Amerikanisch-mexikanische Grenze: Eltern und Kinder getötet

Am Wochenende kam es an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zum dramatischen Tod von Migranten, die vor imperialistischen Kriegen und Gewalt geflohen waren. Die lateinamerikanische Arbeiterklasse reagierte empört.

Am Sonntagmorgen fanden amerikanische Behörden in der Wüste von Texas vier Leichen – die eines 20jährigen, eines Kindes und zweier Säuglinge. Sie lagen auf der US-amerikanischen Seite des Rio Grande, der von Lateinamerikanern Rio Bravo genannt wird. Die guatemaltekische Botschaft hat die Opfer als Guatemalteken identifiziert. In dem Gebiet herrschten am Sonntag Temperaturen von bis zu 45 Grad.

Das FBI hat eine Untersuchung der Todesfälle angekündigt. Dieser höchst ungewöhnliche Schritt wirft die Frage auf, ob die Migranten auf der amerikanischen Seite der Grenze ermordet wurden. Doch unabhängig von der genauen Todesursache wurden die Einwanderer Opfer der Politik der Trump-Regierung.

Die Leichen von Óscar Alberto Martínez Ramiírez und seiner Tochter Valeria im Rio Grande [Quelle: Julia Le Duc]

Am gleichen Tag ertranken ein junger Vater und seine kleine Tochter bei dem Versuch, den Grenzfluss zwischen Brownsville (Texas) und Matamoros (Taumaulipas) zu durchschwimmen. Die Website ElSalvador.com schreibt dazu: „Am Samstagnachmittag wurden ein Salvadorianer und seine ein Jahr und elf Monate alte Tochter bei Matamoros (Tamaulipas, Mexiko) von der Strömung des Rio Bravo überwältigt, als sie versuchten, ihn zu durchschwimmen und in die USA zu kommen.“

Der Vater hieß Óscar Alberto Martínez Ramirez und war erst 25 Jahre alt. Seine Tochter, deren Arm um den Rücken ihres Vaters geschlungen war, als ihre Leichen ans Ufer geschwemmt wurden, hieß Valeria.

Die Todesfälle haben in ganz Lateinamerika große Empörung ausgelöst und den Hass auf die Trump-Regierung und den US-Imperialismus noch weiter verschärft. Fast alle großen Zeitungen in der Region berichteten mit großen Schlagzeilen über die Toten und eine ganze Reihe anderer Gräuel, denen Migranten auf ihrer Flucht nach Norden ausgesetzt sind.

In El Salvador löste am Wochenende die Tötung einer jungen Salvadorianerin, die über die mexikanische Ostküste in die USA einwandern wollte, Trauer und Wut aus. Elsalvador.com schreibt dazu:

„Die 19jährige Maria Senaido Escobar wurde durch einen Kopfschuss getötet, als die mexikanische Polizei in Veracruz den Laster abfing, mit dem sie und andere Immigranten in die USA gelangen wollten.“

Am Freitag wurden mexikanische Nationalgardisten dabei gefilmt, wie sie an der amerikanischen Grenze bei Ciudad Juarez (Chihuahua) mit Sturmgewehren bewaffnet zwei nicaraguanische Mütter von ihren jungen Töchtern trennten. In den sozialen Netzwerken in Mexiko und Mittelamerika, vor allem in Nicaragua, verbreiteten sich schnell die Bilder der Nationalgardisten in Kampfmontur, die die weinenden Mütter zwangsweise zurück nach Mexiko bringen.

Am Sonntag gab die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) bekannt, dass Mexiko weitere 15.000 Nationalgardisten an die Nordgrenze verlegen wird. Anfang des Monats wurden dort auf Wunsch von Donald Trump bereits 6.000 Mann stationiert.

Die neu gegründete Nationalgarde dient praktisch als die Stoßtruppe in Trumps Terrorkampagne gegen Arbeiter und arme Bauern aus Mittelamerika. Letzte Woche befahl AMLO, der von angeblich linken Gruppen wie den Democratic Socialists of America fälschlich als linker Held dargestellt wird, dass Busunternehmen mit der Polizei und der Bundespolizei zusammenarbeiten müssen. Sie sollen die Identität der Käufer von Fahrkarten kontrollieren, um die Verhaftung und Abschiebung von Migranten zu unterstützen.

Francisco Javier Calvillo, Direktor der Migrantenunterkunft Casa del Migrante in Ciudad Juarez, erklärte gegenüber der Zeitung El Diario de Juárez, AMLOs Regierung mache „die Drecksarbeit für die USA“.

Die Trump-Regierung sah sich gezwungen, 300 Kinder von Einwanderern aus einem Sammellager in Texas umzusiedeln, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht waren.

Die New York Times schreibt dazu: „Nur wenige Tage vor dieser Entscheidung hatte eine Gruppe von Anwälten Zugang zu der Einrichtung in Clint erhalten und darüber berichtet. Sie sagten, sie hätten Achtjährige gesehen, die Kleinkinder beaufsichtigen, Säuglinge ohne Windeln und Kinder, die behaupten, sie würden nachts aufwachen, weil sie hungrig sind.“

Die Anwälte berichteten: „Die Kinder hatten keinen Zugang zu Waschräumen, Seife, Zahnbürsten oder Zahnpasta. Viele trugen noch immer die verdreckte Kleidung, in der sie Wochen zuvor die Grenze überquert hatten.“

Die Kinder wurden auf mehrere andere Sammellager verteilt, u.a. eine Zeltsiedlung außerhalb von El Paso (Texas).

Auch in der amerikanischen Bevölkerung haben die Angriffe auf Flüchtlinge, deren Heimatländer über Jahrzehnte von imperialistischer Gewalt der USA heimgesucht wurden, Empörung ausgelöst.

Abgesehen von einem kleinen Teil hartgesottener Trump-Anhänger reagiert die breite Masse der Bevölkerung auf den Tod der Einwanderer und die Verschlechterung der Bedingungen in den Sammellagern mit scharfer Ablehnung und Scham.

Am Wochenende versammelte sich eine Gruppe von Demonstranten vor der Militärbasis Fort Sill in Oklahoma. Auf diesem Stützpunkt waren im Zweiten Weltkrieg Amerikaner japanischer Abstammung interniert, heute will die Trump-Regierung dort 1.400 Kinder von Einwanderen unterbringen. Zu der Gruppe der Demonstranten gehörten mehrere ältere japanisch-stämmige Bürger, die dort als Kinder selbst interniert waren, und ein Mann, der in einem Lager in Topaz (Utah) geboren wurde.

Die Militärpolizei brach den Protest ab und forderte die ehemaligen Internierten auf, den Stützpunkt sofort zu verlassen. Einer der Soldaten brüllte sie an: „Was begreift ihr eigentlich nicht?“

Die 75-jährige Satsuki Ina sagte gegenüber Newsweek: „Meine früheste Erinnerung ist, wie ich mit meiner Familie im Zug saß und das Lager verließ. Ich war damals zwei Jahre alt.“

Mike Ishii, dessen Mutter, Tanten und Großmutter in Internierungslagern saßen, war aus New York nach Oklahoma gereist. Gegenüber Newsweek erklärte er: „Es bricht mir das Herz, ich bin empört.

Ich glaube, ich habe keine andere Wahl. Ich musste hierher kommen. Ich muss meine Ablehnung deutlich machen; und ich glaube, dass viele in meiner Gemeinde das so sehen. Als ich zum ersten Mal die Schlagzeile gesehen habe, dass 1.400 Kinder nach Fort Sill gebracht werden sollen, hatte ich das Gefühl, ich muss dort hin.“

Am Samstag kündigte Trump an, er werde die geplanten massiven Razzien in zehn Städten, bei denen 2.000 Migrantenfamilien verhaftet werden sollten, um zwei Wochen verschieben. Er erklärte, die Fraktionsführer der Demokraten im Kongress, die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi und der Minderheitsführer des Senats Charles Schumer, hätten ihn darum gebeten.

Die Demokraten haben nie Kritik an ihrem Präsidenten Barack Obama geübt, der drei Millionen Menschen abgeschoben hat. Zweifellos haben sie Trump gewarnt, dass seine Razzien wahrscheinlich zu Massendemonstrationen führen, die keine Partei unter Kontrolle halten kann. Beide Parteien sind sich darin einig, der Einwanderungs- und Zollbehörde, die Trumps faschistisches Grenzregime durchsetzt, weitere Milliarden Dollar zukommen zu lassen.

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