Hunderte GM-, Ford- und Chrysler-Arbeiter diskutieren online über bevorstehenden Arbeitskampf

Über 300 Autoarbeiter nahmen am Donnerstagabend, den 12. September, an einem Online-Meeting des US-amerikanischen WSWS Autoworker Newsletter teil. An der Diskussion beteiligten sich auch Beschäftigte von Amazon und anderen Konzernen.

Das Treffen fand gerade mal zwei Tage vor Ablauf der Tarifverträge bei General Motors, Ford und Fiat Chrysler statt. Es wurde einberufen, um die Strategie für einen unabhängigen Kampf der Autoarbeiter zu diskutieren. Es geht darum, gegen die Verschwörung zwischen den Gewerkschaft der Autoarbeiter (UAW) und den Konzernen vorzugehen.

Die Veranstaltung zeigte die wachsende Stimmung unter den Arbeitern für einen gemeinsamen Kampf über Branchen und Grenzen hinweg.

Ein WSWS-Unterstützer verteilt den Auto Worker Newsletter vor dem Montagewerk Sterling Heights in Michigan.

Der WSWS Lateinamerika-Korrespondent Andrea Lobo übersetzte live die Grüße von Autoarbeitern in Silao, in Zentralmexiko. Bei GM in Silao sind Autoarbeiter, wie berichtet wurde, mit einer Erhöhung des Arbeitstempos und mit Strafmaßnahmen konfrontiert. Das Unternehmen versucht, sie für den Fall eines US-Streiks zu zwingen, Fahrzeuge auf Halde zu produzieren.

„Bei den Arbeitern in den Vereinigten Staaten möchte ich mich für die Unterstützung meines Falles bedanken“, sagte Israel Cervantes, der kürzlich im Rahmen von mehreren Strafaktionen in seinem Werk entlassen wurde. „Im Namen aller meiner Kollegen bei General Motors, die wegen der Repressalien nicht hier sind, sagen wir Euch, dass ihr unsere volle Unterstützung habt. Wir kämpfen darum, diese Gewerkschaften loszuwerden, die unsere Beiträge stehlen, ohne etwas für den Arbeiter zu tun.“

Mehrere Vertreter der WSWS gaben Berichte zu verschiedenen Themen. Sie sprachen über die aktuellen Tarifverhandlungen, den UAW Korruptionsskandal und die Notwendigkeit, im Falle eines Streiks Aktionskomitees aufzubauen.

„Worum geht es? Nichts wird geschehen, wenn die Arbeiter nicht selbst die Initiative ergreifen“, sagte Jerry White, der Labor Editor der WSWS. „Wir müssen unsere große Stärke zum Tragen bringen. Wir müssen eine Bewegung von unten aufbauen und sie den korrupten Gewerkschaften aus der Hand nehmen, indem wir Aktionskomitees aufbauen.“

Shannon Allen, eine Arbeiterin aus Texas, die sich durch ihre Berichte über die schlimmen Arbeitsbedingungen bei Amazon einen Namen gemacht hat, überbrachte dem Meeting eine starke Solidaritätsadresse.

„Arbeiter, die kämpfen wollen, müssen ein Aktionskomitee bilden“, sagte sie. „Das ist von größter Bedeutung. Wir versuchen, die gesamte Arbeiterklasse zu verbinden. GM, Fiat Chrysler, Amazon, McDonald's, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Wir alle sind die Arbeiterklasse.“

Zu den Bedingungen bei GM, Amazon und in anderen Betrieben erklärte sie: „Die heutigen Ausbeutungsmethoden würden Henry Ford erröten lassen. Arbeiter werden heute in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt mit High-Tech-Methoden überwacht. Ihre Arbeitsgeschwindigkeit wird kontrolliert. Jede Minute verdient Jeff Bezos, der CEO von Amazon, 149.353 Dollar. Jede Minute!“

Sie fügte hinzu: „Wir haben keine Gewerkschaft bei Amazon, aber wir wollen ein Aktionskomitee mit dem Ziel aufbauen, dass die Arbeiter die Kontrolle über die Produktionsmittel übernehmen.“

Ein Autoarbeiter in Detroit sagte: „Dieses Land wird ausgehöhlt. Unsere Jobs werden nach Mexiko verschifft. Während unsere Kollegen in Mexiko ohne Bezahlung und ohne Rechte arbeiten, werden unsere Familien ärmer und die Wall Street reicher.“

„Die UAW-Führung hat kein Recht, als unser Interessenvertreter aufzutreten, während unsere Gehälter sinken und unsere Werke geschlossen werden. Die UAW und unsere Bosse haben unsere Gemeinden zerstört. Unsere Fabriken stehen mit Unkraut überwuchert da und sind voller Gerümpel, Sperrholz und Graffiti.“

Über den verdächtigen Brand im UAW-Hauptquartier Anfang Juli sagte er: „Die UAW hat ihre eigene Zentrale niedergebrannt, um ihre Verbrechen zu vertuschen! Wenn wir heute nicht aufstehen, werden wir alles für immer verlieren“, fasste er zusammen. „Dies ist unsere letzte Gelegenheit, um Widerstand zu leisten, um [die Fabrik in] Lordstown zu verteidigen, um [die Fabrik in] Hamtramck zu verteidigen. Sonst werden wir keinen Widerstand mehr leisten können und ohne Arbeitsplätze, ohne Wohnsiedlungen und ohne Lohn enden.“

Auf die Frage eines Arbeiters, ob es legal sei, Komitees zu bilden, antwortete Joseph Kishore, der Nationale Sekretär der Socialist Equality Party (USA): „Die UAW hat kein Recht zu sagen, dass das illegal sei. Es gibt immer noch den ersten Verfassungszusatz. Du hast das Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit. Diskutiere mit deinen Kollegen.“

„Es gibt einen Konflikt“, sagte Kishore in seinen Schlussbemerkungen, „und in diesem Konflikt steht die UAW auf der Seite des Managements.“

Der Autoworker Newsletter wird weiterhin Online-Meetings veranstalten und ruft zu einer möglichst breiten Diskussion unter Autoarbeitern über einen gemeinsamen internationalen Kampf auf. Das nächste Online-Meeting ist für Donnerstag, den 19. September, um 19.00 Uhr [mittelamerikanische Zeit EDT] geplant. Wir fordern alle Arbeiter auf, diese Information weiterzureichen und andere einzuladen.

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