Amerikanisch-jordanische Manöver:

Ausweitung des Nahost-Konflikts wird vorbereitet

Am Dienstag begann in Jordanien das fünfte jährliche Manöver unter der Führung des Pentagon mit Namen „Eager Lion“, was etwa mit „sprungbereiter Löwe“ übersetzt werden kann. Die Übungen sind die Vorbereitung auf einen wesentlich größeren Konflikt in Syrien, dem Irak und andern Nahost-Regionen.

Insgesamt neun arabische Länder – Jordanien, Kuwait, Bahrain, Katar, Saudi-Arabien, Ägypten, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Libanon und Irak – nehmen gemeinsam mit den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Belgien, Polen, Australien und Pakistan an der Übung teil.

Aber das amerikanische Militär bestimmt, wie das Manöver abläuft. Es stellt fünftausend der zehntausend Soldaten, dazu die Kommandozentrale, Luft-, Land- und Seestreitkräfte sowie Sondereinsatztruppen. Während des zweiwöchigen Manövers, das vom 5. bis zum 19. Mai dauert, werden sich mehr amerikanische Truppen in Jordanien aufhalten als im Irak. Dorthin hat Präsident Obama dreitausend Soldaten entsandt, um irakische Truppen auszubilden und Sondereinsätze und Luftangriffe gegen den Islamischen Staat (IS) zu führen.

Generalmajor Rick Mattson, Direktor beim US Central Command für Übungen und Ausbildung, sagte, „Eager Lion 2015“ sei das größte amerikanisch-jordanische Manöver seit Beginn der Übungen 2011.

Das Militärmanöver konzentriert sich auf den Kampf gegen Terrorismus. Dieser Begriff, das muss allerdings gesagt werden, wird so weit gedehnt, dass er außer einem Atomwaffeneinsatz jede Art militärischen Handelns abdeckt. Mattson sagte: „Alles, was wir zur Verfügung haben, wird in den Dienst des Übungserfolgs gestellt“. Dazu gehören auch B-52-Bomber, die zum ersten Mal an dem Manöver zur Anwendung kommen.

Ein Übungselement wird die Simulierung eines Bombenangriffs mit einem neuen US-Flugzeug sein, das in den Vereinigten Staaten starten, direkt nach Jordanien fliegen und seine Bombenlast in der jordanischen Wüste abwerfen wird.

Der jordanische Brigadegeneral Fhad al-Damin sagte Reportern, die Übungen konzentrierten sich auf Grenzsicherheit und den „Kampf gegen Terrorismus“. Damit stellte er einen Zusammenhang zwischen dem Manöver und dem Kampf gegen die islamisch-fundamentalistische IS her, die ganz nahe, auf der andern Seite der jordanischen Grenze, in Syrien und im Irak operiert.

Einem Bericht vom Montag im Christian Science Monitor zufolge hat Jordanien seine Intervention gegen den IS hochgefahren, und auch gegen die Al-Nusra Front, die vor kurzem die Kontrolle über Nassib an der Grenze zwischen Jordanien und Syrien übernommen hat. Das war der letzte Grenzübergang, der noch mehr oder weniger frei passierbar war.

Die jordanische Monarchie betrachtet die Präsenz von IS und Al-Nusra entlang ihrer Grenze als größte Bedrohung ihrer Sicherheit und Herrschaft. Sie sucht Verbündete unter Stammesführern, deren verzweigte Familien zu beiden Seiten der syrisch-jordanischen Grenze leben, einer riesigen, wüstenähnlichen Region.

Dem Monitor zufolge, „wendet sich Jordanien an syrische Stämme und Zivilisten. Es bietet ihnen Unterstützung bei der Rückeroberung von Städten und Dörfern an, die vom IS überrannt wurden. Das ist eine Präventivmaßnahme, um zu verhindern, dass die Dschihadisten die jordanische Grenze bedrohen.“ Jordanien bietet ihnen die Luftunterstützung der US-geführten Koalition an, die zurzeit IS-Ziele in Syrien und dem Irak bombardiert.

General Mattson ist ein Meister darin, den Reportern ins Gesicht zu lügen, und diese nehmen das Diktat gehorsam auf, obwohl sie genau wissen, dass er lügt. Mattson erklärte: „Eager Lion hat nichts mit dem zu tun, was gegenwärtig in der Region geschieht.“ Damit spielte er auf die von den USA geführten oder unterstützten militärischen Operationen in Syrien, dem Irak, dem Jemen, der Straße von Hormus und ganz Nordafrika an.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, wie abwegig die Behauptung ist. Jordanien ist von zentraler Bedeutung für die amerikanische Intervention im Nahen Osten. Es liegt südlich von Syrien und westlich des Irak, beides entscheidende Schlachtfelder gegen den IS, und östlich von Israel und nördlich von Saudi-Arabien.

Fast jedes Land, das am Eager Lion teilnimmt, ist in der einen oder anderen Weise an einer amerikanisch geführten oder von den USA unterstützten Nahost-Militärintervention beteiligt.

Großbritannien, Frankreich, Kanada und Australien nehmen im Irak an Luftschlägen gegen den IS teil oder bilden irakische Kampfeinheiten aus (oder beides).

In Syrien haben sich Saudi-Arabien, die VAE, Bahrain. Katar, Kuwait und Jordanien den amerikanischen Luftschlägen angeschlossen, die sich hauptsächlich gegen den IS, in einigen Fällen auch gegen die Al-Nusra Front richten. Am Freitag wurden bei einem amerikanischen Luftschlag in dem syrisch arabischen Dorf Bir Mahali mindestens 64 Zivilisten getötet.

Im Jemen sind Saudi-Arabien, die Golf-Scheichtümer und Ägypten an Luftschlägen gegen Houthi-Rebellen beteiligt, seitdem diese US Marionette Abd Rabbuh Mansur Hadi gestürzt haben. Es gibt Berichte, dass saudische und andere Sondereinheiten möglicherweise schon im Jemen operieren, und dass saudische Flugzeuge werfen amerikanische Streubomben auf jemenitische Ortschaften abwerfen.

Flugzeuge der VAE, Katars und Ägyptens haben auch bereits Ziele der islamisch fundamentalistischen Milizen in Libyen angegriffen, und das ägyptische Militär kämpft auf der Halbinsel Sinai, nahe der israelisch-ägyptischen Grenze, gegen islamistische Rebellen unter den Beduinen.

Hinzu kommt die enorme militärische Präsenz der USA im Persischen Golf, wo sie große Stützpunkte in Kuwait (Armee), Katar (Luftwaffe) und Bahrain (Marine) haben. Außerdem gibt es einen französischen Stützpunkt in den VAE, amerikanische und britische Basen in Oman und regelmäßige Patrouillen der US-Navy in der Straße von Hormus, die den Iran von Oman trennt.

Der Nahe Osten ist ein Pulverfass, und der amerikanische Imperialismus ist der gefährlichste Brandstifter. Er ist mit eigenem Militär präsent, hat aber auch riesige Mengen hochprofitabler Waffen an seine Marionetten in der Region verkauft. Natürlich ist auch Israel, der am stärksten aufgerüstete Staat in der Region, mit dabei. Israel besitzt etwa 250 Atombomben und Raketen, sowie Flugzeuge und U-Boote, die sie ins Ziel tragen können.

Vor Beginn des Manövers in Jordanien erschienen Berichte in der New York Times und der Washington Post, dass Mitglieder der Koalition gegen den IS verlangten, den Kampf gegen die Islamisten auch in andere Länder, zum Beispiel Libyen und den Sinai, zu tragen. Nicht näher ausgeführte repressive Maßnahmen sollten in Jordanien, dem Libanon, Saudi-Arabien, Tunesien und dem Jemen ergriffen werden.

Derweil fliegen die USA weiter Angriffe mit Drohnen gegen Ziele im Jemen. Sie werden von der amerikanischen Militärbasis in Dschibuti aus gelenkt, die auf der anderen Seite des Roten Meeres liegt. Außenminister John Kerry wird den Stützpunkt diese Woche besuchen. Das zeigt die Sorge der Obama-Regierung über die prekäre Lage von Kräften im Jemen, die von den USA unterstützt werden.

Auch die ägyptische Militärjunta gab am Sonntag bekannt, sie habe die Entsendung „mehrere Abteilungen bewaffneter Streitkräfte” ins Ausland, sprich in den Jemen, um drei Monate verlängert. Die Entscheidung fiel einen Tag, nachdem Präsident Abdel Fattah al-Sisi Saudi-Arabien besucht hatte. Dort hatte er den Krieg im Jemen und Finanzhilfen der Saudis für die bluttriefende Militärdiktatur Ägyptens diskutiert.

Loading