Vortragsreihe von David North

Über 100 Besucher zum Jahrestag der Vierten Internationale am MIT

Mehr als 100 Studierende und Arbeiter kamen am 7. November am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge zu einem Vortrag zum 80-jährigen Bestehen der Vierten Internationale. Das MIT-Forum hatte David North, nationaler Sekretär der Socialist Equality Party (USA) und Leiter der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site (WSWS), dazu eingeladen, über das Thema „Klassenkampf, Sozialismus & Revolution im 21. Jahrhundert“ zu referieren.

Die Veranstaltung war Teil einer Vortragsreihe in einem Dutzend Städte der USA. Sie folgte einer Reihe von Vorträgen rund um die Welt, die das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI), zum 80 Jahrestag der Gründung der Vierten Internationale durch Leo Trotzki 1938 organisiert hatte.

North sprach über die Lehren aus dem 20. Jahrhundert, den Angriff auf den Marxismus und den Kampf für den Sozialismus heute. Insbesondere arbeitete er den Gegensatz zwischen Rationalismus und Irrationalismus heraus und betonte, dass sich eine sozialistische Bewegung auf die Verteidigung der objektiven Wahrheit begründen muss. Am MIT, einem weltweit renommierten Zentrum wissenschaftlicher Ausbildung und Forschung, sind diese Fragen besonders relevant.

North betonte, dass der postmoderne Ansatz, der die gesamte Welt der Gelehrten ergriffen hat, darauf abzielt, jedwede rationale und wissenschaftliche Herangehensweise zu untergraben.

Er hob die Lehren aus der Geschichte hervor – insbesondere, dass der Kampf gegen den Faschismus eine revolutionäre Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus erfordert – und betonte, dass die wesentliche Spaltung, die sich durch die heutige Gesellschaft zieht, die Spaltung in Arbeiter- und Kapitalistenklasse ist.

„Wie ihr wisst, gibt es in der Wissenschaft keine einfachen Antworten“, sagte North, „ und es ist sehr schwer, einfache Grundwahrheiten herauszufinden. Auch in der Politik gibt es keine einfachen Antworten. Die Erfahrungen der 1930er Jahre sind erneut brandaktuell. In den Dreißigern stellte Trotzki fest, dass die Volksfront und der Faschismus die letzten politischen Mittel des Imperialismus im Kampf gegen die proletarische Revolution darstellen.“

North forderte die Studierenden auf, sich dem Sozialismus anzuschließen: „Wenn ihr die wichtige Entscheidung trefft, euch der revolutionären Politik zu widmen, müsst ihr lesen und studieren, euch mit der gesamten Geschichte der marxistischen Bewegung vertraut machen, mit der größten und tiefgreifendsten Bewegung, die es je gegeben hat. Massen von Menschen suchen den Weg zum Sozialismus, aber sie müssen verstehen, worin er besteht.“

In der Diskussion im Anschluss an den Vortrag wurden aus dem Publikum wichtige Fragen aufgeworfen. Sie drehten sich um die Einschätzung der Gewerkschaften, die Geschichte der chinesischen Revolution und die heutige Lage in China. Dutzende Studierende blieben nach dem Vortrag zu informellen Gesprächen und hinterließen ihre Kontaktdaten, um sich am Aufbau einer Gruppe der International Youth and Students for Social Equality am MIT zu beteiligen.

Brett, Mitte zwanzig, belegt im Hauptfach Musik und Audio Engineering. Er liest die World Socialist Web Site bereits seit einigen Jahren. Er fand die Kritik von David North an der Postmoderne besonders wichtig.

„In meiner politischen Entwicklung gab es mehrere Stationen, die sich jeweils durch Erfahrung und weitere Erkenntnisse wieder erledigten. Die erste Station war der Liberalismus. Während der High School nahm ich an Demonstrationen gegen den Irakkrieg teil, aber ich war jung und verstand nicht genau, worum es ging. Ich wusste nur, dass ich gegen Krieg war, gegen den Patriot Act, gegen die Militarisierung der Polizei.

Ich sah die Auswirkungen dieser Entwicklung in meiner Heimatstadt in New Hampshire, wo die Polizei immer schwerer bewaffnet wurde, obwohl das Schlimmste, was dort je passierte, ein Verkehrsunfall war. Aber die Proteste verliefen sich, auch ich klinkte mich aus, bis Sanders mit seiner Kampagne anfing.

Als ich merkte, wie die Demokratische Partei mit seiner Kampagne umging, und er dann doch Clinton gegenüber Zugeständnisse machte, wurde mir klar, was die Demokratische Partei eigentlich ist, und alles, was ich über Politik zu wissen glaubte, änderte sich.

Ich begann kritische Autoren wie Chris Hedges zu lesen, was mich zu Marx, Engels, Trotzki und anderen brachte, und nachfolgend zur World Socialist Web Site. Aber ich war immer noch von der Postmoderne beeinflusst. Das war das nächste politische Konzept, das in Trümmer fallen würde.“

„Ich denke, dass ich nach der heutigen Veranstaltung die kritische Haltung der WSWS zur Postmoderne genauer verstehe. Ich stimme voll mit dem überein, was heute hier gesagt wurde, und ich bin gespannt darauf, mich zu engagieren.

Ein weiterer sehr bedeutender Aspekt war in meinen Augen die Darstellung des Internationalismus. Welche Ursprünge z.B. die Idee des Sozialismus in einem Land hat, lernt man nicht in der Schule. Die Beiträge zur Russischen Revolution sind für mich auf der WSWS besonders lesenswert.“

Nick, ein junger Arbeiter aus dem Umland, sagte: „Diese Art von Informationen wird hier auf jeden Fall gebraucht. Wie North herausgestellt hat, gibt es in der offiziellen Linken einen echten Trend hin zum Irrationalen und zur Identitätspolitik. Wir brauchen dringend eine marxistische Analyse und Aufklärung über die Gefahren dieser Theorien.

In meiner Generation wissen die Leute, dass da etwas falsch läuft. Aber hier wurde eine Lösung aufgezeigt, diese ganzen bescheuerten Philosophien zu bekämpfen. Im Vortrag wurde ganz klar und verständlich eine schlüssige Geschichte des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Zahlreiche Erfahrungen des 20. Jahrhunderts sind doch zuvor durch die Postmoderne vernebelt worden.

Dieser Vortrag hat damit aufgeräumt. Die gefährliche Theorie der Pseudolinken liefert uns keine historischen Zusammenhänge, kann die gegenwärtigen Auseinandersetzungen nicht erklären. Und wenn wir sie nicht verstehen können, können wir auch keinen Kampf führen.“

Dylan, ein MIT-Student im Bereich künstlicher Intelligenz, sagte: „Ich bin gekommen, weil es ein zunehmendes Interesse am Sozialismus gibt, und ich wollte mehr von den Leuten hören, die sich auskennen. Mir gefällt David Norths Betonung der Geschichte und seine Konzeption, dass die Gesellschaft und ihre Widersprüche nach rationalen und empirischen Kriterien beurteilt werden müssen und nicht einfach nach jedermanns Geschmack.

Rassismus und die Unterdrückung der Frau, das sind echte Probleme, aber die Identität einer Rasse oder eines Geschlechts werden zur Waffe umfunktioniert. North hat gesagt, dass die Klasse das bedeutsamste Kriterium ist. Ich habe kürzlich eine Karikatur gesehen: Ein Republikaner sagt, dass 10 Personen das Vermögen der gesamten Gesellschaft kontrollieren sollten. Der Demokrat antwortete: ‚Ja, aber fünf davon müssen Frauen sein.“

Enrico, ein MIT-Student aus Italien sagte: „Der Vortrag war sehr interessant, und David North hat das sehr gut gemacht, indem er die historische Sicht mit der heutigen politischen Situation – von Trump bis hin zur sogenannten Linken – verbunden hat.“

„In Italien wurde die Arbeiterklasse von den Nachfolgern der stalinistischen Kommunistischen Partei betrogen. Sie haben den Sozialstaat abgebaut, schreckliche Arbeitsmarktreformen durchgeführt und die USA in Kriegen unterstützt. Die sogenannte Linke hat getan, was die Rechte nicht konnte. The Rechte versuchte es und versagte angesichts starker Widerstände. Dann hat eben die ‚Linke‘ den Job gemacht.

Die USA hat 60 Wasserstoffbomben in Italien. Wie kann man das akzeptieren?

Ich bin sehr an der Geschichte des Trotzkismus interessiert. In der sogenannten Linken in Europa breitet sich Nationalismus aus, und es entstehen ‚rot-braune‘ Koalitionen. Die EU unterdrückt die Arbeiter auf dem ganzen Kontinent, aber Nationalismus ist keine Antwort. Die Antwort liegt in der Vereinigung der Arbeiterklasse über die nationalen Grenzen hinweg in einer wirklich sozialistischen Bewegung.“

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