Erfolgreiche Buchvorstellung von „Warum sind sie wieder da?“ in der Heinrich-Böll-Bibliothek

Am Donnerstag stellte der stellvertretende Vorsitzende der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP), Christoph Vandreier, sein Buch „Warum sind sie wieder da?“ in der Heinrich-Böll-Bibliothek in Berlin-Prenzlauerberg vor. Das Buch ist im Mehring Verlag erschienen und kann hier bestellt werden. Das Vorwort kann hier abgerufen werden.

Buchvorstellung in der Heinrich-Böll-Bibliothek

Knapp 50 Teilnehmer aus Pankow, Weißensee und der Umgebung lauschten gebannt den Ausführungen des Autors. Vandreier war erst vor wenigen Wochen von einer Vortragsreise in den USA zurückgekehrt, wo Studierende und Arbeiter mit großem Interesse auf die sozialistische Perspektive gegen Krieg und Faschismus reagiert hatten, die in dem Buch ausgeführt wird.

„Die Wiederkehr von Faschismus, von autoritärer Herrschaft, von Diktatur und Krieg ist ein internationales Phänomen“, betonte Vandreier gleich zu Beginn. „Wir erleben gegenwärtig den Rechtsruck des gesamten politischen Establishments. Dieser Rechtsruck kommt nicht von unten, sondern von oben.“ Die Entwicklung in Europa zeige, dass sich nicht Rechtsextremisten und Demokraten gegenüber stünden, sondern alle Teile der herrschenden Klasse eine reaktionäre Politik verträten.

„In Frankreich verherrlicht Präsident Emmanuel Macron den Nazi-Kollaborateur Philippe Pétain und setzt die Armee gegen demonstrierende Gelbwesten ein. In Deutschland errichtet die Große Koalition ein umfassendes System aus Abschiebegefängnissen und lässt Menschen, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, brutal inhaftieren und drangsalieren, bevor sie in Kriegsgebiete abgeschoben werden.“

Christoph Vandreier

Vandreier schilderte dann, gestützt auf ausführliche Zitate aus dem Buch, welche maßgebliche Rolle die Universitäten bei dieser Entwicklung gespielt hatten. Dabei ging er vor allem auf die militaristischen Positionen des Humboldt-Professors Herfried Münkler und die rechtsradikalen Tiraden seines Kollegen Jörg Baberowski ein, der 2014 im Spiegel behauptet hatte, dass Hitler nicht grausam gewesen sei.

„Noch bedeutsamer als diese Positionen, waren die Reaktionen an der Universität und in den Medien“, erklärte Vandreier. „Niemand widersprach den Versuchen, die Nazi-Verbrechen zu relativieren und rechtsradikale Standpunkte salonfähig zu machen. Stattdessen wurden IYSSE und SGP angefeindet, weil sie dies kritisiert hatten.“ Vandreier ging ausführlich darauf ein, wie auf diese Weise von Medien, Akademikern und Politikern der Aufstieg der AfD und anderer rechtsextremer Kräfte politisch und ideologisch vorbereitet wurde.

Die Lesung war ein voller Erfolg und mündete in einer lebhaften Debatte, die zugleich die tiefe Besorgnis der Anwesenden zum Ausdruck brachte. Eine ältere Teilnehmerin zeigte sich entsetzt darüber, dass über Jahre hinweg kein einziger Professor der unerhörten Geschichtsfälschung an der Humboldt-Universität entgegengetreten war und warf die Frage auf, was dies über den Zustand der Geschichtswissenschaften aussage.

Ein Student fragte, ob neben Münkler und Baberowski an anderen Universitäten Deutschlands weitere Professoren mit ähnlichen antidemokratischen Standpunkten bekannt wären. Er war schockiert, als er erfuhr, dass solche und ähnliche Standpunkte an zahlreichen Universitäten formuliert und ermutigt werden.

Ein Teilnehmer fragte, ob „Grausamkeit“ eine geeignete Kategorie sei, um die Psyche Hitlers und das Entstehen des Faschismus angemessen einordnen zu können. Darauf erwiderte eine anwesende Sozialarbeiterin: „Ich arbeite in meinem Beruf aufs Engste mit Angehörigen der Sinti zusammen und kann mir sehr lebhaft vorstellen, wie entsetzt viele der Älteren unter ihnen wären, wenn jemand ihnen weismachen wollte, dass Hitler nicht grausam gewesen sei.“

Mehrere Teilnehmer sprachen sich vehement gegen die Verharmlosung der Naziverbrechen durch Professor Jörg Baberowski aus und erinnerten in starken Worten an die Schrecken des Weltkriegs und die Vernichtungsmaschinerie des Holocaust. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kriegsgefahr im Iran, in Syrien und Venezuela gewannen diese Stellungnahmen noch zusätzlich an Dringlichkeit.

Von der Buchvorstellung ging eine starke politische Botschaft aus. „Wir sagen, dass die klassischen marxistischen Konzeptionen wieder brennende Aktualität gewinnen“, erläuterte Vandreier.

„In der Logistik, in der Automobilindustrie, in der Pflege und im digitalen Dienstleistungsbereich beginnen Menschen, sich zu wehren. Sie sind objektiv über Landesgrenzen miteinander verbunden. Gleichzeitig sind sie konfrontiert mit mächtigen internationalen Konzernen und einer äußerst feindlichen Regierung. Der Klassenkampf kehrt zurück. Die herrschende Klasse bereitet sich darauf vor, indem sie an ihre verbrecherischen Traditionen von Krieg und Diktatur anknüpft. Wir, die Arbeiterklasse, müssen uns ebenfalls vorbereiten und an unsere revolutionären Traditionen anknüpfen.“

Katharina Kaden, die die Lesung für die Heinrich-Böll-Bibliothek organisiert hatte, bedankte sich bei Vandreier für „den interessanten und aufrüttelnden Abend“ und brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die anschließende Diskussion die Anwesenden ermutigt habe, „sich noch intensiver zu befassen mit diesem wichtigen Thema!“ Eine andere Teilnehmerin schrieb später auf Facebook: „Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte ich etwas wichtiges verpasst… es war toll.“

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