Rick Poynor, »David King: Designer, Activist, Visual Historian«: Ein wichtiges Buch über den Sozialisten und Künstler

Rick Poynor, »David King: Designer, Activist, Visual Historian«, New Haven/London: Yale University Press 2020, 240 S.

Im Jahr 2005 schrieben wir auf der World Socialist Web Site, dass David King – britischer Künstler, Designer, Herausgeber, Fotohistoriker und Archivar – »eine der bemerkenswertesten künstlerischen und intellektuellen Persönlichkeiten unserer Zeit« ist. Das gilt auch heute – fünf Jahre nach seinem traurigen Tod im Mai 2016.

David King – Designer, Activist, Visual Historian

Rick Poynor, Autor zahlreicher Bücher über Grafikdesign und visuelle Kommunikation und Gründer des Eye Magazine, einem vierteljährlich erscheinenden Printmagazin über Grafikdesign und visuelle Kultur, hat ein gut recherchiertes, wohlwollendes und ehrliches Buch über Kings Lebenswerk geschrieben: »David King – Designer, Activist, Visual Historian« (2020).

Das neue Buch ist sowohl denjenigen zu empfehlen, die mit Kings Kunst und Design vertraut sind, als auch all jenen, die sich zum ersten Mal damit befassen. In seinem Vorwort argumentiert Poynor überzeugend, dass das, »was wir in Kings Werk sehen, eine visuelle Form der Urheberschaft ist, die auf der Beherrschung seines Themas beruht und auf höchstem Niveau betrieben wird«. Er gliedert sein Buch, das eine Fülle faszinierender Fotografien, Illustrationen und anderer Bilder umfasst, in drei chronologisch geordnete Hauptkapitel, die Kings Beschäftigung mit »visuellem Journalismus«, »visuellem politischem Engagement« und »visueller Geschichte« behandeln.

King besaß in vielen Bereichen enorme Fähigkeiten, aber was ihn als Künstlerpersönlichkeit so bemerkenswert machte, war vor allem seine Auseinandersetzung mit den brennenden sozialen und historischen Fragen unserer Zeit. In einem Nachruf auf der World Socialist Web Site schrieb David North: »Die Wahrheit über die russische Revolution und ihre Folgezeit aus dem kolossalen, mittlerweile in Trümmern liegenden Lügen- und Verbrechensgebäude des Stalinismus hervorzuholen, dieser Aufgabe widmete David King seine herausragende Begabung.«

Poynor seinerseits merkt an, dass »um zu verstehen, was King als Designer und Autor geschaffen hat, und um die Bedeutung seiner Arbeit zu würdigen, es notwendig ist, sich für sein Studiengebiet zu interessieren: die Geschichte der Russischen Revolution«. Natürlich war das kein akademisches Interesse, sondern ihn bewegte die Russische Revolution als erste große Front der sozialistischen Weltrevolution, die die Menschheit vom Kapitalismus befreien würde.

Im Laufe von fünf Jahrzehnten setzte King sein Wissen und seine Kunstfertigkeit in einer Reihe von sorgfältig vorbereiteten und bedeutenden Werken ein, darunter »Trotsky: A Documentary« (1972); »How the GPU Murdered Trotsky« (1977); »Trotsky: A Photographic Biography« (1986); »The Commissar Vanishes: The Falsification of Photographs and Art in Stalin's Russia« (1997); »Ordinary Citizens: The Victims of Stalin« (2003) [Deutsche Ausgabe: »Ganz normale Bürger – Die Opfer Stalins« (2012)]; »Red Star Over Russia: A Visual History of the Soviet Union« (2009) [Deutsche Ausgabe: »Roter Stern über Russland – Eine visuelle Geschichte der Sowjetunion« (2010)]; und »Russian Revolutionary Posters: From Civil War to Socialist Realism, from Bolshevism to the End of Stalinism« (2012) [Deutsche Ausgabe: »Russische revolutionäre Plakate – Bürgerkrieg und bolschewistische Periode, sozialistischer Realismus und Stalin-Ära« (2012)].

Roter Stern über Russland

King hat außerdem herausragende Bände und Kataloge zum Werk des deutschen bildenden Künstlers John Heartfield, großer sowjetischer Künstler wie Alexander Rodtschenko und Wladimir Majakowski, sowjetischer und mexikanischer Fotografen, zu Karikaturen der Revolution von 1905 in Russland und weiteren Themen geschrieben oder gestaltet. Als ob das nicht schon genug wäre, hat sich King auch ausgiebig als Plakatgestalter und Albumdesigner betätigt, wie Poynor darlegt. Kurzum, es gibt kein vergleichbares künstlerisch-politisches Werk der letzten Jahrzehnte.

Wenn David King nicht bekannter ist, liegt das vor allem am Rechtsruck in den sogenannten intellektuellen Kreisen, ihrer Feindschaft gegenüber der Oktoberrevolution und ihrer wachsenden sozialen Gleichgültigkeit.

David North erklärte 2016, dass King »keinen subjektiven Ansatz [verfolgte], der mit einer möglichst auffälligen und exzentrischen Form auf seine Person als Künstler aufmerksam machen sollte. Der eindrucksvolle und wahrhaft originelle Charakter seiner Bücher rührt daher, dass er sich bei seiner bildlichen Darstellung von den historischen Ereignissen leiten ließ.«

Mayakovsky – Twenty Years of Work

In dieser Hinsicht kehrte King, obwohl sein Thema die »trockene« Materie der Geschichte war, zu der Methode und Herangehensweise der großen klassischen Künstler zurück. In einer Zeit, in der die subjektive Interpretation eines bestimmten Künstlers so übermächtig wurde und der Begriff der objektiven Wahrheit unter heftigen Beschuss geriet, richtete King seine Aufmerksamkeit weiterhin auf die Realität selbst.

Wie King 2008 in einem Interview mit der WSWS erklärte, gab »vor 40 Jahren … mein großes Interesse an der Wahrheit über die wirklichen Ereignisse in der russischen Revolution und der Sowjetunion den Anstoß dazu, dass ich begann, Material zu sammeln. Anhand von Bilddokumenten wollte ich herausfinden, was passiert war, wollte visuelle Beweise sammeln.« (Hervorhebung hinzugefügt) Wie viele zeitgenössische Künstler sprechen überhaupt in solchen Worten?

David King in der Tate Modern in London am 1. März 2009 (Foto: David North)

Sein Streben nach historischer Wahrheit führte ihn unweigerlich zu Leo Trotzki, dem russischen Revolutionär, der 1940 vom stalinistischen Regime ermordet wurde. King bemerkte in unserem Interview 2008, dass in den späten 1960er Jahren »sich hier jeder für Trotzki und ein oder zwei weitere Persönlichkeiten als wichtige Alternativen zum Stalinismus interessierte. Es war eine Krisensituation, und die Menschen sahen sich nach Alternativen um. Ich entschied für mich, herauszufinden, was wirklich mit Trotzki geschehen war, wer er war.«

King war einer jener wenigen Intellektuellen unserer Epoche, deren Worte im Jahr 2008 nicht in peinlichem Widerspruch zu dem standen, was sie noch 45 Jahre zuvor gesagt hatten. Poynor zitiert Kings Kommentar von 1972 in einem Interview mit Keep Left, der Zeitung der damaligen trotzkistischen Jugendbewegung in Großbritannien, den Young Socialists: »Ohne ein klares Verständnis, wie es Trotzki vermittelt, kann die ganze Welt hässlich und unerträglich sein, weil alles, was man um sich herum sieht, entweder Kapitalismus oder stalinistische Bürokratie ist.«

»Er war nicht Mitglied der Workers Revolutionary Party, der damaligen britischen Sektion des IKVI [Internationales Komitee der Vierten Internationale], hatte jedoch großen Respekt vor ihrer theoretischen Arbeit und politischen Aktivität in der Arbeiterklasse«, so David North in seiner 2016 erschienenen Würdigung Kings. »Mit großem Interesse verfolgte er die Untersuchung über den Mord an Leo Trotzki, die das Internationale Komitee 1975 in die Wege leitete. Zu dem Band How the GPU Murdered Trotsky [Wie die GPU Trotzki ermordete], der 1977 erschien, steuerte er seine Mitarbeit und zahlreiche Fotos aus seiner privaten Sammlung bei.«

How the GPU Murdered Trotsky [Wie die GPU Trotzki ermordete]

Über das letztgenannte Werk schreibt Poynor, dass es »19 Artikel zusammenbrachte, die zuerst in der Workers Press, der Tageszeitung der Workers Revolutionary Party, veröffentlicht wurden und neue Informationen über Trotzkis Ermordung durch die sowjetische Geheimpolizei lieferten«. Gestützt auf seine langjährige Erfahrung, so Poynor weiter, »gestaltete King ein Design, das einer Illustrierten näher kam als jedes andere seiner Werke ... Jedes Kapitel beginnt mit einer Schlagzeile in riesigen, kondensierten Großbuchstaben, zentriert, linksbündig oder schräg ... King erreicht eine höchst fesselnde Balance zwischen den Bildern und dem umfangreichen Text: Das magazinartige Buch wirkt eindringlich, gewichtig und spannend in seinen Enthüllungen.«

Kings jahrzehntelanges Bemühen, zu erfahren, »was passiert ist«, und das der Öffentlichkeit zu vermitteln, bekam schließlich Gestalt in der gewaltigen Sammlung von mehr als 250.000 Fotografien, Plakaten, Zeichnungen und anderen Gegenständen, die mit der Oktoberrevolution und mit Trotzki in Verbindung stehen und die er über fast ein halbes Jahrhundert zusammengetragen hatte. Die meisten Sammlerstücke befinden sich heute in der Tate Gallery of Modern Art in London.

Poynors Buch gibt einen umfassenden und gewissenhaften Überblick über die Geschichte und die Entwicklung von Kings Arbeit im Print-Medienbereich.

Er präsentiert Kings bedeutendste Projekte als Grafikdesigner, Art Director, visuellem Redakteur, Historiker und Autor und verbindet sie mit sorgfältigen Recherchen über sein Leben und seine Karriere, einschließlich Interviews mit denjenigen, die mit ihm zusammengearbeitet haben. So zeigt Poynor in beeindruckender Weise Kings nachhaltigen Beitrag zur grafischen Kommunikation über fast 50 Jahre.

In seiner Würdigung von Kings Arbeit schreibt Poynor, dass er ein Pionier eines Genres war, das später als »Designer as Author« bekannt wurde. Poynor erklärt jedoch, dass King diesem Trend um 20 Jahre voraus war und ein einzigartiger Vertreter dieser Richtung blieb.

Während die Schule des »Designer as Author« in den 1990er Jahren Bücher von Grafikdesignern hervorbrachte, die über ihr eigenes Fachgebiet schrieben, war King Co-Autor von Büchern über die fotografische und visuelle Geschichte der Oktoberrevolution und das Leben und den Tod Trotzkis und wurde zur weltweit führenden Autorität auf diesem Gebiet.

Poynor hatte die Bedeutung von Kings Arbeit schon lange erkannt und war dabei, eine Monografie über ihn vorzubereiten, als King plötzlich im Alter von 73 Jahren an einem Herzinfarkt starb.

Im Buchabschnitt »Visueller Journalismus« geht Poynor kurz darauf ein, dass King als Jugendlicher linke Politik unterstützte und gegen den Kapitalismus war. Der offensichtlich künstlerisch begabte King schrieb sich 1960 im Alter von 17 Jahren an der London School of Printing and Graphic Arts (LSPGA) für ein Studium der Typografie ein.

Die Radikalisierung unter den Studenten in London spielte zweifellos eine Rolle für Kings politische und kreative Entwicklung. Poynor zeigt die Plakatvorlage für einen Studentenprotest während der Kubakrise (1962) und eine Fotografie eines großen Banners, das während einer Kundgebung zur nuklearen Abrüstung am Trafalgar Square hing (1964), beide von King entworfen.

David King in seinem Studio am 27. Februar 2009 (Foto: David North)

Die Lehrenden an der LSPGA waren Verfechter der Moderne im Grafikdesign. Wie Poynor schreibt, »übte das visuelle Denken des Bauhauses einen starken Einfluss auf die Lehre des Fachbereichs aus«. Der Modernismus der Schule in der Typografie äußerte sich in der strikten Verwendung von serifenlosen Schriften. King begann die Schrift Franklin Gothic Bold einzusetzen, die sein ganzes Werk prägen sollte. Der sowjetische Konstruktivismus kam als weiterer wichtiger Einfluss später hinzu.

Poynor betont, dass King »sich immer gegen jede Andeutung wehrte, dass er sich mit dem grafischen Stil als solchem beschäftigte«. Vielmehr wollte er, dass »der visuelle Stil als eine Art Handschrift gesehen werden sollte – die Art und Weise, wie sich eine Persönlichkeit ausdrückt«.

In Anlehnung an die utilitaristische Theorie, die 1930 von dem englischen Typografen Stanley Morison – dem Designer der Times New Roman – vertreten wurde, sagte King 1985 gegenüber Creative Review: »Mir geht es weniger um die Form als um den Inhalt. Ich habe mich nie für Typografie um ihrer selbst willen interessiert, da ich sie einfach als ein Mittel zur visuellen Kommunikation sehe.« Er fügte hinzu: »Man sollte sich auf den Inhalt seiner Arbeit konzentrieren, vorausgesetzt, man hat überhaupt Interesse daran.«

Gleichzeitig zeigt Poynor, dass Kings Designarbeit »eine der erkennbarsten ›Handschriften‹ aller Grafikdesigner besaß, die jemals in Großbritannien gearbeitet haben«. Er fährt fort: »Ästhetik und Politik waren in den sich überschneidenden Phasen von Kings Karriere eng miteinander verwoben, und seine Inhalte waren in einen visuellen Formstil eingebettet, der sowohl zielgerichtet und eloquent war, wie es sein muss, als auch ein sicheres Zeichen seiner Handschrift.«

Abgesehen von der konsequenten Verwendung einer begrenzten Zahl serifenloser, fetter Schriften perfektionierte King auch die Technik der Fotomontage von Heartfield, dem sozialistischen Künstler und Designer, der diese als politische Waffe einsetzte. Poynor zitiert King, der von einem Dozenten der LSPGA in das Werk Heartfields eingeführt wurde: »Mir wurde plötzlich klar, was Grafikdesign erreichen kann ... Heartfields Arbeit zu sehen ... hatte einen fantastischen Einfluss auf mich.«

Im Designteam des Sunday Times Magazine, wo King 1965 hauptberuflich zu arbeiten begann, verschmolzen diese kreativen und grafischen Einflüsse mit seinen sich entwickelnden politischen und historischen Interessen und resultierten in einigen der bedeutendsten visuellen journalistischen Arbeiten, die jemals produziert wurden.

King entwarf ein zehnseitiges Feature der Zeitschrift zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution von 1917, das am 8. Oktober 1967 erschien. Das Titelblatt der Ausgabe enthielt eine ebenfalls von ihm entworfene Fotomontage. Sowohl das Titelbild als auch sechs der zehn Seiten werden in Poynors Buch präsentiert.

Das Feature trug den Titel »A Dictionary of the Revolution« [Ein Wörterbuch der Revolution] und präsentierte Themen in einer Anordnung von »A bis Z« mit Fotos und Beschreibungen zu jedem Thema, wie eine Mini-Enzyklopädie der Revolution. Die erste Seite des Wörterbuchs enthält ein großes Bild eines Posters mit dem Titel »Bücher« von Alexander Rodtschenko aus dem Jahr 1924.

Um Kings Arbeit beim Sunday Times Magazine einzuordnen, müssen ein paar Worte zum historischen Kontext gesagt werden. Bis 1960 hatte die Zeitschrift eine Auflage von einer Million Exemplaren erreicht, als eine Revolution in der Drucktechnik im Gange war. Die Zeitschrift hieß ursprünglich Sunday Times Colour Supplement, weil sie die erste im Zeitungsdruck in Großbritannien war, die Farbe einsetzte.

Diese Veränderungen, zusammen mit der Ablösung der Buchdrucktechnik durch fotomechanische Verfahren, erweiterten die Geschwindigkeit und die Gestaltungsmöglichkeiten in der Zeitungsproduktion erheblich. In Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeitern des Designteams setzte King seine kreative Sensibilität und seine revolutionäre politische Orientierung für diese Entwicklungen ein.

Während das Feature zum Jahrestag der Russischen Revolution 1967 etwas Besonderes war, so Poynor, veröffentlichte die Sunday Times auch zahlreiche andere Berichtformate, darunter »Kriminalgeschichten, politische und soziale Untersuchungen ... keine Kosten scheuende Reiseberichte, glitzernde Modestrecken ... und erschütternde Fotoreportagen von der Front über Krieg und Hungersnot«. Auch King arbeitete an vielen dieser Projekte mit.

Da das meiste Fotomaterial, mit dem King arbeitete, schwarz-weiß war, stellte die Verfügbarkeit von Farbe eine gewisse Herausforderung dar. Hier diskutiert Poynor die Pop-Art-Techniken, die King einsetzte, um flächige Farbtöne über Schwarz-Weiß-Fotos zu legen. King wird mit den Worten zitiert: »Bei der Sunday Times, Mitte der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre, basierte es mehr auf Pop Art und populärkulturellen Dingen, auch wenn es politisch war.«

Poynor fügt ein Beispiel von Kings mechanischer Originalkunst mit Anweisungen an den Drucker für die verschiedenen Farbtechniken bei, die auf eine Fotomontage-Illustration für ein Porträt des Tycoons Howard Hughes angewendet werden sollten, die 1969 in der Sunday Times als Teil einer Serie namens »1000 Makers of the Twentieth Century« erschien.

Aus diesen Beispielen geht hervor, dass King mit den Details der verschiedenen Druckverfahren, die zur Reproduktion seiner Entwürfe eingesetzt wurden, sehr vertraut war, ob es sich nun um Siebdruck, Tiefdruck oder Offsetlithografie handelte.

Zu den außergewöhnlichen Fähigkeiten, die King besaß, gehörte die Begabung, Elemente in einem Foto zu sehen, die andere nicht sehen konnten. Laut mehreren von Poynor befragten Kollegen war King unheimlich gut darin, sowohl das richtige Bild auszuwählen, als auch den richtigen Bildausschnitt zu bestimmen. Eine Mitarbeiterin, Gilferie Lock, sagte gegenüber Poynor, dass King wusste, »wie man die maximale Wirkung« aus jedem Foto herausholt. Diese außergewöhnliche Begabung zeigt sich in einem Beispiel aus der Sunday Times von 1973. Ein Foto-Essay des berühmten Fotografen Don McCullin über Obdachlose mit dem Titel »Krise im Armenviertel« wurde von King gestaltet.

All diese Erfahrungen sowie eine Reise nach Moskau im Jahr 1970 bereiteten King auf ein Projekt bei der Sunday Times vor, das ihn vom Grafikdesigner zum visuellen Historiker machen sollte. Bei der Veröffentlichung einer Titelgeschichte über Trotzki am 19. September 1971 war King sowohl der Designer als auch der leitende Bildrechercheur.

King schrieb die Bildunterschriften für die Fotos in der zwölfseitigen Bildgeschichte »Trotzki – Gewissen der Linken«. Obwohl die meisten Exemplare der gedruckten Ausgabe aufgrund eines Arbeitskampfs in der Druckerei nie ausgeliefert wurden, schafften es einige in den Umlauf.

Um diese Zeit schlug der Herausgeber der Sunday Times, Michael Rand, King vor, mit dem Schriftsteller Francis Wyndham an einem Buch zu arbeiten, das später den Titel »Trotsky: A Documentary« erhielt. Wie Poynor erklärt, sollte die Verwendung des Begriffs »Dokumentation« suggerieren, dass es sich bei diesem Buch mit Bildern von Trotzki um eine dramatische Biografie handelte, die »ähnlich wie ein Film eine Kombination aus Bild und Ton verwendet«.

»Trotsky – A Documentary« von Francis Wyndham und David King [Photo: Penguin Press]

Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung wurde »Trotsky: A Documentary« von Keep Left und Workers Press, den damaligen Zeitungen der britischen Sektion des IKVI, enthusiastisch aufgenommen. King wurde in Workers Press dafür gelobt, dass er »vielleicht eine der besten Sammlungen von Trotzki-Fotos und -Grafiken zusammengestellt hat, die es gibt«.

Poynors Buch folgt King während der »zweiten Phase seiner Karriere, von etwa 1975 bis 1990«, als »visueller politischer Aktivist«. King gestaltete die Cover der Werkreihe von Karl Marx für Penguin Books, er produzierte Plakate für eine Vielzahl von Protestbewegungen, darunter die Anti-Nazi League und verschiedene Anti-Apartheid-Gruppen.

Die Auflösung der Sowjetunion 1991 führte bei King, der die trotzkistische Analyse des stalinistischen Regimes verstand, nicht zu der Art politischem und moralischem Verfall, der breite Schichten der bürgerlichen »Linken« erfasste. In seinem Interview mit der WSWS von 2008 spottete King: »›Das Ende der Geschichte!‹ Dummes Zeug.« Er fuhr fort: »Die postsowjetischen Historiker, wie Richard Pipes, gehen von der Voraussetzung aus, dass es nie eine Alternative zum Stalinismus gab. Das stimmt nicht. Meine Sammlung beweist auch, dass diese Behauptung falsch ist.«

Wenn überhaupt, wurde Kings Arbeit nach dem Ende der stalinistischen Regime tiefer und substanzieller. Die Serie von Bänden, die er dann produzierte, »The Commissar Vanishes«, »Ganz normale Bürger – Die Opfer Stalins« und »Roter Stern über Russland« im Besonderen, sind unvergängliche Beiträge zum historischen Wissen und zugleich vernichtende Schläge gegen die postsowjetische Schule der Geschichtsfälschung.

Ganz normale Bürger – Die Opfer Stalins

In Bezug auf »Roter Stern über Russland« kommentiert Poynor, dass die Arbeit »eine brillante Rekapitulation dessen ist, was King seit seiner Arbeit für die Sunday Times mit Bildern gemacht hat. Der Fluss der Bilder fühlt sich so natürlich an, dass er mühelos wirkt. Dies ist die Kunst, die Kunst verbirgt.« (Hervorhebung hinzugefügt)

Er fährt fort: »Es ist ein Buch, das wahrscheinlich nur von einem Autor erdacht und ausgeführt werden konnte, der sowohl ein hoch informierter Sammler von großartigem Format als auch ein außergewöhnlich geschickter Herausgeber von Bildern ist. Obwohl es keinen Grund gibt, warum Bücher nicht auf diese Weise verfasst werden sollten, bleiben dicht erzählte visuelle Geschichten in diesem Umfang in gedruckter Form die Ausnahme.«

Poynors jüngstes Buch, auf seine Art »hoch informiert« zusammengestellt und »dicht erzählt«, ist ebenfalls eine herausragende Ausnahme.

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