Ein Brief an die Nachdenkseiten über Googles Zensur der WSWS

Den folgenden Brief schrieb Johannes Stern, Mitglied der deutschen Redaktion der World Socialist Web Site, am Montag an den Redakteur der Nachdenkseiten Jens Berger. Berger hatte am 31. Juli unter dem Titel „Zensiert Google linke Webseiten?“ über die Google-Zensur gegen linke Webseiten berichtet, aber die Angaben der WSWS in Zweifel gezogen.

Lieber Jens Berger,

ich schreibe Ihnen, weil Sie am 31. Juli auf den Nachdenkseiten einen Artikel über die Google-Zensur linker und progressiver Webseiten veröffentlicht haben. Seitdem hat die World Socialist Web Site in einer ganzen Reihe weiterer Artikel nicht nur das Ausmaß der Zensur aufgezeigt, sondern auch erklärt, wie die Zensur genau vonstattengeht.

Es ist tatsächlich so, dass Parteien wie die Socialist Equality Party in Sri Lanka oder bestimmte WSWS-Artikel in der Google-Suche auftauchen, wenn man ihren vollständigen Namen oder Titel eingibt. Die Zensur funktioniert jedoch anders, nämlich indem Google gezielt Suchbegriffe blockiert. So hat etwa unsere jüngste Auswertung der Internetdaten ergeben, dass Google die Verbindungen zwischen der WSWS und den 45 Suchbegriffen gekappt hat, die bisher die meisten Leser auf unsere Website führten. Die Zensur ist dabei so umfangreich, dass die WSWS bei 145 von 150 Suchbegriffen, die sie noch im April 2017 mit ihren Lesern verbanden, nicht mehr erscheint. Die Maßnahmen haben bewirkt, dass der Suchtraffic über Google zur WSWS seit April um zwei Drittel zurückgegangen ist.

Eine ausführliche Analyse und Aufstellung der Suchbegriffe, die von Google blockiert werden finden Sie hier.

Sie können sich selbst davon überzeugen, dass unsere Angaben korrekt sind. Wenn Sie etwa die Begriffe „socialism“, „Russian revolution“, „Flint Michigan“, „proletariat“ oder „rendition“, die bislang zu den 45 wichtigsten Suchbegriffen gehörten, bei Google eingeben, werden Sie keinen Link mehr auf die WSWS finden. Unser Zensur-Vorwurf hat es also nicht nur in sich, er trifft voll und ganz zu.

Die Leser der Nachdenkseiten und vieler anderer kritischer Webseiten sind über die Zensur des Internets zurecht besorgt. Alles deutet daraufhin, dass die Google-Zensur der WSWS eng mit deutschen Regierungskreisen abgestimmt wurde.

Es ist klar, dass dieser fundamentale Angriff auf die Freiheit des Internets in keiner Weise zu akzeptieren ist und zurückgeschlagen werden muss. In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie unsere jüngsten Artikel zum Thema genau studieren und einen weiteren Artikel schreiben, der den ersten korrigiert und über die Google-Zensur der WSWS und anderer linker Webseiten informiert. Bei Nachfragen können Sie sich gerne an mich wenden.

Beste Grüße,

Johannes Stern

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