Amerikanische GM-Arbeiterin unterstützt Opel-Arbeiter

Im August 2010 rebellierten Arbeiter in einem Presswerk von General Motors (GM) in Indianapolis gegen den Versuch der Autoarbeitergewerkschaft UAW, eine fünfzigprozentige Lohnsenkung durchzusetzen, um GM bei der Suche nach einem Käufer für das Werk zu helfen. Mit Unterstützung der World Socialist Web Site organisierten Arbeiter ein von der UAW unabhängiges Aktionskomitee gegen die Lohnsenkung und die drohende Schließung der Fabrik.

Der Kampf des Basiskomitees in Indianapolis gewann die Unterstützung von Arbeitern in den ganzen USA und darüber hinaus, die mit ähnlichen Kämpfen und einem Verrat der Gewerkschaften konfrontiert waren. Es gelang den Arbeitern zwar, die Lohnkürzungen abzuwehren, aber das Werk wurde im Juni 2011 geschlossen und die Arbeiter wurden auf andere GM-Fabriken in verschiedenen Teilen des Landes verteilt.

Die World Socialist Web Site sprach mit Jennifer, einer der Führerinnen dieses Kampfes, über den Kampf der Opel-Arbeiter in Deutschland. Die Opel-Arbeiter kämpfen gegen den Verrat ihrer Gewerkschaft, der IG Metall, die der Schließung des Werkes in Bochum und damit der Vernichtung von 3.000 Arbeitsplätzen zugestimmt hat. Vergangene Woche verlangte UAW-Präsident Bob King, der im Opel-Aufsichtsrat neben Vertretern der IGM sitzt, von den Arbeitern in Bochum, noch einmal über den von der IGM durchgedrückten Vertrag abzustimmen, der von den Arbeitern im März mit großer Mehrheit abgelehnt worden war..

WSWS: Was kannst du den Arbeitern in Deutschland über die Rolle der UAW sagen?

Jennifer: Bob King ist nur deshalb nach Deutschland gereist, um die Opel-Arbeiter zu zwingen, das zu tun, was GM will. Was er vorschlägt, wird auf keinen Fall zum Nutzen der Arbeiter sein. Der Vertrag, den die UAW in Spring Hill, Tennessee, und in Lake Orion erzwungen hat, und der die Löhne halbierte, zeigt, was sie auch in Indianapolis vorhatten. Aber wir haben sie zum Teufel gejagt.

Egal, wie die Arbeiter in Bochum abgestimmt haben, die UAW (IGM) wird nicht nachgeben. Es ist gut, dass ihr Euch genauso wehrt, wie wir das in Indianapolis getan haben. Die Gewerkschaft glaubt machen zu können, was sie will und interessiert sich nicht dafür, was die Arbeiter wollen. Bob King will euch überreden, einen miserablen Vertrag zu akzeptieren, und er wird sagen, mehr war nicht drin. Darauf dürft ihr nicht reinfallen. Sie werden die Fabrik sowieso schließen, selbst wenn ihr die Lohnsenkungen akzeptiert. Deswegen müsst ihr kämpfen. Steht auf und kämpft und zeigt ihnen, dass Arbeiter die Nase voll haben. Dann werden andere Belegschaften das gleiche tun.

WSWS: Kannst du was über euren Kampf in Indianapolis sagen?

Jennifer: 2010 schickte Bob King die UAW zu unserem Presswerk in Indianapolis und ließ uns mitteilen, dass das Werk nur mit einem neuen Besitzer offen bleiben könne, der unsere Löhne um 50 Prozent kürzen würde. Die Gewerkschaft hatte schon akzeptiert, dass Neueingestellte weniger verdienen, und dass eine ganz neue Kategorie von Arbeitern eingeführt wurde, die „flexiblen Befristeten“, die vierzig Stunden arbeiteten, aber ohne Sozialleistungen. Wenn wir uns beschwerten, redete die UAW mit uns, als wenn wir blöd wären. Sie sagten uns, wir sollten froh sein, einen Arbeitsplatz zu haben.

Die UAW sagte, der neue Besitzer JD Norman würde das Werk übernehmen, aber zu seinen Löhnen und Regeln. GM sollte die Kontrolle behalten. Sie kamen dann mit einem Tarifvertrag, der unsere Löhne von 28 Dollar auf 14 Dollar halbierte. Die älteren Arbeiter sagten den Neueingestellten die Wahrheit. Viele von denen wollten den Vertrag akzeptieren. Schließlich, sagten wir ihnen, würden sie für neun Dollar die Stunde arbeiten und das Werk werde trotzdem geschlossen. Wir sagten ihnen, sobald sie die Löhne in einem der großen Presswerke gesenkt hätten, würde das zum neuen Standard in der ganzen Industrie.

Wir hatten gegen jegliche Verhandlungen mit JD Norman gestimmt, aber die UAW führte trotzdem hinter unserem Rücken Gespräche. Sie holten den Besitzer sogar ins Werk und gaben ihm unsere Heimadresse, damit er uns Briefe schicken und drängen konnte, sein Angebot anzunehmen. Die UAW sagte, das sei der beste Abschluss, den wir kriegen könnten, deshalb sollten wir ihn besser akzeptieren. Im August 2010 hatten wir eine Gewerkschaftsversammlung, auf der wir den Vertretern der UAW die Hölle heiß machten. Wir jagten sie davon und warfen ihnen den Vertrag hinterher. Jeder wusste, dass die UAW mit GM unter einer Decke steckte.

WSWS: Was habt ihr über den internationalen Charakter des Klassenkampfs gelernt?

Jennifer: Bei uns den USA haben sie versucht, uns zu klein zu kriegen. Aber durch die World Socialist Web Site und die internationale Unterstützung, die das Basiskomitee in Indianapolis erhalten hat, haben wir gelernt, dass nicht nur die Arbeiter in den USA diese Probleme haben. GM, die UAW und die anderen Gewerkschaften treiben überall das gleiche Spiel, in Deutschland und anderswo. GM und die UAW senken den Preis der Arbeitskraft in einem Land nach dem anderen in der Hoffnung, Autos irgendwann praktisch kostenlos produzieren zu können. Dann könnten sie den Vorständen und anderen Reichen noch mehr Geld zuschustern.

Ich war früher so ein “kauft-amerikanisch”-Typ, aber ich habe durch unseren Kampf dazugelernt. GM und andere Konzerne arbeiten in den USA, Kanada, in Europa und anderswo und produzieren dort die gleichen Autos und andere Güter. Wenn alle Arbeiter in allen Ländern gemeinsam kämpfen würden, dann könnten GM und die UAW uns nicht isolieren und uns uninformiert halten. Viele Arbeiter fragen sich, warum sollen wir Gewerkschaftsbeiträge bezahlen, wenn sie doch nichts für uns tun? Aus diesem Grund haben wir unser Basiskomitee gegründet.

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