Google verschärft Zensur linker Websites

Google treibt die Zensur linker, progressiver und pazifistischer Websites weiter voran. Der Traffic auf dreizehn führendende Nachrichtensites hat sich durch die Manipulation der Suchalgorithmen seit April um 55 Prozent verringert.

Am 2. August hatte die World Socialist Web Site bereits berichtet, dass sich der Traffic dieser Websites nach einer Änderung von Googles Algorithmus laut dem Suchanalysedienst SEMRush um 45 Prozent verringerte.

In den vergangenen sechs Wochen ist der Such-Traffic bei all diesen Websites noch weiter eingebrochen, insgesamt sank er dadurch um weitere neun Prozentpunkte.

Die World Socialist Web Site, deren Such-Traffic zwischen April und Juli um 67 Prozent gesunken ist, verzeichnet mittlerweile einen Rückgang um 74 Prozent.

Nach anderen Maßstäben ist die Stellung der WSWS bei den Suchergebnissen noch deutlicher eingebrochen. Am 16. September, dem jüngsten verfügbaren Datum, erschienen WSWS-Artikel 68.000 Mal in den Suchergebnissen, im April waren es noch 450.000 Das entspricht einem Rückgang um etwa 85 Prozent.

Durch Googles Zensur ist der globale Rang der WSWS laut der Amazon-Traffic-Rankingsoftware Alexa von Platz 31.000 auf Platz 41.000 gesunken.

Auch die folgenden Seiten sind von der Zensur betroffen:

Alternet, eine der 3.000 meistbesuchten Sites in den USA, verzeichnete zwischen April und September einen Rückgang des Such-Traffics über Google um 71 Prozent, bis Juli waren es 63 Prozent.

Democracy Now, eine der 5.000 meistbesuchten Sites in den USA, verzeichnete einen Rückgang des Such-Traffics von April bis September um 50 Prozent, bzw. 36 Prozent bis Juli.

Common Dreams, eine der 8.000 meistbesuchten Sites, verzeichnete einen Rückgang des Google-Traffic um 50 Prozent zwischen April und September, bzw. 37 Prozent bis Juli.

Global Research, eine der 14.000 meistbesuchten Sites, verzeichnete einen leichten Rückgang des Traffic von Juli bis September, davor war er jedoch zwischen April und Juli um 62 Prozent zurückgegangen.

Truth-out.org, eine der 12.000 meistbesuchten Seiten, verzeichnete einen Rückgang von 49 Prozent, bis Juli betrug er 25 Prozent.

Mehrere Nachrichtenseiten, u.a. Consortium News, Global Research, Counterpunch, Truthdig, Russia Today und Truepublica, berichteten über die Informationen, die von der WSWS enthüllt wurden.

Der Journalist und Pulitzerpreis-Gewinner Chris Hedges schreibt in einem Artikel auf Truthdig über die Zensur der WSWS und anderer linker Websites: „Die herrschenden Eliten wissen, dass die Ideologie des globalen Unternehmenskapitalismus und der imperialen Expansion keine moralische oder intellektuelle Glaubwürdigkeit mehr genießt. Deshalb haben sie eine Kampagne mit dem Ziel begonnen, die Plattformen ihrer Kritiker zu unterdrücken...“

„Es ist ein Krieg der Ideen. Der kapitalistische Staat kann sich in diesem Wettbewerb nicht mit ehrlichen Mitteln durchsetzen. Er tut, was alle despotischen Regimes tun: Er regiert durch umfassende Überwachung, Lügen, schwarze Listen, fingierte Vorwürfe des Verrats, grobe Zensur und schließlich mit Gewalt.“

Trotz der breiten Unterstützung für die Forderungen der WSWS nach einem Ende von Googles Internetzensur hat sich das Unternehmen geweigert, auf die Petition der WSWS gegen ihre Zensur zu reagieren oder der wiederholten Aufforderung zur Stellungnahme nachzugeben.

Auch wenn Googles Zensur den Traffic der WSWS deutlich reduziert hat, wurde dies teilweise dadurch ausgeglichen, dass Leser die Artikel durch E-Mails und soziale Netzwerke teilen. Ein weit verbreiteter Artikel vom 9. September mit dem Titel „Why aren’t trains evacuating people from the path of Hurricane Irma?“ [Warum werden die Menschen im Bereich von Hurrikan Irma nicht mit Zügen evakuiert?] wurde über 90.000-mal gelesen.

Nur 300 Leser kamen über Google auf den Artikel, dafür allerdings zehntausende über Links von anderen Websites und aus sozialen Netzwerken.

Im April kündigte Googles Chefingenieur Ben Gomes in einem Blogpost an, der Suchmaschinenriese werde Änderungen in seinem Suchalgorithmus durchführen, um „autoritativen Inhalten“ größere Priorität zu verleihen. Gleichzeitig gab Google Richtlinien für menschliche Bewerter der Suchen heraus, laut denen „autoritative“ Inhalte noch vor „alternativen Ansichten“ auftauchen sollten.

Am 25. August veröffentlichte der Chefredakteur der World Socialist Web Site, David North, einen offenen Brief an Google, in dem er das Unternehmen aufforderte, seine Internetzensur einzustellen und die WSWS von der politischen schwarzen Liste zu nehmen.

Eine Onlinepetition, die ein Ende der Google-Zensur forderte, wurde von 3.800 Menschen aus zig Ländern unterzeichnet.

Google hat jedoch nicht auf Norths Brief reagiert.

In den letzten Wochen haben sich die Forderungen nach einer Zensur des Internets drastisch verschärft. Die Kampagne für Internetzensur hat ein internationales Ausmaß angenommen und wird von den höchsten Regierungsebenen unterstützt, als Rechtfertigung dient meist der „Kampf gegen den Terrorismus“. In der ABC-Sendung This Week sprachen sich am Sonntag die ersten drei Interviewten - die britische Premierministerin Theresa May, der amerikanische Nationale Sicherheitsberater General H.R. McMaster und der ranghöchste Demokrat im Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses Adam Schiff - für eine strengere Kontrolle des Internets aus.

Präsident Donald Trump twitterte letzte Woche als Reaktion auf den Terroranschlag in London, man müsse „das Internet abschalten“.

Hillary Clinton machte in ihrem vor kurzem veröffentlichten Buch What Happened? erneut „Fake News“ für ihre Niederlage verantwortlich. Sie zeigt sich erfreut, dass „Unternehmen wie Facebook, Twitter und Google bereits mit Maßnahmen begonnen haben, gegen die Flut von Falschinformationen zu kämpfen“, die angeblich für das Wahlergebnis verantwortlich ist. Dazu gehören „Korrekturen der Algorithmen, die Deaktivierung von Botnetzwerken und Partnerschaften mit Faktencheckern.“

Googles Vorgehen gegen die World Socialist Web Site und andere linke und progressive Seiten machen deutlich, gegen wen sich die Internetzensur wirklich richtet: Nachrichtenportale und politische Organisationen, die sich gegen Krieg, soziale Ungleichheit und die Herrschaft der Finanzoligarchie über die Gesellschaft aussprechen.

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