Buchmesse Istanbul:

David North stellt türkische Ausgabe von „Verteidigung Leo Trotzkis“ vor

Am 10. November 2019 sprach David North auf der Internationalen Buchmesse in Istanbul per Videokonferenz vor einem türkischen Publikum. North leitet die internationale Redaktion der World Socialist Web Site und ist nationaler Vorsitzende der Socialist Equality Party der USA.

North stellte die türkischsprachige Ausgabe seines Buches Verteidigung Leo Trotzkis vor, das kurz zuvor bei Mehring Yayıncılık erschienen war. Der Verlag hatte auf der Buchmesse einen Stand und präsentierte dort fünf ins Türkische übersetzte Titel des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI): neben Verteidigung Leo Trotzkis den ebenfalls von North verfassten Band Die russische Revolution und das unvollendete zwanzigste Jahrhundert sowie Warum sind sie wieder da? von Christoph Vandreier, Warum die russische Revolution studieren? mit Vorträgen des IKVI sowie 1968Generalstreik und Studentenrevolte in Frankreich von Peter Schwarz.

Wir veröffentlichen im Folgenden David Norths ins Türkische verdolmetschte Rede. Im Anschluss antwortete der Autor direkt auf Fragen aus dem Istanbuler Publikum. So bat ein Teilnehmer um genauere Ausführungen zur Perspektive der trotzkistischen Bewegung für Länder mit verspäteter kapitalistischer Entwicklung. Eine weitere Frage lautete, wie der Kampf für Sozialismus in der Arbeiterklasse der Vereinigten Staaten geführt werden kann.

Poster am Stand von Mehring Yayıncılık, Internationale Buchmesse Istanbul

Zur letzteren Frage erklärte North, dass man die heutige Weltlage nicht realistisch einschätzen und in keinem Land eine revolutionäre Strategie ausarbeiten kann, wenn man nicht „davon ausgeht, dass das Zentrum der Krise des Weltkapitalismus in den Vereinigten Staaten liegt“. Die amerikanische Arbeiterklasse, so betonte er, ist „potenziell eine gewaltige revolutionäre Kraft“. Die militärische Aggression der USA in den letzten dreißig Jahren gehe auf die Krise des amerikanischen Imperialismus zurück. „Die Invasion des Irak, die blutigen Interventionen im gesamten Nahen Osten, in Libyen, in Syrien, sowie die Drohungen gegen den Iran, die unaufhörlichen Versuche, ein Land nach dem andern zu destabilisieren – dies alles ergibt sich aus dem verzweifelten Versuch [des US-Imperialismus], seinen wirtschaftlichen Niedergang durch den rücksichtslosen und immer brutaleren Einsatz des Militärs auszugleichen“, sagte North.

North verwies auf die erkennbare politische Radikalisierung der amerikanischen Arbeiter und Jugendlichen und auf die wachsende Popularität des Sozialismus. „Wir halten es für unsere Verantwortung als Revolutionäre in den Vereinigten Staaten, den schädlichen Einfluss des Nationalismus zu bekämpfen und den amerikanischen Arbeitern zu erklären, dass sie die Arbeiterklasse anderer Länder als ihre Brüder und Schwestern betrachten, sich mit den fortschrittlichen Kämpfen von Arbeitern und Jugendlichen auf der ganzen Welt identifizieren, sie unterstützen und sie als ihre eigenen Kämpfe betrachten müssen“, sagte der Redner.

„Wir sind der Meinung, dass die revolutionäre Bewegung der heutigen Welt aus miteinander verbundenen Kämpfen besteht. Kein Land existiert als isolierte Insel. Die Wirtschaft ist globalisiert. Die Politik ist globalisiert. Der Klassenkampf ist globalisiert. Unser Optimismus im Hinblick auf die Zukunft des Sozialismus beruht vor allem darauf, dass die Idee der sozialistischen Weltrevolution eine enorme Aktualität erlangt. Schon die Tatsache, dass ich mich mit dieser Technologie an Sie wenden kann, zeigt, welches Potenzial heute besteht, die internationale Arbeiterklasse auf der Grundlage der trotzkistischen, marxistischen Theorie zu vereinen.

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Rede von David North zur Vorstellung seines Werks Verteidigung Leo Trotzkis

Ich freue mich, Verteidigung Leo Trotzkis auf der Istanbuler Buchmesse präsentieren zu dürfen. Dabei drängen sich historische Bezüge auf: Vor etwas mehr als neunzig Jahren, im Februar 1929, traf Trotzki als politischer Exilant in Istanbul ein. Er war aus der Sowjetunion ausgewiesen worden, weil er sich weigerte, seine politischen Positionen aufzugeben. Seit 1923 kämpfte Trotzki als Führer der Linken Opposition gegen die bürokratische Degeneration der Kommunistischen Partei Russlands, der Dritten Internationale und des von Stalin geführten Sowjetregimes. Die vier Jahre, die er im türkischen Exil – zumeist auf der Insel Prinkipo – verbrachte, gehören zu den wichtigsten und produktivsten seines Lebens. Von 1929 bis 1933 verfasste Trotzki zwei literarische Meisterwerke: seine Autobiographie Mein Leben und seine monumentale dreibändige Geschichte der russischen Revolution.

Trotzkis politische Arbeit ging jedoch weit über diese schriftstellerische Tätigkeit hinaus. Er befand sich zwar auf einer Insel in 1700 km Entfernung von Berlin. Doch seine Analysen der politischen Krise in Deutschland und seine Bemühungen, die Arbeiterklasse gegen die wachsende faschistische Gefahr zu mobilisieren, waren herausragend und haben überdies bis heute Bestand. Sie bilden die wesentliche theoretische und strategische Grundlage für unseren heutigen Kampf gegen das Wiederaufleben des Faschismus. Und dann, in den letzten Monaten seines Exils in der Türkei, nachdem der stalinistische Verrat im Januar 1933 zu Hitlers Sieg geführt hatte, war dies das Land, von dem aus Trotzki zum Aufbau der Vierten Internationale aufrief.

Im Juli 1933 verließ Trotzki die Türkei. In den verbleibenden Jahren seines Lebens, die er im Exil in Frankreich, Norwegen und schließlich Mexiko verbrachte, widmete er sich in erster Linie dem Aufbau der Vierten Internationale. Welche politische Perspektive seiner unermüdlichen Konzentration auf dieses historische Projekt zugrunde lag, fasste er im ersten Satz des programmatischen Dokuments zusammen, das er für den Gründungskongress der Vierten Internationale im September 1938 verfasste: „Die politische Weltlage als Ganzes ist vor allem durch eine historische Krise der proletarischen Führung gekennzeichnet.“

Das kapitalistische Weltsystem, so Trotzki, steckte in der Krise. „Die Produktivkräfte der Menschheit haben aufgehört zu wachsen“, schrieb er. „Neue Erfindungen und technische Neuerungen vermögen bereits nicht mehr zu einer Hebung des materiellen Wohlstands beizutragen. Unter den Bedingungen der sozialen Krise des gesamten kapitalistischen Systems bürden Konjunkturkrisen den Massen immer größere Entbehrungen und Leiden auf. Die wachsende Arbeitslosigkeit vertieft wiederum die staatliche Finanzkrise und unterhöhlt die zerrütteten Währungen. Demokratische wie faschistische Regierungen taumeln von einem Bankrott in den anderen.“ (Das Übergangsprogramm, Essen 1997, S. 83)

Ungeschminkt und präzise benannte Trotzki die Alternativen, die sich der Menschheit stellten: „Ohne eine sozialistische Revolution, und zwar in der nächsten geschichtlichen Periode, droht der gesamten menschlichen Kultur eine Katastrophe.“ Aber wie konnte der Sieg des Sozialismus gesichert werden? Wie konnte das objektive Potenzial für den Sozialismus zum Tragen kommen? Durch die Schaffung der notwendigen subjektiven Voraussetzungen für den Sieg der Arbeiterklasse, d. h. durch den Aufbau der Weltpartei der sozialistischen Revolution. „Die geschichtliche Krise der Menschheit“, schrieb Trotzki, „läuft auf die Krise der revolutionären Führung hinaus.“

Nur vor diesem historischen Hintergrund kann man verstehen, aus welchem politischen Kontext das Buch, das heute vorgestellt wird – Verteidigung Leo Trotzkis – hervorgegangen ist. Trotzki wurde im August 1940 von einem Agenten der sowjetischen Geheimpolizei, der damaligen GPU, ermordet. Sein Tod war der politische Höhepunkt des Großen Terrors, mit dem Stalin und seine Henker die gesamte Generation marxistischer Intellektueller und Arbeiter verfolgten, die 1917 den Sieg der Oktoberrevolution herbeigeführt hatten.

Dieser Terror war gezielt vorbereitet worden. Er ging mit einer Geschichtsfälschung einher, die monströse und geradezu unfassbare Dimensionen annahm. Um das bürokratische Regime politisch zu legitimieren, seine Abkehr von den Prinzipien der Oktoberrevolution zu rechtfertigen und seinen Verrat an der Arbeiterklasse zu verschleiern, sah sich Stalin gezwungen, jeden Aspekt der Geschichte der Russischen Revolution zu verfälschen und den Marxismus als theoretisches Fundament der sozialistischen Revolution bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen.

Die Stalinsche Schule der Geschichtsfälschung richtete sich in erster Linie gegen Trotzki. Für den Angriff auf dessen Rolle in der Russischen Revolution gab es im Wesentlichen zwei Motive. Erstens war eine wahrheitsgemäße Darstellung von Trotzkis praktischem Beitrag zum Sieg der Oktoberrevolution 1917 und zur Niederlage der Konterrevolution im Bürgerkrieg 1918–1921 nicht mit dem Narrativ vereinbar, das die stalinistische Bürokratie benötigte, um ihre Usurpation der politischen Macht zu rechtfertigen.

Zweitens stand Trotzkis Theorie der permanenten Revolution – als strategische Grundlage der bolschewistischen Machteroberung 1917 und als internationalistische Perspektive für die von der neuen Sowjetmacht angestrebte sozialistische Weltrevolution – in diametralem Gegensatz zu dem reaktionären nationalistischen Programm des „Sozialismus in einem Land“, das Stalin nach Lenins Tod 1924 aufstellte.

Daher hing die gesamte politische und ideologische Legitimation des stalinistischen Regimes und der mit ihm verbundenen Parteien auf der ganzen Welt davon ab, die Fälschung von Trotzkis Ideen und Taten aufrechtzuerhalten. Selbst nach Stalins Tod im März 1953 sahen sich seine Nachfolger außerstande, die Lügen zurückzunehmen, mit denen Trotzki und der Trotzkismus kriminalisiert worden waren. In seiner „Geheimrede“ auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Februar 1956 verurteilte Nikita Chruschtschow zwar einige Verbrechen Stalins, räumte die wahre Rolle Trotzkis in der Geschichte der Sowjetunion jedoch mit keiner Silbe ein. Das Gebäude der antitrotzkistischen Lügen wurde nicht angetastet.

Als 1985 Michail Gorbatschow an die Macht kam und seine Politik von Glasnost („Offenheit“) verkündete, waren seit dem Mord an Trotzki 45 Jahre vergangen. Die Bürokratie erlaubte den Zugang zu Staatsarchiven und damit zu Unmengen an Dokumenten, die unwiderlegbar den kriminellen Charakter der Moskauer Prozesse und die mörderische Verfolgung der Trotzkisten durch das stalinistische Regime belegten. Aber das Gorbatschow-Regime weigerte sich immer noch, die Rehabilitierung Trotzkis zuzulassen.

Seit den 1920er Jahren hatte die stalinistische Bürokratie Trotzki als Agenten des Imperialismus gebrandmarkt, dessen Ziel es sei, die Sowjetunion zu zerstören. Noch im November 1987 verunglimpfte Gorbatschow Trotzki als „einen übermäßig selbstbewussten Politiker, der immer schwankte und betrog“, und lobte Stalin dafür, dass er „den Leninismus in einem ideologischen Kampf [gegen den Trotzkismus] bewahrt“ habe. In zynischer und scheinheiliger Manier führte der Generalsekretär der KPdSU diesen bösartigen Angriff auf Trotzki und den Trotzkismus, während er zugleich seine marktfreundliche Perestroika vorantrieb und der Wiederherstellung des Kapitalismus und der Auflösung der Sowjetunion den Weg bereitete.

Die Auflösung der Sowjetunion bestätigte Trotzkis Kampf gegen den Stalinismus so vollkommen, dass man eigentlich hätte erwarten dürfen, dass die Lügen der Sowjetbürokratie nun endlich auf den Müllhaufen der Geschichte wandern würden. Trotzkis Platz in der Sowjet- und Weltgeschichte hätte nun auf ehrliche Weise neu bewertet und die politische Weitsicht und moralische Größe seines Kampfs, den Marxismus und Sozialismus von den Perversionen des Stalinismus zu befreien, endlich offen und großmütig anerkannt werden können.

Doch es kam anders. Auf das Ende der UdSSR folgte fast unmittelbar eine neue internationale Kampagne gegen Trotzki und den Trotzkismus. Rasch entstand eine postsowjetische Schule der Geschichtsfälschung. Sie vermischte die alten Lügen der stalinistischen Bürokratie mit der traditionellen antikommunistischen Darstellung reaktionärer Historiker des Kalten Kriegs im Westen.

Die Auslegung der Geschichte findet in keinem politischen, geschweige denn moralischen Vakuum statt. Nach der Auflösung der Sowjetunion machten sich politische Reaktion und erkenntnistheoretische Demoralisierung breit. In diesem Umfeld wurde die Verteidigung der historischen Wahrheit gern der Karriere geopfert. Und so fand die postsowjetische Schule der Geschichtsfälschung regen Zulauf. Wie Trotzki über die Zeiten der Reaktion so treffend sagte: Die Kraft der politischen Reaktion erobert nicht nur, sie überzeugt auch.

Dennoch bleibt die Frage: Welche politische Nachfrage wurde von der postsowjetischen Schule der Geschichtsfälschung bedient? Woher kam dieser besondere Bedarf an Lügen über die sowjetische Geschichte und Leo Trotzki? Hatte die Auflösung der Sowjetunion nicht den Marxismus, den Bolschewismus und die Perspektive der sozialistischen Revolution diskreditiert und widerlegt? War nicht das „Ende der Geschichte“ gekommen?

Die Behauptung, dass die Oktoberrevolution und das gesamte sozialistische Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen seien, basierte in erster Linie auf der Annahme, dass die Auflösung der UdSSR im Jahr 1991 zwangsläufig auf die Revolution von 1917 folgen musste. Oder, um das Argument etwas anders zu formulieren: Der Stalinismus war das unvermeidliche Produkt des Marxismus und des Bolschewismus. Zum stalinistischen Regime gab es keine Alternative.

Doch dieses Argument, dass es keine Alternative zum Stalinismus gegeben habe, wird durch den historischen Kampf von Trotzki und der Linken Opposition widerlegt.

Die Reaktionäre sahen sich außerstande, die historischen und politischen Implikationen der trotzkistischen Opposition ehrlich einzuschätzen. Denn dann hätten sie zugeben müssen, dass der Sieg der Linken Opposition über die Stalinisten die Sowjetunion und die sozialistische Weltbewegung in eine ganz andere, fortschrittliche (d. h. revolutionär-sozialistische) Richtung geführt hätte. Sie brauchten Lügen, um die Widersprüche, Lücken und Mängel in ihrer Argumentation zu überdecken.

Die Fälschungen nahmen unterschiedliche Formen an. Einige behaupteten, dass die trotzkistische Opposition in der Sowjetunion unbedeutend gewesen sei und keine Bedrohung für Stalin dargestellt habe. Andere argumentierten, dass Trotzkis Differenzen mit Stalin keine besondere Bedeutung gehabt hätten, und dass es lediglich ein Machtkampf zwischen zwei ehrgeizigen Männern gewesen sei. Und wieder andere behaupteten, dass Trotzki, wäre er an der Macht geblieben, noch schlimmer als Stalin gewesen wäre.

Die Auflösung der stalinistischen Regime in Osteuropa und der Sowjetunion löste in der herrschenden Elite zunächst einen regelrechten Siegestaumel aus. Das Gespenst des Sozialismus schien endlich gebannt. Aber die Jahre vergingen, und als es nach Anbruch des 21. Jahrhundert immer noch internationale geopolitische Spannungen, innenpolitische Krisen und globale wirtschaftliche Instabilität gab, und als die soziale Unzufriedenheit unverkennbar zunahm, da begannen die bürgerlichen Akademiker zu zweifeln, ob der Kapitalismus tatsächlich ein für alle Mal gesiegt habe.

Bestand nicht die Gefahr, dass der Sozialismus zurückkehren und in der Arbeiterklasse massenhaften Zulauf finden könnte? Aber wie würde das aussehen? Welche Vision des Sozialismus könnte die Arbeiterklasse und die Jugend inspirieren, und müsste sie sich nicht klar von den diskreditierten Dogmen des Stalinismus unterscheiden?

In dieser neuen Atmosphäre wachsender Unsicherheit fühlten sich die herrschenden Eliten allmählich vom Gespenst Leo Trotzkis verfolgt. Sie erinnerten sich daran, welche enorme politische und theoretische Wirkung ein halbes Jahrhundert zuvor Isaac Deutschers große dreibändige Trotzki-Biographie (Der bewaffnete Prophet, Der unbewaffnete Prophet und Der verstoßene Prophet) auf die junge Generation hatte, die in den 1960er Jahren radikalisiert wurde. War es nicht denkbar, dass Trotzkis Vision einer sozialistischen Weltrevolution Arbeiter und Jugendliche begeistern könnte, die im 21. Jahrhundert einen Ausweg aus der immer tieferen Krise des Kapitalismus suchten?

Diese Angst brachte ein neues Genre, die Pseudo-Geschichtsschreibung hervor. Die von imperialistischen Strategen entworfene Doktrin des Präventivkriegs fand ihre akademische Entsprechung in Schriften, die man als präventive Biographien bezeichnen kann. Das Biographie-Format wurde auf theoretisch unhaltbare und unaufrichtige Weise zur Diskreditierung einer historischen Persönlichkeit genutzt.

Genau das war der Zweck der Biographien über Trotzki, die drei britische Historiker – die Professoren Geoffrey Swain, Ian Thatcher und Robert Service – in den Jahren 2003 bis 2009 vorlegten. In der Einleitung zur ersten Ausgabe von Verteidigung Leo Trotzkis schrieb ich dazu: „Die Biografien sprechen den geschichtlichen Fakten Hohn. Keines dieser Werke genügt den Ansprüchen wissenschaftlicher Seriosität. Dieser erschreckende und unentschuldbare Mangel resultiert aus der unbestreitbaren Zielsetzung dieser Bücher, Trotzki als historische Persönlichkeit vollständig zu diskreditieren.“

Bei der Beantwortung dieser böswilligen Pseudobiographien ging es mir darum, die von diesen „Wissenschaftlern“ verbreiteten Verleumdungen gegen Trotzki aufzudecken und zu widerlegen. Darüber hinaus wollte ich die Leser in Trotzkis Leben einführen und aufzeigen, warum seine Ideen von so herausragender Relevanz sind, denn sie bilden das theoretische und politische Fundament einer revolutionären sozialistischen Strategie für die heutige Zeit.

Wenige Jahre nach der ersten Veröffentlichung von Verteidigung Leo Trotzkis wird das Wiederaufleben des Sozialismus nun nicht mehr nur als entfernte Möglichkeit betrachtet. Wir erleben weltweit die Rückkehr des Klassenkampfes als global vernetzten Prozess.

Bürgerliche Beobachter schreiben der neuen Bewegung bereits revolutionäre Implikationen zu. Aber sie stellen auch fest, dass die Bewegung bisher „führerlos“ sei. Das heißt, keine traditionelle Partei oder Gewerkschaft, der die Arbeiter einst vertrauten, ist heute noch in der Lage, den anschwellenden Massenkampf zu beeinflussen, geschweige denn zu kontrollieren.

Aber die „Führungslosigkeit“ der gegenwärtigen Bewegung ist ein vorübergehendes Phänomen. Die Arbeiterklasse wird im Laufe ihrer Erfahrungen lernen, das Wahre vom Falschen, d. h. die kleinbürgerlichen Pseudolinken von den echten marxistischen Revolutionären zu unterscheiden, und sie wird Klarheit über die Strategie der sozialistischen Revolution gewinnen. Bei diesem Prozess der revolutionären Aufklärung werden die Ideen von Leo Trotzki und das Programm der Vierten Internationale eine gigantische historische Rolle spielen. Ich hoffe, dass Verteidigung Leo Trotzkis, das jetzt auch in türkischer Sprache vorliegt, zu diesem historischen Prozess beitragen wird.

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