Perspektive

Amerikanische Autogewerkschaft UAW: Eine kriminelle Verschwörung gegen die Arbeiterklasse

Der Autokonzern Fiat Chrysler soll Vertreter der Gewerkschaft United Auto Workers mit Schmiergeldern über mehrere Dutzend Millionen Dollar bestochen haben. Das kriminelle Unterfangen in bisher unbekanntem Ausmaß geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die General Motors am 3. August vorlegte.

Privatermittler von General Motors (GM) haben aufgedeckt, dass hohe Beamte von United Auto Workers (UAW) – darunter auch die vier ehemaligen Gewerkschaftspräsidenten – in der Schweiz, in Panama, Singapur, Liechtenstein und auf den Kaimaninseln Offshore-Bankkonten unterhalten. Die geheimen Konten sind Teil des ausgeklügelten Projekts von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), die Gewerkschaftsfunktionäre mit illegalen Zahlungen in Millionenhöhe für ihren Verrat an den Arbeitern zu honorieren.

Die Enthüllungen deuten darauf hin, dass das Ausmaß der Korruption innerhalb der UAW noch umfassender ist, als eine bundestaatliche Untersuchung über Bestechung und Schmiergelder innerhalb der Gewerkschaft bereits offen legte. Mehr als ein Dutzend Personen, zumeist aus der Führungsriege von UAW und Fiat Chrysler, wurden bereits verurteilt.

Der ehemalige UAW-Präsident Gary Jones sowie die ehemaligen UAW-Vizepräsidenten Joe Ashton und Norwood Jewell verbüßen bereits eine Haftstrafe. Gegen den amtierenden Gewerkschaftspräsidenten Rory Gamble wird auf Bundesebene wegen Schmiergeldzahlungen ermittelt.

GM veranlasste die Untersuchung, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen FCA zu erwirken. Als Grund gab der Konzern an, die Zahlungen an die UAW hätten ihrem Rivalen einen unfairen Vorteil bei Vertragsverhandlungen verschafft. Allerdings hatte GM überhaupt nur deshalb einen Grund, vor Gericht zu ziehen, weil die Korruption der UAW derartige Ausmaße angenommen hat, dass die eigenen Unternehmensinteressen untergraben werden.

Shake-Hands 2015 in Detroit: Der damalige UAW-Präsident Dennis Williams (rechts) mit FCA-Chef Sergio Marchionne (AP Photo/Paul Sancya, File)

Die Gerichtsakten enthalten Beweise, dass der ehemalige UAW-Vizepräsident Ashton im GM-Verwaltungsrat als direkter Agent von FCA agiert haben soll. GM sollte im Rahmen der „Operation Zylinder“ zu einer Fusion mit FCA gezwungen werden.

Das eigentliche Opfer dieser Verschwörung ist jedoch nicht GM, sondern das sind all die Arbeiter, die ihren Job verloren haben und weitreichende Zugeständnisse hinnehmen mussten.

Die Dokumente verdeutlichen, dass die UAW nicht nur als Handlanger des Managements half, die Arbeiter auszubeuten, sondern sich unmittelbar daran beteiligt und selbst davon profitiert hat.

Mittels eines ausgeklügelten Systems konnten Bestechungsgelder in Millionenhöhe über versteckte Transaktionen in die Taschen der UAW-Funktionäre fließen. Hier waren keine Amateure am Werk. Eine Operation dieser Größenordnung und Raffinesse lässt sich durch den Begriff der Korruption nicht mehr erfassen.

Die UAW ist ein als Gewerkschaft getarntes Verbrechersyndikat, das ganz offensichtlich zu weit Schlimmeren fähig ist. An dieser Stelle sei an den 21-jährigen Arbeiter Jacoby Hennings erinnert, der 2018 ein Büro der UAW betrat, um sich zu beschweren, und nicht lebend wieder herauskam.

Die Bestechungen waren keine Ausnahme in einer ansonsten funktionierenden Organisation. Die UAW ist aufgrund ihres sozialen Charakters durch und durch kriminell, und diese Verbrechen bringen ein ganzes System von Unterdrückung und Ausbeutung zum Ausdruck.

Bereits 1984 verwies die Workers League (die Vorläuferpartei der Socialist Equality Party) auf den zunehmenden Korporatismus in der UAW. Sie zeigte immer deutlicher Parallelen zu Mussolinis Arbeitersyndikaten im faschistischen Italien. Die UAW bekannte sich damals offen zur Kooperation zwischen Gewerkschaften und Konzernen.

Bis Ende der 1980er Jahre wurden verschiedene gemeinsame Programme und Ausbildungszentren eingerichtet, um Unternehmensgelder in Höhe von Hunderten Millionen Dollar in die Kassen der UAW zu schwemmen.

Der Korporatismus erwuchs aus dem nationalistischen und prokapitalistischen Programm der Gewerkschaften. Da die Produktion einen zunehmend globalen Charakter annahm, verlor eine nationale Strategie zur Durchführung von Reformen ihre Bedeutung. Die UAW reagierte mit rassistischer, ausländerfeindlicher Demagogie und bedingungsloser Unterstützung für den amerikanischen Kapitalismus. Sie unterdrückte Streikmaßnahmen und jede Form des Widerstands, den die Arbeiter gegen die wachsende Ausbeutung leisteten.

In den 1980er Jahren isolierte und verriet die UAW gemeinsam mit anderen Gewerkschaften (United Steelworkers, United Mineworkers, Teamsters, United Food and Commercial Workers) einen Streik nach dem anderen, und sie stimmte massiven Zugeständnissen zu. Anfang der 1990er Jahre wurde deutlich, dass sich das Verhältnis der Gewerkschaften zur Arbeiterklasse qualitativ verändert hatte.

Die Workers League kam zu dem Schluss, dass Gewerkschaften nicht länger als „Arbeiterorganisationen“ bezeichnet werden können. Der Führer der Russischen Revolution Leo Trotzki schrieb 1937 über die Gewerkschaftsführer der American Federation of Labor: “Verteidigten diese Herren zudem noch die Einkünfte der Bourgeoisie gegen alle Angriffe der Arbeiter, d.h. führten sie einen Kampf gegen Streiks, gegen Lohnerhöhungen und gegen die Arbeitslosenunterstützung [mit anderen Worten genau das, was die UAW und alle Gewerkschaften heute tun], dann hätten wir eine gelbe Organisation und keine Gewerkschaft vor uns.“

Genau das erleben wir heute mit der UAW und den Gewerkschaften im Allgemeinen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes eine „gelbe“ oder Streikbrecher-Organisation.

Als die World Socialist Web Site sowie die Socialist Equality Party (US) damit begannen, die Wahrheit über die amerikanischen Gewerkschaften beim Namen zu nennen, wurden sie von pseudolinken Akteuren wie den Democratic Socialists of America, dem Jacobin Magazine und Labor Notes unermüdlich angegriffen.

Jeder, der die UAW und andere Gewerkschaften nach wie vor als Arbeiterorganisationen bezeichnet, ist nicht nur vollkommen fernab der Realität, sondern zeigt auch seine Gleichgültigkeit gegenüber der Notlage der Arbeiter, die unter der Fuchtel dieser Verbrecher stehen.

Die massive Korruption der UAW entlarvt alle bürgerlichen Fürsprecher der Gewerkschaften, wie auch die Rolle, die sie innerhalb dieses perfiden Ausbeutungssystems spielen. Dabei geht es ihnen schlicht um ihre eigenen Interessen.

Die neuesten Enthüllungen unterstreichen die Notwendigkeit, in Fabriken und Betrieben unabhängige Aktions- und Sicherheitskomitees unter der demokratischen Kontrolle der Arbeiter einzurichten.

Zurzeit arbeitet die UAW mit den Autokonzernen zusammen, um den Widerstand gegen das Wiederanlaufen der Autoproduktion zu unterdrücken. Trotz der tödlichen Corona-Pandemie sind die nordamerikanischen Konzerne dabei, die Produktion wieder auf vollen Touren laufen zu lassen. Dass sie dabei nicht einmal mehr minimale Schutzmaßnahmen beachten, interessiert die UAW-Funktionäre nicht. Hunderte Arbeiter haben sich schon mit dem Coronavirus angesteckt, wobei die tatsächliche Zahl sowohl durch die Konzernführungen als auch die UAW vertuscht wird. In den Werken rund um Detroit (Michigan) sind mehr als zwei Dutzend Arbeiter an Covid-19 gestorben.

Nur durch spontane Streiks konnten die Arbeiter im März erreichen, dass die Autoproduktion in Nordamerika vorübergehend stillgelegt wurde. Das hatten Arbeiter in den USA, Kanada und Mexiko gegen die ausdrücklichen Anweisungen der Gewerkschaften durchgesetzt.

Der Kampf für den Aufbau unabhängiger Aktions- und Sicherheitskomitees in Fabriken und Betrieben muss ausgeweitet werden. Bisher haben Autoarbeiter solche Aktionskomitees bei FCA Jefferson North und dem Montagewerk Sterling Heights in Detroit, sowie bei FCA Jeep in Toledo (Ohio) und in der Pickup-Produktion von Ford River-Rouge in Dearborn (Michigan) gegründet. Sie werden Arbeitern auf der ganzen Welt als Vorbild dienen.

Die Aktions- und Sicherheitskomitees müssen Teil eines nationalen und globalen Netzwerkes werden. Dabei werden sich Autoarbeiter mit Arbeitern aus der Logistik- und Dienstleistungsbranche, mit Transportarbeitern, Lehrern und der ganzen Arbeiterklasse zusammenschließen. Sie werden einen Generalstreik für sichere Bedingungen am Arbeitsplatz in die Wege leiten, um die nicht-lebensnotwendige Produktion so lange stillzulegen, bis die Pandemie eingedämmt ist.

Der Kampf gegen die mörderische Politik der herrschenden Klasse erfordert einen Kampf gegen den Kapitalismus. Darin sind die Arbeiter mit der Regierung des US-Präsidenten Donald Trump und mit der Demokratischen Partei gleichermaßen konfrontiert.

In diesem Kampf sind die UAW-Verbrecher die erbittertsten Gegner der Arbeiterklasse.

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