Autoarbeiter bei Ford, GM und Chrysler stimmen mit überwältigender Mehrheit für Streik

Die Arbeiter des Lkw-Montagewerks von Fiat im Detroiter Vorort Warren gingen am Dienstag im Gewerkschaftshaus der United Auto Workers ein und aus, um ihre Stimmen für einen Streik abzugeben, den die UAW organisieren soll, sobald das vierjährige Tarifabkommen am Samstag, dem 14. September, ausläuft.

Auf die Fragen der WSWS-Reporter, warum sie für Streik gestimmt haben, riefen einige Autoarbeiter: „Sie schulden uns was“ und „Wir arbeiten nicht mehr für Hungerlöhne.“

Viele der Arbeiter, die den WSWS Autoworker Newsletter mitnahmen, erklärten, dass sie seit mehr als zehn Jahren keine Reallohnerhöhungen erhalten haben und andere Einschnitte hinnehmen mussten, während Fiat Chrysler, General Motors und Ford Rekordprofite gemacht haben.

Arbeiter des Lkw-Werks in Warren bei der Urabstimmung am Dienstag

Obwohl sie für einen Streik gestimmt haben, hegen die Arbeiter kein Vertrauen in die UAW. Die Gewerkschaft hat jahrzehntelang mit dem Management zusammengearbeitet und Millionen Dollar Bestechungsgelder als Gegenleistung für unternehmensfreundliche Tarifverträge angenommen.

Bisher zeigen die Ergebnisse aus mehreren großen Fabriken, dass fast die gesamte Belegschaft für einen Streik gestimmt hat. Bei Fiat Chrysler gehören dazu die Fertigungswerke Sterling Heights (96 Prozent für einen Streik) und Belvidere (94 Prozent) und das Motorenwerk Trenton (91 Prozent); bei GM die Fertigungswerke Spring Hill (Tennessee, 99 Prozent), Detroit-Hamtramckk (96 Prozent) und Orion (91 Prozent) und die Triebwerksfabrik in Tonawanda (98 Prozent) sowie das Ford-Motorenwerk in Cleveland (93 Prozent).

Am Mittwoch gingen die Abstimmungen in mehreren großen Fabriken weiter, u.a. in den Ford-Werken in Louisville, wo 12.000 Arbeiter beschäftigt sind. Die Endergebnisse werden vermutlich Ende der Woche veröffentlicht werden.

Allerdings sind die Fronten bereits klar. Die Arbeiter sind entschlossen, die von der UAW durchgesetzten Einschnitte der letzten Jahre rückgängig zu machen. Die Unternehmen hingegen fordern deutliche Erhöhungen der Selbstbeteiligung bei der Krankenversicherung, eine Ausweitung der schlecht bezahlten Teilzeit- und Leiharbeitsstellen und die Möglichkeit, weiterhin ungehindert Werksschließungen und Massenentlassungen umzusetzen.

Angesichts der zunehmenden Anzeichen für einen weiteren globalen Abschwung führen die Autokonzerne weltweit Umstrukturierungsmaßnahmen durch, um Arbeitsplätze abzubauen und Lohnkosten zu senken. Sie wollen sich damit in Stellung bringen, um den neuen Markt für Ridesharing sowie elektrische und selbstfahrende Fahrzeuge zu dominieren.

Ein junger Arbeiter, der seit zwei Jahren im Werk arbeitet, erklärte gegenüber dem WSWS Autoworker Newsletter: „Ich habe gesehen, dass die AT&T-Arbeiter in den Streik getreten sind, genauso wie die beim Zulieferer Faurecia. Je mehr, desto besser. Wir sollten auch kämpfen.“ Damit meinte er die 158.000 Autoarbeiter bei GM, Ford und FCA. Weiter sagte er: „Das Zwei-Stufen-Lohnsystem muss weg, alle neuen Arbeiter sollten gleich behandelt werden.“

Am Dienstag deutete die Gewerkschaft Communication Workers of America (CWA) an, sie werde die streikenden AT&T-Arbeiter am Mittwochmorgen wieder an die Arbeit zurückschicken. Zu den zentralen Überlegungen der Gewerkschaft gehört die Angst, dass ein langer und entschlossener Kampf der Telekommunikationsarbeiter die Autoarbeiter zum Widerstand gegen die Verschwörung von Konzernen und Gewerkschaften ermutigen würde.

Der Arbeiter wies auf die Enthüllung des massiven Korruptionsskandals hin und fügte hinzu: „Ich mag diese Korruption nicht. Wie sollen sie für uns verhandeln, wenn sie Schmiergelder annehmen?“

Die junge Teilzeitarbeiterin Linda erklärte: „Die Unternehmen machen Milliarden um Milliarden. Warum können sie uns keine anständigen Löhne zahlen? Fiat Chrysler hat genug Geld, um in Detroit 4.900 neue Arbeiter einzustellen, also haben sie auch genug Geld, um unsere Stellen in Vollzeitstellen umzuwandeln.“

Ein anderer Arbeiter erklärte, in dem Tarifvertrag gehe es „nur ums Geld. Aber sie interessieren sich einen Dreck für die Arbeiter, die jeden Tag kommen und sich kaputtarbeiten.“

Zu der Minderheit unter den Arbeitern, die gegen einen Streikaufruf der UAW gestimmt haben, gehören viele, die der UAW überhaupt nicht mehr trauen. Die UAW hat nicht erkennen lassen, wofür sie angeblich kämpfen wird, und auch keine Forderungen bekannt gegeben. Das liegt daran, dass sie keine hat. Ihr einziges Anliegen ist es, einen Weg zu finden, um die Arbeiter dazu zu zwingen, die von den Unternehmen geforderten Zugeständnisse zu akzeptieren.

Ein Arbeiter erklärte dazu: „Sie sagen uns, wir sollen geschlossen für einen Streik stimmen, aber sie haben kein Wort darüber gesagt, wofür wir streiken werden. Sie kommunizieren mit den Arbeitern nicht, es sei denn, es geht um eine Forderung des Managements. Wenn sie wollen, dass wir vorgeschriebene Überstunden machen, dann wird die UAW die ganze Fabrik mit Plakaten vollkleben, das könnt ihr mir glauben.

Nachdem ich hier angefangen habe, hat es drei bis vier Jahre gedauert, bis ich die Grundversicherung für Zahnersatz und Sehhilfen bekommen habe. Sie sagen, sie wollen, dass man ein sicheres Auto baut, aber es interessiert sie nicht, ob man sehen kann, um das Produkt zu bauen.“

Er wies darauf hin, dass sich die Arbeiter die Pickup-Trucks des Modells Dodge Ram nicht leisten können und erklärte: „Die Lebenshaltungskosten steigen ständig, aber die Aussichten auf ein vernünftiges Leben verschlechtern sich.“

Ricky, der seit 23 Jahren im Werk arbeitet, erklärte: „Wir wussten, dass die UAW uns verrät. Aber wir wussten damals nicht, mit wieviel Geld das Unternehmen General Holiefield und Norwood Jewell [die ehemaligen UAW-Chrysler-Unterhändler] bestochen hat. Die UAW gibt vor, sie würde gegen das Unternehmen kämpfen, stecken aber mit ihm unter einer Decke. Es ist genau wie mit den Demokraten und den Republikanern: Sie bekämpfen sich gegenseitig, aber sie kommen zusammen, um uns zu betrügen.“

Ricky sagte: „[Der ehemalige FCA-Vorstandschef] Sergio Marchionne ist hierhergekommen und hat gesagt, die amerikanischen Arbeiter würden zu viel Geld verdienen.“

Der WSWS-Reporter wies darauf hin, dass FCA ein Werk auf Sizilien in Italien geschlossen und in seinem Stammwerk in Turin Kurzarbeit eingeführt hat. Gleichzeitig expandiert es jedoch in Detroit, weil die Arbeitskräfte dort billiger sind. Der Arbeiter erklärte dazu: „Die Leute müssen das verstehen. Aber die UAW erzählt ihnen nichts davon, und die Nachrichten werden von den Konzernen kontrolliert.“

Ricky erzählte auch, er habe aus dem WSWS Autoworker Newsletter von den Streiks der mexikanischen Maquiladora-Arbeiter Anfang des Jahres erfahren. Er stimmte zu, dass die Autoarbeiter gemeinsam weltweit gegen den Angriff auf ihre Arbeitsplätze und ihren Lebensstandard kämpfen müssen.

Abschließend erklärte er: „Die jungen Arbeiter wollen ein besseres Leben. Deshalb sind sie alle zum Arbeiten hierher gekommen. Jetzt wird auch die junge Generation kämpfen müssen.“

Unter den Arbeitern herrscht große Unterstützung für die Forderung des Autoworker Newsletter nach dem Aufbau von Aktionskomitees, um der korrupten UAW die Kontrolle über die Führung des Tarifkampfs zu entreißen.

Die Autokonzerne und die UAW haben bereits die Tarifverträge aufgesetzt. Bei den derzeitigen „Verhandlungen“ wird nur darüber diskutiert, wie man ihn am besten einer Belegschaft aufzwingt, die zu einem Kampf für umfassende Verbesserungen entschlossen ist.

Deshalb müssen die Arbeiter das Verhandlungskomitee der UAW ablehnen und Fabrikkomitees aufbauen, die aus den militantesten und vertrauenswürdigsten Arbeitern bestehen. Diese müssen für eine Reihe von nicht verhandelbaren Forderungen kämpfen, darunter das Ende aller Werksschließungen, die Wiedereinstellung aller entlassenen und ungerecht behandelten Arbeiter, eine 40-prozentige Lohnerhöhung, die Abschaffung des Zwei-Stufen-Lohnsystems und die Umwandlung aller befristeten und Leih-Arbeitsverhältnisse in Vollzeitstellen.

Diese Komitees müssen fordern, dass alle Verhandlungen live übertragen werden, um jede Möglichkeit von Hinterzimmer-Absprachen zu unterbinden.

Um für diese Forderungen zu kämpfen, sollten die Autoarbeiter einen landesweiten Streik vorbereiten, um die Auto- und Zuliefererindustrie zum Erliegen zu bringen. Sie sollten außerdem auf ihre Klassenbrüder in Mexiko, Kanada und der ganzen Welt zugehen, um grenzübergreifende Streiks und gemeinsame Aktionen zu organisieren.

Die Autoarbeiter sollten sich mit den AT&T-Arbeitern, den Lehrern, den Amazon-Arbeitern und allen anderen Teilen der Arbeiterklasse zusammenschließen, um eine industrielle und politische Offensive gegen die Wirtschafts- und Finanzelite und die beiden Parteien des Großkapitals zu beginnen.

Loading