Großer Zuspruch für den International May Day

Weltweit haben sich bereits hunderte Teilnehmer aus über 60 Ländern für den „International May Day 2015“, die Online-Maikundgebung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), registriert.

Die Veranstaltung wird von der World Socialist Web Site und den International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) unterstützt. Sie will „den Arbeitern der Welt eine Stimme“ geben, „die nach einer Möglichkeit suchen, die brutale und verbrecherische Wirtschafts- und Finanzelite aufzuhalten“, wie es im Aufruf zur Kundgebung heißt.

Der May Day bringt den Widerstand gegen Krieg mit der Verteidigung sozialer und demokratischer Rechte zusammen und vereint die Arbeiter aller Länder auf der Grundlage einer sozialistischen Perspektive. „Wenn die internationale Arbeiterklasse der Kriegsgefahr nicht auf der Grundlage eines internationalen, sozialistischen und revolutionären Programms entgegentritt, ist ein neuer Weltkrieg nicht nur möglich, sondern unvermeidlich“, heißt es im Aufruf.

In Deutschland warb die Partei für Soziale Gleichheit (PSG) in den letzten Tagen an zahlreichen Betrieben und Universitäten für den International May Day. Viele Arbeiter und Studierende reagierten positiv und sprachen über ihre eigenen Erfahrungen.

Am Berliner Universitätsklinikum Charité streiken die Beschäftigten derzeit für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen, weil der Arbeitsdruck in den letzten Jahren immer höher geworden ist.

„Wir kämpfen schon seit über zwei Jahren für eine Verbesserung der Personalbesetzung. Bisher ist nichts passiert, eher hat sich die Situation noch verschlechtert“, sagte ein Pfleger des Virchow Klinikums, der sich mit hunderten seiner Kollegen am Dienstag zu einer Demonstration zusammengefunden hatte.

Auf der Demonstration der Charité-Beschäftigten

Auch der 22-jährige Pfleger-Azubi Kevin beteiligte sich wegen der unerträglichen Arbeitsbedingungen an der Demonstration. „Alle Mitarbeiter machen ständig Überstunden und dürfen sie nicht abbummeln“, sagte er. „Leasing-Kräfte sind wegen der Haushaltslage verboten worden. Viele Kollegen müssen Doppelschichten machen, wenn andere krankheitsbedingt ausfallen.“

Peter ist 61 Jahre alt und arbeitet als Pfleger in der Onkologie. Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den sozialen Angriffen in Südeuropa und den Arbeitsbedingungen an der Charité.

„Die Charité hat sich bemüht, griechische und spanische Pfleger, die wegen der Sparmaßnahmen arbeitslos waren, anzuwerben. Der Mangel in diesen Ländern wird genutzt, um die Löhne hier zu drücken. Doch selbst spanische Kräfte sind zurück in ihre Heimat gegangen, weil sie die Arbeitsbedingungen hier unerträglich fanden“, sagte er. Peter reagierte deshalb sehr positiv auf die Perspektive des May Day, Arbeiter aus allen Ländern der Welt im Kampf gegen die sozialen Angriffe zusammenzubringen.

Auch Florian, der als Medizinstudent an der Demonstration teilnahm, sprach sich für Solidarität mit den griechischen Arbeitern aus. „Ich finde es schrecklich, dass in Griechenland chronisch Kranke, Krebspatienten und Kinder nicht mehr richtig medizinisch versorgt werden können. Das ist schon wirklich krank.“

Einige Teilnehmer brachten die Kriegsfrage, die auf den Flyern und Plakaten für den May Day angesprochen wird, in Zusammenhang mit ihren sozialen Forderungen. „Ich sehe auch, dass der Staat jetzt mehr Geld in die Rüstung stecken will. Aber trotzdem ist angeblich kein Geld da, um im sozialen Bereich die Versorgung der Kranken zu verbessern“, sagte ein Assistenzarzt aus Freiburg, der zu Besuch in Berlin ist und sich spontan der Demonstration anschloss.

„Jeder Krieg ist einer zu viel“, sagte die 55-jährige Krankenpflegerin Veronika. „Am Ende geht es immer nur um Geld, Bodenschätze und Macht. Das ist das einzige. Das Wohl der Menschen, für das wir jeden Tag arbeiten gehen, spielt keine Rolle.“

Afta (rechts)

Afta, der 2005 aus Pakistan nach Deutschland kam, beobachtete zunächst die Demonstration der Krankenhausbeschäftigten und reagierte dann mit großem Interesse auf die Plakate zum May Day. Er ist ein ausgesprochener Kriegsgegner. „Die USA haben in den letzten 14 Jahren Krieg gegen Afghanistan geführt. Heute ist die Situation dort schlimmer als vor dem Krieg“, sagte er.

„In Pakistan führen die USA ebenfalls Krieg. Sie töten massenhaft Menschen mit Drohnen. Wenn jemand als Terrorist verdächtigt wird, muss er gefangengenommen werden und vor ein Gericht kommen. Aber die erschießen die Leute einfach, ohne jeden Beweis. Und niemand sagt etwas in Europa.“

Nachdem er den Aufruf zum International May Day durchgelesen hatte, beschloss er spontan, die Initiative zu unterstützen und selbst Flugblätter zu verteilen.

Vor der Goethe-Uni Frankfurt

Auch an Universitäten fand der International May Day großen Zuspruch. An der Frankfurter Goethe-Universität blieb Marina (23 Jahre) vor dem Plakat „Nie wieder Krieg“ stehen und sagte: „Was für ein Wahnsinn, nicht wahr. Für Aufrüstung und bewaffnete Drohnen haben sie Geld, aber was mit den Flüchtlingen im Mittelmeer passiert, ist ihnen egal, die lassen sie absaufen. Das sind doch Menschen wie wir.“

Sie war der Ansicht, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Krieg ablehnt, und sagte: „Wenn in Deutschland wirklich eine Demokratie herrschen würde, würde es anders laufen. Aber was ist das hier für eine Demokratie? Es kommt mir eher wie eine Verschwörung vor.“

Zweimal blieben Studenten aus der Ukraine stehen, und eine Ukrainerin sagte: „Wenn es wieder zum Krieg kommt, dann ist das ukrainische Volk als erstes betroffen. Ich wünsche euch sehr viel Glück für den Kampf gegen Krieg.“

Florian

Florian studiert Physik. Er interessierte sich vor allem für den Kampf der IYSSE an der Humboldt-Universität Berlin gegen die Verharmlosung deutscher Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg.

„Das ist wirklich interessant“, sagte Florian. „Auch bei uns an der Frankfurter Uni setzen sich rechte Tendenzen durch.“ Er studiert als zweites Standbein Volkswirtschaftslehre und berichtete, dass Marx neuerdings aus dem Vorlesungsplan gestrichen worden sei. „Vor einem Jahr war es noch Teil der Vorlesung, aber dieses Jahr wird Marx nicht mehr behandelt.“ Einige Studenten hätten dagegen protestiert und nach den Gründen gefragt, aber sie hätten nur die Antwort erhalten, Marx sei „nicht mehr relevant“.

Auch Florian fand, es sei wichtig, gegen Krieg zu kämpfen, und sagte: „Die Kriegsvorbereitungen spitzen sich stark zu, aber sie werden bewusst nicht öffentlich thematisiert. Ich will mir die Kundgebung auf jeden Fall anhören.“

Am International May Day können alle Interessierten kostenlos teilnehmen. In Berlin, Leipzig, Frankfurt am Main und Bochum wird es public viewings geben. Um die Orte zu erfahren oder vom eigenen Computer aus teilzunehmen, genügt eine kurze Registrierung unter http://internationalmayday.org/de/.

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