Der zweite Vorwurf – dass die Bolschewiki Geld von Deutschland erhalten hätten – war etwas besser belegt: durch abgefangene Telegramme, die zwischen den an den Geldtransaktionen Beteiligten in Petrograd und Stockholm ausgetauscht worden waren. Um den Vorwürfen nachzugehen, ernannte die Provisorische Regierung eine Sonderermittlungskommission unter dem Vorsitz des Prokurators der Petrograder Justizkammer, Nikolai S. Karinski. Diese Kommission zog in erster Linie die Telegramme als Beweismaterial heran und beschuldigte die Bolschewiki zwei Wochen später offiziell des Hochverrats.[3]

In seiner Einführung trifft Lyandres eine Reihe äußerst wichtiger Feststellungen über die Beweise, auf die McMeekin nun, 22 Jahre später, seine Anschuldigungen gegen Lenin stützt. Im Hinblick auf die ursprünglich von Nikitin angeführten Telegramme schreibt er:

Diesen Materialien ist allerdings angesichts ihres Ursprungs und ihrer unzulänglichen Auswertung mit Vorbehalt zu begegnen. Erstens gab sie Nikitin anhand von Notizen wieder, die er sich nahezu zwanzig Jahre zuvor gemacht hatte, als ihm der französische Geheimdienst die 29 Abschriften übergeben hatte. Zweitens hatten die Franzosen die Telegramme während der Übertragung abgefangen, sodass die Richtigkeit ihrer Wiedergabe nicht überprüft werden konnte. Drittens und letztens hatte Nikitin nicht genügend Zeit gehabt, die Dokumente mit der gebotenen Gründlichkeit zu untersuchen, denn er wurde kurz darauf von den Ermittlungen gegen die Bolschewiki abgezogen. Diese Umstände dürften erklären, weshalb in den 29 Telegrammen Nikitins keine Angaben über Nummern, Daten und Uhrzeiten zu finden sind. Darüber hinaus mussten die zahlreichen Fehler, Ungenauigkeiten und Schreibfehler bei den darin erwähnten Namen und Adressen diejenigen, die die Bedeutung der Telegramme zu erschließen versuchten, zwangsläufig in die Irre führen.[4]

Lyandres fährt fort:

Der bislang einzige Versuch, die 29 Telegramme zu interpretieren und zu systematisieren, wurde 1940 vom emigrierten Historiker Sergej P. Melgunow unternommen. Angesichts der oben erwähnten Mängel der Telegramme Nikitins und der äußerst eingeschränkten Quellen, die Melgunow damals zur Verfügung standen, war es dem Historiker nicht möglich, deren Inhalt angemessen aufzuklären. Hinsichtlich der Frage, ob die Telegramme deutsche Geldüberweisungen an die Bolschewiki belegten, gelangte er zu keinen expliziten Schlussfolgerungen und beschränkte sich auf die Feststellung, dass sie eine Art verschlüsselte Korrespondenz darstellten, mit der möglicherweise verdächtige Aktivitäten verschleiert werden sollten.[5]

Es ist unverkennbar, dass Lyandres Ausführungen der grundlegenden Aussage McMeekins widersprechen. Der Professor der University of Notre Dame weist darauf hin, dass Nikitins Version der Telegramme höchst zweifelhaft ist. Noch vernichtender für McMeekins Darstellung sind die nächsten Absätze, denn sie beweisen, dass er seine Quellen bewusst verfälscht. Lyandres schreibt:

Weder Nikitins Memoiren noch Melgunows Studie konnten die Kontroverse über die Bedeutung der Telegramme beilegen. Sie hinterließen vielmehr bei späteren Historikern den Eindruck, dass die Provisorische Regierung nur die von Nikitin wiedergegebene Fassung der Telegramme berücksichtigte. [6]

Mir ist klar, dass ich dem Leser eine Menge Konzentration abverlange. Doch bei der Forensik der Geschichtsfälschung kommt es auf die Details an. McMeekin dreht die Beweise mit Bedacht so hin, dass er seiner gezielten Falschdarstellung einen notdürftigen Anschein von Plausibilität verleihen kann. Man erinnere sich, dass McMeekin seine Behauptung, der Beweischarakter der Telegramme müsse „im Dunkeln bleiben“, mit einer Fußnote versieht, in der es heißt: „Zu dieser Schlussfolgerung gelangte Semion Lyandres in The Bolsheviks‘ „German Gold“ Revisited (1995)“.

Damit werden Lyandres Forschungsergebnisse bewusst verfälscht. Die Aussage, dass die Sache „im Dunkeln bleiben“ müsse, traf Lyandres eindeutig nicht in dem von McMeekin implizierten Sinne, wonach Lenins Abhängigkeit von „deutschem Gold“ erst mit der Veröffentlichung seiner New History 2017 geklärt worden sei. In Wirklichkeit wies Lyandres bereits 1995 eindeutig nach, dass die Darstellungen von Nikitin 1937 und Melgunow 1940 unzuverlässig und irreführend waren. Diese Schriften boten Historiker keine Grundlage, um die Anschuldigungen gegen die Bolschewiki zuverlässig zu bewerten. Die Hauptursache für die fortdauernde Unklarheit in Historikerkreisen bestand darin, dass sich Nikitin und Melgunow auf 29 Telegramme beschränkten, die zudem schlecht wiedergegeben, voller Fehler und unsachgemäß analysiert waren. Es handelte sich, so Lyandres, um unvollständige und irreführende Aufzeichnungen. In Wirklichkeit hatte sich die Provisorische Regierung bei ihren Vorwürfen, Lenin sei ein deutscher Agent, auf insgesamt 66 Telegramme berufen.

Die vollständige Sammlung dieser 66 Telegramme wurde Mitte der 1990er Jahre erstmals von Professor Lyandres historisch erforscht. Dabei ergab sich, dass sie die Anschuldigungen der Provisorischen Regierung nicht bestätigen, sondern die offizielle Anklage gegen die Bolschewiki komplett widerlegen. Lyandres schreibt:

In der vorliegenden Arbeit werden die 66 Telegramme einzeln und in ihrer Gesamtheit analysiert. Daraus ergibt sich, dass die Telegramme die Anschuldigungen vom Juli 1917 nicht stützen. In Wirklichkeit enthalten sie keine Beweise dafür, dass überhaupt Gelder von Stockholm nach Petrograd übermittelt wurden, geschweige denn Gelder, die in den Koffern der Bolschewiki landeten. Es stimmt zwar, dass es in der telegrafischen Korrespondenz um die Überweisung hoher Geldbeträge geht, die sich bisweilen auf bis zu 100.000 Rubel belaufen. Doch dabei handelt es sich um Zahlungen für Waren, die von der Firma Parvus-Fürstenberg aus Skandinavien nach Petrograd exportiert wurden. Die Waren wurden nach Petrograd geschickt, die Zahlungen flossen umgekehrt nach Stockholm aber niemals in die entgegengesetzte Richtung. Sumenson wickelte diese Finanztransaktionen zwar ab, jedoch als Zahlende und nicht, wie von der Provisorischen Regierung behauptet, als Empfängerin. Diese Schlussfolgerung wird durch in jüngster Zeit freigegebene Aufzeichnungen der Juli-Untersuchung bestätigt. Ungeachtet der hartnäckigen Suche nach Beweisen dafür, dass die Bolschewiki über das Parvus-Fürstenberg-Koslowski-Sumenson-Netzwerk Gelder aus Deutschland erhielten (die Provisorische Regierung unterzog nicht nur die Aufzeichnungen der Handelstätigkeiten Sumensons, sondern sämtliche Geldtransfers aus dem Ausland nach Russland zwischen Ende 1914 und Juli 1917 einer akribischen Auswertung) gelangte die Untersuchung zu dem Schluss, dass keine Hinweise auf eine „Deutschland-Connection“ vorlagen. [7]

Lyandres Analyse der Telegramme von 1995 ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Die Art der Transaktionen war nicht länger „im Dunkeln“. Das Geld war nicht von Stockholm nach Petrograd, sondern in die umgekehrte Richtung geflossen, als „Zahlung für Waren, die das Unternehmen Parvus-Fürstenberg aus Skandinavien nach Petrograd exportierte.Die Waren wurden nach Petrograd geschickt, die Zahlungen gingen umgekehrt nach Stockholm – aber niemals in die entgegengesetzte Richtung.“

Überdies gibt es, wie Lyandres feststellte, „auch keine Belege dafür, dass die telegrafische Korrespondenz zwischen Petrograd und Stockholm verschlüsselt war“. [8] Die Behauptung der Provisorischen Regierung, dass die Bolschewiki die unrechtmäßige Entgegennahme von Geldern aus Stockholm verschleiert hätten, brach damit in sich zusammen. Die wesentlichen Befunde Lyandres‘ werden von McMeekin schlicht ignoriert.

Maßgebliche Wissenschaftler bescheinigen Lyandres, mit seinem Werk einen Meilenstein in der Erforschung der Kontroverse über das „deutsche Gold“ errichtet zu haben. In seiner 2005 erschienenen Lenin-Biografie schreibt der Historiker Christopher Read: „Überzeugend widerlegt wurde der Mythos [vom deutschen Gold] in S. Lyandres The Bolshevik‘s „German Gold“ Revisited. [9]

In einer Rezension von Lyandres‘ Werk, die 1996 in der Zeitschrift Slavic Review erschien, erklärte Professor Rex Wade:

Lyandres hat die Dokumente in hervorragender Weise ausgewertet und für die Veröffentlichung aufbereitet. Sowohl die russischen Originale als auch die englischen Übersetzungen sind beigefügt und mit umfangreichen Hinweisen und Kommentaren versehen, die ihren Kontext und Inhalt verdeutlichen. Kein einfaches Unterfangen. Da es sich um Telegramme handelt, ist nicht nur ihre Form kryptisch, sondern die ursprünglich russischen Texte wurden zumeist in lateinische Schrift transkribiert und dann ins Russische rückübersetzt, sodass die Namen verfälscht wurden. Auch die unterschiedliche Datierung nach dem russischen und dem westlichen Kalender (die damals 13 Tage auseinanderlagen) brachte Unstimmigkeiten mit sich. Lyandres hat diese und andere Probleme mit äußerster Sorgfalt bearbeitet. Überdies bietet er eine meisterhafte Zusammenfassung der Geschichte der Kontroverse, der Ursprünge der Telegramme und ihrer Herausgabe 1917 sowie ein schlüssiges Fazit zu deren Inhalt und Bedeutung...

Lyandres übt sich in kluger Beschränkung auf das, was die Dokumente belegen: 1917 floss kein Geld aus Deutschland über die vermeintliche Helphand-Route. Dies ist ein bedeutender Beitrag zu unserem Wissen über die Russische Revolution. Es wird das Verständnis aller seriösen Historiker prägen und dürfte auch das breitere Publikum erreichen, das bislang leichtfertig von einem erwiesenen Zusammenhang zwischen „deutschem Gold“ und den Erfolgen der Bolschewiki 1917 ausging. [10]

Professor Wade spricht hier wohlgemerkt von „seriösen Historikern“. Sean McMeekin gehört nicht in diese Kategorie. Er ist überhaupt kein Historiker. Er hat keinen Respekt vor den Tatsachen. Ganz im Stile eines skrupellosen Anklägers in einem Schauprozess fälscht er Zitate, ignoriert entlastendes Beweismaterial und verdreht die Aufzeichnungen. Er weiß genau, dass Lyandres in seiner Studie die Anklage der Provisorischen Regierung gegen Lenin als Lüge entlarvt hat. Da er sich über dieses bekannte und einflussreiche Werk nicht einfach hinwegsetzen kann, versucht er durch eine zweideutige Wortwahl den Eindruck zu erwecken, dass Lyandres‘ Schlussfolgerungen von 1995 seinen eigenen Anschuldigungen gegen Lenin und die Bolschewiki nicht widersprechen.

Noch ein letzter Punkt: Auf Nachfrage der World Socialist Web Site erklärte Professor Lyandres, dass ihm zwischenzeitlich keine neuen Fakten bekannt geworden seien, die ihn zu anderen Schlussfolgerungen als 1995 veranlassen würden.

Sean McMeeking ist als Geschichtsfälscher entlarvt.

* * *

[1] Sean McMeekin, The Russian Revolution: A New History, New York: Basic Books, 2017, S. 133.

[2] Online zugänglich unter https://history.nd.edu/faculty/directory/semion-lyandres/

[3] Lyandres, S. 1.

[4] Ebd., S. 4

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Ebd., S. 94-95, Hervorhebung im Original.

[8] Ebd., S. 95.

[9]Christopher Read, Lenin, London and New York: Routledge, 2005, S. 295.

[10] Rex A. Wade, Review of The Bolsheviks’ “German Gold” Revisited: An Inquiry into the 1917 Accusations von Semion Lyandres, in: Slavic Review, Vol. 55, No. 2 (Sommer 1996), S. 486-487.

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