Massendemonstrationen eröffnen weltweite Antikriegsbewegung

Die Ereignisse des letzten Wochenendes stellen die größte politische Protestaktion und erste wahrhaft globale Antikriegsdemonstration dar. Über zehn Millionen Menschen marschierten und demonstrierten in über sechzig Ländern und 300 Städten, wobei auf jedem einzelnen Kontinent Kundgebungen stattfanden - sogar auf der Antarktis, wo Wissenschaftler und ihre Angehörigen sich auf der amerikanischen Forschungsstation McMurdo versammelten. Es war eine internationale Bewegung gegen die Kriegspläne der Bush-Regierung, die in der Geschichte ohne Beispiel ist.

Die große Einmütigkeit, mit der weltweit die Massen auf die Straßen strömten, widerspiegelt die wachsende Erkenntnis, dass hier ein imperialistischer Militarismus wiederauflebt, der die ganze Menschheit mit einer Katastrophe bedroht. Es zeigt sich, dass breite Schichten der Arbeiterklasse und der Jugend wieder zu politischem Bewusstsein kommen.

Eine Demonstration von 150.000 Menschen im Zentrum von Melbourne, Australien, eröffnete an diesem Wochenende den Reigen der Proteste.

In den Vereinigten Staaten selbst fanden Kundgebungen in 225 Städten statt - ein starker Ausdruck der Opposition gegen die Bush-Regierung, der von den amerikanischen Medien durchweg ignoriert wurde. Die größte Demonstration fand in New York City statt, wo sich 300-400.000 Menschen versammelten. An der Westküste gingen weitere 200.000 auf die Straße, über 100.000 in San Francisco und 50.000 in Los Angeles.

Bezeichnenderweise fanden die größten Kundgebungen in jenen europäischen Staaten statt, deren Regierungen sich in Missachtung des Volkswillens hinter die Kriegsvorbereitungen Washingtons gestellt hatten. Dort richtete sich der Zorn der Demonstrierenden direkt gegen die undemokratischen Aktionen ihrer jeweiligen Regierungen.

  • In Italien marschierten drei Millionen Menschen durch Rom und demonstrierten gegen die rechte Regierung des Medienmagnaten Silvio Berlusconi.
  • In Spanien gingen drei bis vier Millionen in Barcelona, Madrid, Valencia, Sevilla und über fünfzig weiteren Städten und Orten auf die Straße.
  • Vielleicht am peinlichsten für die Bush-Administration war das massive Auftreten der Opposition gegen ihren Hauptverbündeten, Tony Blair in Großbritannien, mit zwei Millionen Demonstranten in London. Sie kam auch zum Ausdruck, als Hunderttausende vor den Toren der Frühlingskonferenz der Labour Party in Glasgow demonstrierten, wo Blair eben seine Ansprache beendete.
  • Auch im ganzen übrigen Europa kam es zu zahlreichen großen und kleinen Kundgebungen.

  • In Deutschland versammelten sich über eine halbe Million Menschen in Berlin zur größten Demonstration der Nachkriegsgeschichte des Landes. Auch in vielen anderen deutschen Städten demonstrierten die Menschen.
  • In Frankreich marschierten 200.000 durch Paris, während weitere Hunderttausende sich zu regionalen Demonstrationen in über achtzig weiteren Städten versammelten. Die Organisatoren gingen davon aus, dass mindestens eine halbe Million Menschen an diesen Protesten teilnahmen.
  • In Belgien demonstrierten in Brüssel an die 100.000 Menschen.
  • In Holland waren es 75.000, die sich in Amsterdam versammelten.
  • 30.000 gingen in Österreich auf die Straße und demonstrierten in Wien gegen den Krieg gegen Irak.
  • In Dänemark marschierten 20-30.000 durch Kopenhagen.
  • In Griechenland kam es während eines Protestes von 150.000 in Athen zu gewaltsamen Zusammenstößen, als die Polizei nach einem Konflikt mit Anarchisten mit Tränengas gegen die Menge vorging.
  • In Irland reichen Schätzungen über die Versammlung in Dublin von 80.000 (polizeiliche Angaben) bis zu 200.000 Teilnehmern. In Belfast in Nordirland strömten 10.000 Demonstranten ins Stadtzentrum. Die Demonstration erstreckte sich über beide normalerweise getrennte Sektoren und vereinigte Teilnehmer aus jedem Stadtteil.
  • In Kroatien, einem von 18 Ländern, die die amerikanischen Kriegsvorbereitungen gegen Irak unterstützen, erlebte die Hauptstadt Zagreb eine Kundgebung von 10.000 Menschen. Auch in Osijek, Vukovar, Knin, Zadar, Sibenik, Split und Dubrovnik kam es zu Protesten.
  • Im serbischen Belgrad demonstrierten etwa 200 gegen einen Angriff auf den Irak.
  • In Mostar versammelten sich circa hundert Muslime und Kroaten gegen den Krieg.
  • In Russland waren die Demonstrationen kleiner, in Moskau gingen um die 400 Menschen auf die Straße.

In all diesen Kundgebungen paarte sich Opposition gegen Krieg mit einem tieferen Protest gegen rechte, wirtschaftsfreundliche Regierungspolitik und Angriffe auf die Lebensbedingungen im Inland.

In ganz Lateinamerika kam es zu Versammlungen gegen die Kriegsvorbereitungen. In Argentinien versammelten sich 8.000 in Buenos Aires. In Brasilien demonstrierten 1.500 über die Copacabana in Rio de Janeiro, und weitere 3.000 marschierten in Sao Paolo. Fast tausend demonstrierten in Puerto Rico, und auch in Guatemala, Chile und Mexiko fanden Kundgebungen statt.

Australien, dessen rechte Howard-Regierung ein weiterer wichtiger Verbündeter Washingtons ist, erlebte die größte Demonstration seiner Geschichte: In Sydney kam das ganze öffentliche Leben zum Erliegen, als über eine Viertelmillion Menschen sich im Hyde-Park der Stadt versammelten und von dort aus in die zentralen Geschäftsviertel marschierten. Mehr als 100.000 kamen in Brisbane und Adelaide zusammen. Kleinere Demonstrationen von Zehntausenden fanden in Perth, Canberra, Newcastle und Hobart statt.

In Neuseeland marschierten 22.000 Menschen durch Auckland und Wellington.

Auch in Asien kam es zu zahlreichen Kundgebungen.

  • In Indien fanden Demonstrationen in New Delhi, Srinagar (Kaschmir), Madras (Tamil Nadu) und Bangalore (Karnataka) statt.
  • In Bangladesh gingen etwa 2.000 auf die Straße.
  • In Pakistan kam es in Karachi, Islamabad, Lahore, Multan, Khanewal, Rawalpindi, Peshawar, Hyderabad und Khairpur zu Demonstrationen.
  • In Sri Lanka fand ein Protest von 250 Menschen vor der US-Botschaft statt.
  • In Seoul, der Hauptstadt von Südkorea, versammelten sich Hunderte von Demonstrierenden. In Thailand demonstrierten 2.000 vor den Botschaften der USA und Großbritanniens, und in Malaysia missachteten mehrere hundert Menschen ein Polizeiverbot, um vor der US-Botschaft von Kuala Lumpur zu demonstrieren.
  • In Hong Kong fand eine Kundgebung von tausend Menschen statt.

Im Nahen Osten marschierten in Israel 3.000 Juden und Araber gemeinsam durch Tel Aviv. Mindestens eine Million Menschen demonstrierten in Bagdad, der Hauptstadt des Irak, und über 200.000 in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Auch die Golfstaaten wurden Zeuge einer Reihe von Protesten.

Auf dem afrikanischen Kontinent wurden Versammlungen in Südafrika (Johannesburg, Kapstadt, Durban), Sambia, Simbabwe, Kenia, Ruanda, Marokko und anderen Ländern abgehalten.

Reporterteams der World Socialist Web Site und Mitglieder des Internationalen Komitees der Vierten Internationale intervenierten in vielen Demonstrationen, wie aus den unten stehenden Berichten zu ersehen. Sie verteilten die Erklärung der WSWS -Redaktion, "Vor welchen Aufgaben steht die Bewegung gegen den Krieg?", die für eine unabhängige internationale Bewegung der Arbeiterklasse gegen Krieg auf der Grundlage eines sozialistischen Programms eintritt.

Weitere Berichte aus zahlreichen Städten, in denen Demonstrationen stattfanden, befinden sich im englisch-sprachigen Teil der World Socialist Web Site unter http://www.wsws.org.

Siehe auch:
Berichte aus zahlreichen Städten und Ländern in englischer Sprache
(17. Februar 2003)
Vor welchen Aufgaben steht die Bewegung gegen den Krieg?
( 11. Februar 2003)
(Dieser Artikel ist auch in der gleichheit - März/April 2003 enthalten.)
Loading