An die hungerstreikenden WISAG-Kollegen am Rhein-Main-Flughafen

Die folgende Grußadresse richteten fünf Berliner Busfahrer an die Frankfurter WISAG-Arbeiter, die sich am Frankfurter Flughafen seit Mittwoch, 24. Februar im Kampf um die Arbeitsplätze im Hungerstreik befinden.

Berliner Busfahrer im Streik, April 2019

An die hungerstreikenden WISAG-Kollegen auf dem Gelände des Rhein-Main-Flughafens

Liebe Kollegen,

durch die World Socialist Web Site (WSWS) haben wir Busfahrer hier in Berlin von Eurer Situation erfahren. Wir bedauern sehr, dass Ihr zu diesem extremen Mittel greifen müsst, um auf Eure Lage aufmerksam zu machen.

Für Euren Kampf habt Ihr unsere ganze Solidarität!

Es ist glasklar: Der WISAG-Konzern nutzt die Corona-Pandemie aus, um seine Profite zu steigern und Arbeiterrechte zu zerschlagen. Das muss verhindert werden und Ihr müsst einen gleichwertigen Arbeitsplatz zurückerhalten!

Hier in Berlin haben die WISAG-Bodenarbeiter die gleichen Erfahrungen wie Ihr gemacht. Nur 60 von 350 Kollegen vom Flughafen Tegel wurden am BER Schönefeld übernommen. Und die Arbeitsbedingungen sind denkbar schlecht.

Seit Jahren sorgt (zunächst der rot-rote und jetzt) der rot-rot-grüne Senat gemeinsam mit Verdi für immer größere Arbeitshetze und schlechtere Löhne für die Berliner Flughafenbeschäftigten.

Nicht anders ergeht es uns Busfahrern bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Hier findet seit Jahren ein systematischer Lohn- und Sozialabbau statt. Mit Hilfe von Verdi wurden die Löhne auf ein extrem niedriges Niveau gedrückt und die Arbeitshetze durch Verlängerung der Arbeitszeiten und Wochenschichten verschärft.

Ausbeutung durch Billigstlohnarbeit – dieses Prinzip wird immer mehr auf alle Berufsbereiche ausgeweitet. Ob Bodendienstleister, Autoarbeiter, Amazon-Mitarbeiter, Arbeiter und Angestellte in den sozialen und Gesundheitsbereichen oder im öffentlichen Personenverkehr: Für die Geschäftsleitungen und Aufsichtsrats- bzw. Vorstandsmitglieder sollen wir nichts weiter als auspressbare und schließlich austauschbare Arbeitskräfte sein.

Die Corona-Pandemie verschärft diese Bedingungen noch zusätzlich. Den Umgang der politisch Verantwortlichen mit den Gefahren der Ansteckung betitelte das British Medical Journal zu Recht als „sozialen Mord“.

Die Regierungen haben Milliarden von Euro den Aktionären der Luftfahrtindustrie, der Autoindustrie und allen anderen großen Konzernen zur Verfügung gestellt. Wie Ihr müssen gleichzeitig Hunderttausende seit Beginn der Pandemie von 60 Prozent des Nettolohns leben. Jetzt sollen wir die Milliarden Euro wieder erwirtschaften.

Politiker, Gewerkschaftsbosse und Aktionäre interessiert nicht, dass unsere Lebenshaltungskosten schon vor der Pandemie ständig gestiegen sind. Der Nettolohnverlust und die ständige Bedrohung von Arbeitslosigkeit gefährdet unsere Existenz!

Nicht nur sollen hunderttausende Jobs zerstört werden, es sollen auch Tausende ihr Leben lassen durch das Offenhalten der Betriebe, Schulen und Kitas. Denn die Pandemie und der Zwang, täglich in unsichere Arbeitsplätze zurückzukehren, gefährden unsere Gesundheit und unser Leben.

Die jetzigen Angriffe auf Euch sind auch Angriffe auf uns alle. Sie sind Bestandteil des weltweiten Klassenkriegs gegen die internationale Arbeiterklasse.

Wir begrüßen Euren Kampf und gleichzeitig wissen wir, dass Ihr und wir diesen Kampf zu einem politischen machen müssen. Wir müssen die Verteidigung der Arbeitsplätze und Löhne in die eigene Hand nehmen.

Wir rufen Euch deshalb auf, ein unabhängiges Aktionskomitee zu gründen, das Kontakt zu Kollegen in anderen Städten und Ländern aufnimmt, um einen Generalstreik gegen die Angriffe der Regierungen und Konzerne vorzubereiten.

Mit solidarischen Grüßen

Ekin Pinar Değirmencioğlu
Sefa Almaz
Andy B.
Velimir Stanjevic
Andy Niklaus

Loading