John Pilger warnt: „Heute geht es gegen Julian Assange, morgen vielleicht gegen Sie“

Der investigative Journalist, Fernsehreporter und Filmemacher John Pilger erklärte vor dem Amtsgericht von Westminster gegenüber den Medien: „Das Verbrechen von Julian Assange besteht darin, guten Journalismus gemacht zu haben. Jeder Journalist, der sein Handwerk gewissenhaft und wahrheitsgemäß erledigt, über die Macht recherchiert, die sich über die Menschen erhebt – egal ob es sich dabei um die Regierung oder ihre Interessengruppen handelt, sollte deswegen zutiefst beunruhigt sein. Denn heute geht es gegen Julian Assange, und morgen vielleicht gegen Sie.“

John Pilger spricht vor dem Gerichtsgebäude zur Presse

Und weiter: „Ich bin hier, um meine Unterstützung für einen ausgezeichneten Journalistenkollegen und einen Menschen zu zeigen, dessen einziges Verbrechen der freie Journalismus ist. Als langjähriger Journalist und außerdem als Freund von Julian Assange bin ich hier, um ihn zu unterstützen. Ich glaube, in der Öffentlichkeit gibt es sehr große Unterstützung, man sollte diese Unterstützung nie nach den Medien bewerten. Das ist eine völlig falsche Realität, ein falscher Eindruck.

Soweit ich weiß, herrscht in der Bevölkerung in diesem Land, in den USA und mit Sicherheit in seinem Heimatland Australien enorme Unterstützung für Julian Assange. Die Leute verstehen, dass an ihm ein Exempel statuiert werden soll, dass er Ziel eines konzertierten Angriffs auf die Gedankenfreiheit, Meinungsfreiheit und sicherlich auf den freien Journalismus ist.

Er konnte heute nicht erscheinen, weil es ihm nicht gut geht, er ist in der Krankenstation des Gefängnisses. Als ich ihn vor ein paar Wochen gesehen habe, ging es ihm bereits nicht gut. Aber damals lebte er in der Botschaft, in einem engen Raum, seit sieben Jahren ohne Sonnenlicht. Er braucht eine ganze Menge Diagnostik und Rehabilitation. Er hat außergewöhnliche körperliche und geistige Belastungen durchgemacht, und jetzt muss er das auch noch durchstehen.

Es ist so beschämend, dass wir heute hier sein müssen, um uns mit der Auslieferung eines Journalisten zu befassen, der seine Quellen schützen wollte. Auch Assanges Auslieferung an Schweden ist eine durch und durch fingierte Sache, über die viel geheim gehalten wird. Das ist das Beschämende. Aber ich glaube, viele Menschen verstehen das.“

Auf die Frage, ob er eine Botschaft für die Leser der World Socialist Web Site habe, antwortete Pilger: „Eure Website hat einige der besten Berichte und Analysen [über Assanges Fall] abgeliefert.

Das ist einer der schwerwiegendsten Angriffe in einer Gesellschaft, die sich für frei hält. George Orwell sagt, man kann den Totalitarismus auch in einer freien Gesellschaft haben; sie muss nicht totalitär sein. Und das sehen wir an dem Martyrium, das Julian Assange durchmachen muss. Das war totalitär. Wer an die Freiheit glaubt – egal, wo er politisch steht – wenn er an die wirkliche Freiheit glaubt, sollte er Julian Assange unterstützen.“

Pilger informierte über weitere Details zu Assanges umfassenden gesundheitlichen Problemen: „Als ich ihn sah, ging es ihm schlecht. Er hatte Schwierigkeiten, sein Essen im Magen zu behalten. Aber er war gleichzeitig außergewöhnlich belastbar. Wir haben mehrere Stunden miteinander gesprochen. Ich denke, jetzt hat sich sein Zustand verschlimmert.

Er konnte heute nicht erscheinen, weil er sich in der Krankenstation des Gefängnisses befindet. Das ist auch nicht verwunderlich. Er hat sieben Jahre in einem engen Raum ohne Sonnenlicht verbracht. Er hat seit vielen Jahren einen schrecklichen Husten. Er konnte die medizinische Behandlung nicht bekommen, die viele von uns für selbstverständlich halten, keine Röntgenaufnahmen oder sonstiges machen lassen, weil er kein freies Geleit aus der Botschaft bekam.“

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