Brände in Australien lenken Aufmerksamkeit auf die globale Klimakrise

Während des Wochenendes ist es aufgrund der Brände in Australien erneut zu Todesopfern und Sachschäden gekommen. Städte wie Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane waren erneut in dichte Rauchwolken gehüllt. Mehr als 200 Großbrände sind noch immer nicht unter Kontrolle. Angesichts der anhaltenden extremen Hitze und da für einen Großteil des Landes keine starken Regenfälle vorhergesagt wurden, wird sich die Lage in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich weiter verschlimmern.

Städte und Dörfer in den Adelaide Hills erlitten einige der schwersten Verwüstungen; die Brände fraßen sich durch Farmen und Weingüter. Laut dem Premierminister von South Australia, Steven Marshall, wurden mindestens 86 Häuser, Hunderte von Außengebäuden und Fahrzeugen zerstört. In der kleinen Ortschaft Charleston wurde der 69-jährige Ron Selth bei dem Versuch getötet, sein Haus gegen die Flammen zu verteidigen. Feuerwehrleute und Anwohner wurden verletzt, als sie versuchten, ihre Grundstücke zu schützen.

Ein Feuerwehrmann in Queensland [Quelle: Facebook-Seite des Queensland Fire and Emergency Services]

In den Bergketten von New South Wales (NSW) wüten die schlimmsten Waldbrände in der Geschichte des Bundesstaates. Seit September sind etwa 2,7 Millionen Hektar Land den Flammen zum Opfer gefallen. Die 70.000-köpfige freiwillige Landfeuerwehr (RFS) ist personell bis an ihre Grenzen ausgelastet, da sie an Feuerfronten von mehr als 11.000 Kilometer Breite kämpft.

Am Samstag mussten Helikopter der Marine angefordert werden, um Einwohner zu retten, die in den Küstenstädten Fisherman's Paradise und Sassafras, südlich von Sydney, von Bränden bedroht wurden. Am Donnerstagabend wurden bei einem Verkehrsunfall zwei freiwillige Feuerwehrleute aus Sydney getötet und drei weitere verletzt, als sie in der nahe gelegenen Stadt Buxton gegen die Flammen kämpften.

Im Südosten von Queensland wüten mehr als 60 Brände. In Victoria toben riesige Brände in den Wäldern von Gippsland östlich von Melbourne. In Western Australia hat ein außer Kontrolle geratener Buschbrand nördlich von Perth mehr als 11.000 Hektar Land zerstört. Am Samstag wurden die Einwohner aufgerufen, die Gegend zu verlassen, solange sie noch können.

Im gesamten Land wurden in der Brandsaison 2019/20 bisher etwa 1.000 Häuser zerstört, und die traditionell schlimmste Zeit im Januar und Februar steht erst noch bevor. Tausende von freiwilligen Feuerwehrleuten haben schwere finanzielle Verluste erlitten, weil sie wiederholt aufgefordert wurden, sich von ihren normalen Tätigkeiten frei zu nehmen. Dutzende von ihnen wurden verletzt.

Vor den katastrophalen Bränden in Australien gab es schon Großbrände, die weite Teile Kaliforniens, Sibiriens, Borneos und des Amazonas verwüstet haben. Allein in Sibirien haben laut Schätzungen von Greenpeace in diesem Jahr etwa 12 Millionen Hektar Fläche gebrannt. Das beispiellose Ausmaß der Brände in einem Land nach dem anderen verdeutlicht die zunehmende Gefahr, die der globale Klimawandel für die Menschheit darstellt.

Die Brandkatastrophe lenkt die Aufmerksamkeit besonders deutlich auf das Fehlen bewusster Planung und Vorbereitung auf die Folgen des Klimawandels, sowohl auf nationaler als auch auf bundesstaatlicher Ebene. Um die Profite der Konzerne und die Vermögen der Reichen zu schützen, haben kapitalistische Regierungen auf der ganzen Welt jede ernsthafte Reduzierung der CO2-Emissionen verhindert. Die Konsequenzen daraus muss die Bevölkerung tragen.

Der UN-Klimarat veröffentlichte im November 2019 den Bericht Fakten über Buschfeuer und den Klimawandel, in dem es hieß: „Wissenschaftler haben seit mehr als 20 Jahren davor gewarnt, dass der Klimawandel die Gefahr extremer Buschfeuer in Australien erhöhen wird. Diese Warnung hat sich als zutreffend erwiesen. Wissenschaftler rechnen damit, dass das extreme Feuerwetter häufiger und heftiger wird, falls die Emission von Treibhausgasen nicht schnell und deutlich reduziert wird.“

Die Feuerwehrleute haben ähnliche Schlüsse gezogen wie die Wissenschaftler. Der ehemalige Vorsitzende von NSW Fire and Rescue, Greg Mullins, erklärte gegenüber dem Guardian: „Schon ein Temperaturanstieg um ein Grad hat bedeutet, dass die Extreme noch viel extremer sind und Menschenleben gefährden, darunter auch die von Feuerwehrleuten. Der Klimawandel hat das Problem der Buschfeuer deutlich verstärkt.“

Dass es dieses Jahr auch zu Bränden in den tropischen Regenwäldern in NSW und Queensland gekommen ist, die bisher meist verschont blieben, verdeutlicht, in welchem Ausmaß der Kontinent ausgetrocknet ist.

Der ehemalige Kommissar für Krisenmanagement in Victoria, Craig Lapsley, erklärte am 17. Dezember vor der Presse: „Es brennt in mehreren Staaten, bis Ende Dezember, im Januar und im Februar haben wir vermutlich erstmals in der Geschichte Australiens Brände in allen Bundesstaaten und Territorien des Landes. Das ist ein Wendepunkt. Es zeigt uns, dass es diesmal anders ist.“

Dass es zu wenig Vorbereitung auf diese „neue Normalität“ gab, zeigt besonders deutlich die Tatsache, dass sich der Staat auf freiwillige Feuerwehrleute verlässt, die zu wenig Geld und Ausrüstung besitzen. Während zweistellige Milliardenbeträge ausgegeben wurden, um das australische Militär mit allem auszurüsten – von Mini-Flugzeugträgern über F-35-Kampfflugzeuge bis hin zu neuen Kampffahrzeugen –, gab es keine ernsthaften Investitionen in die Ausstattung der Feuerwehr mit modernen Flugzeugen, Helikoptern und Fahrzeugen, und ebenso wenig in die Einstellung gut bezahlter und gut ausgebildeter Fachkräfte.

Am 21. Dezember äußerten mehrere ehemalige Chefs der Rettungsdienste ihre Bedenken in einer Kolumne des Saturday Paper.

Die ehemalige Vorstandschefin des Australasian Fire and Emergency Service Authorities Council, Naomi Brown, erklärte gegenüber der Zeitung: „Unser Vorgehen bei der Bekämpfung von Bränden war bisher großartig, es hat jahrelang funktioniert. Jetzt ist es jedoch untragbar. Dass wir über Monate hinweg 24 Stunden am Tag Freiwillige brauchen, wird das Leben sehr, sehr schwer machen. Zweifellos müssen wir das auf nationaler Ebene angehen. Wir brauchen einen ernsthaften Plan.“

Greg Mullins erklärte: „Eines der Probleme bei der Ausrüstung von Feuerwehrleuten ist momentan, dass wir große Flugzeuge aus den USA pachten. Das wollen auch andere Länder wie Chile. Wir müssen sie früh genug anfordern, um genug zu bekommen.“

Bisher konnten die Einsatzmittel für die Brandbekämpfung am Boden und aus der Luft von Bundesstaat zu Bundesstaat oder sogar von Land zu Land verlagert werden. So wurden australische Feuerwehrleute oft in den USA eingesetzt oder umgekehrt. Dies wird jedoch zunehmend unmöglich, da schwere Brände in mehreren Ländern gleichzeitig ausbrechen. Die australische Feuersaison begann dieses Jahr im September, während in Kalifornien Brände tobten.

Premierminister Scott Morrison, der den Klimawandel anzweifelt, ist momentan Zielscheibe für einen Großteil der Wut über die jahrzehntelange politische Gleichgültigkeit gegenüber der Entwicklung von immer größeren Feuerrisiken.

Am 10. Dezember wies er den Vorschlag zurück, die freiwilligen Feuerwehrleute zu bezahlen, da sie „da draußen sein wollen, um ihre Gemeinden zu verteidigen“. Zwei Tage später wies er den 2020 Climate Change Performance Index zurück, laut dem die australische Regierung weltweit am wenigsten tut, um die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren.

Morrison erklärte: „Was wir, und was niemand sagen kann, ist, ob diese Programme [zur Reduzierung von Treibhausgasen] selbst irgendwie mit den Bränden in Zusammenhang stehen.“

In Wirklichkeit ist Südostaustralien seit den 1990ern immer trockener geworden. Die Regenfälle im Spätherbst und Frühwinter sind um 15 Prozent zurückgegangen, im April und Mai im Durchschnitt um 25 Prozent. Die Durchschnittstemperaturen haben sich im ganzen Land erhöht und führen immer öfter zu extremen Feuern.

Am 17. Dezember 2019 erreichte die Durchschnittstemperatur mit 41,9 Grad Celsius einen landesweiten Hitzerekord. Der letzte Rekordwert von 40,9 Grad wurde am 16. Dezember erreicht, davor lag der höchste Wert bei 40,3 Grad im Januar 2013.

Dass Morrison heimlich zu einem Weihnachtsurlaub nach Hawaii aufgebrochen war, während ein Großteil des Landes in Flammen stand und die Großstädte von giftigem Rauch eingehüllt waren, verschärfte die öffentliche Empörung noch weiter. Angesichts massiver Kritik versuchte er sich in Schadensbegrenzung, entschuldigte sich am Freitag öffentlich, kehrte nach Australien zurück und traf sich mit den Familien der zwei getöteten Feuerwehrleute.

Morrisons Haltung ist nur ein eindrückliches Beispiel für die Verachtung und Gleichgültigkeit der Regierungen – nicht nur der australischen – gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben von Millionen Menschen. Im Kapitalismus verhindern die Profite der Konzerne und die konkurrierenden nationalen Interessen rivalisierender herrschender Klassen jede rationale Planung, um auf diese globale Katastrophe zu reagieren.

Die notwendigen politischen Veränderungen erfordern, dass die Arbeiterklasse die Angelegenheit in ihre eigenen Hände nimmt. Die Gesellschaft muss im Weltmaßstab auf der Grundlage sozialistischer Planung vollständig umgestaltet werden, um eine massive Verringerung der Treibhausgasemissionen zu erreichen und den zahllosen Folgen der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.

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