Arbeiter von Stellantis Warren Truck unterstützen die Forderung von Will Lehman, alle Kandidaten zur UAW-Stichwahl zuzulassen

Viele Arbeiter des Stellantis Warren Truck Montagewerks in einem Vorort von Detroit unterstützen nachdrücklich die Forderung des Mack Trucks-Arbeiters Will Lehman, bei der Stichwahl der Gewerkschaft United Auto Workers im Januar die Namen aller fünf Präsidentschaftskandidaten auf den Stimmzettel zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass jeder Arbeiter sein Wahlrecht wahrnehmen kann.

Zweite Schicht bei der Ankunft im Warren Truck Assembly Plant am 6. Dezember 2022

Lehman, ein Sozialist, kandidierte bei der ersten UAW-Direktwahl des Vorstands für den Vorsitz. Die Wahl endete am 28. November. Er erhielt fast 5 Prozent der Stimmen in einer Wahl, die von groben Unregelmäßigkeiten geprägt war, mit dem Ergebnis einer massiven Wahlbehinderung. Nur etwa 9 Prozent der 1,1 Millionen wahlberechtigten aktiven und pensionierten UAW-Arbeiter gaben ihre Stimme zur Wahl des Gewerkschaftspräsidenten ab.

Die Gewerkschaft hat angekündigt, dass es eine Stichwahl zwischen dem amtierenden UAW-Präsidenten Ray Curry und dem langjährigen Bürokraten Shawn Fain geben wird. Lehman sowie zwei weitere Kandidaten, Mark „Gibby“ Gibson und Brian Keller, werden von der Wahl ausgeschlossen. Letzten Monat hatte Lehman vor Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt, um die Wahlfrist um weitere vier Wochen zu verlängern, doch seine Klage wurde von einem Bundesrichter abgewiesen.

Bei Warren Truck verteilten Mitglieder des Wahlkampfteams eine am 4. Dezember herausgegebene Erklärung von Will Lehman, in der er Arbeiter aufrief, unabhängig von der UAW-Bürokratie und dem gerichtlich bestellten UAW-Aufseher für ihr Recht auf eine offene und faire Wahl einzustehen. „Wir Arbeiter müssen um unsere Rechte kämpfen. Wenn ihr meiner Forderung zustimmt, alle Kandidaten wieder auf den Wahlzettel zu setzen und die Mitglieder wirklich zu informieren, dann erhebt eure Stimme! Sprecht mit euren Kolleginnen und Kollegen und ermutigt sie, diese Forderung zu unterstützen.

Bildet in euren Betrieben Wahlkomitees mit der Forderung, dass jeder Arbeiter das Recht haben muss, an einer aussagekräftigen Wahl teilzunehmen, die den echten Willen der Mitglieder zum Ausdruck bringt.“

Am Stellantis-Werk Warren Truck blieben zahlreiche Arbeiter stehen, um mit Unterstützern von Will Lehman zu sprechen. Ein TPT-Arbeiter (Zeitarbeiter), der für Will gestimmt hatte, sagte: „Ich habe alle Kandidaten bei der Debatte gesehen, und er schien mir der richtige zu sein. Ich mag die anderen Typen nicht. Nach dem, was ich gehört habe, halte ich ihn für einen großartigen Kandidaten.“

Auf die Stichwahl zwischen Fain und Curry angesprochen, sagte der Arbeiter: „Das ist furchtbar. Wenn sie gewinnen, sind wir am Ende. Ich bin ein Zeitarbeiter. Ich bin ein Jahr lang jeden Tag gekommen, bin nie zu spät gewesen und musste mich nie abmelden. Ich mache einfach meine Arbeit und gehe wieder. Es ist verrückt, was hier vor sich geht.

Die Gewerkschaftsvertreter sagten uns TPTs, wenn wir Stimmzettel bekämen, sollten wir sie wegwerfen: Wir könnten nicht wählen. Das habe ich von ihnen tatsächlich gehört.

Ich garantiere, dass viele Leih- und Zeitarbeiter für Will gestimmt hätten, aber ihnen wurde gesagt, sie könnten nicht wählen. Man wollte nicht, dass die TPTs wählen. Jetzt verlagern sie viele TPTs in andere Werke, zum Beispiel zu SHAP [Sterling Heights Montagewerk] und in das Mack-Werk.“

Letzten Monat kündigte Stellantis die Streichung der dritten Schicht bei Warren Truck an. Gleichzeitig wurde damit gedroht, dass das Werk keinen Folgeauftrag für ein neues Automodell erhalten würde. Die Schließung des Werks sei absehbar, wenn Fehlzeiten und Qualitätsprobleme nicht behoben würden. Die UAW weigerte sich, dieser Drohung entgegenzutreten und stellte sich stattdessen auf die Seite der Unternehmensleitung.

Der TPT-Arbeiter fuhr fort: „Sie sollten die Wahl wiederholen, und jeder sollte wählen können. Zunächst wusste ich nicht, dass Zeitarbeiter wählen dürfen, bis ich mich an Will wandte und ihn fragte, ob TPT-Arbeiter wählen dürften. Er sagte ‚Ja‘. Ich denke also, es sollte eine Verlängerung geben. Das ist manipuliert.“

In Bezug auf die Klage, die Will gegen die UAW eingereicht hat, um eine Verlängerung der Wahlfrist zu erreichen, sagte der Arbeiter: „Ich bin froh, dass er die Klage eingereicht hat. Er kämpft für sich selbst, aber er kämpft auch für die Arbeiter. Ich halte das, was passiert ist, nicht für richtig. Wir müssen das Übel aus der Welt schaffen.“

Will Lehman (links) und Unterstützer sprechen zu Arbeitern der Nachtschicht bei Warren Truck, August 2022

Viele Arbeiter sagten zu Mitgliedern von Lehmans Team, dass sie gar keine Stimmzettel erhalten hätten und auch von der UAW nie über die Wahl informiert worden seien. In einem Brief, der letzte Woche in den Detroit News veröffentlicht wurde, schrieb Lehman: „Trotz ihres beispiellosen Charakters ist die Art und Weise, wie die Wahl durchgeführt wird, eine Farce. Von den 1 Million UAW-Mitgliedern (Arbeiter und Rentner) haben 900.000 (90 Prozent) nicht gewählt. Das liegt nicht daran, dass die Arbeiter apathisch sind, sondern daran, dass die meisten nicht einmal wissen, dass eine Wahl stattfindet. Die UAW-Führung hat so wenig wie möglich getan, um Arbeiter über ihre Rechte zu informieren und sicherzustellen, dass sie wählen können.“

„Es wäre gut, wenn es eine Stichwahl mit allen Kandidaten geben würde“, sagte ein 30-jähriger Mitarbeiter von Warren Truck. „Das war kein fairer Prozess. Wir brauchen einen Wechsel. Ich habe für Will gestimmt, weil wir mit Curry und Fain den gleichen alten Mist bekommen werden. Die Entscheidung, die der Richter gegen Wills Klage gefällt hat, war Blödsinn. Das war eine manipulierte Wahl.

Wir brauchen einen Inflationsausgleich (COLA) und müssen die Lohnstaffelung abschaffen. Die Tatsache, dass einige Arbeiter einen Zweitjob in einem anderen Autowerk annehmen müssen, um über die Runden zu kommen, ist entsetzlich. Das zeigt nur, wie viel wir verloren haben. Es geht weit über die Tatsache hinaus, dass die UAW mit dem Management unter einer Decke steckt. Früher war das ein Traumjob; er bedeutete Sicherheit für die Familie. Jetzt braucht man zwei Jobs, um zu überleben.“

Ein anderer Arbeiter von Warren Truck sagte dem Wahlkampfteam: „Sie haben im Betrieb nichts davon erwähnt. Sie lassen uns über alles im Unklaren. Ich habe nicht einmal einen Stimmzettel bekommen. Ich denke, sie sollten die Wahlfrist verlängern.“

Ein anderer Arbeiter erklärte: „Will hat getan, was nötig war, als er diese Klage eingereicht hat. Es war eine miserable Kommunikation, wenn nur 10 Prozent gewählt haben. Jeder sollte wählen können.“

Ein langjähriger Arbeiter, der nach eigenen Angaben für Will gestimmt hatte, sagte: „Ich bin für eine Wiederholung der Wahl. Von einer halben Million Rentner haben sie so wenige Stimmzettel zurückbekommen? Das ist unfassbar.

Ich habe das ‚Geben und Nehmen‘ satt. Es wird kein Aufgeben von Errungenschaften mehr geben. Wir müssen alle dazu bringen, nächstes Jahr zusammenzuhalten und zu streiken. Wir haben nichts zu verlieren.“

Ein junger Arbeiter, der seit acht Jahren im Werk arbeitet, fügte hinzu: „Ich habe nie einen Stimmzettel bekommen und wusste nicht einmal, dass eine Wahl stattfand. Auch in meinem Team wusste niemand etwas davon. Wenn 1.000 Arbeiter in unserem Werk (von 5.200) gewählt haben, dann waren das hauptsächlich die älteren Leute. Die TPTs und SEs haben nicht gewählt. Ich bin für eine Stichwahl mit allen Kandidaten und dafür, dass dieses Mal alle wissen, dass es eine Wahl gibt.“

„Wir sollten eine zweite Abstimmung mit allen Kandidaten durchführen“, sagte ein anderer junger Arbeiter. „Sie haben nicht viel Werbung gemacht, um uns über die Wahlen zu informieren. Die Bedingungen und Löhne sind hier wirklich schlecht. Ich habe schon darüber nachgedacht, einen anderen Job anzunehmen.“

„Ich habe nie einen Wahlzettel bekommen, auch nicht, nachdem ich ihn bei der Gewerkschaft angefordert hatte“, sagte ein anderer Arbeiter. „Ich bin zu 100 Prozent der Meinung, dass wir eine weitere Wahl mit allen Kandidaten durchführen sollten. Ich verstehe nicht, warum nicht jeder einen Stimmzettel bekommen hat. Das bedeutet, dass wir keine echte Vertretung haben. Alle sind unterbezahlt, und wir brauchen jemanden, der für uns kämpft.“

Der Arbeiter sagte auch, dass er den Kampf der Eisenbahner verfolge und dass die Entscheidung des Kongresses und der Biden-Regierung, einen Vertrag durchzusetzen, den die Arbeiter zuvor abgelehnt hatten, „ein Angriff auf ihre Freiheit“ sei.

„Es ist verrückt, dass 90 Prozent der Mitglieder nicht gewählt haben“, sagte ein anderer Arbeiter. „Wie können die beiden Kandidaten in der Stichwahl behaupten, sie hätten ein Mandat mit solchen Zahlen? Alle Kandidaten sollten an der Stichwahl teilnehmen. Ich habe für Will gestimmt, damit wir für echte Veränderungen kämpfen können.“

Paul, ein weiterer junger Arbeiter, sagte: „TPTs haben eine Meinung, und jeder sollte das Recht haben, zu wählen. Die Gewerkschaft hat nicht genug getan, um die Leute über die Wahl zu informieren.“

Ein langjähriger Arbeiter fügte hinzu: „Ich habe für Will gestimmt, weil die verantwortlichen Funktionäre nichts tun. Es gibt keinen besseren Weg, etwas zu ändern, als einen Kandidaten, der den Arbeitern eine Stimme gibt. Wie kann man sagen, dass dies eine faire Wahl war, wenn nicht alle daran teilgenommen haben und so viele Stimmzettel nicht verschickt wurden? Es macht sehr viel Sinn, alle Kandidaten in die Stichwahl zu schicken und sicherzustellen, dass jeder einen Stimmzettel erhält.

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