Warum Arbeiter das Detroit Institute of Arts verteidigen müssen

Erklärung der Socialist Equality Party

Diese Erklärung wird an Arbeiter und Jugendliche im ganzen Großraum von Detroit verteilt. Die SEP und ihre Jugend- und Studentenorganisation IYSSE organisieren am 4. Oktober eine Demonstration vor dem Detroit Institute of Arts (DIA). Das DIA entwickelte sich besonders in den 1920er und 1930er Jahren unter dem Einfluss sozialistischer Intellektueller zu einer Errungenschaft der Arbeiterbewegung. Wichtige Werke des revolutionären mexikanischen Malers Diego Rivera gehören zu den größten Schätzen des Museums. Mehr Informationen und Anfragen unter defendthedia.org.

Diego Rivera

Das Detroit Institute of Arts ist in Gefahr. Der Konkursverwalter Kevyn Orr, lässt unterstützt vom Insolvenzgericht die großen Kunstwerke dieses historischen Museums taxieren. Er droht mit dem Ausverkauf, um Forderungen der Wall Street Gläubiger und reiche Kunstspekulanten zu bedienen.

Die Arbeiterklasse muss die Verteidigung der Kunst in die Hand nehmen und verhindern, dass diese Schätze geplündert werden. Dies ist für jeden Arbeiter und jeden Jugendlichen von höchster Bedeutung.

Am 4. Oktober werden die Socialist Equality Party und die IYSSE (International Youth und Students for Social Equality) eine Demonstration zur Verteidigung des DIA durchführen. Wir rufen Arbeiter und Jugendliche dazu auf, Delegationen ihrer Betriebe, Wohnsiedlungen und Schulen zu organisieren.

Die Kunst des DIA gehört der Bevölkerung, nicht den Reichen! Das Museum verfügt über eine der wenigen Kunstsammlungen der USA im öffentlichen Besitz. Jedes Jahr besuchen Hunderttausende Arbeiter, Schüler und andere dieses 128 Jahre alte, inspirierende Museum. Es ist das kulturelle Zentrum der Stadt.

Die beabsichtigte Schließung ist keine leere Drohung. Kevyn Orr ist der Frontmann für die Banken und Hedgefonds. Sie betrachten alles – von den Pensionen der öffentlich Bediensteten und der Wasser- und Abwasserbetrieben über die Tiere des Detroiter Zoos bis zu den klassischen europäischen und amerikanischen Kunstwerken – lediglich als „Vermögenswerte“, aus denen sie Profit ziehen können.

Mit ihren rund 65.000 Exponaten, deren Wert auf rund 20 Milliarden Dollar geschätzt wird, bedeuten die Gemälde des Museums, die Skulpturen und anderen Kunstwerke für sie eine äußerst verlockende Beute. Die Detroit News verglich den Marktwert der Meisterwerke mit dem von Tieren des Zoos: „Der Marktwert eines Schneeleoparden oder Zebras liegt weit unter den Millionen, die die van Gogh’s oder die Renoir’s erzielen können.“

Orr und seine politischen Lakaien in Lansing und Detroit behaupten, sie wollten die Kunstwerke deshalb verkaufen, um die Grundversorgung der Stadt zu gewährleisten. Ein Weltklasse-Museum zu betreiben, sagen sie, sei ein unbezahlbarer Luxus für eine solch arme Stadt, die noch nicht einmal ihre Straßenlaternen und grundlegenden Serviceleistungen finanzieren könne.

Dies ist durch und durch verlogen. Orr ist darauf aus, sowohl die Kunstwerke als auch die Renten und die Versorgungsleistungen für die Bewohner Detroits zu zerstören. Die Gewinne, die durch den Ausverkauf der Werke des DIA erzielt werden, gehen nicht an die Bevölkerung, sondern an die Banken und Gläubiger.

Wie vorauszusehen war, haben sich die Gewerkschaften auf die Seite von Kevyn Orr gestellt. Mit der Beschränktheit und Starrköpfigkeit eines typischen Gewerkschaftsbürokraten erklärte Ed McNeil von der Ortsgruppe 25 der amerikanischen Gewerkschaft des öffentlichen Diensts AFSCME (American Federation of State, County und Municipal Employees), er unterstütze den Ausverkauf der DIA. „Man kann Kunst nicht essen“, sagte er.

Die Gewerkschaften, einschließlich der AFSCME und der Autoarbeitergewerkschaft United Auto Workers, haben nichts unternommen, um Arbeitsplätze, Löhne oder Renten der Arbeiter zu verteidigen. Nach jahrzehntelangem Ausverkauf der Arbeiterklasse interessiert solche Gewerkschaftsführer wie McNeil oder den UAW-Vorsitzenden Bob King nur eines: dass beim Konkurs auch für sie selbst etwas herausspringt.

Die sozialen Rechte der Arbeiterklasse sind unveräußerlich! Arbeiter dürfen nicht ihre Kunst und Kultur und die ihrer Kinder für leere Versprechungen von Brot und Wasser aufgeben. Die Arbeiterklasse hat ein Recht auf sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze, Bildung, Gesundheitsversorgung und eine vernünftige Rente – und ebenso sehr ein Recht auf Kultur. Sie muss für diese Rechte kämpfen.

Zu Eröffnung des modernen Museums an der Woodward Avenue im Jahr 1927 erklärte DIA-Direktor William Valentiner, ein von der sozialistischen Arbeiterbewegung beeinflusster deutscher Emigrant, dieses Museum sei da „für alle Detroiter: reich und arm, oben und unten“.

Durch Kunst und Kultur werden Menschen sensibler, teilnahmsvoller und aufmerksamer. Kunstwerke inspirieren und vermitteln eine Ahnung von dem, wozu Menschen im besten Sinne fähig sind; sie erneuern das Vertrauen in den Fortschritt und das Potential der Menschheit. Indem sie den Sinn für das Schöne wecken, schulen sie den kritischen Blick des Kunstbetrachters auf den hässlichen Zustand der Gesellschaft und der menschlichen Beziehungen.

Hinter dem Angriff auf das DIA und die Kultur steht nicht nur die Frage des Geldes, das man durch die Plünderung der Institution zusammenraffen kann. Die herrschende Klasse hat ihre demokratischen Traditionen aufgegeben. Die großen Führer der Amerikanischen Revolution und des Bürgerkriegs hatten noch geglaubt, der einzige Weg, eine Rückkehr zum Despotismus wie in Europa zu verhindern, sei ein aufgeklärtes und gebildetes Volk. Heute fürchten die Despoten der Wall Street nichts und niemanden mehr als eine kritisch denkende Bevölkerung.

Die herrschen Eliten sind sich sehr bewusst über die soziale Opposition gegen ihre Politik und versuchen daher, die Arbeiterklasse und Jugend in Unwissenheit zu halten, damit Armut und Unterdrückung als natürlicher Zustand der Dinge gesehen werden, statt als Ergebnis kapitalistischer Ausbeutung. So wie das DIA, andere Museen und Bibliotheken im ganzen Land angegriffen werden, fällt auch der Kunstunterricht in den öffentlichen Schulen dem Kahlschlag zum Opfer.

Es gibt niemanden im politischen und wirtschaftlichen Establishment, auf den man sich bei der Verteidigung des DIA stützen könnte. Präsident Obama, der die Rettung der Wall Street Banken durchgesetzt hat, weigert sich, Detroit zu retten und versucht stattdessen, die „Restrukturierung“ dieser Stadt zum Modell für das ganze Land zu machen. Die Demokraten – von Obama bis zum Detroiter Bürgermeister Bing und dem Stadtrat – sind wie die Republikaner Schachfiguren des Big Business.

Was die Gewerkschaften angeht, so sind die Bemerkungen McNeils nicht nur in Bezug auf das DIA, sondern im Hinblick auf alle Rechte der Arbeiterklasse entlarvend. Sie akzeptieren den gesamten Rahmen des Konkursverfahrens in Detroit und stimmen der Aufgabe sozialer Rechte im Interesse einer habgierigen Finanzelite zu.

Die Behauptung, die Renten könnten gerettet werden, wenn Bankiers und Politiker die Kunstwerke des DIA verkaufen, ist ein Betrug. Die Verteidigung des DIA und die Verteidigung der Renten und Arbeitsplätze sind untrennbar miteinander verbunden. Hier geht es um politische, nicht bloß ökonomische Fragen. Es gibt einen unversöhnlichen Gegensatz zwischen den Interessen der Arbeiter und denen der Banker und Superreichen. Diejenigen, die der Kapitulation in der Frage des DIA das Wort reden, werden in allen Fragen kapitulieren.

Die Zukunft wird im Kampf entschieden. Deshalb müssen Arbeiter das Konkursverfahren insgesamt zurückweisen, alle Forderungen nach Opfern kompromisslos ablehnen und ihre unabhängige Stärke gegen die Konzerne und deren politische Handlanger mobilisieren.

Es gibt ausreichend Mittel, um die Stadt wiederaufzubauen, aber sie sind in den Händen einer winzig kleinen Elite konzentriert. Der neue Forbes 400 Bericht zeigt, dass die reichsten 400 Personen in den USA mehr als drei Billionen Dollar besitzen – damit könnte man die Defizite der Bundesregierung, der Bundesstaaten und der Kommunen gleich zweimal begleichen!

Die Verteidigung des DIA muss zum Ausgangspunkt für eine Gegenoffensive gegen die gesellschaftliche Macht von Banken und Großkapital gemacht werden. Um die nötigen finanziellen Mittel für den Wiederaufbau Detroits und die Grundversorgung der Stadtbevölkerung aufzubringen, müssen die Banken und die Schlüsselindustrien unter Kontrolle der Arbeiterklasse gestellt werden. Es ist notwendig, die Gesellschaft auf der Grundlage der sozialen Bedürfnisse statt des privaten Profits neu zu organisieren.

Die Demonstration am 4. Oktober ist der Beginn dieses Kampfs. Nehmt teil, sprecht mit Kollegen und Nachbarn. Organisiert eine Delegation! Die Kunst gehört den Menschen!

Wir bitten unsere Leser auf der Seite: „http://defendthedia.org“ Briefe, Kommentare und Grußadressen zur Verteidigung des Detroit Institute of Arts, zu senden

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