US-Admiral: „Ich muss mir das Unvorstellbare vorstellen“ – den totalen Krieg gegen Nordkorea

Admiral Harry Harris‘ Äußerungen vom 17. Oktober unterstreichen, wie weit die amerikanischen Vorbereitungen auf einen Krieg gegen Nordkorea schon fortgeschritten sind. Der Befehlshaber des Pazifikkommandos (PACOM) zeigte sich bei einer Rede in Singapur unbeeindruckt von den Warnungen, dass ein neuer Koreakrieg das Leben von Millionen Menschen kosten würde.

Harris erklärte seinen Zuhörern am Internationalen Institut für Strategische Studien: „Viele Menschen haben über militärische Optionen bezüglich Nordkorea nachgedacht, die sie für unvorstellbar halten: Aber Leute, ich muss mir das Unvorstellbare vorstellen.“ Aus dem Mund von Harris, der den militärischen Angriff der USA auf Nordkorea an vorderster Front vorbereitet, kann man diese Bemerkung nur als neue Drohung gegen Pjöngjang verstehen.

Kurz vor Harris Rede hatte schon US-Verteidigungsminister James Mattis am 9. Oktober betont, dass die US-Armee auf einen Krieg mit Nordkorea vorbereitet sein müsse. Sie müsse „sicherstellen, dass wir militärisch für alle Optionen bereit sind, die unser Präsident notfalls anordnet“. Davor hatte Präsident Trump von seiner obersten Militär- und Geheimdienstführung verlangt, dass sie alle militärischen Optionen „sehr viel schneller“ zur Verfügung stellen.

Die US-Kriegsmarine führt derzeit zusammen mit südkoreanischen Schiffen in den Gewässern vor der koreanischen Halbinsel groß angelegte Manöver durch. Daran nehmen 40 Kriegsschiffe teil, darunter die USS Ronald Reagan, ein atomgetriebener Flugzeugträger und eine Gruppe von Zerstörern und einem Kreuzer. Zwei atomgetriebene U-Boote (die USS Michigan und die USS Tucson) haben kürzlich in Südkorea angelegt und halten sich in der Gegend auf.

Die Seemanöver sind nur die letzten in einer ganzen Reihe von gemeinsamen militärischen Übungen und Provokationen, die die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel extrem gesteigert haben. Als weiteres Indiz für die Kriegsvorbereitungen wird das US-Militär nächste Woche die Massenevakuierung von amerikanischen Zivilisten für den Fall eines Konflikts üben. Die Übung wird zwar als „Routine“ beschrieben, sie kommt aber in einer Situation, da Trump und seine hochrangigen Vertreter erklären, bis zur „militärischen Option“ bleibe nur noch wenig Zeit.

In seiner Rede vom 17. Oktober erklärte Admiral Harris: „Atomsprengköpfe und ballistische Raketen in den Händen eines unberechenbaren Führers wie Kim Jong-un sind das Rezept für eine Katastrophe.“

In Wirklichkeit trifft diese Beschreibung eher auf Trump zu, der über das größte und modernste Atomwaffenarsenal der Welt gebietet und Nordkorea die „völlige Vernichtung“ angedroht hat.

Die Regierung in Pjöngjang hat allen Grund zu glauben, dass das Land unmittelbar vor einem militärischen Angriff der USA und seiner Verbündeten steht, und sich entsprechend vorzubereiten. Am Montag warnte der stellvertretende nordkoreanische Botschafter bei der UNO, Kim In Ryong, ein Atomkrieg könnte „jederzeit ausbrechen“, und forderte die Verbündeten der USA auf, daran nicht teilzunehmen, wenn sie Vergeltungsmaßnahmen vermeiden wollten.

Kim erklärte einem Abrüstungsausschuss der UNO, sein Land sei der einzige Staat, der von einer „derart extremen und direkten nuklearen Bedrohung“ der USA betroffen sei, und es werde sein Atomarsenal nicht auf den Verhandlungstisch legen, solange diese Drohung nicht beseitigt sei. Er beschuldigte die US-Regierung außerdem, eine „Geheimoperation“ zu organisieren, „die zum Ziel hat, unsere oberste Führung zu beseitigen“.

Die letzte Äußerung bezieht sich auf die „Enthauptungs-Teams“, die von den USA und Südkorea unter dem OPLAN 5015 zur Ermordung der obersten nordkoreanischen Führer gebildet worden sind. Wie südkoreanische Medien berichten, befindet sich eine derartige Einheit an Bord der USS Michigan, die an den gemeinsamen Militärmanövern beteiligt ist.

Admiral Harris erhöhte auch den Druck auf Russland und China, drastischere Sanktionen gegen Nordkorea zu verhängen, um das Land zu zwingen, sich den Forderungen der USA zu beugen und sein Atom- und Raketenprogramm aufzugeben. Peking und Moskau haben in der letzten UNO-Resolution bereits harten Sanktionen zugestimmt. Sie verbieten wichtige nordkoreanische Exporte, darunter Kohle, Eisen und andere Mineralien, und schränken den Verkauf von Mineralölprodukten an Pjöngjang ein.

Die jüngsten chinesischen Handelsbilanzzahlen vom 13. Oktober zeigen für September einen Rückgang der Importe aus Nordkorea. Das ist der siebte monatliche Rückgang in Folge. Die chinesischen Exporte nach Nordkorea sind um 6,7 Prozent zurückgegangen. Am Montag bestätigte Russland, dass es nordkoreanische Zink-, Kupfer- und Nickel-Importe untersagt, die wissenschaftliche sowie technische Zusammenarbeit ausgesetzt und den Export von Hubschraubern sowie Schiffen verboten hat.

Dennoch erklärte Harris, die Welt und die Region erwarteten mehr von China. Nordkoreas Abhängigkeit vom Handel mit China bedeute, dass „Peking deutlich größeren Einfluss auf Pjöngjang hat als sonst irgendjemand, wodurch China zum Schlüssel für einen friedlichen Ausgang auf der koreanischen Halbinsel wird“. Harris sagte, es bleibe abzuwarten, ob Russland hilfreich sein werde oder das Gegenteil.

Außerdem zeigt Trumps Zurückweisung des Atomvertrags mit dem Iran von 2015, dass Washington nicht die Absicht hat, mit Nordkorea aufrichtig zu verhandeln. Das einzige „friedliche Ergebnis“, das Trump ernsthaft ins Auge fasst, ist Pjöngjangs völlige Kapitulation vor einer nicht enden wollenden Reihe amerikanischer Forderungen, die darauf abzielen, das Regime zu schwächen und zu beseitigen.

Harris’ Äußerungen machen erneut deutlich, dass die amerikanische Konfrontation mit Nordkorea nur eine Komponente einer umfassenderen Strategie ist, die sich gegen China, Russland und jede Macht richtet, die die globale Herrschaft des amerikanischen Imperialismus bedroht.

Harris forderte erneut, China solle sein „provokatives Vorgehen“ im Südchinesischen und Ostchinesischen Meer beenden. In Wirklichkeit sind es die USA, die die Spannungen in diesen umstrittenen Gewässern extrem erhöht haben. Harris stand an der Spitze derjenigen, die auf einen Konfrontationskurs in der Frage der „Freiheit der Seefahrt“ gedrungen haben, wozu die Entsendung von US-Kriegsschiffen gehörte, um chinesische Gebietsansprüche anzufechten.

Durch die bewusste Verschärfung der Konfrontation mit Nordkorea hat die Trump-Regierung eine extrem gefährliche Situation geschaffen, in der ein einziger Fehler oder eine Fehleinschätzung einen katastrophalen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel auslösen und sehr schnell Großmächte wie China und Russland einbeziehen könnte.

Loading