VW Brüssel wieder im Streik

Das Volkswagenwerk in Brüssel-Forest wird seit Mittwoch Abend 21.00 Uhr wieder bestreikt.

Eine improvisierte Personalversammlung endete Mittwochnacht mit der Forderung, dass die mündlichen Versprechen, ab 2009 den Audi A1 im Brüsseler Werk zu bauen, endlich in Form schriftlicher Garantien gegeben werden müssen. Die Zukunft des Werks ist nach wie vor völlig ungewiss.

Am Donnerstag und am Freitag wurde der Streik fortgesetzt, die Werkstore sind blockiert. Offiziell bleibt das Werk wegen "technischer Arbeitslosigkeit" geschlossen.

Eine Betriebsratsversammlung vom Donnerstag Vormittag hat nichts Neues erbracht. Laut Belga sagte Hedwin De Clercq, Betriebsrat der sozialistischen Gewerkschaft FGTB, man versuche bis zum Montag eine Übereinkunft mit der Direktion und die verlangten Garantien zu erreichen.

Der VW-Direktor von Forest, Jos Kayaert, hat seinerseits damit gedroht, der Streik verringere die Überlebenschancen der Fabrik und lasse das Szenario einer Schließung wieder aufleben. Arbeitsminister Peter Vanvelthoven will bei VW Forest einen "sozialen Vermittler" einschalten.

Erst am 8. Januar war die Arbeit nach einem sieben Wochen dauernden Arbeitskampf wieder aufgenommen worden. Statt wie bisher 200.000 Fahrzeuge sollten nur noch 12.500 Golf und 46.000 Polo in Brüssel gebaut werden. Dafür werden im Prinzip nur noch 1.500 der 5.400 Beschäftigten benötigt. 2.000 Arbeiter haben bisher einem freiwilligen Ausscheiden gegen Abfindung zugestimmt.

Obwohl den Arbeitern versprochen wurde, sie sollten schon dieses Jahr weitere 24.000 Wagen einer dritten Marke (wahrscheinlich Audi A3), und ab 2009 ein neues Audi-Modell in Brüssel bauen, wurden keinerlei Vorkehrungen im Werk dafür getroffen.

Die Arbeiter befürchten nun, dass alles nur leere Versprechungen waren, um Streik und Besetzung abzuwürgen und die als militant geltende Belegschaft schrittweise in die Knie zu zwingen, und dass Volkswagen gar nicht die Absicht hat, die Produktion, wie versprochen, für eine 3.000-köpfige Belegschaft wieder aufzustocken.

Seit Januar werden nur noch zwei statt wie bisher vier Schichten gefahren; Nachtschicht und Wochenendschicht sind weggefallen, und die noch übrigen Arbeiter verlieren viele Zuschläge.

Die sieben Wochen währende Besetzung in Brüssel war Ende letzten Jahres durch deutsche wie belgische Betriebsräte und Gewerkschaften systematisch ausverkauft worden: Am 7. Dezember hatte sich der VW-Europa-Betriebsrat unter Leitung von Bernd Osterloh auf einer außerordentlichen Sitzung ausdrücklich geweigert, den Arbeitskampf auf andere VW-Werke auszuweiten. An keinem einzigen der sechs deutschen VW-Standorte wurden bisher Maßnahmen zur Verteidigung der belgischen Arbeiter eingeleitet.

Siehe auch:
Weitere Berichte und Analysen zu VW-Forest
(25. November 2006)
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