Zweitägiger Streik von 4.000 Piloten der British Airways endet

In der Nacht von Montag auf Dienstag endete um Mitternacht der zweitägige Streik von rund 4.000 Piloten von British Airways (BA). Es war der erste Streik in der Geschichte des Unternehmens.

Am Mittwoch konnten die Flüge weitgehend wieder stattfinden, allerdings fielen bis zu zehn Prozent wegen Änderungen der Flugpläne aufgrund des Streiks aus. BA erklärte dazu: „Aufgrund des hochkomplexen Charakters unseres globalen Betriebs kann es einige Zeit dauern, bis wir wieder zu einem völlig normalen Flugplan übergehen können.“ 150 Flugzeuge waren zu Beginn des Tages am „falschen Ort“.

Der Streik hat die immense objektive Stärke der Arbeiterklasse gezeigt. Während des zweitägigen Ausstandes fielen 1.700 Flüge aus, etwa 300.000 Passagiere waren davon betroffen. London Heathrow, der für BA wichtigste Flughafen, war menschenleer. Das Unternehmen hat Rückzahlung oder Umtausch für alle Tickets von ausgefallenen Flügen angeboten. Das heißt, dass es am Montag und Dienstag schätzungsweise 80 bis 100 Millionen Pfund (90 bis 110 Millionen Euro) verloren hat.

Die Gewerkschaft British Airlines Pilots Association (BALPA), der mehr als 10.000 britische Piloten angehören, sah sich zu dem begrenzten zweitägigen Streik gezwungen, nachdem im Juli 93 Prozent der Piloten für einen Streik gestimmt hatten. Sie hatten ein Angebot des Unternehmens abgelehnt, das die gleichen Zugeständnisse und Einbußen enthielt, die die BALPA schon in den letzten zwei Jahren gegen die Piloten durchgesetzt hatte.

Die Gewerkschaft hatte den Kampf auf isolierte einmalige Aktionen beschränkt, um einen unbefristeten Streik zu verhindern, der unmittelbare und massive finanzielle Auswirkungen auf die Fluggesellschaft und ihre Aktionäre gehabt hätte. Obwohl die Piloten bereits im Juli für den Streik gestimmt hatten, begann die Gewerkschaft den begrenzten Streik erst nach dem Ende der Ferienzeit im September. Sie hoffte darauf, einen Deal aushandeln zu können und einen umfassenden Streik gänzlich zu verhindern. Der nächste Streik soll erst in zweieinhalb Wochen am 27. September stattfinden und nur einen Tag dauern.

Die BALPA betonte, ihr gehe es in Wirklichkeit darum, dem Unternehmen Beeinträchtigungen zu ersparen. Sie bettelt BA um ein Tarifabkommen an, um den Kampf einzustellen. Am Mittwoch rief BALPA-Generalsekretär Brian Strutton das Unternehmen auf, „mit vernünftigen Vorschlägen an den Verhandlungstisch zurückzukehren“. Er erklärte: „Jeder vernünftige Arbeitgeber würde auf eine so klare Botschaft hören, die Drohungen und Einschüchterungsversuche einstellen und auf eine Lösung hinarbeiten.“

Die Piloten wollen Verbesserungen ihrer Löhne und Zusatzleistungen, nachdem sie jahrelang Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate erhielten und das bisherige Rentensystem abgeschafft wurde. BA konnte auf diese Weise 800 Millionen Pfund einsparen. Das Unternehmen hat, unterstützt von der Presse des rechten Medienzaren Rupert Murdoch, die geforderte Lohnerhöhung von 11,5 Prozent als „gierig“ verurteilt und.

Die BALPA hat betont, ihre Forderungen würden BA nur fünf Millionen Pfund kosten, d.h. ein Zwanzigstel dessen, was das Unternehmen bereits im Verlauf des Arbeitskampfs verloren hat. Das verdeutlicht nur die Tatsache, dass es dem Unternehmen in erster Linie nicht um die unmittelbare Lohnerhöhung geht. Denn es befürchtet, dass Zugeständnisse an die Piloten nur andere Teile der Beschäftigten in der britischen und internationalen Luftfahrtbranche zum Widerstand ermutigen würden, zumal weltweit die Militanz und Streikaktivitäten zunehmen.

Der Pilotenstreik bei BA fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem auch die Autoarbeiter in den USA fast einstimmig für einen Streik gestimmt haben. Deren vierjähriges Tarifabkommen läuft am Samstagabend aus. Über die Gewerkschaft United Auto Workers wurde bekannt, dass ihre Funktionäre viele Millionen Dollar Bestechungsgelder von den Autokonzernen erhalten haben, mit denen sie angeblich „verhandeln“. Diese Woche traten in Südkorea 10.000 Autoarbeiter erstmals seit 22 Jahren in den Streik.

In ganz Europa nehmen Arbeitskämpfe unter den Piloten zu. Im August stimmten die Beschäftigten von Ryanair mit 80 Prozent für einen Streik in Großbritannien und Irland, wo das Unternehmen mit der Entlassung von bis zu 500 Piloten und der Streichung von 400 Stellen beim Kabinenpersonal gedroht hat. Im letzten Monat haben Ryanair-Piloten in Portugal und Spanien gestreikt, während die Piloten von Transavia, dem Billigflieger der Air France, im September einen Arbeitskampf geführt haben.

Doch in allen Ländern haben die Gewerkschaften eine gemeinsame Gegenoffensive gegen die Fluggesellschaften verhindert. Sie haben in allen Ländern und Unternehmen die Arbeiter isoliert, die Piloten vom Kabinenpersonal getrennt und jeden umfassenderen Appell an andere Teile der Arbeiterklasse abgelehnt.

Am Mittwochabend kündigte die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) an, sie habe sich nach achtzehn Monaten Verhandlungen mit der irischen Fluggesellschaft Ryanair geeinigt. Die Bedingungen wurden zwar noch nicht veröffentlicht, aber es ist bereits deutlich, dass das Unternehmen und die Gewerkschaft mit vielen Entlassungen rechnen. Die Gewerkschaft wird versuchen, jeden Kampf dagegen zu verhindern. Die Anwältin von VC, Tanja Viehl, erklärte, das Abkommen beinhalte den „Rahmen eines Sozialplans“, um „die Folgen früherer und zukünftiger Entlassungen abzuschwächen.“

Viehl erklärte, es sehe auch die Einrichtung eines Betriebsrats vor, der zweifellos auch die Schaffung mehrerer hochbezahlter Positionen für Gewerkschaftsbürokraten beinhalten wird, die sich an den Angriffen auf die Löhne und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten beteiligen. Die Gewerkschaft und das Unternehmen waren vor allem entschlossen, den Vertrag noch vor Beginn der Arbeitskämpfe der spanischen Ryanair-Beschäftigten zu unterzeichnen, die für den 19., 20., 22., 27. und 29. September geplant sind.

Gerade die Bestrebungen der Gewerkschaften, einen breiteren Kampf zu verhindern, haben das Unternehmen dazu ermutigt, in die Offensive zu gehen. Am Mittwoch behauptete die britische Zeitung Sun, die Teil der Murdoch-Presse ist, sie habe Dokumente zugespielt bekommen, die BA an die Piloten geschickt hat. Diese zeigten, dass das Unternehmen von Piloten, die an dem Streik diese Woche teilgenommen haben, bis zu 21.000 Pfund Strafe fordern wird. Berichten zufolge soll BA den Piloten angedroht haben, ihnen für drei Jahre den Rabatt für Familientickets zu streichen.

Die BA-Piloten dürfen nicht darauf vertrauen, dass die BALPA ihren Kampf fortführt. Sie müssen sich an die Beschäftigten in der Luftfahrtbranche im Rest Europas und der Welt wenden, um gemeinsam einen internationalen Kampf zu führen. Das bedeutet, dass sie ihre eigenen, von den Gewerkschaften unabhängigen Aktionskomitees gründen müssen, um den Kampf in die eigene Hand zu nehmen und direkt an die Beschäftigten in der Luftfahrt-, Transport- und Logistikbranche appellieren zu können.

Die rücksichtslosen Kostensenkungsmaßnahmen der großen Fluggesellschaften, die sich in einem immer brutaleren Wettbewerb befinden, verdeutlichen die Unmöglichkeit, im Kapitalismus ein sicheres und gut ausgestattetes globales Luftfahrtsystem zu unterhalten. Stattdessen werden die Rechte der Beschäftigten und die Sicherheit der Passagiere den unersättlichen Forderungen einer winzigen Schicht von reichen Aktionären nach Profiten untergeordnet.

Allein im letzten Jahr hat der Mutterkonzern von BA International Consolidated Airlines 500 Millionen Euro für Aktionrückkäufe ausgegeben, um ihren Aktienkurs zu erhöhen. Dazu kamen weitere 1,3 Milliarden Dollar für Dividendenzahlungen. Die Alternative hierzu ist der Kampf für den Sozialismus und die Umwandlung der Luftfahrtkonzerne in öffentliches Eigentum, das demokratisch von der Arbeiterklasse kontrolliert und organisiert wird, um statt privatem Profitstreben die sozialen Bedürfnisse zu erfüllen.

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