Ehemalige Forbes-Journalistin: Google zensierte Bericht über Manipulation von Suchergebnissen

Google soll das Wirtschaftsmagazin Forbes gezwungen haben, einen Bericht zurückzuziehen, der dokumentiert, wie der Technikkonzern Suchergebnisse manipuliert, um sein soziales Netzwerk, Google Plus, zu bewerben. Dies erklärte eine ehemalige Forbes-Journalistin.

Kashmir Hill, die mehrere Jahre für die Technik-Redaktion von Forbes geschrieben hat und gegenwärtig für das Gadget-Blog Gizmodo arbeitet, ist letzten Donnerstag mit ihrer Enthüllung an die Öffentlichkeit gegangen. Sie postete einen Internetbeitrag mit dem Titel „Ja, Google benutzt seine Macht, um Meinungen zu unterdrücken, die ihm nicht passen – ich weiß es, weil es mir passiert ist“.

Im Jahr 2011 nahm Hill an einem Treffen zwischen einem Vertriebsteam von Google und Forbes-Angestellten teil. Die Vertreter des Technikkonzerns versuchten dort, Forbes dazu zu bewegen, seine Webseite mit der von Google Plus abzustimmen, Googles gescheitertem Facebook-Konkurrenten.

Das Vertriebsteam erklärte ihr, wenn sie eine Share-Taste für Google Plus einrichten würde, dann würde es das Ranking ihrer Domain bei den Suchergebnissen verbessern. Hill schrieb: „Das sah für mich nach einer Nachrichtenstory aus. Googles beherrschende Stellung in Bezug auf Suchanfragen und Nachrichten verleiht ihm eine ungeheure Macht über Medienverleger. Indem es die Suchergebnisse an die Nutzung von Plus knüpfte, benutzte Google diese Macht, um Andere zu zwingen, sein soziales Netzwerk bekanntzumachen.“

„Ich habe die Leute von Google gefragt, ob ich sie richtig verstanden habe: Wenn ein Herausgeber den +1-Button nicht auf seine Seite setzt, dann würden seine Suchergebnisse darunter leiden? Die Antwort war ja.“

Hill fragte dann im Pressebüro von Google nach. Sie gab sich ausdrücklich als Reporterin zu erkennen und bat um Bestätigung dessen, was sie bei dem Vertriebsgespräch gehört hatte. Sie schrieb: „Sie haben das, was die Vertriebsleute mir erklärt haben, nicht dementiert: Wenn Ihr den +1-Button nicht anbringt, dann werden Eure Geschichten bei Google schwieriger zu finden sein.“

Google reagierte auf die Veröffentlichung der Geschichte, indem es von Hill verlangte, sie zurückzuziehen. Der Konzern erklärte, das Vertriebstreffen habe unter einer Vertraulichkeitsvereinbarung stattgefunden. Hill erklärte dazu, das hätten sie behauptet, obwohl „ich keine derartige Erklärung unterschrieben habe, obwohl man mir nicht erklärt hat, dass das Treffen vertraulich sei und obwohl ich mich als Journalistin ausgewiesen hatte“.

Vertreter von Google forderten, den Artikel zurückzuziehen. Sie deuteten an, Google könne die Suchergebnisse von Forbes zurückstufen, wenn das Magazin nicht tue, was sie verlangen. Hill schrieb: „Das bedeutete, dass es Konsequenzen für Forbes haben könnte. Das war eine beunruhigende Aussicht angesichts des vielen Traffic, der durch die Google-Suche und durch Google News generiert wurde.“

Unter dem Druck von Forbes erklärte sich Hill schließlich bereit, den Artikel zu löschen. Noch überraschender war, dass alle Versionen des Artikels im Cache fast sofort von den Google-Servern gelöscht wurden, was auch andere Mitarbeiter der Technik-Redaktion damals kommentierten. Einige deuteten an, Google habe die Versionen im Cache bewusst gelöscht.

Zuerst erklärte Googles PR-Team gegenüber Hill, es sei „unmöglich herauszufinden, ob Google für die Löschung des Cache verantwortlich ist“. Außerdem erklärten sie, die Geschichte sei gelöscht worden, weil „der Bericht nicht verantwortungsvoll“ sei.

Googles Vizepräsident für globale Kommunikation, Rob Shilkin, lieferte ihr dann eine ganz andere Version der Geschichte und erklärte ausdrücklich: „Wir hatten nichts mit der Löschung des Artikels aus dem Cache zu tun.“

Ob das Treffen tatsächlich unter einer Vertraulichkeitsvereinbarung stand, ist eine juristische Frage. Aber dass Google verlangt, dass der gesamte Artikel gelöscht wird (statt ihn abzuändern) und dass Forbes dem nachkommt, ist ein deutlicher Hinweis, wie sehr der Technikkonzern seine Monopolmacht nicht nur gegenüber seinen Kunden und Konkurrenten, sondern auch gegenüber der Presse einsetzt.

Hills Bericht ist nur einer von vielen ähnlichen Berichten darüber, wie Google sein Gewicht und seinen Einfluss einsetzt, um die öffentliche Diskussion einzuschüchtern.

Hills Enthüllung folgte nur zwei Wochen nach Presseberichten, in denen dokumentiert wurde, dass Google die Denkfabrik New America Foundation unter Druck gesetzt hat, ihr Open-Markets-Team zu entlassen. Das Team hatte im Internet eine Erklärung veröffentlicht, mit der es eine Anti-Kartell-Aktion gegen den Technikkonzern unterstützte.

Noch bedeutender sind die anhaltenden Bestrebungen von Google, den Zugang zu Seiten zu blockieren, deren politische Positionen aus Google-Sicht im Gegensatz zu den Interessen ihrer Milliardärs-Aktionäre und ihrer politischen Verbündeten stehen.

Seit Anfang letzten Monats hat die WSWS ausführlich dokumentiert, dass die Veränderungen bei Googles Suchalgorithmen zu einem massiven Rückgang des Such-Traffics für linke und Anti-Kriegs-Webseiten geführt haben. Gerechtfertigt wurde dies damit, dass „seriöse“ Inhalte gefördert werden sollten. Der Such-Traffic für die World Socialist Web Site ging dabei um mehr als zwei Drittel zurück.

Googles Versuch, die WSWS und andere linke Webseiten zu zensieren, ist auf breite internationale Kritik gestoßen. Bisher wurde die Petition der WSWS, die Google auffordert, seine Zensur des Internets zu beenden, von über 3.400 Menschen aus 80 Ländern unterstützt.

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