Washington droht mit Militärintervention im Jemen

Das Pentagon droht mit einer direkten Militärintervention im Jemen. Zuvor hatte es am Mittwoch erklärt, dass aus einem von den Huthi kontrollierten Gebiet mindestens eine Rakete auf den Lenkraketenzerstörer USS Mason abgefeuert worden sei, der zusammen mit zwei weiteren Schiffen zwischen der Südspitze des Jemen und der Nordostküste Afrikas patrouillierte. Das Schiff ist mit Marschflugkörpern bewaffnet und befördert amerikanische Spezialeinheiten.

Der mutmaßliche Raketenangriff am Mittwoch war der zweite derartige Vorfall innerhalb der letzten vier Tage. Am Sonntag waren laut Angaben der US-Marine zwei Raketen auf die USS Mason ebenfalls aus Huthi-kontrolliertem Gebiet abgefeuert worden. Beide Vorfälle ereigneten sich in der strategisch wichtigen Meerenge Bab al Mandab. Sprecher der Huthi bestritten jede Verantwortung für den Angriff vom Sonntag.

Bei dem Vorfall am Mittwoch konnte das amerikanische Schiff durch Salvenfeuer eine der anfliegenden Raketen zerstören. Bei keinem der beiden Vorfälle wurde ein amerikanisches Schiff beschädigt.

Am Mittwoch warnte das Pentagon in einer Stellungnahme, es werde „zu gegebener Zeit und auf angemessene Weise“ reagieren. Am Sonntag äußerte sich ein Vertreter der US-Marine noch kriegerischer: „Jeder, der auf Schiffe der US Navy feuert, die in internationalen Gewässern operieren, tut es auf eigene Gefahr.“ Hochrangige amerikanische Sicherheitsbeamte trafen sich am Mittwoch Berichten zufolge in Washington, um über eine Reaktion der USA zu entscheiden.

In der Nachrichtensendung NBC Nightly News war der Raketenangriff das Hauptthema. Der Iran wurde mit dem Vorfall in Verbindung gebracht, da er angeblich den Aufstand der Huthi gegen das Regime von Abdrabbuh Mansur Hadi unterstütze. Hadi, der seinerseits von den USA und Saudi-Arabien unterstützt wird, kam 2012 bei einer Wahl mit nur einem Kandidaten an die Macht, die von den Huthi boykottiert wurde.

Hadi musste abtreten und aus dem Land fliehen, nachdem Huthi-Milizen die Hauptstadt Sanaa eingenommen hatten. Er lebt seither in Saudi-Arabien.

Die aufständischen Huthi sind mit Streitkräften verbündet, die für den ehemaligen Präsidenten Alib Abdullah Saleh kämpfen. Dieser wurde durch die revolutionären Erhebungen entmachtet, die den Jemen 2011 erschütterten.

Im Vorfeld der Raketenangriffe waren am letzten Sonntag bei einem brutalen saudischen Luftangriff auf eine voll besetzte Trauerhalle in Sanaa mindestens 140 Zivilisten getötet und mehr als 500 verwundet worden. Der Luftangriff richtete sich gegen führende Mitglieder der Huthi-dominierten Regierung in Sanaa, die gemeinsam mit Familienmitgliedern und Freunden getötet wurden.

Das Blutbad am Samstag war nur das jüngste Verbrechen in dem kriminellen Krieg, den Saudi-Arabien und seine sunnitischen Verbündeten mit aktiver Unterstützung durch die USA, Großbritannien und Frankreich seit März 2015 führen. Das Ziel des Angriffs auf das ärmste Land des Nahen Ostens ist es, die Huthi-Regierung zu stürzen und Hadi wieder an die Macht zu bringen.

In der Nähe der am Samstag zerstörten Trauerhalle wurden Bombensplitter gefunden, deren Markierungen sie als von den USA gelieferte Munition ausweisen. Washington verkauft der saudischen Monarchie Waffen im Wert von vielen Milliarden Dollar.

Laut den Vereinten Nationen wurden seit Beginn des Krieges mehr als 10.000 Menschen getötet. Saudische Luftstreitkräfte haben immer wieder Krankenhäuser, Schulen, Moscheen, Flüchtlingslager und Wohngebiete angegriffen. Etwa drei Millionen Menschen wurden durch den Krieg zu Vertriebenen, die Hälfte der vierzehn Millionen Einwohner des Landes leidet Hunger. Die Cholera breitet sich aus, und den Krankenhäusern fehlt es aufgrund der saudischen Blockade an grundlegendsten Materialien,

Die Obama-Regierung hat das saudische Regime seit 2009 mit Waffen und militärischer Unterstützung im Wert von 115 Milliarden Dollar beliefert. Immer wieder hat Washington die saudische Monarchie mit neuen Bomben und Raketen versorgt, um diejenigen zu ersetzen, mit denen sie den Jemen bombardiert hat.

Das Pentagon liefert den Saudis Informationen über Ziele und stellt Militärpersonal für eine gemeinsame Kommandozentrale zur Verfügung, von der aus der Luftkrieg organisiert wird. Amerikanische Militärflugzeuge betanken die saudischen Kampfflugzeuge in der Luft, und die US-Marine unterstützt die Durchsetzung der Blockade, mit der die jemenitische Bevölkerung ausgehungert werden soll.

Am Mittwoch bezeichnete der private militärische Informationsdienst Stratfor, der enge Beziehungen zum Pentagon und der CIA hat, auf seiner Webseite eine „militärische Vergeltung“ der USA als „fast unvermeidlich.“ Die USA rüsten sich für die Ausweitung ihres Krieges im Nahen Osten auf den Jemen. Gleichzeitig bereiten sie eine verschärfte Intervention im Irak vor und führen Krieg für einen Regimewechsel in Syrien. Eine direkte militärische Konfrontation mit russischen Streitkräften in der Region wird damit immer wahrscheinlicher.

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